Otto Kelling: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Ratversammlung wählte am [[17.September]] [[1992]] [[Otto Kelling]] mit großer Mehrheit bei nur drei Gegenstimmen und zwei Enthaltung mit Wirkung zum [[01. November]] [[1992]] zum neuen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt<ref>Stadtarchiv Kiel, Protokoll der Ratsversammlung vom 20.08., 14.09. und 17.09.92, Signatur PII/464</ref>. Der Wahl vorausgegangen war ein SPD-internes Findungs- und Auswahlverfahren, in dem sich [[Otto Kelling]] gegen mehrere MitbewerberInnen mit großer Mehrheit gegen nur wenige kritische Stimmen durchsetzte. Nach dem "politischen" Oberbürgermeister [[Karl-Heinz Luckhardt]] suchte die Kieler SPD einen Verwaltungsexperten, der die Stadtverwaltung modernisieren sollte. Verwaltungsmodernisierung wurde nicht nur in Kiel als erforderlich empfunden, sondern war, wie eine Modeerscheinung, Thema in ganz vielen anderen Kommunen. Die Schlagworte lauteten u.a. "Tilburger Modell" (ein Verwaltungsreformmodell benannt nach der niederländischen Stadt Tilburg mit Dienstleistungsorientierung, Vorgabe strategischer Ziele, Controlling) und "Bugetierung" (die Ratsversammlung beschränkt sich auf Grundsatzentscheidungen, bewilligt die Mittel und läßt die Verwaltung innerhalb des vorgegebenen Rahmens selbstverantwortlich handeln). Die große Mehrheit der an der Personalentscheidung beteiligten SPD-Mitglieder war überzeugt, in Kelling den dafür richtigen Experten ausgewählt zu haben. Auch die Mehrheit der Ratsmitglieder der anderen Fraktionen waren, wie die Wahl | Die Ratversammlung wählte am [[17.September]] [[1992]] [[Otto Kelling]] mit großer Mehrheit bei nur drei Gegenstimmen und zwei Enthaltung mit Wirkung zum [[01. November]] [[1992]] für sechs Jahre zum neuen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt<ref>Stadtarchiv Kiel, Protokoll der Ratsversammlung vom 20.08., 14.09. und 17.09.92, Signatur PII/464</ref>. Der Wahl vorausgegangen war ein SPD-internes Findungs- und Auswahlverfahren, in dem sich [[Otto Kelling]] gegen mehrere MitbewerberInnen mit großer Mehrheit gegen nur wenige kritische Stimmen durchsetzte. Nach dem "politischen" Oberbürgermeister [[Karl-Heinz Luckhardt]] suchte die Kieler SPD einen Verwaltungsexperten, der die Stadtverwaltung modernisieren sollte. Verwaltungsmodernisierung wurde nicht nur in Kiel als erforderlich empfunden, sondern war, wie eine Modeerscheinung, Thema in ganz vielen anderen Kommunen. Die Schlagworte lauteten u.a. "Tilburger Modell" (ein Verwaltungsreformmodell benannt nach der niederländischen Stadt Tilburg mit Dienstleistungsorientierung, Vorgabe strategischer Ziele, Controlling) und "Bugetierung" (die Ratsversammlung beschränkt sich auf Grundsatzentscheidungen, bewilligt die Mittel und läßt die Verwaltung innerhalb des vorgegebenen Rahmens selbstverantwortlich handeln). Die große Mehrheit der an der Personalentscheidung beteiligten SPD-Mitglieder war überzeugt, in Kelling den dafür richtigen Experten ausgewählt zu haben. Auch die Mehrheit der Ratsmitglieder der anderen Fraktionen waren, wie die Wahl zeigte, von seiner Kompetenz überzeugt. Viele konnten mit diesen modernen Begriffen verbal jonglieren, ohne sie aber inhaltlich durchdrungen zu haben. Auch der neue Oberbürgermeister bediente sich dieser und anderer Schlagworte. Das konnte er hervorragend. Die Ernüchterung über seine Arbeit setzte aber schon bald ein. Denn der neue OB "lieferte" nicht". Es wurden theoretische Überlegungen zu Papier gebracht und Konzepte erstellt aber nur wenig davon in die Verwaltungspraxis umgesetzt. Die Zusammenarbeit mit den anderen Dezernenten klappte parteiübergreifend nicht. [[Otto Kelling]] wurde kritisiert, vom politischen Gegen, das ist normal, zunehmend aber auch von der eigenen Partei. Kelling wurde in Kiel auch nicht heimisch. Er reiste mit großer Regelmäßigkeit fast jedes Wochenende zu seiner Familie nach Iserlohn. In Kiel konnte oder wollte er keine geeignete Wohnung oder Haus für seine Familie und sich finden. Bald wirkten die ausgedehnten Heimfahrten wie Fluchten aus der Verantwortung. [[1995]] mußte der OB sich auf vier Regionalkonferenzen der Kieler SPD den Parteimitgliedern stellen. Anders als bei seiner Nominierung [[1992]] konnte er nicht mehr überzeugen. Von der SPD-Ratsfraktion wurde seine Abwahl betrieben. Obwohl die CDU den Oberbürgermeister ebenso kritisch beurteilte wie die SPD, war sie zunächst nicht bereit, die Abwahl zu unterstützen, für die eine Zweidrittelmehrheit in der Ratsversammlung erforderlich war. Erst die Abschaffung der Magistratsverfassung durch Änderung der Gemeindeordnung durch den Landesgesetzgeber ebnete den Weg für die Trennung von Kelling. Mit der Begründung, dass ihm die nötige Legitimation für die nach der neuen Gemeindeordnung gestärkte Position des OB als Verwaltungchef fehle, da er nicht direkt, sondern nur von der Ratsversammlung gewählt worden sei, war er bereit sich abwählen zu lassen. Er war aber nicht bereit zurückzutreten. Das hätte seine Pensionsansprüche tangiert. Nach nur vier Jahren im Amt wurde [[Otto Kelling]] von der Ratsversammlung in einem 1. Wahlgang am [[31. Oktober]] [[1996]] mit 39 Ja-Stimmen von SPD, CDU und GRÜNEN gegen 6 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung von der Ratsversammlung abberufen. Im, nach der Gemeindeordnung vorgeschriebenen 2. Wahlgang, stimmten am [[05. Dezember]] [[1996]] 39 Ratsmitglieder für die Abberufung, vier Ratsmitglieder stimmten mit nein, ein Ratsmitglied enthielt<ref>Stadtarchiv Kiel, Protokoll der Ratsversammlung vom 31.10., 21.11. und 05.12.96, Signatur PII/497</ref>. Damit war in beiden Wahlgängen die erforderliche zwei Drittel Mehrheit von 33 Stimmen übertroffen und [[Otto Kelling]] von seinem Amt abberufen worden. Ein großes gegenseitiges Mißverständnis fand ein Ende. Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um seine Person trat Kelling aus der SPD aus. | ||
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Version vom 10. November 2017, 17:39 Uhr
Otto Kelling |
Dr. Otto Kelling, * 12. Januar 1949 in Lingen (Ems); Diplom-Kaufmann, Diplom Sozialwirt, Dr. rer. pol., ehemaliges Mitglied der SPD. Er war von 1992 - 1996 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel.
Leben
Nach Schule, Studium und Promotion begann er seine berufliche Tätigkeit in der Kämmereiverwaltung Düsseldorfs. 1986 wurde er Kämmerer von Iserlohn und dort 1989 zum 1. Beigeordneten gewählt. Am 01. November 1992 wurde Kelling von der Ratsversammlung zum Oberbürgermeister Kiels gewählt. Nach seiner Abwahl am 05.Dezember 1996 betätigt er sich in der Wohnungswirtschaft und ist derzeit, 2017, Geschäftsführer einer Wohnugsgesellschaft.
Oberbürgermeister in Kiel
Die Ratversammlung wählte am 17.September 1992 Otto Kelling mit großer Mehrheit bei nur drei Gegenstimmen und zwei Enthaltung mit Wirkung zum 01. November 1992 für sechs Jahre zum neuen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt[1]. Der Wahl vorausgegangen war ein SPD-internes Findungs- und Auswahlverfahren, in dem sich Otto Kelling gegen mehrere MitbewerberInnen mit großer Mehrheit gegen nur wenige kritische Stimmen durchsetzte. Nach dem "politischen" Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt suchte die Kieler SPD einen Verwaltungsexperten, der die Stadtverwaltung modernisieren sollte. Verwaltungsmodernisierung wurde nicht nur in Kiel als erforderlich empfunden, sondern war, wie eine Modeerscheinung, Thema in ganz vielen anderen Kommunen. Die Schlagworte lauteten u.a. "Tilburger Modell" (ein Verwaltungsreformmodell benannt nach der niederländischen Stadt Tilburg mit Dienstleistungsorientierung, Vorgabe strategischer Ziele, Controlling) und "Bugetierung" (die Ratsversammlung beschränkt sich auf Grundsatzentscheidungen, bewilligt die Mittel und läßt die Verwaltung innerhalb des vorgegebenen Rahmens selbstverantwortlich handeln). Die große Mehrheit der an der Personalentscheidung beteiligten SPD-Mitglieder war überzeugt, in Kelling den dafür richtigen Experten ausgewählt zu haben. Auch die Mehrheit der Ratsmitglieder der anderen Fraktionen waren, wie die Wahl zeigte, von seiner Kompetenz überzeugt. Viele konnten mit diesen modernen Begriffen verbal jonglieren, ohne sie aber inhaltlich durchdrungen zu haben. Auch der neue Oberbürgermeister bediente sich dieser und anderer Schlagworte. Das konnte er hervorragend. Die Ernüchterung über seine Arbeit setzte aber schon bald ein. Denn der neue OB "lieferte" nicht". Es wurden theoretische Überlegungen zu Papier gebracht und Konzepte erstellt aber nur wenig davon in die Verwaltungspraxis umgesetzt. Die Zusammenarbeit mit den anderen Dezernenten klappte parteiübergreifend nicht. Otto Kelling wurde kritisiert, vom politischen Gegen, das ist normal, zunehmend aber auch von der eigenen Partei. Kelling wurde in Kiel auch nicht heimisch. Er reiste mit großer Regelmäßigkeit fast jedes Wochenende zu seiner Familie nach Iserlohn. In Kiel konnte oder wollte er keine geeignete Wohnung oder Haus für seine Familie und sich finden. Bald wirkten die ausgedehnten Heimfahrten wie Fluchten aus der Verantwortung. 1995 mußte der OB sich auf vier Regionalkonferenzen der Kieler SPD den Parteimitgliedern stellen. Anders als bei seiner Nominierung 1992 konnte er nicht mehr überzeugen. Von der SPD-Ratsfraktion wurde seine Abwahl betrieben. Obwohl die CDU den Oberbürgermeister ebenso kritisch beurteilte wie die SPD, war sie zunächst nicht bereit, die Abwahl zu unterstützen, für die eine Zweidrittelmehrheit in der Ratsversammlung erforderlich war. Erst die Abschaffung der Magistratsverfassung durch Änderung der Gemeindeordnung durch den Landesgesetzgeber ebnete den Weg für die Trennung von Kelling. Mit der Begründung, dass ihm die nötige Legitimation für die nach der neuen Gemeindeordnung gestärkte Position des OB als Verwaltungchef fehle, da er nicht direkt, sondern nur von der Ratsversammlung gewählt worden sei, war er bereit sich abwählen zu lassen. Er war aber nicht bereit zurückzutreten. Das hätte seine Pensionsansprüche tangiert. Nach nur vier Jahren im Amt wurde Otto Kelling von der Ratsversammlung in einem 1. Wahlgang am 31. Oktober 1996 mit 39 Ja-Stimmen von SPD, CDU und GRÜNEN gegen 6 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung von der Ratsversammlung abberufen. Im, nach der Gemeindeordnung vorgeschriebenen 2. Wahlgang, stimmten am 05. Dezember 1996 39 Ratsmitglieder für die Abberufung, vier Ratsmitglieder stimmten mit nein, ein Ratsmitglied enthielt[2]. Damit war in beiden Wahlgängen die erforderliche zwei Drittel Mehrheit von 33 Stimmen übertroffen und Otto Kelling von seinem Amt abberufen worden. Ein großes gegenseitiges Mißverständnis fand ein Ende. Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um seine Person trat Kelling aus der SPD aus.
Literatur & Links
- Wikipedia: Otto Kelling
- Oliver Auge, Kiel in der Geschichte Facetten einer Stadtbiografie, Wachholtz Verlag, 2017, ISBN: 978-3-529-05195-1