Bezirk (Ortsverein): Unterschied zwischen den Versionen

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Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik bildeten [[Ortsverein|Ortsvereine]] (bzw. in großen Städten deren [[Distrikt|Distrikte]]) häufig '''Bezirke'''. Diese waren keine Gliederungen im Parteiaufbau, sondern wohl in erster Linie eine Arbeitsstruktur zur Werbung von Mitgliedern, Zeitungsabonnenten und Wählern, teilweise zudem ein zusätzliches Angebot an die Mitglieder zur Versammlung. Die zuständigen Bezirksführer wurden von der Mitgliederversammlung des Ortsvereins bestimmt.  
Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik bildeten [[Ortsverein|Ortsvereine]] (bzw. in großen Städten deren [[Distrikt|Distrikte]]) häufig '''Bezirke'''. Diese waren keine Gliederungen im Parteiaufbau, sondern wohl in erster Linie eine Arbeitsstruktur zur Werbung von Mitgliedern, Zeitungsabonnenten und Wählern, teilweise zudem ein zusätzliches Angebot an die Mitglieder zur Versammlung. Die zuständigen Bezirksführer wurden von der Mitgliederversammlung des Ortsvereins bestimmt.  
[[Eduard Adler]] sagte auf dem [[Provinzialparteitag 1904, Neumünster]] über die zukünftige Organisation, dass Kreiswahlvereine geschaffen werden müssten, in denen „die bisherigen Vereine der Orte […] Filialen [werden], in Orten ohne solche werden [[Bezirk (Ortsverein)|Bezirks]]- oder [[Distrikt]]sleiter mit Zahlstellen für Einzelmitglieder eingerichtet.“<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19040906/page/6 Hamburger Echo 6.9.1904, S. 6]</ref>
Aus den Bezirksführern entwickelten sich vermutlich die [[Hauskassierer]]<ref>Siehe das Wandsbeker Beispiel [https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19190215MO/page/2 Hamburger Echo 15.2.1919, S.2]</ref>, die bis in die 1970er Jahre insbesondere in mitgliederstarken Ortsvereinen als Unterstützer des Kassierers üblich waren.
Auch die Bezeichnung ''Agitationsbezirk'' war bis ins 20. Jahrhundert hinein verbreitet. <ref>Vgl.: Im September 1903 war Schwarzenbeck (sic!) noch ein Agitationsbezirk im [[Ortsverein Lauenburg]], in: [https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19030915/page/6 Hamburger Echo 15.9.1903, S. 6]</ref>


==Örtliche Beispiele==
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Der [[Ortsverein Ottensen]] hatte [[1919]] 21 Bezirke, die eigene Versammlungen, teils mit Referenten, abhielten.<ref>Hamburger Echo 4.8.1919, S. 3</ref>
Der [[Ortsverein Ottensen]] hatte [[1919]] 21 Bezirke, die eigene Versammlungen, teils mit Referenten, abhielten.<ref>Hamburger Echo 4.8.1919, S. 3</ref>
[[1909]] bestand der [[Ortsverein Pinneberg]] aus zehn Bezirken, von denen drei die Stadt selbst und sieben die Umlandgemeinden Rellingen, Halstenbek, Thesdorf, Egenbüttel, Tangstedt, Borstel und Appen betrafen, wobei für die letzten vier Bezirke mangels Wahlvorschlägen keine Bezirksführer bestimmt werden konnten.<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19090117/page/6 Hamburger Echo 17.1.1909, S. 6]</ref>


==Siehe auch==
==Siehe auch==
*[[Organisationsaufbau der SPD]]
*[[Organisationsaufbau der SPD]]
*[[Vertrauensperson]]


*Achtung Verwechslungsgefahr: [[Bezirk]] = regionale Gliederungsebene unterhalb des Parteivorstands laut Organisationsstatut, in Schleswig-Holstein heute unter dem Namen [[Landesverband]]
*Achtung Verwechslungsgefahr: [[Bezirk]] = regionale Gliederungsebene unterhalb des Parteivorstands laut Organisationsstatut, in Schleswig-Holstein heute unter dem Namen [[Landesverband]]

Aktuelle Version vom 4. Mai 2025, 12:59 Uhr

Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik bildeten Ortsvereine (bzw. in großen Städten deren Distrikte) häufig Bezirke. Diese waren keine Gliederungen im Parteiaufbau, sondern wohl in erster Linie eine Arbeitsstruktur zur Werbung von Mitgliedern, Zeitungsabonnenten und Wählern, teilweise zudem ein zusätzliches Angebot an die Mitglieder zur Versammlung. Die zuständigen Bezirksführer wurden von der Mitgliederversammlung des Ortsvereins bestimmt.

Eduard Adler sagte auf dem Provinzialparteitag 1904, Neumünster über die zukünftige Organisation, dass Kreiswahlvereine geschaffen werden müssten, in denen „die bisherigen Vereine der Orte […] Filialen [werden], in Orten ohne solche werden Bezirks- oder Distriktsleiter mit Zahlstellen für Einzelmitglieder eingerichtet.“[1]

Aus den Bezirksführern entwickelten sich vermutlich die Hauskassierer[2], die bis in die 1970er Jahre insbesondere in mitgliederstarken Ortsvereinen als Unterstützer des Kassierers üblich waren.

Auch die Bezeichnung Agitationsbezirk war bis ins 20. Jahrhundert hinein verbreitet. [3]

Örtliche Beispiele

Im Ortsverein Eckernförde gab es z.B. 1912 18 Bezirke, davon 11 in Eckernförde selbst, 6 im angrenzenden Borby und einen Landbezirk.[4]

Das Hamburger Echo vom 7. Mai 1911 meldete, dass der zukünftige Sozialdemokratische Verein Groß-Kiel in 7 Distrikte und diese wiederum den praktischen Bedürfnissen entsprechend in Bezirke eingeteilt werden solle.

Als 1905 der Zentralverein für den 7. Reichstagswahlkreis (Kiel/Rendsburg/Neumünster) gegründet wurde, wurde in dessen Statut, das grundsätzlich das Prinzip „ein Ort - eine Parteiorganisation“ bekräftigte, festgelegt, dass angehörige Ortsvereine mit mehr als 2000 Mitgliedern Bezirke bilden können.[5]

Der Ortsverein Ottensen hatte 1919 21 Bezirke, die eigene Versammlungen, teils mit Referenten, abhielten.[6]

1909 bestand der Ortsverein Pinneberg aus zehn Bezirken, von denen drei die Stadt selbst und sieben die Umlandgemeinden Rellingen, Halstenbek, Thesdorf, Egenbüttel, Tangstedt, Borstel und Appen betrafen, wobei für die letzten vier Bezirke mangels Wahlvorschlägen keine Bezirksführer bestimmt werden konnten.[7]

Siehe auch


  • Achtung Verwechslungsgefahr: Bezirk = regionale Gliederungsebene unterhalb des Parteivorstands laut Organisationsstatut, in Schleswig-Holstein heute unter dem Namen Landesverband

Einzelnachweise

  1. Hamburger Echo 6.9.1904, S. 6
  2. Siehe das Wandsbeker Beispiel Hamburger Echo 15.2.1919, S.2
  3. Vgl.: Im September 1903 war Schwarzenbeck (sic!) noch ein Agitationsbezirk im Ortsverein Lauenburg, in: Hamburger Echo 15.9.1903, S. 6
  4. Vgl. 100 Jahre SPD Eckernförde, S. 21, 1991
  5. Hamburger Echo 5.4.1905, S. 6
  6. Hamburger Echo 4.8.1919, S. 3
  7. Hamburger Echo 17.1.1909, S. 6