Albert Schulz: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Februar 2016, 22:55 Uhr

Albert Schulz
Albert Schulz
Albert Schulz
Geboren: 11. Oktober 1895
Gestorben: 26. Juli 1974

Albert Schulz (* 11. Oktober 1895 in Rostock; † 26. Juli 1974 in Hamburg) war Leitender Bezirkssekretär der SPD in Schleswig-Holstein. Er war SPD-Mitglied seit dem 11. Oktober 1913.

Leben

Schule & Lehre

Albert Schulz wird in eine Rostocker Arbeiterfamilie geboren. Er geht zur Volksschule. Sein Vater Berthold ist Former auf der Neptunwerft, SPD-Mitglied und Mitglied im Metallarbeiterverband. Als seine Mutter stirbt, ist er sieben Jahre, sein Bruder noch nicht ganz fünf Jahre alt. Als meine Mutter starb, war ich sieben Jahre, mein Bruder noch nicht ganz fünf Jahre alt. Wie sein Vater, so beginnt auch Albert Schulz mit 14 Jahren eine Lehre als Maschinenbauer auf der Neptunwerft und engagiert sich in der "Freien Jugend", der Jugendorganisation der Rostocker Arbeiterbewegung.

Mit 15 wird Albert Schulz Mitglied der Arbeiterjugend, mit 17 Mitglied im Metallarbeiterverband[1]. Am Tag seines 18. Geburtstags wird Albert Schulz Mitglied der SPD.

"Am 11. Oktober 1913 wurde ich 18 Jahre als, konnte an diesem Tag also Mitglied der Partei werden. Nun fand aber am 1. Oktober eine Parteiversammlung statt, wo über Jugendfragen geredet werden sollte. Um dabei sein zu können, mogelte ich. Ich gab an, am 1. Oktober 1895 geboren zu sein und konnte mit der Quittung meines Aufnahmescheines die Versammlung besuchen und reden. Später habe ich das gebeichtet und mein Geburtsdatum im Parteibuch korrigieren lassen. Es war mir keiner böse."[2]

Wanderjahre

Nach der Lehre geht Albert Schulz im April 1914 auf Wanderschaft durch Norddeutschland und versuchte erfolglos in Hamburg, Lübeck, Bremen und Emden Arbeit zu finden. Er findet eine Anstellung in einer Landmaschinenfabrik Bevensen.[3] Nach Ausbruch des Kriegs wird die Fabrik geschlossen und Albert Schulz geht nach Kiel. Hier arbeitet er auf der Germania-Werft, wird Vertrauensperson seiner Abteilung, obwohl er erst 18 Jahre alt ist, verkehrt mit dem VZ-Redakteur Eduard Adler und lernt den Gewerkschafter Gustav Garbe und Andreas Gayk kennen.[4]

Der Erste Weltkrieg

Krieg liegt in der Luft: In zwei großen Mitgliederversammlungen im Gewerkschaftshaus spricht sich der jetzt 19-jährige Albert Schulz strikt gegen die Kriegskredite aus, die später zur Spaltung der SPD führen sollten. Im November 1915 wird Albert Schulz Soldat und er kommt als Feld-Artillerist an die Westfront. Die Schrecken des Weltkriegs prägen sein politisches Bewusstsein. Zum Ende des Kriegs ist Albert Schulz als Unteroffizier Soldatenrat seiner Kompanie.

Weimarer Republik

Im Dezember 1918 wird seine Division im Lokstedter Lager (heute Hohenlockstedt) aufgelöst, und er fährt nach Rostock. Begeistert sorgt er als Mitglied des Soldatenrats in Rostock während des Arbeiter- und Matrosenaufstands mit dafür, die Herrschaft des Großherzogs und der Stände in Mecklenburg zu beenden. Deine Zeit als Soldat ist vorerst zu Ende - vom Krieg hat er genug:

"Um die Jahreswende 1918/1919 hatte der sozialdemokratische Wehrminister Noske die Sozialdemokraten aufgefordert, in neu aufzustellende Truppenverbände einzutreten. Der Aufruf hatte kaum einen Widerhall gefunden. Auch ich war nicht bereit gewesen, der neuen Regierung mit der Waffe in der Hand zu helfen. Nach 4-jährigem Krieg war die Neigung, wieder Soldat zu werden, gering. Hinzu kam der Gedanke, daß wir angesichts der Spartakisten-Putsche auf Arbeiter schießen müßten, und Arbeiterblut schien uns damals ein heiliges Blut zu sein. Die Regierung mußte sich also auf Truppen stützen, die dazu bereit waren. Jetzt (beim Kapp-Putsch) gaben sie dieser Regierung die Quittung. Ich begriff, daß ich und Zehntausende vor allem junger Sozialdemokraten das, was jetzt geschah, mitverschuldet hatten. Ich halte diesen Fehler auch heute noch für meinen schwersten politischen Fehler. Im Kapp-Putsch wurde aus dem Saulus ein Paulus."[5]

Während des Kapp-Lüttwitz-Putsches 1920 stellt Albert Schuz umgehend einen bewaffneten Trupp ehemaliger Rostocker Jungsozialisten zusammen. Als Teil der Rostocker Arbeiterwehr bewachten sie öffentliche Gebäude. [6]

Albert Schulz muss sich zu Beginn der Weimarer Republik als Hilfsschlosser, Heizer und Lokomobilfahrer durchschlagen. Dann findet er Arbeit als Aushilfe bei der Ortskrankenkasse und es geht bergauf.

Nach dem Kapp-Putsch wird der 24-jährige Albert Schulz zum stellvertretenden Vorsitzenden des Unterbezirks Rostock gewählt und im Oktober 1920 als Delegierter zum SPD-Parteitag nach Kassel entsandt. Er kümmert sich erfolgreich um den Aufbau von SPD-Betriebsgruppen in den Rostocker Betrieben. 1921 wird Albert Schulz mit 25 Jahren in den Mecklenburger Landtag gewählt und übernimmt die Parlamentsberichterstattung für die Mecklenburger Volkszeitung. Neben dem Mandat arbeitete Albert Schulz weiterhin bei der Ortskrankenkasse.

Der Ton zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten wurde derweil härter. Bei Gewerkschaftsversammlungen störten die Kommunisten immer häufiger und die SPD war auf Polizeischutz angewiesen. Den wollte Albert Schulz wieder loswerden und nahm die Sache selbst in die Hand: Er erstritt sich einen Parteibeschluss und bildete einen Ordnungsdienst.

Auch während einer Fortbildung in der Heimvolksschule Tinz organsisiet Albert Schulz einen Wachdienst als man Übergriffe von Rechtsradikalen befürchtet. Er ist damit prädestiniert, als er im Februar 1924 zu einer Konferenz zur Sicherung der Republik mit dem SPD-Vorsitzenden Otto Wels entsandt wird. Hier wird das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gegründet. Albert Schulz wird zum Gauvorsitzenden für den Bezirk Mecklenburg-Lübeck gewählt und bleibt in diesem Amt bis zum Verbot des Reichsbanners durch die Nazis 1933.[7]

Bei den kurz aufeinander folgenden Neuwahlen zum Landtag, wurde Albert Schulz jeweils wiedergewählt.

1926 wird Albert Schulz Redakteur bei der Schweriner SPD-Parteizeitung "Das Freie Wort", die zur Mecklenburger Volkszeitung gehört. Er bliebt in diesem Beruf bis die Zeitung 1933 von den Nazis verboten wurde. "Rückblickend auf all meine Berufe, erschienen mir diese sieben Jahre als die schönsten und interessantesten meines Lebens."[8]

1929 zieht die Wirtschaftskrise herauf. Albert Schulz wird zum Vorsitzenden des Unterbezirks Rostock gewählt. Danach wird er auch in den Bezirksvorstand Mecklenburg-Lübeck gewählt. Diese Zusammenstöße mich Nazis und Kommunisten werden immer rauer, die Arbeit des Reichbanners gefährlicher.

"Trotz der ernsthaft heraufdräuenden Gefahr, daß die Nazis zur Macht kommen könnten, war für die Kommunisten immer noch die Sozialdemokratie der Hauptfeind. Wenn in den Straßen eine Demonstration anrückte und in Sprechchören brüllte: "Wer hat uns verraten, die Sozialdemokraten", dann konnte das ebensogut eine Nazidemonstration sein oder eine der KPD. So glichen sich selbst Propagandamethoden der ungleichen Brüder."[9]

Nach Gründung der "Eisernen Front" ist Albert Schulz für ihren Aufbau in Mecklenburg-Lübeck zuständig. Getragen wird das Bündnis dort hauptsächlich von Reichsbanner und Arbeitersport. Die Gewerkschaften ließen sich nicht mobilisieren - zu viele Kommunisten waren hier aktiv gegen die Eiserne Front.

Die Arbeitslosigkeit stieg weiter an. Die gegenseitige Aufrüstung auch: Die Nazis hatten Schusswaffen - die Eiserne Front organisierte sich auch welche. Nach und nach lief nun das Bürgertum zu den Nazis über Albert Schulz nennt in seinen "Erinnerungen" mehrere eindrucksvolle Beispiele aus Rostock.[10]

Immer schwieriger wird die Lage: Um Hitler in der Reichspräsidentenwahl 1932 zu verhindern, muss Albert Schulz seine Partei dazu bewegen, für den bürgerlichen Kandidaten Hindenburg zu werben - ihn hatten sie in der vorherigen Wahl noch bekämpft. Aus Angst vor einen Sieg Hitlers und umgehend folgenden Rache-Aktionen an der Nazi-kritischen Volkszeitung, organisierte Albert Schulz Verteidigungsmaßnahmen für Redaktion und Druckerei: Bewaffnete verbarrikadierten sich mit Gewehren und Maschinengewehren. Hitlers Wahl scheiterte - der Sturm blieb aus.

Staatsstreich in Preußen: Deutschlands größtes Land war bis dahin sozialdemokratisch regiert. Die Regierung ging direkt auf die Reichsregierung über. Albert Schulz und das Reichsbanner stehen vor der Frage, ob sie nun "losschlagen" sollten.

"Ein bewaffneter Aufstand von uns würde als Putsch gegen die bestehende Ordnung angesehen werden. Selbst wenn ich bereit war anzunehmen, daß eine Anzahl preußischer Polizeioffiziere mitmachen würde, wie standen die Chancen? Gegen uns standen SA und SS, Stahlhelm, Polizei der nicht-preußischen Länder, soweit sie rechtsgerichtete Regierungen hatten, und schließlich die Reichswehr. Die mangelhafte Bewaffnung des Reichsbanners, die fehlenden technischen Hilfsmittel usw. waren bekannt."[11]

Für einen solchen Kampf ist das Reichsbanner nicht gerüstet. Ein erneuter Generalstreik wie während des Kapp-Putsches erscheint nicht durchführbar und wird abgelehnt - der Aufstand fällt aus.

Bei der Landtagswahl 1932 gewannen die Nazis die Mehrheit und stellten fortan die Regierung in Mecklenburg. Albert Schulz kandidierte nun für den Reichstag. Der Wahlkampf wurde bereits durch die Polizei behindert - Veranstaltungen aufgelöst. Bei der Reichstagswahl wir Albert Schulz zusammen mit Spitzenkandidat Julius Leber und einem weiteren Kandidaten aus dem Wahlkreis in den Reichstag gewählt. Zum Arbeiten kam er nicht. Nach kurzer Zeit bereits löst Reichskanzler von Papen den Reichstag wieder auf. Bei den Neuwahlen verlieren die Nazis in Mecklenburg-Schwerin fast ein Viertel ihrer Stimmen. Hoffnung erwacht. Albert Schulz wird allerdings nicht wieder gewählt.

Nazi-Zeit

Die Hoffnung zerschlägt sich, als am 30. Januar 1933 Reichspräsident Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler. Umgehend plant Albert Schulz mit der Spitze des Reichsbanners, wie das Vermögen der Organisation vor dem Zugriff der Nazis gerettet werden könne. Gemeinsam fahren sie nach Berlin und werden Zeugen des Fackelzuges der Nazis durch die Reichshauptstadt.

Nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 organisiert Albert Schulz den Weg in den Untergrund: Parteifreunde werden geschützt, Waffen versteckt oder vernichtet. Die Mitgliedskartei dupliziert und versteckt. Einige Mitglieder bekommen zur Tarnung Bescheinigungen, dass sie schon lange kein SPD-Mitglied mehr gewesen seinen. Albert Schulz versucht die Organisation so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Die Volkszeitung wird zunächst zensiert, dann verboten. Sozialdemokraten werden entlassen. Auch Albert Schulz' Bruder Paul wird entlassen. Er findet nie wieder eine Arbeit und nimmt sich 1935 das Leben. Während die Gewerkschaften den 1. Mai 1933 unter den Nazis feiern, fahren die Sozialdemokraten zur Feier ins Grüne.[12]

Der nun arbeitslose Albert Schulz beschließt mit etwas geliehenem Geld Zigarrenhändler zu werden, um seine Familie über Wasser zu halten. Für ein Fluglatt landet Albert Schulz zum ersten Mal für kurze Zeit im Gefängnis. Danach geht es mit dem Zigarrenhandel aufwärts:

"Es gab nach 1933 in Rostock vier Zigarrenläden von sozialdemokratischen Politikern. Sie kamen alle wirtschaftlich mehr oder minder gut zurecht, dank der Solidarität sehr vieler Genossen. In meinem Laden hatte ich meistens einen Nazi als Kontrolleur. In der Regel war er bald bekannt. Wenn ein Fremder in den Laden kam, wurde das Gespräch sofort unpolitisch."[13]

Albert Schulz und einige Rostocker Genossen pflegen Kontakt zu Julius Leber und seinem Widerstandskreis.

1939 wird Albert Schulz als Soldat eingezogen. Dort arbeitete er bis zum Zusammenbruch 1945 als Dienstverpflichteter bei der Luftwaffe.[14] Er wird erst nach Polen, dann nach Holland und Frankreich versetzt. Im Sommer 1940 kann Albert schulz seine Entlassung beantragen. Danach arbeitet er als ziviler Angestellter der Luftwaffe in Rostock.[15]

Nach dem gescheiterten Anschlag auf Hitler am 20. Juli 1944 wird auch Albert Schulz in der Aktion Gitter verhaftet. Es gelang der Gestapo aber nicht, ihm eine antifaschistische Tätigkeit nachzuweisen, so dass man ihn im Oktober wieder entlassen musste.[16]

In der sowjetisch besetzten Zone

Direkt im Mai 1945 beginnen Albert Schulz und seine Genossen in Rostock die SPD wieder aufzubauen. Bereits am 5. Juli 1945 ist die SPD in Rostock wieder arbeitsfähig. Sie wird wieder die mitgliederstärkste Partei vor Ort. Auf seinem Rückweg aus dem Konzentrationslager besucht Schleswig-Holsteins späterer erster sozialdemokratischer Ministerpräsident Hermann Lüdemann Albert Schulz. Im Gepäck hat er einen im KZ geschriebenen, glühenden Aufruf zur Neugründung der SPD - er kommt damit ein wenig zu spät.

"Ich mußte Hermann enttäuschen. Die Partei sei bereits mit einem Aufruf von Grotewohl, Löbe, Gniffke und anderen gegründet. Sein Aufruf sei viel besser, könne aber nicht mehr dem beabsichtigten Zweck dienen. Ich würde mich aber bemühen, die Genehmigung der Kommandantur zur Herausgabe seines flammenden Aufrufes als Flugblatt zu bekommen. Ohne eine Reihe sachlicher und stilistischer Änderungen werde das aber nicht möglich sein. Diese Genehmigung habe ich trotz der Änderungen von den Russen nicht bekommen."[17]

Am 1. Februar 1946 wird Albert Schulz von der sowjetischen Militärregierung als Oberbürgermeister von Rostock eingesetzt.

Eine Einheitspartei und eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten lehnte Albert Schulz ab. Er traute ihnen nach seinen Erfahrungen in der Weimarer Republik nicht:

"Ende 1945 sah er die Entwicklung aber bereits in eine andere Richtung gehen. Folgerichtig mobilisierte er die sozialdemokratische Arbeiterschaft Rostocks Anfang Januar 1946 zu Funktionärs- und Mitgliederversammlungen. Auf der Neptunwerft wurde in einer Mitgliederversammlung der SPD eine von ihm formulierte Resolution verabschiedet. Sie verlangte, die Vereinigung von dem Votum eines Reichsparteitages und einer Urabstimmung im Reichsgebiet abhängig zu machen - und jeder wußte angesichts der klaren Haltung insbesondere Kurt Schumachers, wie das Ergebnis dieses Votums und dieser Urabstimmung ausfallen würde. Damit war der Fehdehandschuh geworfen."[18]

Der Druck auf die Sozialdemokratie in der Sowjetzone steigt wieder. Im April 1946 findet die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED statt. Der Westddeutsche SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher rät den Ost-Sozialdemokraten im Amt verbleiben, solange man uns nichts zumute, dessen sich ein Sozialdemokrat schämen müsse. Albert Schulz widersetzt sich gegen die Zumutungen. Im Februar 1947 wird er von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD verhaftet. Albert Schulz wird zu zehn Jahren Arbeitslager wegen "Sabotage" verurteilt.

Nach vier Monaten wird Albert Schulz entlassen, nachdem sich der SED-Vorsitzende Wilhelm Pieck für ihn eingesetzt hatte. Jedoch war Albert Schulz jetzt klar, dass der NKWD ihn überwachte und er jederzeit wieder verhaftet werden könnte.[19]

Doch er hält sich nicht zurück, streitet für seine Überzeugungen und legt sich mit der SED-Führung an. Aus Protest gegen die Weisungen der SED floh Albert Schulz im August 1949 nach Westddeutschland.

Nach der Flucht

Als angesehener Sozialdemokrat nahm ihn die SPD im Westen mit offenen Armen auf. In Hamburg stellte ihn Herbert Wehner als Wahlkreismitarbeiter für die Hamburger SPD-Bundestagsabgeordneten ein. Dort lernte er Helmut Schmidt kennen:

"Im Herbst 1949 war der erste Bundestag gewählt worden; Herbert Wehner, Peter Blachstein, Hellmut Kalbitzer und einige andere Hamburger Sozialdemokraten waren gewählt worden, sie machten Albert Schulz zu ihrem gemeinsamen Sekretär. Ich habe ihn in den nächsten drei Jahren fast jede Woche einmal erlebt, weil nämlich die Hamburger SPD-Abgeordneten sich regelmäßig bei dem damaligen Wirtschaftssenator Karl Schiller trafen, um sich über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung der jungen Bundesrepublik zu beraten (damals war ich ein Mitarbeiter Schillers)."[20]

Schleswig-Holstein

1952 ist Andreas Gayk Landesvorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein und er ist auf der Suche nach einem geeigneten Bezirkssekretär - das ist heute der Landesgeschäftsführer. Der bisherige Bezirkssekretär Max Kukil ist in den SPD-Vorstand gewechselt. Der Posten blieb zunächst unbesetzt. Erich Ollenhauer und Herbert Wehner empfehlen Albert Schulz. Der Bezirksparteitag wählt Albert Schulz 1953 zum Bezirkssekretär und zum zweiten Vorsitzenden.

"Sekretär, daß (sic!) hieß in der SPD für die 'Linie' verantwortlich zu sein. Das hieß, Beschlüsse umsetzen, Agitation betreiben und die Partei nach außen vertreten. Der Parteisekretär war gleichsam so etwas wie der 'geschäftsführende Vorsitzende'. Sein Wort, zumal von Albert Schulz vertreten, galt in der Partei als Parole. Somit war der 'leitende Sekretär' in der damaligen Struktur der SPD zumindest gleichrangig mit dem Vorsitzenden der Partei." - Rolf Selzer[21]

In seinen Erinnerungen schreibt Albert Schulz Andreas Gayk sagte zu Beginn seiner Arbeit zu ihm: "Hör zu, ich kann mich aus Zeitmangel wenig um die Parteiarbeit kümmern. Handele Du stets so, wie Du es für richtig hältst. Ich werde Dich in jedem Fall decken. Wenn ich in der Sache anderer Meinung bin, werde ich es Dir persönlich sagen."[22]

Bis 1962 ist Albert Schulz Leitender Bezirkssekretär der SPD Schleswig-Holstein und gleichzeitig stellvertretender Landesvorsitzender. Dann geht er mit 67 Jahren in den Ruhestand, bleibt aber noch ehrenamtlich aktiv. Bis 1970 bleibt er Mitglied im Verwaltungsrat des NDR.

1972 schließt Albert Schulz seine Erinnerungen:

"Mein Leben war bunt und wechselvoll. Aber ich sage 'Ja' zu meinem Leben! Und wenn es möglich wäre, ich wäre bereit, mein Leben noch einmal zu leben mit allen Höhen und allen Tiefen. Allerdings unter einer Bedingung: noch einmal an der Seite meiner lieben, klugen, tapferen und einfühlsamen Frau Emmy geb. Munck"[23]

Albert Schulz stirbt im Alter von 78 Jahren in Hamburg. Er war verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Sein Sohn Peter Schulz war von 1971 bis 1974 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Stimmen

  • "Sucht man nach einem Parteisekretär im klassischen Sinn - Albert Schulz wird der letzte in Schleswig-Holstein gewesen sein. Danach wurde statt des Parteisekretärs der Geschäftsführer eingeführt." - Rolf Selzer[24]
  • "Für einige erscheint heute die Aufhellung der Stasi und ihrer scheußlichen Aktivitäten als besonders wichtig. Dagegen erscheint mir die Erinnerung an die vorbildliche Haltung aufrechter Menschen unter der kommunistischen Diktatur viel wichtiger. Denn jedermann braucht in Wahrheit Vorbilder. Und Albert Schulz war ein Vorbild." - Helmut Schmidt, 1995[25]

Widmungen

  • Albert-Schulz-Stiftung, Rostock - Stuftung zum Bewahren des Andenkens an das Wirken von Albert Schulz für Freiheit und soziale Gerechtigkeit und Förderung des Verständnisses der Geschichte der SPD in Rostock und Mecklenburg
  • Albert-Schulz-Preis - Verliehen von der Albert-Schulz-Stiftung für soziales Engagement seit 2004.

Literatur

  • Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  • Meik Woyke: "Albert Schulz (1895–1974). Ein sozialdemokratischer Regionalpolitiker" J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2006, ISBN 3801241661
  • Selzer, Rolf: "Lebensläufe" in: Demokratische Geschichte, in: Demokratische Geschichte 3(1988), Seite 625-639
  • Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  • Peter Schulz: "Rostock, Hamburg, Shanghai, Erinnerungen eines Hamburger Bürgermeisters" Edition Temmen, 2009, ISBN 9783837820010
  • Martin Schumacher (Hrsg.): "M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945" Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3770051831

Links

Quellen

  1. Selzer, Rolf: "Lebensläufe" in: Demokratische Geschichte, in: Demokratische Geschichte 3(1988), Seite 625-639
  2. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  3. Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  4. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  5. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  6. Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  7. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  8. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  9. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  10. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  11. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  12. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  13. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  14. elzer, Rolf: "Lebensläufe" in: Demokratische Geschichte, in: Demokratische Geschichte 3(1988), Seite 625-639
  15. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  16. Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  17. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  18. Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  19. Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  20. Schmidt, Helmut im Vorwort zu: Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093
  21. Selzer, Rolf: "Lebensläufe" in: Demokratische Geschichte, in: Demokratische Geschichte 3(1988), Seite 625-639
  22. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  23. Albert Schulz: "Erinnerungen eines Sozialdemokraten" Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg 2000. (Schriftenreihe des Fritz-Küster-Archivs). ISBN 3814207580
  24. Selzer, Rolf: "Lebensläufe" in: Demokratische Geschichte, in: Demokratische Geschichte 3(1988), Seite 625-639
  25. Schmidt, Helmut im Vorwort zu: Schwabe, Klaus: "Albert Schulz - Ein Leben für soziale Gerechtigkeit und Freiheit" in: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 7 (1997) ISBN 3860774093