Arthur Zabel

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Arthur Zabel
Arthur Zabel
Arthur Zabel
Geboren: 14. September 1891
Gestorben: 6. Januar 1954

Arthur Zabel, * 14. September 1891 in Wittenberge/Elbe, † 6. Januar 1954 in Heikendorf bei Kiel. Metallarbeiter, Gewerkschaftssekretär. Verheiratet, eine Tochter; Dissident[1]. Mitglied der SPD seit 1909.

Leben & Beruf

Arthur Zabel kam aus einer sozialdemokratischen Familie; sein Vater arbeitete als Maschinenaufseher in der örtlichen Nähmaschinenfabrik der Firma Singer.[2] Er schloss die Bürgerschule in Wittenberge 1905 mit der Mittleren Reife ab, machte dann eine Ausbildung zum Mechaniker und Schlosser[3] und ging ein Jahr auf Wanderschaft.

Ab 1909 arbeitete er in Kiel, Nürnberg und Berlin als Mechaniker, Werkzeugmacher und Rundschleifer, ab 1914 wieder in Kiel als Torpedomechaniker bei der kaiserlichen Torpedowerkstatt in Friedrichsort. Er nahm am 1. Weltkrieg teil, ob als Freiwilliger oder Gezogener, ist nicht ermittelt.

Zurück in Kiel beteiligte er sich an der Novemberrevolution 1918. Ebenfalls 1918 heirateten er und Luise Christine Rix aus Möltenort; das Ehepaar zog nach Heikendorf, wo am 30. März 1920 ihre Tochter geboren wurde[4] - Emma, später verheiratete Schargus, die offenbar noch in den 1990er Jahren in Heikendorf lebte[5].

Im April 1919 übernahm er - unterbrochen 1920/21 von seiner kurzen Tätigkeit als Landrat in Bordesholm - die hauptamtliche Bezirksleitung des Eisenbahnerverbandes mit Sitz in Neumünster, ab 1922 in Stettin, wo die Familie in einer Wohnung im Drewshof 3 lebte.[6] 1927 wurde er auch Redakteur der Verbandszeitschrift Eisenbahner Echo und hatte einen Sitz im Landeseisenbahnrat. In Stettin war er auch Waisenrat, vermutlich eine ehrenamtliche soziale Tätigkeit. 1932 übernahm er die Bezirksleitung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) für Pommern und Mecklenburg-Strelitz. Während der NS-Diktatur war er, nach der Entlassung aus dem KZ, ab 1934 als Versicherungsfachmann tätig.

Nach Ende der NS-Diktatur kehrte die Familie nach Heikendorf zurück, wo Arthur Zabel Anfang 1954 starb.[7].

Partei & Politik

Seit 1909 gehörte Arthur Zabel der SPD an.[8] Am 13. November 1918 wurde er vom Kieler Arbeiterrat zum Beigeordneten, sprich: Kontrolleur, des Landrats im Kreis Bordesholm bestellt[9] - ein Amt, das allerdings mit wenig tatsächlicher Macht ausgestattet war; selbst das Rederecht im Kreistag erhielt er erst auf Beschluss des Gremiums.[10] Im Dezember 1918 und im April 1919 nahm er als Delegierter an den Allgemeinen Kongressen der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin teil.[11]

Landrat in Bordesholm

Am 13. März 1920 wurde er auf Weisung von Oberpräsident Heinrich Kürbis zum stellvertretenden Landrat des Kreises Bordesholm ernannt und mit der Wahrnehmung der Amtsgeschäfte beauftragt. Innenminister Carl Severing hatte den amtierenden Landrat, dem Arthur Zabel beigeordnet gewesen war, wegen seiner Unterstützung des Kapp-Putsches vorläufig seines Amtes enthoben[12]; daher benötigte man vermutlich jemanden, der mit den Verhältnissen vor Ort vertraut war. Der Vorschlag des Oberpräsidenten, Arthur Zabel zum kommissarischen Landrat zu ernennen, wurde vom mittlerweile mehrheitlich sozialdemokratischen Kreistag mit 11:8 Stimmen unterstützt - ein knappes Ergebnis, das zum Entschluss zum Rücktritt beitrug.[13] Erst am 1. Oktober erfolgte die Ernennung durch den Innenminister, und am 16. Dezember 1920 wurde Arthur Zabel offiziell als Landrat vereidigt. Damit war auch verbunden, dass er als Deputierter für den Kreis Bordesholm Mitglied des schleswig-hol­steinischen Provinziallandtages in Kiel wurde.[14]

Er legte sein Amt aber bereits im Januar 1921 entnervt nieder. Als Gründe führte er an: "Neben den offiziellen Beschwerden und Protesten setzte dann eine Hetze gegen mich ein, die mit den schamlosesten Mitteln unter der Oberfläche wühlte." Er sei nicht weiter imstande, "als Gegenstand aller möglichen und unmöglichen Verleumdungen und Anwerfungen durch den Kot gezogen zu werden."[15] Eine Bestätigung dieser Klagen findet sich darin, dass das ausführliche Rücktrittsgesuch - dem mit Datum vom 21. Januar stattgegeben wurde - am 20. Januar in vollem Wortlaut in der Kieler Zeitung abgedruckt wurde. Wer für diese Indiskretion verantwortlich war, wurde nie geklärt.[16]

Uwe Fentsahm hat sich mit den Hintergründen dieser Entwicklung näher beschäftigt. Aus seiner Sicht ist Arthur Zabel dem eigenen Anspruch, das Amt "unparteiisch zum Wohle der Gesamtheit"[17] auszuüben, durchaus gerecht geworden, etwa durch seinen Einsatz für den Bau eines Krankenhauses im Kreis, seine Bemühungen um die Versorgung des Kreises in der Notzeit nach dem 1. Weltkrieg oder durch seinen Widerstand gegen überhöhte Preise für knappe Waren.[18]

Sein Fazit:

"Der Sozialdemokrat Zabel hat offen und ehrlich versucht, die ihm übertragene Position adäquat auszufüllen. Er ist dabei zum einen an den Intrigen der alten lokalen Autoritäten im Kreis Bordesholm gescheitert. Es mangelte ihm aber auch an einem ausgeprägten Machtbewußtsein und dem Mut zu unpopulären Entscheidungen. Das zwanghafte Bemühen um einen Ausgleich mit den bürgerlichen Kreisen und die übertriebene Vorstellung, ein standesgemäßes Ansehen bewahren zu müssen, haben nicht unwesentlich zu seinem Scheitern beigetragen. In diesen Punkten wird man ihm sein jugendliches Alter (1891 geboren) und die noch mangelnde Erfahrung im Umgang mit den politischen Gegnern zugute halten müssen. Mitentscheidend war aber auch die mangelhafte Unterstützung durch den Regierungspräsidenten [...] in Schleswig und die Parteifreunde im Preußischen Staatsministerium. Die in Berlin in der Regierungsverantwortung stehenden Genossen hatten ebenfalls keinen Mut zu unpopulären Entscheidungen und wollten zudem jeglichen Anschein einer Parteibuchpolitik vermeiden."[19]

Dazu kam, neben dienstlichen Differenzen mit dem nationalkonservativen Regierungspräsidenten, dass das Gehalt des Landrats für eine repräsentative Amtsführung, wie er sie offenbar von sich erwartet sah, nicht ausreichte. Die bisherigen Amtsinhaber waren aus dem Adel gekommen und auf das Gehalt nicht angewiesen. Arthur Zabels unmittelbarer Vorgänger hatte beim Auszug aus dem Kreishaus alle eigenen Möbel mitgenommen; es waren ein Tisch und ein Sofa verblieben.[20] Für einen Ersatz in der repräsentativen Art, wie der neue Landrat sie wünschte - oder sich als angemessen einreden ließ - wollte der Staat nicht aufkommen.[21]

Schließlich mag auch beigetragen haben, dass er - auf einer der Dienstfahrten, die in den Beschwerden über ihn angeführt wurden, weil ihn seine Frau und eine ihrer Freundinnen begleiteten - mit dem kreiseigenen Kraftwagen einen Unfall hatte, bei dem die Freundin an den erlittenen Verletzungen starb. Die Staatsanwaltschaft verzichtete nach Anzeige des Unfalls auf Ermittlungen; am Steuer hatte ohnehin der vom Kreis angestellte Fahrer gesessen.[22]

Pommern

Arthur Zabel übernahm erst in Pommern wieder politische Ämter. So war er Gaujugendleiter des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Stettin und vertrat ab 1928 die SPD in der pommerschen Landverordnetenversammlung. Ab 1932 gehörte er dem pommerschen Provinziallandtag[23] und der Stadtverordnetenversammlung in Stettin sowie für den Wahlkreis 6 (Pommern) zwei Wahlperioden lang dem preußischen Landtag an.

NS-Diktatur

Schon dass sich Arthur Zabel für die Landtagswahl am 5. März 1933 wieder aufstellen ließ, zeugt nicht von Feigheit. Im Zuge der Machtübertragung an die Nazis verlor er alle politischen Ämter und wurde bis Jahresende im KZ Esterwegen in "Schutzhaft" genommen. Nach seiner Entlassung nahm er Verbindung zur "illegalen" Reichsleitung der Gewerkschaften auf und begann eine aktive Widerstandstätigkeit. Wilhelm Leuschner soll ihn im Zusammenhang mit den Umsturzplänen rund um den 20. Juli 1944 nach Ende des NS-Regimes in Stettin wieder als leitenden Gewerkschafter vorgesehen haben.

Während des 2. Weltkriegs wurde er als Torpedoarbeiter zum Marinewaffenbetrieb in Stettin eingezogen, 1945 noch zum Volkssturm und geriet in Kriegsgefangenschaft[24].

"Er bewahrte während der NS-Zeit eine integre und antinationalsozialistische Haltung."[25]

Neuanfang

Aus der Kriegsgefangenschaft in Ostholstein wurde Arthur Zabel bald entlassen.[26] Er kehrte im August 1945 nach Heikendorf zurück und übernahm im September die Leitung des Flensburger, noch 1945 dann die des Kieler Arbeitsamtes. Von Juli 1946 bis April 1947 war er Präsident des Landesarbeitsamtes Schleswig-Holstein, von 1949 bis 1954 Oberregierungsrat im Sozialministerium[27].

In seinem Heimatort Heikendorf betätigte er sich kommunalpolitisch.

Ehrungen

Im Dezember 1995 beschloss die Gemeindevertretung von Bordesholm, eine Straße nach Arthur Zabel zu benennen.[28]

Auch in Heikendorf gibt es einen Artur-Zabel-Weg.

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. Keiner Religionsgemeinschaft angehörend
  2. Lebenslauf in der Personalakte, LAS 761/1225, zit. bei Fendsahm, Landrat, S. 19.
  3. Woher die Information in der Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde stammt, er habe vor seiner Lehre "in Kiel und Nürnberg" studiert, ist nicht ermittelt. Wie er als Mittelschüler dazu gelangte oder welcher Art das Studium war, wird nicht mitgeteilt.
  4. Fentsahm: Sozialdemokraten, o. S. [S. 2]
  5. Fentsahm: Umgang, S. 166 Anm. 45
  6. Fentsahm: Sozialdemokraten, o. S. [S. 2]
  7. Schröder: Zabel gibt als Sterbeort "Kiel" an. Es ist möglich, dass Arthur Zabel noch in ein Kieler Krankenhaus gebracht wurde.
  8. Fentsahm: Sozialdemokraten, o. S. [S. 2]
  9. Fentsahm: Umgang, S. 165
  10. Fentsahm: Umgang, S. 154
  11. Vgl. Schröder: Zabel
  12. Fentsahm: Umgang, S. 154
  13. Fentsahm: Umgang, S. 168
  14. Fentsahm: Landrat, S. 5
  15. Aus dem Rücktrittsgesuch, zit. bei Fentsahm: Umgang, S. 169
  16. Fentsahm: Umgang, S. 167 f.
  17. Aus einem Aufruf des Landrats, zit. bei Fentsahm: Landrat, S. 7
  18. Fentsahm: Landrat, S. 7
  19. Fentsahm: Umgang, S. 171
  20. Fentsahm: Umgang, S. 169
  21. Fentsahm: Landrat, S. 17 f.
  22. Fentsahm: Umgang, S. 170
  23. Jedoch nicht als dessen Präsident, wie in der Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde angegeben, sondern lt. Martens, S. 565, als stellvertretender Vorsitzender.
  24. Martens, S. 565
  25. So die Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde.
  26. Martens, S. 656
  27. So Martens, S. 565
  28. Vgl. Fentsahm: Landrat, S. 1, der auch auf Reaktionen auf diesen Beschluss eingeht.