Nanny Kurfürst: Unterschied zwischen den Versionen

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== Werdegang ==
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Nach dem Schulabschluss [[1907]] zog Nanny Kurfürst nach Kiel und arbeitete dort als Hausangestellte. [[1916]] heiratete sie den Maschinenbauer [[Hermann Kurfürst]]. Wohl seit ihrer Heirat, vielleicht aber auch schon vorher, beteiligte sie sich in Arbeitsgruppen und Gremien an der Parteiarbeit. Das Jahr ihres Eintritts in die SPD ist bisher nicht ermittelt; es war aber spätestens [[1919]], denn [[1920]] übernahm sie zusammen mit [[Emma Drewanz]] die Leitung der Frauengruppe des [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel]]. Nanny und Hermann Kurfürst gehörten dem [[Distrikt]] [[Ortsverein Gaarden|Ost]] an.   
Nach dem Schulabschluss [[1907]] zog Nanny Kurfürst nach Kiel und arbeitete dort als Hausangestellte. [[1916]] heiratete sie den Maschinenbauer Hermann Kurfürst. Wohl seit ihrer Heirat, vielleicht aber auch schon vorher, beteiligte sie sich in Arbeitsgruppen und Gremien an der Parteiarbeit. Das Jahr ihres Eintritts in die SPD ist bisher nicht ermittelt; es war aber spätestens [[1919]], denn [[1920]] übernahm sie zusammen mit [[Emma Drewanz]] die Leitung der Frauengruppe des [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel]]. Nanny und Hermann Kurfürst gehörten dem [[Distrikt]] [[Ortsverein Gaarden|Ost]] an.   


Bis [[1933]] wirkte sie auch im Vorstand der [[AWO]] mit, und [[1924]] trat sie in die Gewerkschaft ein, entweder in den ''Verband der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen'', zu dem seit [[1892]] auch der ''Fabrik- und Hausarbeiterinnenverband'' gehörte, oder in den ''Deutschen Verkehrsbund'', dem sich [[1923]] der ''Verband der Hausangestellten Deutschlands'' angeschlossen hatte.  
Bis [[1933]] wirkte sie auch im Vorstand der [[AWO]] mit, und [[1924]] trat sie in die Gewerkschaft ein, entweder in den ''Verband der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen'', zu dem seit [[1892]] auch der ''Fabrik- und Hausarbeiterinnenverband'' gehörte, oder in den ''Deutschen Verkehrsbund'', dem sich [[1923]] der ''Verband der Hausangestellten Deutschlands'' angeschlossen hatte.  
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== Literatur & Links ==
== Literatur & Links ==
* Nicole Schultheiß: ''Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte'' (Kiel 2007)
* Schumacher, Martin (Hrsg.): ''M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation.'' 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
* Nicole Schultheiß: ''[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/frauenportraits/buch25_portrait_kurfuerst.php Nanny Kurfürst]'' (ergänzte Version)
* Schultheiß, Nicole: ''Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte'' (Kiel 2007)
* Schultheiß, Nicole: ''[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/frauenportraits/buch25_portrait_kurfuerst.php Nanny Kurfürst]'' (ergänzte Version)


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 1. Oktober 2020, 09:47 Uhr

Nanny Kurfürst
Nanny Kurfürst
Nanny Kurfürst
Geboren: 23. August 1892
Gestorben: 18. Februar 1945

Wilhelmine 'Nanny' Kurfürst (geb. Röschmann) * 23. August 1892 in Bordesholm, † 18. Februar 1945 in Schleswig; Hausangestellte. Mitglied der SPD.

Werdegang

Nach dem Schulabschluss 1907 zog Nanny Kurfürst nach Kiel und arbeitete dort als Hausangestellte. 1916 heiratete sie den Maschinenbauer Hermann Kurfürst. Wohl seit ihrer Heirat, vielleicht aber auch schon vorher, beteiligte sie sich in Arbeitsgruppen und Gremien an der Parteiarbeit. Das Jahr ihres Eintritts in die SPD ist bisher nicht ermittelt; es war aber spätestens 1919, denn 1920 übernahm sie zusammen mit Emma Drewanz die Leitung der Frauengruppe des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel. Nanny und Hermann Kurfürst gehörten dem Distrikt Ost an.

Bis 1933 wirkte sie auch im Vorstand der AWO mit, und 1924 trat sie in die Gewerkschaft ein, entweder in den Verband der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen, zu dem seit 1892 auch der Fabrik- und Hausarbeiterinnenverband gehörte, oder in den Deutschen Verkehrsbund, dem sich 1923 der Verband der Hausangestellten Deutschlands angeschlossen hatte.

1928 wurde sie in den Reichstag gewählt, gab ihren Sitz jedoch auf, als sie 1930 ihr einziges Kind bekam. Danach führte sie in der Elisabethstraße in Gaarden einen kleinen Tabakladen. Dies war in den bald anbrechenden "illegalen" Zeiten bei SPD und KPD eine häufig anzutreffende Tätigkeit; auch Theodor Werner betrieb einen auf dem Westufer. Die Funktion von Tabakläden beim Aufbau eines illegalen Netzes erläuterte ein Stasi-Offizier so:

"... da steckt man sich erstmal einen Glimmstengel an, und zu einem Schwatz ist auch noch Zeit. Man hört dies und das. Es trifft sich Hinz und Kunz. Und wenn dann der Kunz dein Mann ist, weil, du hast es erkannt, er eine Zigarettensorte verlangte, die es gar nicht gibt, es war dein Stichwort, dann kannst du ihm mit der Schachtel, die du ihm nun empfiehlst, jeden Kassiber mit rüberschieben, und wenn noch zehn andere im Laden rumstehen und paffen und quatschen, kein Aas merkt was."[1]

Am 5. November 1933 wurde Nanny Kurfürst zusammen mit zahlreichen Genossen und den Genossinnen Emma Drewanz und Gertrud Völcker in "Schutzhaft" genommen. Hitler wurde in Kiel erwartet, und die Gestapo wollte jede Möglichkeit von politisch motivierten Störungen seiner Rede von vornherein ausschließen. Die Frauen wurden nach vier Tagen wieder freigelassen.

Danach scheint Nanny Kurfürst politisch nicht mehr aufgefallen zu sein; zumindest wurde sie nicht wieder verhaftet, obwohl berichtet wird, dass ihr Tabakladen als ein Ort für unauffällige Kontakte zwischen alten GenossInnen diente. Ihre Tochter konnte sich nicht denken, dass sie dies nicht gemerkt hätte.[2] Sie war aber 1933 erst drei Jahre. Später sollte sie mit entsprechendem Wissen sicher nicht belastet werden, war als Schülerin sicher auch zu oft nicht im Laden, als dass ihr Kontakte in oben beschriebener Weise aufgefallen wären.

Tochter Anni sah die Eltern ab 1939 kaum noch, weil sie wegen des Bombenkrieges für längere Zeiträume aus Kiel evakuiert war, vorübergehend bis nach Innsbruck. Sie war allerdings wieder in Kiel, als 1945 im Februar zunächst Nanny Kurfürst starb - im Landeskrankenhaus Schleswig nach einer Operation, mit der ein Gehirntumor entfernt werden sollte. Etwa vier Wochen später starb überraschend auch Hermann Kurfürst, offenbar an Nierenproblemen; man hatte ihn nach dem Bericht seiner Tochter mit dem Blockwagen ins Krankenhaus bringen müssen. Als sie ihn am nächsten Tag besuchen wollte, erhielt sie die Todesnachricht.[3]

Anni lebte danach bei den Tanten in Bordesholm und arbeitet als Dienstmädchen. Etwa 1946 oder 1947 wurde sie von Gertrud Völcker gesucht und gefunden, die dafür sorgte, dass die Tochter ihrer alten Genossin eine Ausbildung an der Kieler Frauenfachschule bekam.[4]

Partei

Von 1924 bis zum Verbot der SPD durch die Nationalsozialisten im Juni 1933 war Nanny Kurfürst Stadtverordnete in Kiel.

In der Reichstagswahl 1924 wurde sie für den Wahlkreis Schleswig-Holstein aufgestellt, blieb allerdings erfolglos. In der Reichstagswahl 1928 errang sie im Wahlkreis Mecklenburg als einzige weibliche Abgeordnete der SPD ein Reichstagsmandat; ihren Lebensmittelpunkt beließ sie jedoch in Kiel, und sie gab das Mandat im September 1930 - kurz vor Ende der Legislaturperiode - wegen der Geburt der Tochter auf.

Literatur & Links

  • Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Schultheiß, Nicole: Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte (Kiel 2007)
  • Schultheiß, Nicole: Nanny Kurfürst (ergänzte Version)

Einzelnachweise

  1. Pierre Boom / Gerhard Haase-Hindenberg: Der fremde Vater. Der Sohn des Kanzlerspions Guillaume erinnert sich (Berlin 2005), S. 102
  2. Persönliche Mitteilung der Tochter vom November 2011
  3. Persönliche Mitteilung der Tochter vom November 2011
  4. Persönliche Mitteilung der Tochter vom November 2011