1933: Unterschied zwischen den Versionen

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Am [[30. Januar]] überträgt Reichspräsident von Hindenburg ohne Beteiligung des Reichstages das Amt des Reichskanzlers an Adolf Hitler, den "Führer" der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSdAP).  
Am [[30. Januar]] überträgt Reichspräsident von Hindenburg ohne Beteiligung des Reichstages das Amt des Reichskanzlers an Adolf Hitler, den "Führer" der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSdAP).  


Der Brand des Reichstages am [[27. Februar]] führt zu einer Verhaftungswelle. In der Reichstagswahl vom [[5. März]] bleiben die Nazis mit 43,9% unter der angestrebten absoluten Mehrheit, obwohl viele ihrer politischen Gegner bereits in "Schutzhaft" sitzen und der Einschüchterung durch die SA nichts entgegensetzen können.  
Der Brand des Reichstages am [[27. Februar]] führt zu einer Verhaftungswelle. In der Reichstagswahl vom [[5. März]] bleiben die Nazis mit 43,9% unter der angestrebten absoluten Mehrheit, obwohl viele ihrer politischen Gegner bereits in "Schutzhaft" sitzen und der Einschüchterung durch die SA der Nazis keine Grenze gesetzt ist.  


Innerhalb weniger Monate wird mit Hilfe von Notverordnungen und einem entmachteten Reichstag, der scheindemokratische Beschlüsse wie die Verabschiedung des "Ermächtigungsgesetzes" fasst, das gesamte politische Leben in Deutschland gleichgeschaltet. Die demokratischen Parteien werden verboten.
Innerhalb weniger Monate wird mit Hilfe von Notverordnungen und der Entmachtung des Reichstages, der Regelungen des Regimes wie das "Ermächtigungsgesetz" nur noch scheindemokratisch legitimiert, das gesamte politische Leben in Deutschland gleichgeschaltet. Die demokratischen Parteien werden am [[22. Juni]] verboten, am [[14. Juli]] tritt das "Gesetz zur Neubildung von Parteien" in Kraft, das eben keine Neubildung von Parteien mehr zulässt.  


Auch in Schleswig-Holstein entfernen die Nazis SPD-und KPD-Leute aus Verwaltungen und Selbstverwaltungen, verhaften Menschen (auch aus anderen Gruppierungen), die Widerstand leisten, und bringen sie in die ersten Konzentrationslager, wo viele von ihnen ermordet werden. Wenig später erlassen die Nazis auch die ersten Gesetze zur Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung.  
Auch in Schleswig-Holstein entfernen die Nazis Menschen, die Widerstand leisten, aus dem öffentlichen Leben. Sie verhaften zunächst KPD- und SPD-Leute und bringen sie in die ersten, wild eingerichteten Konzentrationslager. Dort werden sie schwer misshandelt und viele von ihnen ermordet. Wenig später erlassen die Nazis auch die ersten Gesetze zur Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung.  
   
   
== Januar ==
== Januar ==
*[[Otto Eggerstedt]] wird nach seiner Rückkehr nach Kiel erneut zum Vorsitzenden der [[Kreisverband Kiel|Kieler SPD]] gewählt.
*[[Emilie Helm]] wird zur 1. Vorsitzenden der [[ASF|Sozialistischen Frauengruppe]] der [[Ortsverein Pinneberg|SPD Pinneberg]] gewählt.
*[[Max Sommerfeld]] wird von seiner Gewerkschaft von Königsberg nach [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] versetzt.
*[[9. Januar]] - [[Horst Hager]] kommt in Heidelberg zur Welt.
*[[27. Januar]] - Das Preußische Staatsministerium versagt die Anerkennung der Wahl von [[Fritz Petersen]] zum Bürgermeister von [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]].
*[[28. Januar]] - [[Walther Lehmkuhl]] legt sein 1. juristisches Staatsexamen ab und tritt in Kiel in den Staatsdienst ein.
*[[28. Januar]] - [[Walther Lehmkuhl]] legt sein 1. juristisches Staatsexamen ab und tritt in Kiel in den Staatsdienst ein.
*[[30. Januar]] - Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Reich.
*[[31. Januar]] - Nazis verüben einen Mordanschlag auf [[Julius Leber]]. Ein Angreifer wird dabei vom [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanner-Mann]] [[Willi Rath]] in Notwehr getötet. Julius Leber und sein Begleiter werden in Untersuchungshaft genommen.
*[[31. Januar]] - Nazis verüben vergeblich einen Mordanschlag auf [[Julius Leber]]. Ein Angreifer wird dabei vom [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanner-Mann]] [[Willi Rath]] in Notwehr getötet. Julius Leber und sein Begleiter werden in Untersuchungshaft genommen. Das ist der Anlass zu den letzten großen offenen Protestaktionen der Lübecker Arbeiterbewegung gegen die Nationalsozialisten am [[19. Februar]].


== Februar ==
== Februar ==
*Der Bezirksverbandsvorsitzende [[Willy Verdieck]] entgeht einem ersten Versuch der Nazis, ihn zu verhaften.
*Der Bezirksverbandsvorsitzende [[Willy Verdieck]] entgeht einem ersten Versuch der Nazis, ihn zu verhaften.
*[[15. Februar]] - Protestaktion gegen die Nazis mit 3500 Teilnehmenden in [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]].
*Die Nazis schließen die vor wenigen Jahren eröffnete [[Arbeitervolkshochschule Harrislee|Harrisleefeld]].
*[[15. Februar]] - In [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]] demonstrieren 3.500 Menschen öffentlich gegen die Nazis.
*[[15. Februar]] - Die ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]]'' wird vorläufig verboten.
*[[15. Februar]] - Die ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]]'' wird vorläufig verboten.
*[[19. Februar]] - Protestaktion gegen die Nazis mit fast 15000 Teilnehmenden in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]].
*[[19. Februar]] - Die [[Kreisverband Lübeck|Lübecker]] Arbeiterbewegung reagiert auf die Verhaftung von [[Julius Leber]] mit ihrer letzten großen offenen Protestaktionen gegen die Nazis. 15.000 Menschen nehmen teil.
*[[26. Februar]] - Der [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanner-Mann]] [[Julius Zehr]] wird von einem Nazi in Harrisleefeld bei Flensburg erschossen.
*[[26. Februar]] - Der [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanner-Mann]] [[Julius Zehr]] wird von einem Nazi in [[Ortsverein Harrislee|Harrisleefeld bei Flensburg]] erschossen.
*[[27. Februar]] - Die ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]]'' muss endgültig ihr Erscheinen einstellen.
*[[27. Februar]] - Die ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]]'' muss endgültig ihr Erscheinen einstellen.
*[[28. Februar]] - Alle reichsweiten Zeitungen der [[Sozialistische Arbeiterjugend|Sozialistischen Arbeiterjugend]] werden verboten.
*[[28. Februar]] - Die [[Arbeitersport in Elmshorn|Freie Turn- und Sportvereinigung Elmshorn von 1890]] wird verboten.


== März ==
== März ==
*[[Willy Brandt]] flüchtet vor den Nazis über Dänemark nach Norwegen. Der Fischer [[Paul Stooß]] bringt ihn mit seinem Kutter von [[Ortsverein Travemünde|Travemünde]] aus über die Ostsee.
*[[Karl Fick]] wird, nicht zuletzt aufgrund lokaler politischer Rivlitäten, verhaftet und ins provisorische KZ Eutin eingeliefert.
*[[Lauritz Lauritzen]] tritt aus der SPD aus.
*Die Nazis untersagen [[Fritz Petersen]], seine Amtsgeschäfte als neu gewählter Bürgermeister von [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]] aufzunehmen.
*[[Max Sommerfeld]] spricht in Schlutup für den erkrankten [[Fritz Solmitz]].
*[[Willy Verdieck]] wird auf dem Weg nach Dänemark in Flensburg verhaftet.
*[[Willy Verdieck]] wird auf dem Weg nach Dänemark in Flensburg verhaftet.
*[[2. März|2.]]-[[20. März]] - Der ''[[Lübecker Volksbote]]'' wird vorübergehend verboten.
*Das [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold]] wird verboten, seine Mitglieder systematisch verfolgt.
*[[5. März]] - Reichstagswahl. Die SPD erhält immer noch 18,3%, die KPD 12,3% und das katholische Zentrum 11,3%.
*[[2. März|2.]]-[[20. März]] - Der ''[[Lübecker Volksbote]]'', dessen Chefredakteur [[Julius Leber]] ist, wird vorübergehend verboten.
*[[12. März]] - In der Nacht auf den Wahltag wird [[Wilhelm Spiegel]] von Nazis in [[Kreisverband Kiel|Kiel]] in seinem eigenen Haus ermordet.
*[[5. März]] - [[Reichstagswahl 1933|Reichstagswahl]]. Die SPD erhält immer noch 18,3%, die KPD 12,3% und das katholische Zentrum 11,3%.
*[[6. März]] - Den [[Kreisverband Lübeck|Lübecker]] Senatoren [[August Haut]], [[Albert Henze]], [[Fritz Mehrlein]] und dem Bürgermeister [[Paul Löwigt]] werden durch die Nazis ihre Ämter genommen.
*[[8. März]] - Vermutlich an diesem Tag hält [[Helene Grünig]] mit 62 Jahren ihre letzte öffentliche Rede, zum Internationalen Frauentag.
*[[12. März]] - In der Nacht vor dem [[Kommunalwahl 1933|Tag der Kommunalwahl]] wird [[Wilhelm Spiegel]] von Nazis in [[Kreisverband Kiel|Kiel]] in seinem eigenen Haus ermordet.
*[[12. März]] - [[Kommunalwahl 1933|Kommunalwahlen]] und [[Provinziallandtagswahl 1933|Provinziallandtagswahlen]]. [[Theodor Werner]] wird für die SPD wiedergewählt.
*[[12. März]] - [[Kommunalwahl 1933|Kommunalwahlen]] und [[Provinziallandtagswahl 1933|Provinziallandtagswahlen]]. [[Theodor Werner]] wird für die SPD wiedergewählt.
*[[12. März]] - [[Rudolf Johna]] wird in Oberschlesien geboren.
*[[12. März]] - [[Rudolf Johna]] wird in Schewkowitz/Oberschlesien (heute Dziewkowice/Polen) geboren.
*[[13. März]] - Das [[Gewerkschaftshaus Kiel|Kieler Gewerkschaftshaus]] wird von den Nazis besetzt.
*[[13. März]] - Die Nazis besetzen das [[Gewerkschaftshaus Kiel|Kieler Gewerkschaftshaus]].
*[[24. März]] - [[Walter Lurgenstein]] wird aufgrund einer Denunziation von den Nazis verhaftet, nicht zuletzt wegen seines Engagements für die [[Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld]].  
*[[24. März]] - [[Walter Lurgenstein]] wird aufgrund einer Denunziation von den Nazis verhaftet, nicht zuletzt wegen seines Engagements für die [[Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld]].  
*[[25. März]] - [[Heinrich Wellenbrink]] wird von den Nazis als Bürgermeister von [[Ortsverein Uetersen|Uetersen]] beurlaubt, später entlassen.
*[[30. März]] - [[Louis Biester]] tritt aus der SPD und der Reichstagsfraktion aus, behält aber sein Reichstagsmandat.
*[[31. März]] - [[Rudolf Katz]] emigriert aus Deutschland und wird bis [[1934]] Delegierter des Völkerbundes in Nanking/China.


== April ==
== April ==
*Bürgermeister [[Richard Vosgerau]] in [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]] weigert sich, die Hakenkreuzfahne auf das Amtsgebäude zu setzen, und wird von der SA in "Schutzhaft" genommen.
*In [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]] weigert sich Bürgermeister [[Richard Vosgerau]], die Hakenkreuzfahne auf das Amtsgebäude zu setzen, und wird von der SA in "Schutzhaft" genommen. Man wirft ihm außerdem "Unterschlagung von Gewerkschaftsvermögen" vor. Seinem Einfluss in Eckernförde tut dies keinen Abbruch.
*In Breslau verhaften die Nazis [[Max Kukil|Max Kukielczynski]] und sperren ihn bis Dezember in den KZ Breslau-Dürrgoy und Esterwegen ein.
*[[3. April]] - Dem neuen Gemeinderat von [[Ortsverein Waabs|Waabs]], der sich nach der [[Kommunalwahl 1933]] konstituiert, gehören als SPD-Vertreter [[Felix Augustin]] und [[Fritz Gimm]] an.  
*[[5. April]] - Der Vorsitzende der [[Kreisverein Eiderstedt|SPD Eiderstedt]], [[Paul Dölz]], wird zusammen mit 24 Linken aus [[Ortsverein Tönning|Tönning]] und [[Ortsverein Lunden-Lehe-Krempel|Lunden]] von den Nazis verhaftet und nach Husum gebracht.
*[[5. April]] - Der Vorsitzende der [[Kreisverein Eiderstedt|SPD Eiderstedt]], [[Paul Dölz]], wird zusammen mit 24 Linken aus [[Ortsverein Tönning|Tönning]] und [[Ortsverein Lunden-Lehe-Krempel|Lunden]] von den Nazis verhaftet und nach Husum gebracht.
*[[7. April]] - Die Nazis ändern den Namen der Kieler [[Carl Legien|Legienstraße]] zurück in "Fährstraße".
*[[7. April]] - Die Nazis ändern den Namen der Kieler [[Carl Legien|Legienstraße]] zurück in "Fährstraße".
*[[26. April]] - Der Antrag der Nazis in der [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedter]] Stadtvertretung, drei SPD-Mitglieder auszuschließen, wird (noch) abgelehnt.
*[[10. April]] - Der neu gewählte Provinziallandtag konstituiert sich. Die 15 gewählten Sozialdemokraten, unter ihnen [[Max Brauer]], [[Richard Hansen]], [[Wilhelm Schweizer]] und [[Willy Verdieck]], können jedoch wegen Flucht oder Verhaftung nicht mehr teilnehmen.
*[[15. April]] - [[Adolf Rohde]] wird als Bürgermeister von [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]] abgesetzt und in "Schutzhaft" genommen, aus der er allerdings nach einigen Tagen wieder entlassen wird. SA-Männer werfen sämtliche Scheiben seiner Wohnung ein.
*[[24. April]] - [[Ludwig Preller]] wird als "politisch unzuverlässig" aus dem Staatsdienst entlassen.
*[[26. April]] - Auf Antrag der Nazis werden die drei SPD-Mitglieder ([[Johannes Feddersen]], [[Wilhelm Schnoor]] und [[Johann Wamers]]) aus der [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedter]] Stadtvertretung ausgeschlossen. Ähnliche Initiativen starten die Nazis in vielen Kommunalvertretungen.
*[[30. April]] - In der Nacht auf den [[1. Mai]] bringen Nazis in [[Kreisverband Kiel|Kiel]] den [[Arbeitersport in Kiel|Arbeitersportler]] [[Edmund Schnoor]] um.
*[[30. April]] - In der Nacht auf den [[1. Mai]] bringen Nazis in [[Kreisverband Kiel|Kiel]] den [[Arbeitersport in Kiel|Arbeitersportler]] [[Edmund Schnoor]] um.


== Mai ==
== Mai ==
*[[Paul Bromme]], der sich in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] im [[Widerstand in der NS-Zeit|Widerstand]] engagiert hat, flüchtet in die Tschechoslowakei.
*Minna Fick richtet ein persönliches Gesuch um die Freilassung ihres Ehemannes [[Karl Fick]] aus der KZ-Haft an Reichspräsident von Hindenburg, jedoch ohne Erfolg.
*[[2. Mai]] - [[Heinrich Wilckens]] wird zum ersten Mal von den Nazis verhaftet. Bis zum Ende der NS-Diktatur erleidet er 21 Haussuchungen und vier Verhaftungen.
*[[5. Mai]] - Bei der zweiten Sitzung der [[Ortsverein Kronshagen|Kronshagener]] Gemeindevertretung werden die SPD-Vertreter [[Eduard Markowski]], [[Ludwig Möller]], [[Karl Mückenheim]] und [[Karl Stegelmann]] "entschuldigt fehlend" geführt; die Tagesordnung enthält einen "Antrag" von ihnen "auf Entbindung von ihren Mandaten".
*[[6. Mai]] - Bezirkskassierer [[Paul Andratschke]] wird verhaftet, nach einem Tag wieder freigelassen, aber noch mehrfach zu Vernehmungen geholt. Er verliert seine Arbeit.
*[[7. Mai]] - Der [[Ortsverein Preetz]] löst sich - wie viele anderen Ortsvereine in diesen Tagen - selbst auf, um Polizeiaktionen zuvorzukommen.
*[[7. Mai]] - Der [[Ortsverein Preetz]] löst sich - wie viele anderen Ortsvereine in diesen Tagen - selbst auf, um Polizeiaktionen zuvorzukommen.
*[[12. Mai]] - Der [[Ortsverein Schleswig]] löst sich auf.
*[[12. Mai]] - Der [[Ortsverein Schleswig]] löst sich selbst auf. Die [[:Kategorie:Fahne|Parteifahne]] wird mit Akten und Bildern in einem Nebengebäude in der Töpferstraße eingemauert und 12 Jahre später wieder hervorgeholt.
*[[23. Mai]] - Fraktionsvorsitzender [[Otto Wels]] begründet für die SPD im Reichstag die Ablehnung des "Ermächtigungsgesetzes". Die SPD stimmt geschlossen dagegen.
*[[15. Mai]] - [[Richard Hansen]] gelingt die Flucht über die Ostsee nach Dänemark.
*[[15. Mai]] - Nach der Übernahme des [[Kreisverband Lübeck|Lübecker]] Gewerkschaftshauses durch die "Deutsche Arbeitsfront" kündigt [[Max Sommerfeld]] und geht zurück nach Königsberg.
*[[17. Mai]] - Die [[Sozialistische Arbeiterjugend]] beschließt ihre Selbstauflösung, um dem Verbot durch die Nazis zuvorzukommen.
*[[18. Mai]] - Eine letzte geheime Versammlung der [[Kreisverband Neumünster|SPD Neumünster]] im Lokal "Reichsadler" wird von der Polizei aufgelöst und die Teilnehmer in "Schutzhaft" genommen.
*[[23. Mai]] - [[Otto Wels]] begründet für die SPD im Reichstag die Ablehnung des "Ermächtigungsgesetzes". Die verbliebenen 94 Abgeordneten der SPD stimmen geschlossen dagegen, unter ihnen [[Gustav Dahrendorf]], [[Carlo Mierendorff]], [[Louise Schroeder]], die die Ablehnung vorher öffentlich gefordert hat, [[Kurt Schumacher]] und [[Rudolf Wissell]]. [[Julius Leber]] ist beim Betreten des Reichstages verhaftet worden. [[Otto Eggerstedt]] und andere sind auf der Flucht. Kurz darauf wird auch [[Rudolf Wissell]] verhaftet, aber nach drei Monaten freigelassen.  
*[[25. Mai]] - [[Otto Eggerstedt]] wird aufgrund einer Denunziation verhaftet und ins KZ Esterwegen gebracht.
*[[25. Mai]] - [[Otto Eggerstedt]] wird aufgrund einer Denunziation verhaftet und ins KZ Esterwegen gebracht.
*[[30. Mai]] - [[Heinrich Grönwoldt]] und die Genossen [[Genosse Bargholz|Bargholz]] und [[Genosse Freundstück|Freundstück]] nehmen letztmals vor dem reichsweiten Verbot der SPD an der Gemeindesitzung in [[Ortsverein Russee-Hammer|Russee]] teil.  
*[[30. Mai]] - [[Heinrich Grönwoldt]] und die Genossen [[Genosse Bargholz|Bargholz]] und [[Genosse Freundstück|Freundstück]] nehmen zum letzten Mal vor dem reichsweiten Verbot der SPD an der Gemeindesitzung in [[Ortsverein Russee-Hammer|Russee]] teil.  
*[[31. Mai]] - Der ''[[Lübecker Volksbote]]'' wird gleichgeschaltet.
*[[31. Mai]] - Der ''[[Lübecker Volksbote]]'' vereinigt sich mit dem ''Niederdeutschen Beobachter'' - dem Kampfblatt der NSDAP Mecklenburg - und ist damit gleichgeschaltet.


== Juni ==
== Juni ==
*Im politischen [[Widerstand]] aktive Sozialdemokraten wie [[Andreas Gayk]], die [[Niels Brodersen|Brodersens]], [[Karl Rickers]] oder aus Düsseldorf die [[Gottfried Brockmann|Brockmanns]] ziehen um diese Zeit aus Sicherheitsgründen ins anonymere Berlin. Andere wie [[Bruno Verdieck]], [[Walter Damm]], [[Hans Schröder]] oder [[Oskar Nielsen]] arbeiten an anderen Orten im Widerstand.
*Im [[Widerstand in der NS-Zeit|politischen Widerstand]] aktive Sozialdemokraten wie [[Andreas Gayk]], [[Niels Brodersen|Niels]] und [[Anne Brodersen]], [[Karl Rickers]] oder aus Düsseldorf die [[Gottfried Brockmann|Brockmanns]] ziehen um diese Zeit aus Sicherheitsgründen ins anonymere Berlin. Andere wie [[Bruno Verdieck]], [[Walter Damm]], [[Hans Schröder]] oder [[Oskar Nielsen]] arbeiten an anderen Orten im Widerstand.
*[[Marie Schmelzkopf]] verliert ihre Ämter und wird unter Hinweis auf ihre Tätigkeit als Stadtverordnete von der Gestapo verhaftet, allerdings nach kurzer Zeit freigelassen. Ihre Kinder erfahren nur durch intensive Recherchen ihren Verbleib.
*[[9. Juni]] - Vermögen, Parteihäuser, Zeitungsbetriebe, Geschäftsräume und Druckereien der SPD werden von den Nazis beschlagnahmt.
*[[9. Juni]] - Vermögen, Parteihäuser, Zeitungsbetriebe, Geschäftsräume und Druckereien der SPD werden von den Nazis beschlagnahmt.
*[[16. Juni]] - Die erste Ausgabe von ''[[Blick in die Zeit]]'' erscheint in Berlin.
*[[16. Juni]] - Die erste Ausgabe von [[Andreas Gayk]]s Zeitung ''[[Blick in die Zeit]]'' erscheint in Berlin. *[[16. Juni]] - In Hamburg wird der gesamte Bezirksvorstand während eines Referats von [[Karl Meitmann]] verhaftet. Obwohl keine strafbaren Handlungen belegbar sind, werden die Verhafteten erst nach Wochen wieder entlassen. [[Karl Meitmann]] bleibt fünf Monate in Haft.
*[[22. Juni]] - Die Nazis verbieten die SPD und alle anderen Parteien außer ihrer eigenen.
*[[19. Juni]] - [[Johannes Stelling]] wird erneut in den Parteivorstand gewählt.
*[[21. Juni]] - Im Verlauf der "Köpenicker Blutwoche" wird [[Johannes Stelling]] mit anderen in ein SA-Sturmlokal verschleppt und grauenvoll gefoltert. In den Morgenstunden des Folgetages wird er im Amtsgerichtsgefängnis Köpenick endgültig ermordet und sein entstellter Leichnam ins Wasser geworfen. Er ist 56 Jahre alt.
*[[22. Juni]] - Die Nazis verbieten die SPD und alle anderen Parteien außer ihrer eigenen. Letzte Vorstände der Gliederungen, soweit bekannt: [[Ortsverein Heide|SPD Heide]] - [[Peter Kuskopf]]; [[Ortsverein Kiel-Ellerbek|Distrikt Ellerbek]] - [[Walter Raabke]]; [[Kreisverband Herzogtum Lauenburg|SPD Herzogtum Lauenburg]] - [[Hans Michel]]; [[Ortsverein Kronshagen|SPD Kronshagen]] - [[Franz Piehotzki]] (Vorsitz), [[Hermann Andritzki]] (Stellvertreter), [[Emil Struck]] (Kassierer) und [[Walter Weskamp]] (Schriftführer); [[Ortsverein Russee|SPD Russee]] - [[Heinrich Grönwoldt]].
*[[27. Juni]] - [[Louis Biester]] wird aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" endgültig aus dem Schuldienst entlassen und am selben Tag in "Schutzhaft" genommen.
*[[29. Juni]] - Die "Deutsche Arbeitsfront" schickt der Reichshauptbank und den Provinzialanstalten ein Schreiben mit einer Namensliste, vor allem von [[Arbeitskreis der ehemals verfolgten und inhaftierten Sozialdemokraten (AvS)#Schleswig-Holstein|SPD-Kassierern, auch aus Schleswig-Holstein]]. Ziel ist, Konten von Sozialdemokraten zu sperren, die verdächtigt werden, Parteigelder zu "verstecken".


== Juli ==
== Juli ==
*[[Wilhelm Schmehl]] bringt Teile des historisch wertvollen Marx-Engels-Nachlasses aus dem Berliner SPD-Archiv in Fußmärschen durchs Moor nach Dänemark in Sicherheit.
*[[Willy Busch]] flüchtet vor dem Nazi-Terror in [[Ortsverein Altenholz/Klausdorf|Klausdorf]] gegen ihn nach Dänemark.
*[[1. Juli]] - Die [[Freie Volksbühne Kiel]] löst sich zum zweiten Mal in ihrer Geschichte selbst auf.
*[[1. Juli]] - Die [[Freie Volksbühne Kiel]] löst sich zum zweiten Mal in ihrer Geschichte selbst auf.
*[[14. Juli]] - Die Nazis erlassen das "Gesetz zur Neubildung von Parteien", das eben keine Neubildung von Parteien mehr zulässt.  
*[[1. Juli]] - Die Leiche von [[Johannes Stelling]] wird geborgen und anhand seines Trauringes identifiziert.
*[[20. Juli]] - Der örtliche SA-Führer lehnt die Entlassung von [[Karl Fick]] aus dem KZ ab und macht deutlich, dass er ihn als politische Geisel betrachtet.


== August ==
== August ==
*SPD-Stadtrat [[Emil Brodkorb]] wird aus dem Magistrat der Stadt [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]] ausgeschlossen.
*SPD-Stadtrat [[Emil Brodkorb]] wird aus dem Magistrat der Stadt [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]] ausgeschlossen.
*[[7. August]] - Zur Gemeinderatssitzung in [[Ortsverein Waabs|Waabs]] an diesem Tag werden die beiden SPD-Vertreter, [[Felix Augustin]] und [[Fritz Gimm]], nicht mehr geladen.
*[[14. August]] - Die Dachorganisation der [[Allgemeiner Konsumverein Kiel|Konsumvereine]], die GEG, wird von den Nazis zwangsweise in den "Reichsbund der deutschen Verbrauchergenossenschaften GmbH (GEG)" überführt. Damit haben die Konsumvereine keine eigenständige Grundlage mehr.
*[[14. August]] - Die Dachorganisation der [[Allgemeiner Konsumverein Kiel|Konsumvereine]], die GEG, wird von den Nazis zwangsweise in den "Reichsbund der deutschen Verbrauchergenossenschaften GmbH (GEG)" überführt. Damit haben die Konsumvereine keine eigenständige Grundlage mehr.
*[[17. August]] - Alle SPD-Vertreter werden aus der Stadtvertretung von [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]] ausgeschlossen.
*[[17. August]] - Alle SPD-Vertreter werden aus der Stadtvertretung von [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]] ausgeschlossen.
*[[20. August]] - [[Andreas Carlsen]] wird in [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedt]] von drei SA-Männern beschuldigt, seine Mutter geschlagen zu haben, und von ihnen in denunziatorischer und erniedrigender Weise durch den gesamten Ort geführt.
*[[24. August]] - [[Johannes Stelling]]s Asche wird auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.
*[[29. August]] - [[Karl Fick]] wird aus dem provisorischen KZ Eutin freigelassen, verliert jedoch seinen Arbeitsplatz und ist mehrere Jahre arbeitslos.


== September ==
== September ==
*[[Richard Vosgerau]] wird aus der "Schutzhaft" entlassen und nimmt in der Folgezeit das Angebot der Gestapo an, nach Kiel zu ziehen.
*[[19. September]] - [[Fritz Solmitz]] wird nach schweren Misshandlungen durch die SS in seiner Zelle im KZ Fuhlsbüttel erhängt aufgefunden. Er ist 39 Jahre alt. Ob er in den Selbstmord getrieben oder von der SS ermordet wurde, ist ungeklärt.


== Oktober ==
== Oktober ==
*[[12. Oktober]] - [[Otto Eggerstedt]] wird im KZ Esterwegen (Emsland) ermordet.
*[[Karl Meitmann]] wird aus dem KZ Hamburg-Fuhlsbüttel entlassen mit der Auflage, Hamburg innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Freunde verschaffen ihm eine Arbeit in Frankfurt/Oder.  
*[[8. Oktober]] - [[Karl Grambow]] wird in seiner Zelle im Amtsgerichtsgefängnis [[Ortsverein Schwarzenbek|Schwarzenbek]] tot aufgefunden.
*[[8. Oktober]] - [[Karl Grambow]] wird in seiner Zelle im Amtsgerichtsgefängnis [[Ortsverein Schwarzenbek|Schwarzenbek]] tot aufgefunden.
*[[12. Oktober]] - [[Otto Eggerstedt]] wird im KZ Esterwegen (Emsland) von SS-Wachleuten ermordet.
*[[29. Oktober]] - [[Marliese Alfken]] kommt in Goslar zur Welt.
*[[29. Oktober]] - [[Marliese Alfken]] kommt in Goslar zur Welt.


== November ==
== November ==
*[[5. November]] - Zusammen mit zahlreichen [[Kreisverband Kiel|Kieler]] Genossen, darunter vermutlich [[Theodor Werner]], werden [[Nanny Kurfürst]], [[Emma Drewanz]] und [[Gertrud Völcker]] von den Nazis vorübergehend in "Schutzhaft" genommen.
*Die Nazis entlassen [[Otto Spiegel]] aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Judentum als Leiter der Städtischen Säuglings- und Fürsorgestelle in Holtenau.
*[[Paul Dölz]] wird als "haftunfähig" aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.
*[[5. November]] - Zusammen mit zahlreichen [[Kreisverband Kiel|Kieler]] Genossen, darunter vermutlich [[Theodor Werner]] und [[Karl Ratz]] (der anschließend ein Jahr Gefängnis erhält), werden [[Nanny Kurfürst]], [[Emma Drewanz]] und [[Gertrud Völcker]] von den Nazis vorübergehend in "Schutzhaft" genommen.


== Dezember ==
== Dezember ==


== Nicht datierte Ereignisse ==
== Nicht datiert ==
*[[Alfred Ahrens]], [[Hugo Voß]] und [[Arthur Zabel]] werden in "Schutzhaft" genommen, der erste bis [[1935]], der zweite einige Monate lang, der dritte wird im Dezember aus dem KZ Esterwegen entlassen.
*[[Karl Albrecht]], [[Edith Baade]], [[Fritz Baade]], [[Heinrich Boschen]], [[Walter Damm]], [[Otto Engel]], [[Willi Engel]], [[Hermann Engels]], [[Wilhelm Esser]], [[Toni Jensen]], [[Luise Klinsmann]], [[Anni Krahnstöver]], [[Friedrich Mandelkow]], [[Johannes Möller]], [[Hans Schwichtenberg]], [[Ferdinand Tönnies]] und [[Albert Witte]] verlieren wegen ihrer politischen Überzeugung ihren Broterwerb.
*[[Erich Arp]] emigriert in die Niederlande, kehrt jedoch später nach Deutschland zurück.
*[[Karl Becker]] wird von der Universität Rostock zum Dr. rer. pol. promoviert.
*[[Paul Dabelstein]], letzter SPD-Vertreter im Gemeinderat von [[Ortsverein Quickborn|Quickborn]], versucht sich das Leben zu nehmen, weil die Nazis ihm Veruntreuung vorwerfen.
*[[Paul Dabelstein]], letzter SPD-Vertreter im Gemeinderat von [[Ortsverein Quickborn|Quickborn]], versucht sich das Leben zu nehmen, weil die Nazis ihm Veruntreuung vorwerfen.
*[[Rudolf Katz]] emigriert aus Nazi-Deutschland und wird bis [[1934]] Delegierter des Völkerbundes in Nanking/China.
*[[Karl Feldmann]] wird zum erstenmal in "Schutzhaft" genommen.
*[[Luise Klinsmann]] wird von den Nazis ihre Lehrtätigkeit an der VHS Lübeck genommen; sie zieht sich ins Privatleben zurück, ebenso wie [[Anni Krahnstöver]] oder [[Toni Jensen]].
*[[Käte Frankenthal]], die mittlerweile in Berlin lebt und politisch tätig ist, flieht angesichts der Bedrohung durch die Nazis in die USA.
*[[Michael Freund]] soll aus der SPD ausgetreten sein, arbeitet aber an der Zeitschrift ''[[Blick in die Zeit]]'' mit.
*[[Rudolf Henning]] wird mehrfach festgenommen und verliert seine Arbeit als Gewerkschaftssekretär.
*[[Hermann Köster]] tritt in die Reichsmarine (ab [[1935]] Kriegsmarine) ein. Ob er einberufen wird oder sich freiwillig meldet, ist nicht ermittelt.
*[[Paul Lohmann]] wird auf Grund eines NS-Gesetzes wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und Verbrechen gegen das Parteiverbotgesetz" zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.  
*[[Hermann Lüdemann]] wird seines Amtes als Oberpräsident von Niederschlesien enthoben.
*[[Hermann Lüdemann]] wird seines Amtes als Oberpräsident von Niederschlesien enthoben.
*[[Rudolf Lüdemann]] wird aus dem öffentlichen Dienst entlassen, in "Schutzhaft" genommen und schwer misshandelt.
*[[Rosa Wallbaum|Rosa Obloch]] verliert kurz nach Abschluss ihrer Lehre ihre Arbeit beim [[Allgemeiner Konsumverein Kiel|Kieler "Konsum"]], weil ihre Familie als sozialdemokratisch bekannt ist.
*[[Rosa Wallbaum|Rosa Obloch]] verliert kurz nach Abschluss ihrer Lehre ihre Arbeit beim [[Allgemeiner Konsumverein Kiel|Kieler "Konsum"]], weil ihre Familie als sozialdemokratisch bekannt ist.
*[[Franz Osterroth]] redigiert die illegale Jugendzeitschrift ''Junger Sozialismus''.
*[[Franz Osterroth]] gründet in Magdeburg eine illegale Gruppe der [[Jusos|Jungsozialisten]] und redigiert die illegale Jugendzeitschrift ''Junger Sozialismus''.  
*[[Karl Ratz]] wird in "Schutzhaft" genommen, danach erhält er ein Jahr Gefängnis.
*[[Karl Schiller]] tritt der nationalsozialistischen SA bei.  
*[[Karl Schiller]] tritt der nationalsozialistischen SA bei.  
*[[Max Schmidt]] wird bei einer Zusammenkunft mit Parteifreunden in [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]] von der Gestapo verhaftet. Nach der Freilassung ist er weiteren politischen Verfolgungen ausgesetzt und wird arbeitslos.
*[[Hans Stade]] sperren die Nazis für etwa vier Wochen im KZ ein.
*[[Bruno Verdieck]] setzt seine Gewerkschaftsarbeit bis zur Verhaftung illegal fort.
*[[Theodor Werner]] übernimmt einen Tabakladen im Königsweg 52 in Kiel.
*[[Theodor Werner]] übernimmt einen Tabakladen im Königsweg 52 in Kiel.
*[[Traditionsfahne|Traditionsfahnen]] einzelner Gruppierungen werden versteckt und so über die Nazizeit gerettet, etwa die Fahnen von [[Ortsverein Suchsdorf - Traditionsfahne|Kiel-Suchsdorf]], [[Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf#Traditionsfahne|Kiel-Dietrichsdorf]] oder [[Ortsverein Kiel-Süd#Geschichte|Kiel-Süd]].
*Als einziger Wohlfahrtsverband wird die [[AWO]] vom NS-Regime verboten und aufgelöst.
*In [[Ortsverein Husum|Husum]] kommt es zu einem öffentlichen Widerstandsakt: Ein Maurer, ein Schlosser, ein Angestellter der Stadtwerke und der Schmied und Eisenbahner [[Rudolf Schütze]] holen eines Tages im Morgengrauen die Nazifahne vom Schornstein der Husumer Möbelfabrik und hissen statt dessen die rote Fahne der "[[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Eisernen Front]]". Die Nazis "korrigieren" dies am nächsten Tag, aber die Männer überleben ihre Aktion.
*Die vier sozialdemokratischen Vertreter in der [[Ortsverein Kronshagen|Gemeindevertretung Kronshagen]], unter ihnen [[Eduard Markowski]], werden nach der Machtübernahme der Nazis ausgeschlossen.
*In [[Ortsverein Süderbrarup|Süderbrarup]] gibt es nach Beginn der NS-Herrschaft geringe Untergrundaktivitäten, aber keinen [[Widerstand in der NS-Zeit|organisierten Widerstand]].
*[[:Kategorie:Fahne|Traditionsfahnen]] einzelner Gruppierungen werden versteckt und so über die Nazizeit gerettet, etwa die Fahnen von [[Ortsverein Suchsdorf - Traditionsfahne|Kiel-Suchsdorf]], [[Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf#Traditionsfahne|Kiel-Dietrichsdorf]] oder [[Ortsverein Kiel-Süd#Geschichte|Kiel-Süd]]. Die Fahne des [[Arbeitergesangsverein Eintracht|Arbeitergesangsvereins Eintracht]] vergraben [[Hermann Kölln]] und vier weitere [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorner]] Arbeiter noch rechtzeitig vor der Herrschaft der Faschisten nachts in einem Zinksarg auf einem Grundstück in der Amandastraße.

Version vom 4. März 2020, 22:51 Uhr


Am 30. Januar überträgt Reichspräsident von Hindenburg ohne Beteiligung des Reichstages das Amt des Reichskanzlers an Adolf Hitler, den "Führer" der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSdAP).

Der Brand des Reichstages am 27. Februar führt zu einer Verhaftungswelle. In der Reichstagswahl vom 5. März bleiben die Nazis mit 43,9% unter der angestrebten absoluten Mehrheit, obwohl viele ihrer politischen Gegner bereits in "Schutzhaft" sitzen und der Einschüchterung durch die SA der Nazis keine Grenze gesetzt ist.

Innerhalb weniger Monate wird mit Hilfe von Notverordnungen und der Entmachtung des Reichstages, der Regelungen des Regimes wie das "Ermächtigungsgesetz" nur noch scheindemokratisch legitimiert, das gesamte politische Leben in Deutschland gleichgeschaltet. Die demokratischen Parteien werden am 22. Juni verboten, am 14. Juli tritt das "Gesetz zur Neubildung von Parteien" in Kraft, das eben keine Neubildung von Parteien mehr zulässt.

Auch in Schleswig-Holstein entfernen die Nazis Menschen, die Widerstand leisten, aus dem öffentlichen Leben. Sie verhaften zunächst KPD- und SPD-Leute und bringen sie in die ersten, wild eingerichteten Konzentrationslager. Dort werden sie schwer misshandelt und viele von ihnen ermordet. Wenig später erlassen die Nazis auch die ersten Gesetze zur Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung.

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

  • Wilhelm Schmehl bringt Teile des historisch wertvollen Marx-Engels-Nachlasses aus dem Berliner SPD-Archiv in Fußmärschen durchs Moor nach Dänemark in Sicherheit.
  • Willy Busch flüchtet vor dem Nazi-Terror in Klausdorf gegen ihn nach Dänemark.
  • 1. Juli - Die Freie Volksbühne Kiel löst sich zum zweiten Mal in ihrer Geschichte selbst auf.
  • 1. Juli - Die Leiche von Johannes Stelling wird geborgen und anhand seines Trauringes identifiziert.
  • 20. Juli - Der örtliche SA-Führer lehnt die Entlassung von Karl Fick aus dem KZ ab und macht deutlich, dass er ihn als politische Geisel betrachtet.

August

  • SPD-Stadtrat Emil Brodkorb wird aus dem Magistrat der Stadt Schleswig ausgeschlossen.
  • 7. August - Zur Gemeinderatssitzung in Waabs an diesem Tag werden die beiden SPD-Vertreter, Felix Augustin und Fritz Gimm, nicht mehr geladen.
  • 14. August - Die Dachorganisation der Konsumvereine, die GEG, wird von den Nazis zwangsweise in den "Reichsbund der deutschen Verbrauchergenossenschaften GmbH (GEG)" überführt. Damit haben die Konsumvereine keine eigenständige Grundlage mehr.
  • 17. August - Alle SPD-Vertreter werden aus der Stadtvertretung von Bredstedt ausgeschlossen.
  • 20. August - Andreas Carlsen wird in Bredstedt von drei SA-Männern beschuldigt, seine Mutter geschlagen zu haben, und von ihnen in denunziatorischer und erniedrigender Weise durch den gesamten Ort geführt.
  • 24. August - Johannes Stellings Asche wird auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.
  • 29. August - Karl Fick wird aus dem provisorischen KZ Eutin freigelassen, verliert jedoch seinen Arbeitsplatz und ist mehrere Jahre arbeitslos.

September

  • Richard Vosgerau wird aus der "Schutzhaft" entlassen und nimmt in der Folgezeit das Angebot der Gestapo an, nach Kiel zu ziehen.
  • 19. September - Fritz Solmitz wird nach schweren Misshandlungen durch die SS in seiner Zelle im KZ Fuhlsbüttel erhängt aufgefunden. Er ist 39 Jahre alt. Ob er in den Selbstmord getrieben oder von der SS ermordet wurde, ist ungeklärt.

Oktober

November

Dezember

Nicht datiert