Eckehard Raupach

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Eckehard Raupach
Eckehard Raupach
Eckehard Raupach
Geboren: 5. November 1941
Gestorben: 14. März 2015

Eckehard Raupach, * 5. November 1941 in Schwerin, † 14. März 2015 in Kiel; Hausmann und Kommunalpolitiker.

Werdegang

Eckehard Raupach war verheiratet mit Gundula Raupach, genannt Gesine. Die beiden haben 5 Kinder. Sie lernten sich in ihrer Studienzeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel kennen:

"Das Paar bewohnte demonstrativ gemeinsam zwei Studentenzimmer im Ferdinand-Tönnies-Haus. 'Das war natürlich eine Provokation, denn der Kuppelparagraf drohte ja mit Strafen bis zur Haft, wenn man an unverheiratete Paare vermietete. Der große Professor Hallermann kontrollierte als Vorsitzender des Studentenwerkes abends gerne mal persönlich, ob Männlein und Weiblein getrennt auf ihre Zimmer im Studentenwohnheim gingen', sagt SPD-Urgestein Eckehard Raupach (74) und erzählt von den vielen Abenden im Tönnies-Haus, in denen man gemeinsam Musik hörte und bei Rotwein politisch diskutierte. 'Man hockte ständig zusammen, ganz ohne Twitter und Facebook. Es war ein gemeinsamer Lebensstil. Ob Hochschule, Landespolitik oder Frauenbewegung – es ging uns immer um Bürgerrechte, mehr Freiheit, nicht nur für Studenten.'"[1]

Eckehard studierte Politikwissenschaften, Geschichte und Germanistik, seine Frau Jura. Sie war zeitweise gewählte Vorsitzende des Kieler Studentenparlaments. Mitte der 1970er Jahre leitete Eckehard für zwei Jahre hauptamtlich einen Jugendtreff im Kieler Stadtteil Mettenhof. Danach wurde er Hausmann, während Gesine beim Arbeitsamt (heute Agentur für Arbeit) und später an Schulen tätig war.[2]

Eckehard Raupach war begeisterter Fahrradfahrer, der mit den Roten Radlern durch ganz Europa fuhr.

Bis zu seinem Tod schrieb er als Kolumnist für das Kieler Straßenmagazin HEMPELS und war stellvertretender Vorsitzender der Kieler AWO.

Kommunalpolitik

Sitzung der Kieler Ratsfraktion 1987, vorn v.l. ehrenamtlicher Stadtrat Eckehard Raupach, Stadtbaurat Otto Flagge, Stadtrat Claus Möller

Eckehard Raupach gehörte ab 1. Juni 1970 dem Gesundheitsausschuss als bürgerliches Mitglied an. Von 1974 bis zum 31. März 2003 war er als Nachfolger von Rosa Wallbaum Ratsherr für Hassee[3], zeitweise ehrenamtlicher Stadtrat für die Kriegsopferfürsorge (wie es damals noch hieß) und Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion von 1996 bis 1998 sowie von 2001 bis 2003[4]. Bis zuletzt stand er engagiert und streitbar dem Beirat der Stadt für Menschen mit Behinderung vor.

Ehrungen

Für sein herausragendes sozialpolitisches Engagement erhielt Eckehard Raupach 2011 die Willy-Brandt-Medaille.

"Eckehard Raupach hat die höchste Auszeichnung der SPD erhalten: die Willy-Brandt-Medaille. Rolf Fischer überreichte die Medaille auf der Programmkonferenz der Kieler SPD am 25. November 2011. Programmatisch sei auch das Leben und Wirken des früheren Fraktionsvorsitzenden Eckehard Raupach, sagte Fischer und nannte exemplarisch neben den kommunalpolitischen und Parteiämtern seinen Einsatz für Menschen mit Behinderungen oder Obdachlose. Der im Stadtbild bekannteste radelnde Bartträger verkörpere die Richtwerte der SPD: sozial und demokratisch."[5]

Stimmen

Auszüge aus der Rede, die Stadtpräsident Hans-Werner Tovar zur Trauerfeier für Eckehard Raupach am 28. März 2015 hielt:

"Ich kenne Eckehard bereits aus einer Zeit, da ich noch in der außerparlamentarischen Opposition verhaftet war, er schon längst den Weg in den Parlamentarismus gefunden hatte. Es muss Ende der 1970iger Jahre gewesen sein [...]. Jemand vermittelte uns [für die Umsetzung eines interkulturellen Projekts] an Eckehard. Der war Ratsherr und zu jener Zeit Mitglied des Jugendwohlfahrtsausschusses. Für uns gehörte er damals zum Establishment, sah er auch gar nicht so aus.
Schon vor 35 Jahren hielt er die bundesrepublikanische Ausländer- und Integrationspolitik für falsch. Er hörte sich unser Anliegen wohlwollend an, ließ sich Papiere und Konzepte geben, wog ab und erklärte, dass er unser Projekt für förderungswürdig hielte. Er wollte sich dafür einsetzen, dass die Stadt die notwendigen Personal- und Sachkosten fördere. Es ging um einen Betrag von jährlich 250 Tausend DM. Es dauerte Monate, die Haushaltsberatungen standen an - und siehe da: Der Betrag wurde für das kommende Haushaltsjahr in den Haushalt eingestellt [und 10 Jahre lang weiter bewilligt].
Meine Damen und Herren, das war Eckehard: Problem erkennen und abstellen. Nicht viel reden, einfach tun. [...] Ich habe mir einmal seitens der Stadt Kiel ausdrucken lassen, welche Funktionen zu welcher Zeit Eckehard im Rathaus innehatte. Es kamen 3 eng beschriebene DIN-A-4-Seiten zusammen. [...] Sein Schwerpunkt war jedoch immer die Sozial-, Jugend- und Gesundheitspolitik. Er hat sich über all die Jahre in die entsprechenden Ausschüsse wählen lassen und sich mit ungeheurem Fleiß eingebracht. Es war für ihn wichtig, sozialdemokratische Kompetenz in die Rathauspolitik einzubringen. Und ich kenne kein anderes Fraktionsmitglied, kein anderes Kieler Parteimitglied mit derart hoher sozialpolitischer Kompetenz. Diese Kompetenz war und ist bei allen Parteien bzw. Fraktionen unumstritten. [...]
Eckehards Herz schlug immer links. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Dennoch war er in der rauen kommunalpolitischen Wirklichkeit unumstritten. [...] Eckehard war ein Mensch, der auf die Langzeitwirkung seines Handelns setzte. Wenn irgendjemand Weltmeister im Bohren dicker Bretter war, dann war das Eckehard. Er ließ sich die Zeit, zu überzeugen. Er strebte um der Menschen willen in seinem Arbeitsbereich den Kompromiss an. Im Rahmen des Möglichen wollte er alle mitnehmen, und es gelang ihm oft, sehr oft.
Eckehard hätte sicher die Möglichkeit gehabt, in die bezahlte Politik zu gehen. Hierfür wäre er prädestiniert gewesen. Soweit ich weiß, hat er nie einen ernsthaften Versuch unternommen. Er war durch und durch ein "Kommunaler", der es genoss, ganz unten auf der kommunalen Ebene Politik zu gestalten, ganz nah am Menschen und für den Menschen. [...]
Und dann seine hervorstechendste Charaktereigenschaft: Eckehard war fair.
Nie hat er hinter den Kulissen Ränke geschmiedet. Nie hat er Menschen bewusst verletzt. Das galt sowohl für den politischen Gegner wie für die eigenen Genossinnen und Genossen. Das ist nicht immer so. [...] 1996 war ich in der Partei in Ungnade gefallen. Eckehard beerbte mich als Fraktionsvorsitzender. [...] Er fand einen Weg, die Lager zu integrieren. Er beließ mir meine übrigen Funktionen und band mich ein. Ich wäre heute nicht Stadtpräsident, hätte er nicht so reagiert.
[...] Wenn jemand am Boden lag, hat er nicht zusätzlich auf ihm herum getrampelt. Im Gegenteil - er hat diesem Menschen seine Würde belassen und ihn entsprechend seiner Fähigkeiten eingebunden. Das politische Geschäft ist oft anders. Er hat sich wegen seiner Haltung auch Kritik eingefangen. Das hat ihn nie gestört. [...] Er hatte Geduld [und] er war im Zweifel immer der Parteisoldat. [...] Ich habe von ihm gelernt und gemeinsam haben wir Vieles umsetzen können. [...]
Eckehard, du hast 45 Jahre deines Lebens in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt Kiel gestellt. Du hast das mit Herzblut, Engagement und Freude getan. Du bist ein Vorbild für uns."[6]

Quellen

  1. Heike Stüben: Als Paar eine echte Provokation, Kieler Nachrichten, 24.1.2015
  2. Peter Brandhorst: Die Stimme der Schwachen erklingt nicht mehr, HEMPELS, April 2015
  3. SPD-Kreisverband Kiel: SPD trauert um Eckehard Raupach, Kieler Nachrichten, 15.3.2015
  4. SPD-Ratsfraktion: SPD-Ratsfraktion trauert um Eckehard Raupach, 16.3.2015
  5. SPD-Kreisverband Kiel: Willy-Brandt-Medaille an Eckehard Raupach verliehen, 25.11.2011
  6. Zitiert nach dem Typoskript der Trauerrede, zur Verfügung gestellt von Hans-Werner Tovar.