Michael Bürsch: Unterschied zwischen den Versionen

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Von [[1975]] bis [[1983]] war er in der Ministerialverwaltung des Bundes tätig, die ihn [[1978]] für ein Jahr an die deutsche UN-Vertretung in New York abordnete. Zwischen [[1984]] und [[1987]] arbeitete er für [[Helmut Schmidt]].
Von [[1975]] bis [[1983]] war er in der Ministerialverwaltung des Bundes tätig, die ihn [[1978]] für ein Jahr an die deutsche UN-Vertretung in New York abordnete. Zwischen [[1984]] und [[1987]] arbeitete er für [[Helmut Schmidt]].


Nach seiner Zeit als Staatssekretär in der Regierung von [[Björn Engholm]] war er von [[1993]] bis [[1997]] freiberuflich bzw. für eine Münchner Unternehmensberatung als Berater von Unternehmen und Verwaltungen tätig, v. a. zu Reformprojekten im öffentlichen Dienst. Außerdem berief ihn die Landesregierung zum Beauftragten für Helgoland und für das Ökologie-Projekt "artefact" in Glücksburg.<ref>''Kandidaten stellen sich vor'', ''Roter Schwan'' 3/93, S. 5</ref>
Nach seiner Zeit als Staatssekretär in der Regierung von [[Björn Engholm]] war er von [[1993]] bis [[1997]] freiberuflich bzw. für eine Münchner Unternehmensberatung als Berater von Unternehmen und Verwaltungen tätig, v. a. zu Reformprojekten im öffentlichen Dienst. Außerdem berief ihn die Landesregierung zum Beauftragten für Helgoland und für das Ökologie-Projekt "artefact" in Glücksburg.<ref>''Kandidaten stellen sich vor'', ''[[Kreisverband Neumünster#Roter Schwan|Roter Schwan]]'' 3/93, S. 5</ref>


Von [[1997]] bis [[2009]] gehörte Michael Bürsch dem Bundestag an. Er trat wegen seiner schweren Krebserkrankung nicht wieder an, sondern war noch zwei Jahre als Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im neu eingerichteten Studiengang Non-Profit-Management und Public Governance (Seminar ''Engagementpolitik'') tätig.
Von [[1997]] bis [[2009]] gehörte Michael Bürsch dem Bundestag an. Er trat wegen seiner schweren Krebserkrankung nicht wieder an, sondern war noch zwei Jahre als Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im neu eingerichteten Studiengang Non-Profit-Management und Public Governance (Seminar ''Engagementpolitik'') tätig.
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Dieses Projekt Bürgergesellschaft hat Michael Bürsch immer als eine Aufgabe für alle Akteure im Gemeinwesen vorangetrieben: Es erfordert einen Staat, der das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie von Unternehmen weder ge- noch missbraucht, sondern konsequente Beteiligungsorientierung übt: die 'Weisheit der Vielen' sollte ebenso zu ihrem Recht kommen wie die praktischen Gestaltungsansprüche der Engagierten – Michael Bürsch wurde nicht müde, einer allzu selbstgenügsamen Staatlichkeit immer wieder genau diese Beteiligungsrechte abzuringen. Nur durch Partizipation entstehe Qualität, Legitimation und Akzeptanz von staatlichem Handeln."<ref>Lang, Susanne: ''[http://www.cccdeutschland.org/de/blog/buergergesellschaft/das-cccd-trauert-um-dr-michael-buersch-ein-nachruf Das CCCD trauert um Dr. Michael Bürsch - ein Nachruf]'', abgerufen: 14. August 2014, 13:41</ref></blockquote>
Dieses Projekt Bürgergesellschaft hat Michael Bürsch immer als eine Aufgabe für alle Akteure im Gemeinwesen vorangetrieben: Es erfordert einen Staat, der das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie von Unternehmen weder ge- noch missbraucht, sondern konsequente Beteiligungsorientierung übt: die 'Weisheit der Vielen' sollte ebenso zu ihrem Recht kommen wie die praktischen Gestaltungsansprüche der Engagierten – Michael Bürsch wurde nicht müde, einer allzu selbstgenügsamen Staatlichkeit immer wieder genau diese Beteiligungsrechte abzuringen. Nur durch Partizipation entstehe Qualität, Legitimation und Akzeptanz von staatlichem Handeln."<ref>Lang, Susanne: ''[http://www.cccdeutschland.org/de/blog/buergergesellschaft/das-cccd-trauert-um-dr-michael-buersch-ein-nachruf Das CCCD trauert um Dr. Michael Bürsch - ein Nachruf]'', abgerufen: 14. August 2014, 13:41</ref></blockquote>


== Politik ==
== Partei & Politik ==
Ab [[31. Mai]] [[1997]] gehörte Michael Bürsch einige Jahre lang dem [[Kreisverband Plön - Vorstände|Kreisvorstand Plön]] an. Er arbeitete auch zeitweise in der [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen (ASJ)|ASJ]] und in der [[AfA]] mit.<ref>''Kandidaten stellen sich vor'', ''Roter Schwan'' 3/93, S. 5</ref>
Ab [[31. Mai]] [[1997]] gehörte Michael Bürsch einige Jahre lang dem [[Kreisverband Plön - Vorstände|Kreisvorstand Plön]] an. Er arbeitete auch zeitweise in der [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen (ASJ)|ASJ]] und in der [[AfA]] mit.<ref>''Kandidaten stellen sich vor'', ''[[Kreisverband Neumünster#Roter Schwan|Roter Schwan]]'' 3/93, S. 5</ref>


=== Landesregierung ===
=== Landesregierung ===
Vom [[1. Juni]] [[1988]] bis [[19. Mai]] [[1993]] war er im [[Kabinett Engholm I|Kabinett Engholm]] Landesstaatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten und Leiter der schleswig-holsteinischen Landesvertretung beim Bund.<ref>''Kandidaten stellen sich vor'', ''Roter Schwan'' 3/93, S. 5</ref>
Vom [[1. Juni]] [[1988]] bis [[19. Mai]] [[1993]] war er im [[Kabinett Engholm I|Kabinett Engholm]] Landesstaatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten und Leiter der schleswig-holsteinischen Landesvertretung beim Bund.<ref>''Kandidaten stellen sich vor'', ''[[Kreisverband Neumünster#Roter Schwan|Roter Schwan]]'' 3/93, S. 5</ref>


=== Bundestag ===
=== Bundestag ===
In der Nominierung zur [[Bundestagswahl 1994]] konnte er sich im Wahlkreis 6 (Neumünster/Plön) gegen sechs Mitbewerber durchsetzen<ref>Bürsch, Michael: ''Solide Arbeit und soziale Politik für Neumünster'', ''Roter Schwan'' 1/94, S. 8</ref>; in der Wahl fehlten ihm am Ende 1.200 Erststimmen. Auf der Liste stand er zu weit hinten, so dass er den Einzug in den Bundestag zunächst verfehlte.<ref>''Nachlese zum Wahlkampf'', ''Roter Schwan'' 4/94, S. 10</ref>
In der Nominierung zur [[Bundestagswahl 1994]] konnte er sich im Wahlkreis 6 (Neumünster/Plön) gegen sechs Mitbewerber durchsetzen<ref>Bürsch, Michael: ''Solide Arbeit und soziale Politik für Neumünster'', ''[[Kreisverband Neumünster#Roter Schwan|Roter Schwan]]'' 1/94, S. 8</ref>; in der Wahl fehlten ihm am Ende 1.200 Erststimmen. Auf der Liste stand er zu weit hinten, so dass er den Einzug in den Bundestag zunächst verfehlte.<ref>''Nachlese zum Wahlkampf'', ''[[Kreisverband Neumünster#Roter Schwan|Roter Schwan]]'' 4/94, S. 10</ref>
Von [[1997]] bis [[2009]] gehörte er dem Bundestag an, zunächst über die Landesliste (nachgerückt für [[Norbert Gansel]]), dann jeweils direkt gewählt im Wahlkreis 6 (Neumünster/Plön), den vor ihm [[Horst Jungmann]] vertreten hatte. Seine Nachfolgerin [[Birgit Malecha-Nissen]] wurde [[Bundestagswahl 2009|2009]] nicht direkt gewählt.
Von [[1997]] bis [[2009]] gehörte er dem Bundestag an, zunächst über die Landesliste (nachgerückt für [[Norbert Gansel]]), dann jeweils direkt gewählt im Wahlkreis 6 (Neumünster/Plön), den vor ihm [[Horst Jungmann]] vertreten hatte. Seine Nachfolgerin [[Birgit Malecha-Nissen]] wurde [[Bundestagswahl 2009|2009]] nicht direkt gewählt.



Aktuelle Version vom 27. Juni 2021, 17:52 Uhr

Michael Bürsch
Michael Bürsch
Michael Bürsch
Geboren: 3. Juni 1942
Gestorben: 9. Dezember 2012

Dr. Michael Bürsch, * 3. Juni 1942 in Stettin, † 9. Dezember 2012 in Berlin. Jurist, Bundestagsabgeordneter. Mitglied der SPD seit 1974.

Werdegang

Michael Bürsch wuchs in Schleswig-Holstein auf. Er studierte an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel Jura und wurde dort auch promoviert; ein Kommilitone war Norbert Gansel.

Von 1975 bis 1983 war er in der Ministerialverwaltung des Bundes tätig, die ihn 1978 für ein Jahr an die deutsche UN-Vertretung in New York abordnete. Zwischen 1984 und 1987 arbeitete er für Helmut Schmidt.

Nach seiner Zeit als Staatssekretär in der Regierung von Björn Engholm war er von 1993 bis 1997 freiberuflich bzw. für eine Münchner Unternehmensberatung als Berater von Unternehmen und Verwaltungen tätig, v. a. zu Reformprojekten im öffentlichen Dienst. Außerdem berief ihn die Landesregierung zum Beauftragten für Helgoland und für das Ökologie-Projekt "artefact" in Glücksburg.[1]

Von 1997 bis 2009 gehörte Michael Bürsch dem Bundestag an. Er trat wegen seiner schweren Krebserkrankung nicht wieder an, sondern war noch zwei Jahre als Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im neu eingerichteten Studiengang Non-Profit-Management und Public Governance (Seminar Engagementpolitik) tätig.

Er war Mitglied u. a. der ötv, später ver.di (seit 1976), im Beirat des Deutschen Feuerwehrverbandes und des Bundesverbandes Deutsche Tafeln. Er war Mitbegründer der Kampagne "Deutschland liest vor", des Centrum für Corporate Citizenship Deutschland (CCCD) und des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement (BBE); bei der Friedrich-Ebert-Stiftung leitete er zeitweise die Projektgruppe Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und den Arbeitskreis Bürgergesellschaft und Aktivierender Staat.

Projekt Bürgergesellschaft

2005 war Michael Bürsch treibende Kraft bei der Gründung des "Centrum für Corporate Citizenship Deutschland" (CCCD). In ihrem Nachruf schreibt seine CCCD-Kollegin Dr. Susanne Lang:

"Michael Bürschs großes Projekt war die Bürgergesellschaft, genauer: das Projekt einer demokratischen, solidarischen und beteiligungsoffenen Bürgergesellschaft, in das jede/r einbringen kann, was er/sie vermag, und in dem jeder Beitrag Gehör, Respekt und Anerkennung finden soll. Die Enquete-Kommission 'Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements', die Michael Bürsch geleitet hat, hat diese Idee als das 'Leitbild des bürgerschaftlichen Engagements' bestimmt, als ein 'Gemeinwesen, in dem die Bürgerinnen und Bürger auf der Basis gesicherter Grundrechte und im Rahmen einer politisch verfassten Demokratie durch das Engagement in selbstorganisierten Vereinigungen und durch die Nutzung von Beteiligungsmöglichkeiten die Geschicke des Gemeinwesens wesentlich prägen können'.
Dieses Projekt Bürgergesellschaft hat Michael Bürsch immer als eine Aufgabe für alle Akteure im Gemeinwesen vorangetrieben: Es erfordert einen Staat, der das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie von Unternehmen weder ge- noch missbraucht, sondern konsequente Beteiligungsorientierung übt: die 'Weisheit der Vielen' sollte ebenso zu ihrem Recht kommen wie die praktischen Gestaltungsansprüche der Engagierten – Michael Bürsch wurde nicht müde, einer allzu selbstgenügsamen Staatlichkeit immer wieder genau diese Beteiligungsrechte abzuringen. Nur durch Partizipation entstehe Qualität, Legitimation und Akzeptanz von staatlichem Handeln."[2]

Partei & Politik

Ab 31. Mai 1997 gehörte Michael Bürsch einige Jahre lang dem Kreisvorstand Plön an. Er arbeitete auch zeitweise in der ASJ und in der AfA mit.[3]

Landesregierung

Vom 1. Juni 1988 bis 19. Mai 1993 war er im Kabinett Engholm Landesstaatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten und Leiter der schleswig-holsteinischen Landesvertretung beim Bund.[4]

Bundestag

In der Nominierung zur Bundestagswahl 1994 konnte er sich im Wahlkreis 6 (Neumünster/Plön) gegen sechs Mitbewerber durchsetzen[5]; in der Wahl fehlten ihm am Ende 1.200 Erststimmen. Auf der Liste stand er zu weit hinten, so dass er den Einzug in den Bundestag zunächst verfehlte.[6] Von 1997 bis 2009 gehörte er dem Bundestag an, zunächst über die Landesliste (nachgerückt für Norbert Gansel), dann jeweils direkt gewählt im Wahlkreis 6 (Neumünster/Plön), den vor ihm Horst Jungmann vertreten hatte. Seine Nachfolgerin Birgit Malecha-Nissen wurde 2009 nicht direkt gewählt.

Als MdB leitete er von 1998 bis zum 3. Mai 2002 die Enquete-Kommission Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements, dann vom 7. Mai 2003 bis 2009 den Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement. Von 2006 bis 2009 war er stellvertretender Sprecher der Fraktionsarbeitsgruppe Migration und Integration

Der Schwerpunkt der parlamentarischen Arbeit von Michael Bürsch lag auf der Förderung der Bürgergesellschaft. Er leitete außerdem maßgeblich die Erarbeitung des ÖPP-Beschleunigungsgesetzes (Gesetz zur Beschleunigung der Umsetzung von Öffentlich-Privaten Partnerschaften und zur Verbesserung gesetzlicher Rahmenbedingungen der Öffentlich-Privaten Partnerschaften, 2005), das wegen der offenen Einbeziehung zahlreicher Berater aus der Wirtschaft starker Kritik ausgesetzt war. Der ÖPP-Ansatz hat in der SPD nicht nur Freunde.

Zur Bundestagswahl 2009 trat er nicht wieder an.

Veröffentlichungen

  • Leitbild lebendige Bürgergesellschaft. Plädoyer für einen neuen Gesellschaftsvertrag zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft (Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2002)
  • Artikel in der Berliner Republik, u. a. Freiwillig an die Spitze. Wie sich unsere Gesellschaft durch die Modernisierung der Freiwilligendienste erneuern könnte (mit Frank S. Nebelung, br 3/2005) und Kleiner Grenzverkehr mit Lobbyisten (br 5/2006)
  • Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement in Russland (mit Susanne Lang, Alexandra Härtel, Berlin 2010)
  • zahlreiche Beiträge zu Fragen des bürgerschaftlichen Engagements und zum Thema Neuer Gesellschaftsvertrag (vgl. Dt. Nationalbibliothek)

Videos

Rede von Dr. Michael Bürsch anlässlich der Verleihung des Ehrenpreises des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement für sein engagementpolitisches Lebenswerk zur Eröffnung der "Woche des bürgerschaftlichen Engagements" 2012 vom 24. September bis zum 3. Oktober 2012:

Links

Einzelnachweise

  1. Kandidaten stellen sich vor, Roter Schwan 3/93, S. 5
  2. Lang, Susanne: Das CCCD trauert um Dr. Michael Bürsch - ein Nachruf, abgerufen: 14. August 2014, 13:41
  3. Kandidaten stellen sich vor, Roter Schwan 3/93, S. 5
  4. Kandidaten stellen sich vor, Roter Schwan 3/93, S. 5
  5. Bürsch, Michael: Solide Arbeit und soziale Politik für Neumünster, Roter Schwan 1/94, S. 8
  6. Nachlese zum Wahlkampf, Roter Schwan 4/94, S. 10