Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Der Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf war eine Gliederung des Kreisverbandes Kiel. Er bestand von der Wiedergründung nach der NS-Herrschaft 1946 bis zum Februar 1972, als er sich im Rahmen der Organisationsreform in die beiden Ortsvereine Ellerbek und Wellingdorf aufteilte.[1]

Geschichte

Der gemeinsame Beginn gefolgt von der Aufteilung hatte sich in der Gründungsphase schon einmal abgespielt. Für den 18. Juli 1906 ist die Gründung des Distrikts Ellerbek verbürgt. Als einer der vier Distrikte, die am 1. Oktober 1911 im Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel aufgingen, wird jedoch der Distrikt Ellerbek-Wellingdorf genannt. Für den Zusammenschluss konstituierten sich aus den vieren sieben neue Distrikte, zu denen als nunmehr getrennte Distrikte Ellerbek und Wellingdorf gehörten.

Die Wiedergründung am 2. März 1946 geschah wiederum gemeinsam. Im erst 2018 wieder aufgefundenen Protokollbuch (vgl. Foto rechts) heißt es dazu:

Protokoll Gründungsversammlung
"Gründungsversammlung des Distriktes Ellerbek-Wellingdorf der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Kreis Kiel, am 2. März 1946 in der Sennhütte.
Die Versammlung wurde um 17.15 Uhr mit einem Prolog vom Gen. Detlefs eröffnet. Dann hielt Gen. Bandholz einen Vortrag mit dem Thema "Die Aufgaben der nächsten Zeit", der mit Beifall aufgenommen wurde. Nach einigen Rezitationen erfolgten die Wahlen des Distriktvorstandes.
Zum 1. Vorsitzenden wurde der Genosse Walter Rabke vorgeschlagen. Er war vor 1933 der Vors. des Distriktes Ellerbek. In den Jahren der Naziherrschaft mußte er ins Ausland flüchten. Nun ist er als einer der ersten Genossen zu uns zurückgekehrt.
Weiter wurden vorgeschlagen:
2. Vorsitzender: Gen. Toni Müller
Organisationsleiter: Gen. Karl Behnk
Kassierer: Gen. Willi Jakob
Schriftführer: Gen. Hinrich Reese
Diese vorgeschlagenen Genossen wurden von der Versammlung einstimmig gewählt.
Gen. Rabke dankte im Namen des neugewählten Vorstandes für das ausgesprochene Vertrauen und gelobte, treu und ehrlich zum Wohle unseres Distriktes und der gesamten Sozialdemokratischen Partei zu arbeiten. Weiter führte er aus, das unser Wahrzeichen, das Banner des Distriktes Ellerbek vom Gen. Schabilion treu bis jetzt aufbewahrt wurde. Es wird uns in allen Stunden voranleuchten.
Gen. Reincke übermittelte die Grüße des Ortsvereins Schönkirchen.
Nach dem geschäftlichen Teil ging es zum gemütlichen Teil über, der die Mitglieder nocheinige Stunden bei Musik und Tanz vereinte. Mit dem Liede: "Brüder zur Sonne, zur Freiheit endete die Versammlung.
Der Vorsitzende: Müller
Hinrich Reese Schriftführer"

[Rechtschreibung und Zeichensetzung wie im Original.]

Schon in den ersten "SPD-Kalendern", die die VZ in jeder Ausgabe veröffentlichte, sind der "Distrikt Ellerbek-Wellingdorf" und auch die "Jungsozialisten Ellerbek-Wellingdorf" aufgeführt.[2]

Die VZ berichtet etwa anlässlich der Maifeiern 1946 über beide Stadtteile gemeinsam:

"In den vom Krieg besonders zerschlagenen Stadtteilen Ellerbek und Wellingdorf gibt es kein Versammlungslokal mehr. Die Festteilnehmer mußten bis an die Grenze der Stadt, zur "Sennhütte", um ihren 1. Mai zu feiern."[3]

Andererseits wurde kurz darauf Ellerbek allein angesprochen, allerdings in einer speziellen Situation:

"Nach vielen Bemühungen ist es endlich gelungen, eine Baracke für den Bau eines Jugendheimes auf dem Ostufer zu bekommen. Die einzelnen Teile wurden in der Peter-Hansen-Straße gelagert. Bevor jedoch mit der Aufstellung begonnen werden konnte, wurden wesentliche Teile gestohlen. [...] Der Kreisverein Kiel der SPD wendet sich deshalb mit der Bitte an die Ellerbeker, mit allen Mitteln zu versuchen, diese gestohlenen Barackenteile wieder herbeizuschaffen bzw. die Diebe namhaft zu machen.
Weiter werden alle Ellerbeker Genossen gebeten, am Sonntag, dem 10. Nov., um 8 Uhr, an der vorgesehenen Baustelle Ecke Lütjenburger Straße und Peter-Hansen-Straße mit Hacke und Schaufel zu erscheinen und an der Planierung des Geländes mitzuhelfen."[4]
SPD-Schriftzug in Wellingdorf

Einen Hinweis auf frühe Aktivitäten des Ortsvereins gibt ein Foto aus dem Kieler Stadtarchiv vom Oktober 1947. Es zeigt eine bewohnte Ruine am Schwanenseeplatz in Wellingdorf, im Hintergrund einen Bunker, der ganz oben den großen Schriftzug "SPD" trägt. Ob dies eine allgemeine Werbung ist oder ob sich dort vielleicht schon das Parteibüro des Ortsvereins befand, ist nicht ermittelt. Allein 1947 traten 160 Menschen neu (oder wieder) dem Ortsverein bei.

1948 hatte der Ortsverein Ellerbek/Wellingdorf 560 Mitglieder, darunter 180 Frauen.

Vorstände

Jahr Vorsitz Stellvertretung Kasse Schriftführung Weitere
Februar 1972 Edmund Heuschkel Rüdiger Fricke Wolfgang Bahr Käthe Limburg ?
Februar 1971 Willi Verdieck Dr. Gerold Fuchs Wolfgang Bahr Käte Limburg Hans Burgard (Organisationsleiter), Ursula Wegeleben (Frauengruppe), Friedrich Limburg (Jugendarbeit), Rüdiger Fricke, Walter Haffke, Otto Lipfert (Beisitzer)[5]
1969 Willi Verdieck ? Wolfgang Bahr ? Hans Burgard (Organisationsleiter), Ursula Wegeleben (Frauengruppe), ? Beisitzer[6]
1948-1969 ? ? ? ? ?
1948 Karl Behnk Toni Müller Willi Jakob Hinrich Reese Willi Petersen (Bildungsarbeit), Willi Verdieck (Schulungsarbeit), Lotte Peters (Frauenarbeit), Ludwig Cornelius (Jungsozialisten), verm. Paul Hindenburg (Organisationsleiter)
1946 Walter Raabke Toni Müller Willi Jakob Hinrich Reese Karl Behnk (Organisationsleiter)
1933-1945 Verbot der SPD
ab 1911 Aufteilung in die Distrikte Ellerbek u. Wellingdorf
1906 Genosse Lühr ? Genosse Ohde Genosse Breede Genosse Goddbrech, Genosse Klein (Beisitzer)

Einzelnachweise

  1. Zur Mitarbeit gewinnen, Kieler Nachrichten, 10.2.1972
  2. Vgl. z. B. die VZ vom 14.8.1946.
  3. Maifeiern rund um Kiel, VZ, 8.5.1946
  4. Diebe verhindern Bau eines Jugendheims. Eine Bitte an den Distrikt Ellerbek, VZ, 9.11.1946
  5. Nachwuchs im Vorstand, Kieler Nachrichten, 5.2.1971
  6. Nachwuchs im Vorstand, Kieler Nachrichten, 5.2.1971