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'''Eckehard Raupach''', * [[5. November]] [[1941]] in Schwerin, † [[14. März]] [[2015]] in Kiel; Hausmann und Kommunalpolitiker. Konfessionslos. Verheiratet, 5 Kinder. Am [[24. August]] [[1963]] trat er in Westerstede, einer Kleinstadt im Nordwesten Niedersachsens, in die SPD ein. Seinen eigenen Angaben zufolge war er das 7. Parteimitglied im Ortsverein.


== Werdegang ==
== Werdegang ==

Version vom 4. Juli 2020, 20:06 Uhr

Eckehard Raupach
Eckehard Raupach
Eckehard Raupach
Geboren: 5. November 1941
Gestorben: 14. März 2015

Eckehard Raupach, * 5. November 1941 in Schwerin, † 14. März 2015 in Kiel; Hausmann und Kommunalpolitiker. Konfessionslos. Verheiratet, 5 Kinder. Am 24. August 1963 trat er in Westerstede, einer Kleinstadt im Nordwesten Niedersachsens, in die SPD ein. Seinen eigenen Angaben zufolge war er das 7. Parteimitglied im Ortsverein.

Werdegang

Als Zehnjähriger flüchtete Eckehard Raupach mit Mutter und zwei Geschwistern von Mecklenburg nach Nordniedersachsen.[1] 1961 machte er das Abitur und ging danach für zwei Semester zum Studium nach Freiburg. Von dort wechselte er zum Studium der Politikwissenschaften, Geschichte und Germanistik nach Kiel. Eckehard Raupach war verheiratet mit der Juristin Gundula Raupach, genannt Gesine, zeitweise gewählte Vorsitzende des Kieler Studentenparlaments. Sie lernten sich im Mai 1967 im Tönnieskreis kennen, einer politischen Hochschulgruppe, die zu der Zeit mit dem Sozialdemokratischen Hochschulbund assoziert war:

"Das Paar bewohnte demonstrativ gemeinsam zwei Studentenzimmer im Ferdinand-Tönnies-Haus. 'Das war natürlich eine Provokation, denn der Kuppelparagraf drohte ja mit Strafen bis zur Haft, wenn man an unverheiratete Paare vermietete. Der große Professor Hallermann kontrollierte als Vorsitzender des Studentenwerkes abends gerne mal persönlich, ob Männlein und Weiblein getrennt auf ihre Zimmer im Studentenwohnheim gingen', sagt SPD-Urgestein Eckehard Raupach (74) und erzählt von den vielen Abenden im Tönnies-Haus, in denen man gemeinsam Musik hörte und bei Rotwein politisch diskutierte. 'Man hockte ständig zusammen, ganz ohne Twitter und Facebook. Es war ein gemeinsamer Lebensstil. Ob Hochschule, Landespolitik oder Frauenbewegung – es ging uns immer um Bürgerrechte, mehr Freiheit, nicht nur für Studenten.'"[2]

Anfang der 1970er Jahre leitete Eckehard Raupach zwei Jahre lang hauptamtlich einen Jugendtreff in Mettenhof. Danach wurde er Hausmann und kümmerte sich um die fünf teils natürlichen, teils adoptierten Kinder sowie um Kommunalpolitik, nachdem er 1978 zum Ratsherrn gewählt worden war. Gesine war bis 2013 beim Arbeitsamt bzw. der Agentur für Arbeit tätig, unter anderem als Direktorin des Arbeitsamtes Flensburg.[3]

Von 1975 bis 1979 war er als Schriftführer Mitglied im Kreisvorstand der Kieler SPD und ab 1984 einige Jahre Vorsitzender des OV Hassee-Süd sowie langjähriges Vorstandsmitglied in Hassee-Süd und später im wiedervereinigten OV Hassee.

Von März 2003 bis zu seinem Tod schrieb Eckehard Raupach für das Kieler Straßenmagazin HEMPELS die Kolumne Raupachs Ruf; in den letzten Jahren war er auch stellvertretender Vorsitzender der Kieler AWO.

Als begeisterter Fahrradfahrer fuhr er mit den Roten Radlern durch ganz Europa.

Die gemeinsame Lebenserfahrung führte das Paar zu dem nicht eben beruhigenden Schluss:

"Aber was wir damals nicht für möglich hielten: Jeder liberale Ansatz ist latent rücknehmbar, jeder Baustein für eine bessere Zukunft kann jederzeit wieder strittig werden."[4]

Kommunalpolitik

Sitzung der Kieler Ratsfraktion 1987, vorn v.l. ehrenamtlicher Stadtrat Eckehard Raupach, Stadtbaurat Otto Flagge, Stadtrat Claus Möller

Eckehard Raupach engagierte sich aus voller Überzeugung in der Kommunalpolitik. Er gehörte ab 1. Juni 1970 dem Gesundheitsausschuss als bürgerliches Mitglied an. Von 1978 bis zum 31. März 2003 vertrat er als Nachfolger von Rosa Wallbaum Hassee in der Ratsversammlung[5], war zeitweise ehrenamtlicher Stadtrat für Kriegsopfer, Blinde und Gehörlose (wie es damals noch hieß) sowie von 1996 bis 1998 und von 2001 bis 2003 Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion[6].

Bis zuletzt engagierte er sich streitbar als Vorsitzender des Beirats der Stadt für Menschen mit Behinderung. Ende Januar 2015 nahm er an einem Nachmittag für Geflüchtete des Ortsvereins Kiel-Süd teil, weil er dies wichtiger fand als sein eigenes (an dem Tag nicht allzu gutes) Befinden[7], und noch im Februar setzte er sich öffentlich für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein.

Ehrungen

Für sein herausragendes sozialpolitisches Engagement erhielt Eckehard Raupach 2011 die Willy-Brandt-Medaille.

"Rolf Fischer überreichte die Medaille auf der Programmkonferenz der Kieler SPD am 25. November 2011. Programmatisch sei auch das Leben und Wirken des früheren Fraktionsvorsitzenden Eckehard Raupach, sagte Fischer [...]. Der im Stadtbild bekannteste radelnde Bartträger verkörpere die Richtwerte der SPD: sozial und demokratisch."[8]
Eckehard Raupach erhält Willy-Brandt-Medaille und Urkunde am 25.11.2011 vom Kreisvorsitzenden Rolf Fischer

Am 10. Mai 2016 verlieh die Kieler Ratsfraktion in Erinnerung an ihren ehemaligen Fraktionsvorsitzenden und Sozialexperten zum ersten Mal den Eckehard-Raupach-Preis.

Stimmen

Aus dem Nachruf in 'Hempels':

"Besonderen Wert auf Konventionen legte der Mann mit dem langen Rauschebart nie. Ein wenig spielte er wohl auch damit, gegen den Mainstream zu leben, wenn er immer und überall mit offenem Hemdkragen und roter Strickjacke auftrat. Und dass er die vielen Jahre in der aktiven Politik einigermaßen unbeschadet überstanden hat, war auch seiner Gabe zu verdanken, Dingen stets mit verschmitzter Ironie begegnen zu können.[9]

Auszüge aus der Rede, die Stadtpräsident Hans-Werner Tovar zur Trauerfeier für Eckehard Raupach am 28. März 2015 hielt:

"Ich kenne Eckehard bereits aus einer Zeit, da ich noch in der außerparlamentarischen Opposition verhaftet war, er schon längst den Weg in den Parlamentarismus gefunden hatte. Es muss Ende der 1970iger Jahre gewesen sein [...]. Jemand vermittelte uns [für die Umsetzung eines interkulturellen Jugendprojekts] an Eckehard. Der war Ratsherr und zu jener Zeit Mitglied des Jugendwohlfahrtsausschusses. Für uns gehörte er damals zum Establishment, sah er auch gar nicht so aus.
Schon vor 35 Jahren hielt er die bundesrepublikanische Ausländer- und Integrationspolitik für falsch. Er hörte sich unser Anliegen wohlwollend an, ließ sich Papiere und Konzepte geben, wog ab und erklärte, dass er unser Projekt für förderungswürdig hielte. Er wollte sich dafür einsetzen, dass die Stadt die notwendigen Personal- und Sachkosten fördere. Es ging um einen Betrag von jährlich 250 Tausend DM. Es dauerte Monate, die Haushaltsberatungen standen an - und siehe da: Der Betrag wurde für das kommende Haushaltsjahr in den Haushalt eingestellt [und 10 Jahre lang weiter bewilligt].
Meine Damen und Herren, das war Eckehard: Problem erkennen und abstellen. Nicht viel reden, einfach tun. [...] Ich habe mir einmal seitens der Stadt Kiel ausdrucken lassen, welche Funktionen zu welcher Zeit Eckehard im Rathaus innehatte. Es kamen 3 eng beschriebene DIN-A-4-Seiten zusammen. [...] Sein Schwerpunkt war jedoch immer die Sozial-, Jugend- und Gesundheitspolitik. Er hat sich über all die Jahre in die entsprechenden Ausschüsse wählen lassen und sich mit ungeheurem Fleiß eingebracht. Es war für ihn wichtig, sozialdemokratische Kompetenz in die Rathauspolitik einzubringen. Und ich kenne kein anderes Fraktionsmitglied, kein anderes Kieler Parteimitglied mit derart hoher sozialpolitischer Kompetenz. Diese Kompetenz war und ist bei allen Parteien bzw. Fraktionen unumstritten. [...]
Eckehards Herz schlug immer links. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Dennoch war er in der rauen kommunalpolitischen Wirklichkeit unumstritten. [...] Eckehard war ein Mensch, der auf die Langzeitwirkung seines Handelns setzte. Wenn irgendjemand Weltmeister im Bohren dicker Bretter war, dann war das Eckehard. Er ließ sich die Zeit, zu überzeugen. Er strebte um der Menschen willen in seinem Arbeitsbereich den Kompromiss an. Im Rahmen des Möglichen wollte er alle mitnehmen, und es gelang ihm oft, sehr oft.
Eckehard Raupach 2013
Eckehard hätte sicher die Möglichkeit gehabt, in die bezahlte Politik zu gehen. Hierfür wäre er prädestiniert gewesen. Soweit ich weiß, hat er nie einen ernsthaften Versuch unternommen. Er [...] genoss, ganz unten auf der kommunalen Ebene Politik zu gestalten, ganz nah am Menschen und für den Menschen. [...]
Und dann seine hervorstechendste Charaktereigenschaft: Eckehard war fair.
Nie hat er hinter den Kulissen Ränke geschmiedet. Nie hat er Menschen bewusst verletzt. Das galt sowohl für den politischen Gegner wie für die eigenen Genossinnen und Genossen. Das ist nicht immer so. [...] 1996 war ich in der Partei in Ungnade gefallen. Eckehard beerbte mich als Fraktionsvorsitzender. [...] Er fand einen Weg, die Lager zu integrieren. Er beließ mir meine übrigen Funktionen und band mich ein. Ich wäre heute nicht Stadtpräsident, hätte er nicht so reagiert. [...] Das politische Geschäft ist oft anders.
Er hat sich wegen seiner Haltung auch Kritik eingefangen. Das hat ihn nie gestört. [...] Er hatte Geduld [und] er war im Zweifel immer der Parteisoldat. [...]
Eckehard, du hast 45 Jahre deines Lebens in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt Kiel gestellt. Du hast das mit Herzblut, Engagement und Freude getan. Du bist ein Vorbild für uns."[10]

Quellen

  1. Peter Brandhorst: Die Stimme der Schwachen erklingt nicht mehr, HEMPELS, April 2015
  2. Heike Stüben: Als Paar eine echte Provokation, Kieler Nachrichten, 24.1.2015
  3. Peter Brandhorst: Die Stimme der Schwachen erklingt nicht mehr, HEMPELS, April 2015
  4. Heike Stüben: Als Paar eine echte Provokation, Kieler Nachrichten, 24.1.2015
  5. SPD-Kreisverband Kiel: SPD trauert um Eckehard Raupach, Kieler Nachrichten, 15.3.2015
  6. SPD-Ratsfraktion: SPD-Ratsfraktion trauert um Eckehard Raupach, 16.3.2015
  7. Persönliche Mitteilung von Eckehard Raupach am 31.1.2015.
  8. SPD-Kreisverband Kiel: Willy-Brandt-Medaille an Eckehard Raupach verliehen, 25.11.2011
  9. Peter Brandhorst: Die Stimme der Schwachen erklingt nicht mehr, HEMPELS, April 2015
  10. Zitiert nach dem Typoskript der Trauerrede, zur Verfügung gestellt von Hans-Werner Tovar.