Emil Bandholz

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Emil Bandholz
Emil Bandholz
Emil Bandholz
Geboren: 28. März 1912
Gestorben: 7. Oktober 2001

Emil Bandholz, * 1912; † 20. April 1996. Tischler, Volkswirt. War verheiratet mit Emilie Emma Bertha Bandholz, verw. Skirra, geb. Heide.[1]. Mitglied der SPD seit 1931[2].

Leben & Beruf

Anlässlich seines Todes verfasste Jürgen Weber folgenden Nachruf auf Emil Bandholz: "Entweder begreift sich die Sozialdemokratie rechtzeitig als eine moderne Arbeiterpartei, oder sie wird - wie in der Weimarer Republik - zu einer belanglosen kleinbürgerlichen Partei absinken." Mit diesen kräftigen Worten endet ein Text, der vor 25 Jahren in der Reihe rororo-aktuell als Taschenbuch unter dem Titel "Zwischen Godesberg und Großindustrie oder Wo steht die SPD" erschien. Autor: Emil Bandholz.

Titelseite des von Emil Bandholz in der Reihe rororo-aktuell 1971 verfassten Buches über den Zustand der SPD

1912 in Kiel geboren, proletarische Herkunft, der Vater war Kesselschmied, durchlebte Emil Bandholz eine sozialdemokratische Karriere: Arbeitersport, Falken, SAJ und schließlich seit 1931 Mitglied der SPD. Im gleichen Jahr schließt er eine Lehre als Tischler ab.

Seit Herbst 1933 gehört er einer illegalen sozialdemokratischen Gruppe an, wird 1937 zusammen mit anderen Kieler Genossen verhaftet, zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und ins KZ eingeliefert.

Gegen die Einheitspartei: Nach Kriegsende 1945 ist er eines der ersten Mitglieder des SPD-Kreisvorstandes in Kiel. Im Sommer 1945 tritt er als energiescher Gegner der Einheitsparteibestrebungen auf. Er fällt auf durch grundsätzliche theoretische Diskussionsbeiträge, um "schwärmerischen Verklärungen entgegenzuwirken und die antidemokratische wie imperialistische Struktur des sowjetischen Systems herauszuarbeiten", wie er selbst schreibt.

Den Anspruch, sozialistische Theoriediskussionen und politische Praxis miteinander zu verbinden, hält er sein Leben lang aufrecht. Dabei führt er stets eine scharfe Klinge, wovon auch der Autor dieses Beitrages ein Lied singen kann.

Vom Tischler zum Theoretiker: Der Tischler Bandholz besucht in jungen Jahren die Internatsvolkshochschule in Harrisleefeld, nimmt über den zweiten Bildungsweg ein Studium der Volkswirtschaft auf und promoviert schließlich 1954 über das Thema "Versuch zu einer Theorie des Sozialismus. Eine Untersuchung über das System von Karl Marx und sein Verhältnis zur Sozialökonomie der Gegenwart".

In den folgenden Jahren veröffentlicht er Arbeiten über das Problem der Lohnbildung und über die britische Gewerkschaftsbewegung. Beruflich wird er erst Lehrbeauftragter der Gewerkschaftsakademie und dann Verlagsleiter bei der Kieler Volkszeitung. Während der Auseinandersetzung um die Schließung der Parteizeitung gerät er in Konflikt mit den Parteivorständen in Bonn und in Kiel. Aber das ist ein Kapitel für sich.

Emil Bandholz war kein typischer Parteifunktionär. Als Denker der Partei war er nicht einmal in seiner schleswig-holsteinischen SPD besonders populär. Vielleicht lag es auch daran, daß er modischen Politiktrends nie recht über den Weg traute.

In dem rororo-Bändchen von 1971 schreibt er: "Die neue sozialdemokratische Linke ist nicht frei von kleinbürgerlichen Verklemmungen, und die Gefahr liegt nahe, daß auch die Jungsozialisten in ihren Sog gelangen könnten. ... Die Realpolitiker der SPD von heute haben bereits erfahren müssen, daß die Jungsozialisten, wenn es um Mandate geht, opportunistisches Finassieren ebensogut beherrschen, wie sie selber."

Der Alt-Linke Emil Bandholz starb am 20. April 1996. Wir verneigen uns[3]."

Einzelnachweise

  1. Todesanzeige in den Kieler Nachrichten August 1973
  2. Vorwärts Juni 1996
  3. Vorwärts Juni 1996