Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld''' wurde [[1928]] als Bildungsstätte für Arbeiter und Angestellte mit einem Schulgebäude in der Süderstraße errichtet. Leiter war [[Amandus Lützen]].<ref>Ludwig, Tina: ''[https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/im-zentrum-des-widerstands-id10287641.html Im Zentrum des Widerstands]'' in: Flensburger Tageblatt, 23. Juli 2015</ref>
Die '''Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld''' wurde [[1928]] als Bildungsstätte für Arbeiter und Angestellte mit einem Schulgebäude in der Süderstraße errichtet.


== Gründung ==
== Vorgeschichte ==
Der Erfolg der Weimarer Republik sollte nach mein der Sozialdemokraten aus Schleswig-Holstein auch davon abhängen, wie gut gelänge, die Verwaltung zu demokratisieren. Da Sozialdemokraten der Weg in die Verwaltung bislang auf vielfache Art schwer gemacht worden war, gab es wenig Erfahrung und Vorbilder. Abhilfe sollte unter anderem die Arbeitervolkshochschule schaffen.<ref>Jacobsen, Jens-Christian (1988) "[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay17.pdf 'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933]" in: Demokratische Geschichte, Band 3, Seite 211</ref>
Der Erfolg der Weimarer Republik hing nach Ansicht der SPD in Schleswig-Holstein nicht zuletzt davon ab, wie gut es gelänge, die Verwaltung zu demokratisieren. Dazu musste Angehörigen der Arbeiterklasse - anders als im Kaiserreich - der Weg in die Verwaltung offen stehen. Sie mussten aber auch ermutigt werden, in diese bisher als feindlich angesehene Institution einzutreten, in ihr Machtpositionen auf allen Ebenen einzunehmen, und sie mussten mit dem Wissen ausgerüstet werden, das für eine erfolgreiche Arbeit notwendig war. Aufgrund der Geschichte gab es wenig Erfahrung und Vorbilder. Abhilfe sollten unter anderem die Arbeitervolkshochschulen schaffen.<ref>Jacobsen, Jens-Christian: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay17.pdf 'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933]'', ''Demokratische Geschichte'' Band 3(1988), S. 226 f.</ref>


Die Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz berichtete [[1928]]:
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: "In Harrisleefeld bei Flensburg (Schleswig) ist erst vor einigen Wochen eine weitere Arbeitervolkshochschule eröffnet worden, die mit staatlicher Hilfe gebaut worden ist. Im Verwaltungsrat sitzen Vertreter des [[ADGB|A. D. G. B.]] und der sozialdemokratischen Partei. Es sollen jährlich zweimal je 30 Schüler zu 5 Monatskursen aufgenommen werden. Die Leitung liegt in den Händen von Genossen E. Marquart. Die Verpflegungs- und Unterrichtskosten belaufen sich auf 500 Mark für einen Kurs."<ref>Herkner, Heinrich: ''[http://www.e-periodica.ch/cntmng?var=true&pid=grs-001:1928:20::630 Arbeiterschulen in Deutschland]'', in: Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz: Monatsschrift des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Band 20/1928 Heft 6</ref>
[[1928]] gründete sich eine reichsweite Gesellschaft der Freunde der Arbeitervolkshochschulen unter Vorsitz der Kieler Bildungs- und Kulturpolitikerin [[Toni Jensen]], deren Unterstützung maßgeblich zur Eröffnung von Harrisleefeld beitrug.<ref>Schultheiß, Nicole: ''Geht nicht gibt's nicht. 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte'' (Kiel 2007), S. 53-56. Online-Version: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/frauenportraits/buch16_portrait_jensen.php Toni Jensen]</ref>


[[1933]] wurde sie durch die Nationalsozialisten geschlossen und [[1936]] in die "Provinzialfeuerwehrschule" umgewandelt. In dieser Funktion dient das Gebäude noch heute als Landesfeuerwehrschule.
== Die Schule ==
Die ''Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz'' berichtete [[1928]]:


== Bekannte Schüler.innen ==
: "In Harrisleefeld bei Flensburg (Schleswig) ist erst vor einigen Wochen eine weitere Arbeitervolkshochschule eröffnet worden, die mit staatlicher Hilfe gebaut worden ist. Im Verwaltungsrat sitzen Vertreter des [[ADGB|A. D. G. B.]] und der sozialdemokratischen Partei. Es sollen jährlich zweimal je 30 Schüler zu 5 Monatskursen aufgenommen werden. Die Leitung liegt in den Händen von Genossen [[E. Marquart]]. Die Verpflegungs- und Unterrichtskosten belaufen sich auf 500 Mark für einen Kurs."<ref>Herkner, Heinrich: ''[http://www.e-periodica.ch/cntmng?var=true&pid=grs-001:1928:20::630 Arbeiterschulen in Deutschland]'', ''Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz: Monatsschrift des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes'', Band 20/1928 Heft 6, S. 203</ref>
* [[Otto Engel]]
 
* [[Walter Hohnsbehn]]
Sehr bald muss die Leitung vom Genossen Marquart, über den bisher nichts Weiteres ermittelt werden konnte, auf [[Amandus Lützen]]<ref>Ludwig, Tina: ''[https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/im-zentrum-des-widerstands-id10287641.html Im Zentrum des Widerstands]'', ''Flensburger Tageblatt'', 23.7.2015</ref> übertragen worden sein, der ab [[1928]] zusammen mit seiner Frau [[Sophie Lützen]] zu den prägenden Persönlichkeiten der SPD im Raum Flensburg gehörte.
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Zu den Absolventen der Schule in der kurzen Zeit ihres Bestehens gehörten so bekannte schleswig-holsteinische Sozialdemokraten wie [[Otto Engel]], [[Walter Hohnsbehn]], [[Eugen Lechner]], [[Walter Lurgenstein]], der auch über ihre Geschcihte geschrieben hat (vgl. unten), und [[Hermann Schwieger]].
* [[Hermann Schwieger]]
 
[[1933]] wurde die Schule durch die Nationalsozialisten geschlossen, ohne Gegenleistung (soweit bekannt) enteignet und ab [[1936]] als Provinzialfeuerwehrschule genutzt. In ähnlicher Funktion dient das Gebäude noch heute als Landesfeuerwehrschule.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Jacobsen, Jens Christian: ''Vom Landarbeiter zum Lokalredakteur. Die Arbeitervolkshochschulen Tinz und Harrisleefeld'', in: Grenzfriedenshefte, [Hrsg.Grenzfriedensbund], Nr. 4,Flensburg 1993, S. 273-287
* Jacobsen, Jens Christian: ''Vom Landarbeiter zum Lokalredakteur. Die Arbeitervolkshochschulen Tinz und Harrisleefeld'', ''Grenzfriedenshefte'' 4/1993, S. 273-287
* [[Walter Lurgenstein|Lurgenstein, Walter]]: ''Die ehemalige Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld - ein unverdientes Schicksal.'' In: Grenzfriedenshefte 2/1962, S. 108-115.
* [[Walter Lurgenstein|Lurgenstein, Walter]]: ''Die ehemalige Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld - ein unverdientes Schicksal'', ''Grenzfriedenshefte'' 2/1962, S. 108-115


== Links ==
== Links ==
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== Quellen ==
== Quellen ==
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[[Kategorie:Kreisverband Schleswig-Flensburg]]

Version vom 12. August 2019, 12:55 Uhr

Landesfeuerwehrschule
Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld
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Süderstraße 46
24955 Harrislee
https://www.lfs-sh.de/

Die Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld wurde 1928 als Bildungsstätte für Arbeiter und Angestellte mit einem Schulgebäude in der Süderstraße errichtet.

Vorgeschichte

Der Erfolg der Weimarer Republik hing nach Ansicht der SPD in Schleswig-Holstein nicht zuletzt davon ab, wie gut es gelänge, die Verwaltung zu demokratisieren. Dazu musste Angehörigen der Arbeiterklasse - anders als im Kaiserreich - der Weg in die Verwaltung offen stehen. Sie mussten aber auch ermutigt werden, in diese bisher als feindlich angesehene Institution einzutreten, in ihr Machtpositionen auf allen Ebenen einzunehmen, und sie mussten mit dem Wissen ausgerüstet werden, das für eine erfolgreiche Arbeit notwendig war. Aufgrund der Geschichte gab es wenig Erfahrung und Vorbilder. Abhilfe sollten unter anderem die Arbeitervolkshochschulen schaffen.[1]

Schon auf den Parteitagen ab 1924 war dies von maßgeblichen Funktionären wie Wilhelm Brecour oder Louis Biester gefordert worden.[2]

1928 gründete sich eine reichsweite Gesellschaft der Freunde der Arbeitervolkshochschulen unter Vorsitz der Kieler Bildungs- und Kulturpolitikerin Toni Jensen, deren Unterstützung maßgeblich zur Eröffnung von Harrisleefeld beitrug.[3]

Die Schule

Die Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz berichtete 1928:

"In Harrisleefeld bei Flensburg (Schleswig) ist erst vor einigen Wochen eine weitere Arbeitervolkshochschule eröffnet worden, die mit staatlicher Hilfe gebaut worden ist. Im Verwaltungsrat sitzen Vertreter des A. D. G. B. und der sozialdemokratischen Partei. Es sollen jährlich zweimal je 30 Schüler zu 5 Monatskursen aufgenommen werden. Die Leitung liegt in den Händen von Genossen E. Marquart. Die Verpflegungs- und Unterrichtskosten belaufen sich auf 500 Mark für einen Kurs."[4]

Sehr bald muss die Leitung vom Genossen Marquart, über den bisher nichts Weiteres ermittelt werden konnte, auf Amandus Lützen[5] übertragen worden sein, der ab 1928 zusammen mit seiner Frau Sophie Lützen zu den prägenden Persönlichkeiten der SPD im Raum Flensburg gehörte.

Zu den Absolventen der Schule in der kurzen Zeit ihres Bestehens gehörten so bekannte schleswig-holsteinische Sozialdemokraten wie Otto Engel, Walter Hohnsbehn, Eugen Lechner, Walter Lurgenstein, der auch über ihre Geschcihte geschrieben hat (vgl. unten), und Hermann Schwieger.

1933 wurde die Schule durch die Nationalsozialisten geschlossen, ohne Gegenleistung (soweit bekannt) enteignet und ab 1936 als Provinzialfeuerwehrschule genutzt. In ähnlicher Funktion dient das Gebäude noch heute als Landesfeuerwehrschule.

Literatur

  • Jacobsen, Jens Christian: Vom Landarbeiter zum Lokalredakteur. Die Arbeitervolkshochschulen Tinz und Harrisleefeld, Grenzfriedenshefte 4/1993, S. 273-287
  • Lurgenstein, Walter: Die ehemalige Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld - ein unverdientes Schicksal, Grenzfriedenshefte 2/1962, S. 108-115

Links

Quellen

  1. Jacobsen, Jens-Christian: 'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933, Demokratische Geschichte Band 3(1988), S. 226 f.
  2. Jacobsen, Jens-Christian: 'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933, Demokratische Geschichte Band 3(1988), S. 228 Anm. 60
  3. Schultheiß, Nicole: Geht nicht gibt's nicht. 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte (Kiel 2007), S. 53-56. Online-Version: Toni Jensen
  4. Herkner, Heinrich: Arbeiterschulen in Deutschland, Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz: Monatsschrift des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Band 20/1928 Heft 6, S. 203
  5. Ludwig, Tina: Im Zentrum des Widerstands, Flensburger Tageblatt, 23.7.2015