Ortsverein Altona: Unterschied zwischen den Versionen

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Etwa ab [[1910]] lag in Altona auch ein Schwerpunkt der [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Frauenpolitik]] der Landespartei, weil [[Louise Schroeder]] dort sehr aktiv war. So fand im Vorfeld des [[Bezirksparteitag 1921, Altona|Bezirksparteitages]] am [[21. November]] [[1921]] die [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Bezirksfrauenkonferenz]] in den Altonaer "Blumensälen" statt. Unter der Leitung von Louise Schroeder referierten [[Elfriede Ryneck]] aus Berlin über Frauen- und Wohlfahrtspolitik und [[Toni Pfülf]] aus München über Kultur- und Bildungspolitik.<ref>''[[Die Gleichheit]]'', 1.1.1922, S. 10</ref>


[[1937]] wurde die selbstständige Stadt Altona im Zuge des "Groß-Hamburg-Gesetzes" als Stadtteil in die Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Herrschaft in der Landesorganisation Hamburg erfolgte.  
[[1937]] wurde die selbstständige Stadt Altona im Zuge des "Groß-Hamburg-Gesetzes" als Stadtteil in die Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Herrschaft in der Landesorganisation Hamburg erfolgte. Dort gibt es heute den Kreisverband Altona mit neun Distrikten.  


===Wachstum===
===Wachstum===

Aktuelle Version vom 23. November 2024, 12:52 Uhr

Der Ortsverein Altona war bis 1933 eine Gliederung des Bezirksverbandes Schleswig-Holstein. Er wurde am 30. Mai 1864 in Schleswig-Holstein als erste ADAV-Gemeinde gegründet.

Geschichte

Altona war bis zu den 1860er Jahren mit 30 000 Einwohnern nach Kopenhagen die zweitgrößte Stadt im dänischen Gesamtstaat. Es blieb auch nach der Annexion durch Preußen (1867) die größte Stadt Schleswig-Holsteins, größer als Kiel, wo nur 18 000 Menschen lebten.[1] Die Stadt profitierte von ihrer Nähe zu Hamburg und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt, verfügte über einen florierenden Getreide- und Fischereihafen[2], war aber eher kleingewerblich strukturiert.[3]

Für Industrieansiedlung attraktiver war das angrenzende Ottensen, das im Gegensatz zu Altona (und Hamburg) dem Deutschen Zollverein angehörte und daher vom schnell wachsenden deutschen Binnenmarkt profitierte.[4] Die hier entstehenden Glashütten, Zigarrenfabriken und Eisengießereien[5] brachten eine starke Schicht von Industriearbeitern mit sich. Erst 1889 wurde Ottensen nach Altona eingemeindet.

"Altona entwickelte sich zu einer Wohnstadt für Hamburger und Ottenser Arbeiter, die wegen billigerer Lebenshaltungskosten hierher zogen. Die Bevölkerung verdoppelte sich deshalb im Zeitraum von 1864 bis 1885 von 53.039 auf 104.717 Personen."[6]

Schon seit der Revolution 1848 organisierten sich Arbeiter in Altona. Der dortigen Arbeiterbildungsverein ging aus einer bürgerlichen Organisation hervor, die bereits vorher existiert hatte. Dann aber gewannen die Arbeiter unter der Agitation des Tischlergesellen G.A. Hirschhoff die Mehrheit im Verein, verschärften seine Zielsetzung und nannten ihn in "Neuer Bürgerverein" um.[7] Vorsitzender wurde Karl von Bruhn.

G.A. Hirschhoff war gleichzeitig die Verbindungsperson zum Arbeitergesamtverein für Schleswig-Holstein, der sich Anfang 1850 in Kiel gegründete. Er trieb die überregionale Zusammenarbeit voran und plädierte für einen Anschluss des schleswig-holsteinischen Arbeitergesamtvereins an die Leipziger Arbeiterverbrüderung.[8]

Mit den Arbeitern gelangte die Arbeiterbewegung von Hamburg aus nach Altona und von dort aus ins restliche Schleswig-Holstein. Altona galt als das "Bollwerk des Nordens"[9]. Später wurde zum Beispiel lange der Reichstagswahlkreis Herzogtum Lauenburg von dort mitbetreut.

Der Beginn der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein lässt sich damit datieren auf die Gründung der ADAV-Gemeinde in Altona ein Jahr, nachdem sich der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) in Leipzig gegründet hatte.

"Neben C. Bruhn traten Audorf, Hesse und Schallmeyer in der ersten Arbeiterversammlung auf, zu der die Altonaer Gemeinde der Lassalleaner am 30. Mai 1864 eingeladen hatte. Von nun an trafen sich ihre Mitglieder jeden Montag im Schumacherhaus, um aus Schriften Lassalles vorzulesen und darüber zu diskutieren. Alle vier Wochen veranstalteten sie eine öffentliche Hauptversammlung, deren dritte von 350 Arbeitern besucht wurde."[10]

Der ADAV konnte auf eine bereits bestehende Gewerkschaftsbewegung aufbauen. 1862 gab es in Altona Vereinigungen der Korbmacher, Bildhauer, Brotträger, Hutmacher, Hausknechte usw.[11] Der Altonaer Zigarrenarbeiterverein, dessen Bevollmächtigter ab 1867 Otto Reimer war, vertrat die Vereine aus Flensburg, Kiel und Schleswig.[12] Auch hier gab es also auch schon eine überregionale Vernetzung der Arbeiterschaft.

Bezirksfrauenkonferenz 1921

1869 hatte der ADAV in Altona 164 Mitglieder und war der zweitgrößte in Schleswig-Holstein. Ab Juli kündigte Georg Winter als Bevollmächtigter (=Vorsitzender) die Mitgliederversammlungen, die immer dienstags zunächst im Schumacheramthaus in der Großen Bergstraße stattfanden, regelmäßig im Social-Demokrat an. Die erste fand am 27. Juli statt.[13]

Der Präsident des ADAV, Johann Baptist von Schweitzer, besuchte auf seiner Reise durch den Verein im November 1869 auch das erfolgreiche Altona.[14]

1874 entstand der Arbeitergesangsverein "Liedertafel Lassalle".[15]

Etwa ab 1910 lag in Altona auch ein Schwerpunkt der Frauenpolitik der Landespartei, weil Louise Schroeder dort sehr aktiv war. So fand im Vorfeld des Bezirksparteitages am 21. November 1921 die Bezirksfrauenkonferenz in den Altonaer "Blumensälen" statt. Unter der Leitung von Louise Schroeder referierten Elfriede Ryneck aus Berlin über Frauen- und Wohlfahrtspolitik und Toni Pfülf aus München über Kultur- und Bildungspolitik.[16]

1937 wurde die selbstständige Stadt Altona im Zuge des "Groß-Hamburg-Gesetzes" als Stadtteil in die Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Herrschaft in der Landesorganisation Hamburg erfolgte. Dort gibt es heute den Kreisverband Altona mit neun Distrikten.

Wachstum

Bevor die Stadt Altona schließlich selbst von Hamburg geschluckt wurde, vergrößerte sie sich immer wieder auf Kosten ihrer Nachbargemeinden. Auch auf die Organisation der Partei in dem Gebiet hatte dies Auswirkungen.

Bereits 1889 war Ottensen in Altona eingegliedert worden. Dennoch bildete sich dort nach Aufhebung des Sozialistengesetzes der eigenständige Ortsverein Ottensen, der sich erst etwa 20 Jahre später mit dem Ortsverein Altona vereinen würde.

1927 wurden durch das Unterelbegesetz zahlreiche Gemeinden aus dem Kreis Pinneberg nach Altona eingemeindet. In jeder von ihnen gab es bis dahin einen selbstständigen SPD-Ortsverein. Sie schlossen sich in der nachfolgenden Zeit dem Ortsverein Altona an. Diese waren: Ortsverein Lurup, Ortsverein Schnelsen, Ortsverein Stellingen, Ortsverein Rissen, Ortsverein Sülldorf, Ortsverein Nienstedten, Ortsverein Blankenese, Ortsverein Klein-Flottbek, Ortsverein Groß-Flottbek, Ortsverein Osdorf (Altona), Ortsverein Eidelstedt. Für ihre Gebiete wurden innerhalb des OV Altona Distrikte gebildet.

Vorsitzende

Louise Schroeder gehörte dem Vorstand von 1915 bis 1933 an. Weitere Mitglieder waren Max Brauer, der 1911 in den Vorstand der Ortsgruppe Ottensen gewählt wurde, und Paul Nevermann, der 1920 in die SPD eingetreten war.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 6 f.
  2. Schote, Heiner: Altona: Von der dänischen Stadtgründung zum Hamburger Bezirkszentrum. In: Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg, 10-12/2020, S. 234
  3. Krämer, Gerd: Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens". In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 63
  4. Schote, Heiner: Altona: Von der dänischen Stadtgründung zum Hamburger Bezirkszentrum. In: Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg, 10-12/2020, S. 234
  5. Krämer, Gerd: Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens". In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 63
  6. Krämer, Gerd: Mann der Arbeit aufgewacht. Die Altonaer und Ottensener Gemeinden des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. In: Demokratische Geschichte 2(1987), Seite 15
  7. Pelger, Hans: Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 179f
  8. Pelger, Hans: Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 170
  9. Krämer, Gerd: Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens". In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 63
  10. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 8
  11. Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein (Wachholtz Verlag, Neumünster 1965), Seite 113
  12. Pelger, Hans: Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 185
  13. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 27.8.1869
  14. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 27.10.1869
  15. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]) Seite 51
  16. Die Gleichheit, 1.1.1922, S. 10
  17. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 54
  18. Vgl. Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung, abgerufen 17.9.2019