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Nach seiner Ankunft in der britischen Besatzungszone sah Herbert Wehner zunächst Bildungsarbeit als vordringlich an; über eine Volkshochschule wollte er "ein Zentrum für die Erneuerung der sozialistischen Bewegung in Deutschland" schaffen. Die Übernahme der Leitung der Heimvolkshochschule [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]] scheiterte jedoch an fehlenden akademischen Abschlüssen.<ref>Zitat und Information in: Leugers-Scherzberg, August H.: ''Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition'' (Berlin 2006) ISBN 978 3 548 36854 2, S. 80 f.</ref> | Nach seiner Ankunft in der britischen Besatzungszone sah Herbert Wehner zunächst Bildungsarbeit als vordringlich an; über eine Volkshochschule wollte er "ein Zentrum für die Erneuerung der sozialistischen Bewegung in Deutschland" schaffen. Die Übernahme der Leitung der Heimvolkshochschule [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]] scheiterte jedoch an fehlenden akademischen Abschlüssen.<ref>Zitat und Information in: Leugers-Scherzberg, August H.: ''Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition'' (Berlin 2006) ISBN 978 3 548 36854 2, S. 80 f.</ref> | ||
Version vom 30. März 2022, 10:21 Uhr
Herbert Wehner |
Herbert Wehner, * 11. Juli 1906 in Dresden; † 19. Januar 1990 in Bonn; Redakteur, Bundestagsabgeordneter. Mitglied der SPD seit 1946.
Kurzlebenslauf
Herbert Wehner war in der Weimarer Republik hochrangiges Mitglied der KPD. Nach der Machtübergabe an die Nazis, floh er nach Moskau. Den stalinistischen Säuberungen entging Herbert Wehner nicht. Er erlebte sie nicht nur als Zeuge, sondern er wurde auch selbst in eine Untersuchung verwickelt und machte seinerseits Angaben zum Verhalten anderer deutscher Kommunisten.
Dem konnte der entkommen, als er 1941 nach Schweden geschickt wurde. Er sollte von dort aus den kommunistischen Widerstand gegen das NS-Regime in Deutschland organisieren. 1942 wurde Herbert Wehner verhaftet und erlebte das Kriegsende in einem schwedischen Gefängnis. In dieser Zeit wurde er unter dem Vorwurf, sich dem Parteiauftrag entzogen zu haben, aus der KPD ausgeschlossen. Diese schlimmen Erfahrungen prägten seine Haltung zu Kommunismus und Sowjetunion.
1944 lernte er in Schweden Lotte Burmester (eigentlich: Charlotte) kennen. Sie war die Witwe des kommunistischen Hamburger Widerstandskämpfers Carl Burmester. Lotte Burmester hatte da bereits zwei erwachsenen Kinder. Den Sohn Jens-Peter und die Tochter Greta Burmester. Die war bereits 19 Jahre alt, berufstätig und führte einen eigenen Haushalt.
Nach der Nazi-Zeit kehrte das Paar zurück nach Deutschland. Am 8. Oktober 1946 trat Herbert Wehner in Hamburg in die SPD ein. Von 1949 bis 1983 war er dann direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für Hamburg. Er war von 1966 bis 1969 Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen. Von 1969 bis 1983 war Herbert Wehner Vorsitzender der SPD Bundestagsfraktion.
1949 zog er nach Bonn. 1953 heirateten Lotte Burmester und Herbert Wehner. In dieser Zeit begann Lotte Burmesters Tochter Greta Burmester ihre durch die NS-Verfolgung gesundheitlich schwer geschädigte Mutter zu betreuen und ihr bis zuletzt zur Seite zu stehen. Greta Burmester war im August 1947 in die SPD eingetreten. In Kiel an der 'Landeswohlfahrtsschule' machte sie eine Ausbildung zur Jugendfürsorgerin und später auch zur Gesundheitsfürsorgerin. Sie war in diesem Beruf auch tätig, bis sie ihn für die Betreuung ihrer Eltern aufgab. 1983 starb Lotte Burmester. Herbert Wehner heiratete die 59-jährige Greta Burmester.[1]
1990 starb Herbert Wehner in Bonn.
in Schleswig-Holstein
Nach seiner Ankunft in der britischen Besatzungszone sah Herbert Wehner zunächst Bildungsarbeit als vordringlich an; über eine Volkshochschule wollte er "ein Zentrum für die Erneuerung der sozialistischen Bewegung in Deutschland" schaffen. Die Übernahme der Leitung der Heimvolkshochschule Rendsburg scheiterte jedoch an fehlenden akademischen Abschlüssen.[2]
Durch seine Frau Lotte hatte Herbert Wehner Beziehungen nach Flensburg. Dort lebte "Tante Hanne", Johanna Hansen, eine Großtante von Greta Burmester, bei der diese als Kind oft ihre Sommerferien verbracht hatte, während ihre Eltern in Hamburg von den Nazis verfolgt wurden. In den 1950er Jahren kamen die Wehners regelmäßig zu Ferienaufenthalten - und aus gesundheitlichen Gründen auch längere Aufenthalte von Lotte Wehner - in Holnis bei Glücksburg.[1] Wehners liebten "Tante Hanne", die sie regelmäßig zum Geburtstag besuchten. Zu diesen Aufenthalten in Flensburg gehörte immer auch ein Besuch in Tante Hannes Stammcafé, dem Mariencafé.
Nach ihrem Tod hielt Herbert Wehner ihr am 5. September 1973 in Flensburg die Abschiedsrede Am Sarge von Tante Hanne.[3]
Bundestagsabgeordneter
Im Wahlkampf zur Landtagswahl 1958 machte Herbert Wehner eine mehrtägige Tour mit Kundgebungen in ganz Schleswig-Holstein. Höhepunkt eines "Wahlkongresses" am 31. August 1958 war Herbert Wehner, "der von Beifall umbrandet in meisterhaften Formulierungen die Partei zum Kampf aufrief."[4]
Bundesminister
Am 17. Mai 1967 eröffnete Herbert Wehner als Minister für gesamtdeutsche Fragen die neue Büchereizentrale der Nordschleswiger in Apenrade.
Schon am 3. April war er anlässlich der Landtagswahl zu einer Kundgebung in Rendsburg gewesen.
Fraktionsvorsitzender
Am 20. Februar 1971 sprach Herbert Wehner morgens im Rahmen einer Arbeitnehmerkonferenz mit Jochen Steffen und Jan Sierks bei einer Großkundgebung in der Kieler Ostseehalle vor 3000 Menschen.[5] Später am Tag versammelten sich während einer Kundgebung in Husum 750 protestierende Bauern; es gab sogar eine Bombendrohnung. Nach erfolgloser Bombensuche und Fortsetzung der Veranstaltung musste die Kongreßhalle kurz darauf wegen Überfüllung erneut geschlossen werden. Die protestierenden Landwirte "'beherrschten' die Lage so intensiv, daß, wer auch immer versuchte, ein nicht landwirtschaftliches Thema anzusprechen, mit großen Mißfallensbezeugungen bedacht wurde."[6] Herbert Wehner ließ sich schließlich zu dem typischen Satz hinreißen: "Sie können von einem Ochsen nicht mehr verlangen, als ein gutes Stück Rindfleisch, und das habe ich hier versucht, Ihnen zu geben!"[7]
1979 kam er zur Teilnahme an der regelmäßigen Runde mit dem Fraktionsvorsitzenden aller Landesparlamente nach Kiel. Diese Runde fand im Wechsel in den Landeshauptstädten statt. Marlies Jensen-Leier erinnert sich an diesen Besuch, der in ihre Zeit als Mitarbeiterin des Fraktionsgeschäftsführers Karl Heinz Luckhardt fiel:
"Sonnabend früh sind also der Pförtner und ich allein im Landeshaus. 7.30 Uhr Begegnung mit Herbert Wehner! Er und seine Greta stehen unvermutet bei mir vorm Schreibtisch. Er, den die Genossinnen und Genossen liebevoll "Onkel Herbert" nennen, [und sie] sind direkt vom Bahnhof gekommen. Sie wollen sofort arbeiten. Sie wollen einen Schreibtisch. Und sie wollen Heißwasser für ihren Kräutertee. Als gegen 9 Uhr Karl Heinz Luckhardt kommt, ist sein Büro besetzt. [...] Ich bemerk seinen großen Respekt vor Herbert Wehner. Luckhardt begrüßt die beiden, bittet Wehner, an seine Schreibtischschublade zu dürfen [...]. Um zehn Uhr tagt die Fraktionsvorsitzendenkonferenz im Großen Sitzungssaal im ersten Stock über dem Hauptportal."[8]
Literatur
- Meyer, Christoph: Herbert Wehner. Biographie. 4 Auflagen, München (dtv) (2006) ISBN 3423245514
- Wehner, Greta / Meyer, Christoph (Hrsg.): Erfahrungen: Aus einem Leben mitten in der Politik. Ed. Sächsische Zeitung, Dresden 2004, ISBN 978-3-910175-14-3.
Links
- Wikipedia: Herbert Wehner
- Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung, mit einigen Korrekturen zum Wikipedia-Eintrag
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Meyer, Christoph: Herbert Wehner. Biographie. 4 Auflagen, München (dtv) (2006) ISBN 3423245514
- ↑ Zitat und Information in: Leugers-Scherzberg, August H.: Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition (Berlin 2006) ISBN 978 3 548 36854 2, S. 80 f.
- ↑ Ausstellung der SPD Flensburg zu ihrem 150-jährigen Jubiläum.
- ↑ Rechenschaftsbericht 1957-1958
- ↑ Wehner kündigt Reformjahrzehnt an, Kieler Nachrichten, 22.2.1971
- ↑ Bauernjagd auf Spitzenpolitiker, Kieler Nachrichten, 22.2.1971
- ↑ Bauernjagd auf Spitzenpolitiker, Kieler Nachrichten, 22.2.1971
- ↑ Jensen-Leier, Marlies: Holm - engHolm und zurück (Husum 2018), S. 397