Bezirksparteitag 1946, Neumünster
Bezirksparteitag Neumünster 1946 |
10. März 1946 |
Neumünster |
Siehe auch: Beschlussdatenbank |
Der Bezirksparteitag 1946, der erste offizielle Bezirksparteitag der wiedergegründeten SPD Schleswig-Holstein nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft, fand am 10. März 1946 in Neumünster statt.
Eine erste Bezirkskonferenz hatte bereits 1945 stattgefunden; ihre Beschlüsse wurden von der Partei auch als gültig akzeptiert. Sie war jedoch von der Militärregierung nicht genehmigt worden und hatte daher "offiziell" nicht stattgefunden.
1946 nahmen 145 Delegierte und 200 Gäste teil, darunter Vertreter der Militärregierung. "Von mutigen Männern gerettete Parteifahnen grüßten die Tagung, zu der von jetzt an auch die SPD-Vertreter der Stadt Lübeck gehörten."[1]
Rede Kurt Schumacher
Als Gastredner sprach der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher zum Thema "Demokratischer Sozialismus":
"Wir wollen Deutschland als gleichberechtigten Faktor im Rahmen der europäischen Politik [...]. Beim Hören der Stimme aus dem Osten, die die Einigung aller Schaffenden predigt, muß man sich vor Augen halten, daß sich nur unabhängige Faktoren einigen können. Die kommunistische Partei ist nichts weiter als ein Instrument der Außenpolitik einer Macht. [...] Die KPD ist im Osten nichts weiter als eine Partei der Nutznießer, im Westen eine kleine Gruppe von Fanatikern. [...] Wir Sozialdemokraten werden niemals gegenüber einer Besatzungsmacht in die Abhängigkeit geraten, in der die KPD gegenüber Rußland ist und heute noch ist. [...] Ich sage auch der Militärregierung ganz eindeutig: es geht nicht an, daß ökonomische Spezialoffiziere aus ihrer militärischen oder gesellschaftlichen Einstellung heraus über Wohl und Wehe des deutschen Volkes allein entscheidend sein müssen."[2]
Gedenken
Der Parteitag gedachte "in ergriffenem Schweigen" der im Kampf gegen den Nationalsozialismus in den letzten zwölf Jahren gefallenen Genossen. Franz Osterroth führt in seiner Geschichte der SPD Schleswig-Holstein eine Reihe von ihnen an.[3] Eine vollständigere Liste findet sich unter Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945.
Wahlen
Gewählt wurde der Bezirksvorstand:
- 1. Bezirksvorsitzender: Wilhelm Kuklinski (Kiel)
- 2. Bezirksvorsitzender: Karl Albrecht (Lübeck)
- 3. Bezirksvorsitzender: Andreas Gayk (Kiel)
- Bezirkskassierer: Theodor Werner (Kiel)
- BeisitzerInnen: Erich Arp (Elmshorn), Otto Engel (Kiel), Hans Oldorf (Lübeck), Hermann Olson (Flensburg), Gertrud Völcker (Kiel)
- Vertreter der Unterbezirke: Wilhelm Ackermann (Büsum), Paul Dölz (Tönning), Ludwig van Jindelt (Neumünster), Karl Knickrehm (Eutin), Walter Krause (Mölln), Genosse Warncke (Stormarn)
- 1. Bezirkssekretär: Heinrich Fischer
- Beratendes Mitglied: Richard Schenck (Hamburg)[4]
Der Lübecker Karl Albrecht wurde als bewußtes Signal zum 2. Vorsitzenden gewählt, da die Lübecker SPD immer selbstständig gewesen und erst neuerdings Teil der SPD Schleswig-Holstein war.
Über die Wahl Hermann Olsons schreibt W. L. Christiansen:
"Obwohl allen Hermann Olsons prodänische Haltung in der Grenzfrage bekannt gewesen sein dürfte, wurde dieser Flensburger mit hoher Stimmenzahl (131) als Beisitzer in den Bezirksvorstand gewählt. Wilhelm Kuklinski wurde mit 128 Stimmen Vorsitzender. Im Rückblick ist es schwierig zu verstehen, daß der 'Separatist' Hermann Olson Mitglied des Bezirksvorstandes wurde. Hermann Olson kannte das Parteiprogramm - und die Landes-SPD kannte seinen Standpunkt in der Grenzfrage. Doch Tatsache ist: Olson ließ sich aufstellen - und wurde gewählt. Für ihn und für die Flensburger war das ein taktischer Sieg."[5]
In die Kontrollkommission wurden "durch Zuruf" gewählt[6][7]:
- Max Beyreis (Flensburg)
- Wilhelm Kion (Neumünster)
- Genosse Knöchel (Lübeck)
- Ludwig Staal (Kiel)
- Carl Storbeck (Kiel)
- Hans Ellerbrock (Lauenburg)
Die Satzungskommission bildeten[6]:
- Wilhelm Esser (Stormarn)
- Genosse Luthe (Schleswig)
- Hans Oldorf (Lübeck)
- Ludwig Staal (Kiel)
- Richard Schenck (Hamburg)
- Theodor Werner (Kiel)
Abschließend wurde eine Pressekommission beschlossen, besetzt durch je einen zu delegierenden Genossen aus Kiel, Neumünster und Plön.[6]
Literatur
- Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8
- Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])
Einzelnachweise
- ↑ Osterroth: Sozialdemokratie, S. 122
- ↑ Zit. nach: SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. [1992])
- ↑ Osterroth: Sozialdemokratie, S. 117
- ↑ Lt. Osterroth: Sozialdemokratie, S. 123 wurde Richard Schenck gewählt; lt. Martens: Geschichte, S. 108 sowie S. 618, Anm. 664, wurde an seiner Stelle Erich Arp gewählt, dies aber im Protokoll vergessen und erst später ergänzt. Schenck wurde beratend zu den Vorstandssitzungen zugelassen.
- ↑ Christiansen, W. L.: Meine Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Flensburgs. Sozialdemokraten zwischen Deutsch und Dänisch 1945-1954 (Flensburg 1993)
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8, S. 618, Anm. 665
- ↑ Lt. Osterroth: Sozialdemokratie, S. 123
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