Helene Grünig: Unterschied zwischen den Versionen

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Über die politische Betätigung Helene Grünigs nach dem 1. Weltkrieg gibt es keine gesicherten Informationen.
Über die politische Betätigung Helene Grünigs nach dem 1. Weltkrieg gibt es keine gesicherten Informationen.


[[1933]] hält Helene Grünig 62-jährig zum letzten Mal eine öffentliche Rede als Frauentagsreferentin.<ref>Notizen von Eva Börnig, Urenkelin von Helene Grünig, für den Stadtteilspaziergang des Umweltbildungsvereins "geo step by step" https://linx01.sozialismus-jetzt.de/component/content/article/62-uncategorised/2992-erinnerung-an-die-anfaenge-der-proletarischen-frauenbewegung.html?Itemid=28</ref>
[[1933]] hält Helene Grünig 62-jährig zum letzten Mal eine öffentliche Rede als Frauentagsreferentin.<ref>Notizen von Eva Börnig, Urenkelin von Helene Grünig, für den Stadtteilspaziergang des Umweltbildungsvereins "geo step by step"''[https://linx01.sozialismus-jetzt.de/component/content/article/62-uncategorised/2992-erinnerung-an-die-anfaenge-der-proletarischen-frauenbewegung.html?Itemid=28]''</ref>


== Literatur & Links ==
== Literatur & Links ==

Version vom 24. Februar 2020, 19:03 Uhr

Helene Grünig
Helene Grünig
Helene Grünig
Geboren: 10. Januar 1871
Gestorben: 13. Mai 1965

Helene Grünig (geb. Piefke), * 10. Januar 1871 in Neusalz/Schlesien (heute Nowa Sól/Polen), † 13. Mai 1965 in Hamburg. Verheiratet mit Rudolf Grünig, 6 Kinder. Mitglied der SPD mindestens seit 1890.

Werdegang

Der Vater von Helene Piefke war Oderschiffer. Helene hatte eine glückliche Kindheit. Der Vater ermöglichte seinen Kindern den Besuch der Bürgerschule, bis er durch ein Unglück seinen Schleppkahn verliert. Nach acht Jahren Schule arbeitete Helene zunächst als Dienstmädchen bei einer jüdischen Familie. Sie wohnte bei ihrer älteren Schwester, die Schneiderin war. Helene Piefke musste täglich arbeiten, nur alle zwei Wochen hatte sie einen halben Tag frei.

1890 heiratete sie dann den 12 Jahre älteren Rudolf Grünig. Zwischen 1892 und 1906 wurden ihre vier Söhne und zwei Töchter geboren. 1918 stirbt der älteste Sohn im Krieg an einer Infektion.1944 stirbt Rudolf Grünig 85-jährig und ein Jahr später stirbt der zweite Sohn. 1954 zieht Helene Grünig zu ihrer jüngsten Tochter nach Hamburg, wo sie 1963 im Alter von 92 Jahren verstirbt.

Parteiarbeit vor 1908

Helene Grünig gehörte der SPD bereits in der Illegalität vor 1890 an. Als am 10. Januar 1980 die Sozialistengesetze aufgehoben wurden hatte sie ihre Fenster erleuchtet und Bilder von Marx und Engeln hingestellt.

Mit ihrem Mann kam sie auf der Suche nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen in den 1890er Jahren nach Kiel. Sie nahm an illegalen Treffen im damals noch nicht nach Kiel eingemeindeten Gaarden teil, wo ihr Mann um 1907 Vorsitzender des Sozialdemokratischen Vereins war. 1905 wurde sie zur ersten Vertrauensperson der Gaardener Frauenversammlung gewählt und berief alle vier bis sechs Wochen eine öffentliche Versammlung ein. Diese Versammlungen mussten drei Tage vorher bei der Polizei angemeldet werden; ihr Ablauf wurde durch Beamte überwacht. Als Vertrauensfrau hielt sie den Kontakt zur inzwischen wieder zugelassenen SPD und nahm an reichsweiten Treffen der Vertrauensfrauen in Berlin teil.

Eine herausragende Veranstaltung ist belegt für 1905 in der Gaststätte Concordia in der Lübecker Chaussee. Luise Zietz, Vertrauensfrau aus Hamburg und eine der führenden Sozialdemokratinnen, warb in einem Vortrag für Clara Zetkins Zeitschrift Die Gleichheit. 180 Frauen sollen daraufhin die Zeitschrift abonniert und sich als Verkäuferinnen zur Verfügung gestellt haben.

Eine andere bedeutende Frau der Arbeiterbewegung, damals noch Sozialdemokratin, konnte Helene Grünig etwas später begrüßen. Die von ihr sehr geschätzte Rosa Luxemburg referierte im Wahlkampf zur Reichstagswahl vom 25. Januar 1907 auf einer Versammlung in Kiel-Gaarden. Über diese Versammlung am 18. Januar 1907 berichtete die VZ am nächsten Tag ausführlich. Die Frauen mussten noch im "Segment" sitzen und zuhören. Sie durften sich nicht an der Diskussion beteiligen.

Recht auf politische Betätigung für Frauen

Helene Grünig engagierte sich in dem 1893 gegründeten Kieler Bildungsverein für Frauen und Mädchen. Nachdem Wilhelmine Kähler dort einen Vortrag zum Thema "Rechtlosigkeit der Frau und ihre unwürdige Behandlung von Seiten des Staates" gehalten hat, tritt Helene diesem Verein bei und wird dort Kassenrevisorin.[1] Offiziell trat sie am 1. Oktober 1908, als das Verbot der politischen Betätigung für Frauen fiel, dem Ortsverein Kiel des Sozialdemokratischen Zentralvereins für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis bei - wie berichtet wird, gemeinsam mit etwa 300 weiteren Frauen aus Gaarden. Durch Veränderung der Organisation gehörte sie ab 1911 zum Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel, nach dem 2. Weltkrieg zum Kreisverband Kiel.

Int. Sozialistinnen-Kongress Kopenhagen

Am 27. August 1910 stimmte Helene Grünig als Teilnehmerin des 2. Internationalen Frauenkongresses der Sozialistinnen in Kopenhagen für Clara Zetkins Antrag, künftig jedes Jahr einen Sozialistischen Frauentag zu feiern, um auf die Benachteiligung von Frauen in Politik, Arbeitswelt und Bildung aufmerksam zu machen.[2] Ziel war die soziale und politische Gleichstellung der Frauen mit den Männern. Der Internationale Frauentag wird bis heute in vielen Ländern der Erde begangen, seit 1922 immer am 8. März. Helene Grünig erwarb durch die Teilnahme an diesem historischen Kongress 1910 eine herausragende Stellung.

Im Nachgang zu dem Kongress in Kopenhagen wurden Helene Grünig sowie zwei weitere Frauen aus Gaarden, Referentinnen bei den Frauentagkongressen, die parallel zum Internationalen Frauentag stattfanden.

Über die politische Betätigung Helene Grünigs nach dem 1. Weltkrieg gibt es keine gesicherten Informationen.

1933 hält Helene Grünig 62-jährig zum letzten Mal eine öffentliche Rede als Frauentagsreferentin.[3]

Literatur & Links

  • Rolf Fischer: Mit uns die neue Zeit! Kiels Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Revolution (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie Band 2, 1900-1920)(Kiel 2013) ISBN 978-3-86935-196-4
  • Nicole Schultheiß: Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte (Kiel 2007)
  • Nicole Schultheiß: Helene Grünig (ergänzte Version)
  • Gertrud Völcker: Frauen als Mitkämpfer für eine bessere Welt (Unveröffentlicht, Stadtarchiv Kiel o. J)

Quellen

  1. Er war vermutlich nicht identisch mit dem Kieler Frauen-Bildungsverein, einem "mildtätigen" Verein der bürgerlichen Frauenbewegung, in dessen Mitgliederliste keine der führenden Proletarierinnen verzeichnet ist.
  2. Ihre Urenkelin widersprach dem allerdings 2018 - Helene Grünig sei nicht in Kopenhagen gewesen.
  3. Notizen von Eva Börnig, Urenkelin von Helene Grünig, für den Stadtteilspaziergang des Umweltbildungsvereins "geo step by step"[1]