Ortsverein Holtsee: Unterschied zwischen den Versionen

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Sie standen für die Grundwerte der SPD: Freiheit - Gerechtigkeit - Solidarität.


Sie standen für die Grundwerte der SPD: Freiheit - Gerechtigkeit - Solidarität.
Vermutlich in den 1970er Jahren wurde der Ortsverein zum [[Ortsverein Holtsee-Haby]] erweitert. Anfang der 1990er Jahre machte sich der [[Ortsverein Haby]] selbstständig;<ref>Querhammer, Sigrid: ''Haby hat eine neue Wählergemeinschaft'', ''Kieler Nachrichten'', Regionalausgabe Eckernförde, 23.8.2022</ref> Holtsee kehrte zum traditionellen Namen zurück.


==Mitgliederentwicklung==
==Mitgliederentwicklung==
Am [[1. Juli]] [[1949]] gehörten dem Ortsverein 31 Männer und 3 Frauen an, davon 12 Einheimische und 22 Flüchtlinge; 7 waren arbeitslos.<ref>Laut Karteikarte vom Juli 1949.</ref>.
Am [[1. Juli]] [[1949]] gehörten dem Ortsverein 31 Männer und 3 Frauen an, davon 12 Einheimische und 22 Flüchtlinge; 7 waren arbeitslos.<ref>Laut Karteikarte vom Juli 1949</ref>.


==Aktivitäten==
==Aktivitäten==

Version vom 29. August 2022, 19:11 Uhr

Der Ortsverein Holtsee ist eine Gliederung im Kreisverband Rendsburg-Eckernförde. Er beteiligt sich an der Amts-AG Hüttener Berge.

Gründung

Der Ortsverein wurde am 5. Juli 1946, gut ein Jahr nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur, in einer Zeit großer sozialer Not in der Gastwirtschaft Ströh gegründet. Gründungsmitglieder waren:

Sie standen für die Grundwerte der SPD: Freiheit - Gerechtigkeit - Solidarität.

Vermutlich in den 1970er Jahren wurde der Ortsverein zum Ortsverein Holtsee-Haby erweitert. Anfang der 1990er Jahre machte sich der Ortsverein Haby selbstständig;[1] Holtsee kehrte zum traditionellen Namen zurück.

Mitgliederentwicklung

Am 1. Juli 1949 gehörten dem Ortsverein 31 Männer und 3 Frauen an, davon 12 Einheimische und 22 Flüchtlinge; 7 waren arbeitslos.[2].

Aktivitäten

Im Ortsverein werden die Ideen und Vorhaben entwickelt, die von der Fraktion in die Gemeindevertretung getragen werden. Im Mai 1980 hat sich der Ortsverein ein Sprachrohr geschaffen, das ohne Unterbrechung bis heute erscheint: die Bürgerzeitung Holtseer Qua(r)k. In den zwei bis vier Ausgaben pro Jahr legt der Ortsverein seine Positionen zur Gemeindepolitik dar, übt Kritik, wo sie aus SPD-Sicht nötig ist, wirbt um Zustimmung für SPD-Vorhaben in der Gemeinde und unterstützt Vorhaben von Bürgern und Bürgerinnen, nicht zuletzt von Jugendlichen.

Kommunalpolitik

Am 17. Juni 2013 wählte die Gemeindevertretung Holtsee mit Jens-Peter Frank erstmals einen Sozialdemokraten zum Bürgermeister. "Es war spannend und wurde möglich dank der Unterstützung der zwei Stimmen der HWG (Holtseer Wählergemeinschaft). Auch die vielen BesucherInnen der Sitzung waren gespannt: Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, brach lauter Jubel aus."[3]

Wahlergebnisse

Wahljahr Wahlbet. CDU SPD WGH Grüne
Kommunalwahl 2018 68,3 % 48,6 % 35,7 % 15,7 %
Kommunalwahl 2013 69,05 % 45,63 % 38,34 % 16,03 %
Kommunalwahl 2008 64,45 % 63,39 % 36,61 %
Kommunalwahl 2003 62,62 % 37,38 %
Kommunalwahl 1998 53,98 % 46,02 %
Kommunalwahl 1994 50,00 % 35,10 % 14,70 %
Kommunalwahl 1990 52,90 % 35,60 % 11,40 %
Kommunalwahl 1986 52,10 % 33,90 % 9,70 % 4,30 %
Kommunalwahl 1982 65,90 % 34,10 %
Kommunalwahl 1978 62,80 % 37,20 %
Kommunalwahl 1974 69,50 % 30,40 %

Zeitzeugen

Für die SPD Holtsee haben einige Mitglieder ihre Erinnerungen aufgeschrieben.

Hartmut Trimpler

"Seit 1976 wohne ich in Holtsee. Die örtliche SPD war damals nicht gerade auf Rosen gebettet. Sie stellte 3 von 11 Gemeindevertretern und hatte es schwer, ihre Positionen gegen die 8-köpfige CDU-Fraktionsmehrheit durchzusetzen. Umso mehr war man in der SPD erfreut, einen neuen Genossen im Ortsverein begrüßen zu dürfen, der auch noch bereit war, sich politisch zu engagieren.
4 Jahre zuvor, im September 1972, war ich in die SPD eingetreten. Es war nicht deren Godesberger Programm, das mich damals bewog, diesen Schritt zu tun. Vielmehr überzeugte mich die Proklamation der neuen Ostpolitik Willy Brandts, die durch das Motto 'Entspannung durch Annäherung' dazu beitragen sollte, den Kalten Krieg zu beenden. Als Berufsoffizier der Marine fuhr ich damals auf einem Schnellboot zur See und konnte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, welcher Bedrohung wir durch den Ostblock ausgesetzt waren.
Auch später, selbst wenn ich nicht immer mit meiner Partei im Reinen war, habe ich nie bereut, mich politisch gebunden zu haben. Der Beitrag, den diese Entspannungspolitik - eingeleitet durch die mit schmerzhaftem Verzicht verbundenen Ostverträge - zur Wiedervereinigung geleistet hat, ist unbestritten.
1978 wurde ich in die Gemeindevertretung gewählt. Unser SPD-Urgestein in der Gemeinde, Heinrich Möller, setzte sich damals vehement für den Bau altengerechter Sozialwohnungen in Holtsee ein. Kurz bevor er starb, nahm er mir das Versprechen ab, mich nachdrücklich für dieses Vorhaben einzusetzen. So brachte ich dieses Thema immer wieder auf den Tisch. Schließlich wurde der Beschluss gefasst, ein neues Baugebiet auszuweisen, um mit Hilfe eines privaten Investors 10 altengerechte Wohnungen mit Sozialbindung zu bauen. Die Anlage wurde 1997 eingeweiht, rund 20 Jahre nach dem ersten Anstoß durch die SPD-Fraktion.
Nachdem in den 70er Jahren ein neuer Sportplatz und eine Schulturnhalle eingeweiht werden konnten, setzte sich Malte Maßmann, damals Gemeindevertreter und Sportvereinsvorsitzender, für den Bau eines Sport- und Jugendheims ein. [...] Wie es mir gelang, die entsprechenden Zuschüsse aufzutreiben, erzähle ich lieber nicht, auch nicht die Einzelheiten zu dem Kuhhandel, der damals im Zusammenhang mit dem Bau des Feuerwehrgerätehauses und der Turnhalle stattfand.
Nur soviel sei bemerkt: Das Bestreben des Bürgermeisters Johannes Ströh war immer, Einstimmigkeit im Gemeinderat zu erzielen, um so Geschlossenheit zu demonstrieren. Diese Vorgehensweise führte zwangsläufig zu Kompromissen zwischen den Parteien, die fast immer zu einem ausgewogenen Ergebnis zum Wohle der Gemeinde führten.
Als ich 1988 Kommandant eines Zerstörers wurde, hatte ich aufgrund der langen Seefahrtszeiten kaum noch Gelegenheit, meine Aufgaben in der Gemeindevertretung in vollem Umfang wahrzunehmen. Infolgedessen trat ich zur Kommunalwahl 1990 nicht mehr an. 1993 kam ich jedoch als Nachrücker erneut in die Gemeindevertretung. Das beherrschende Thema war die nachhaltige Erweiterung der Infrastruktur.
Die Forderung der Elterninitiative Kindergarten, in Holtsee eine Kindertagesstätte zu bauen, wurde immer lauter. Doch zunächst war die Erweiterung der Grundschule durch einen Anbau das drängendere Problem. Leider wurden, wie es häufig bei Bauten der öffentlichen Hand der Fall ist, die veranschlagten Kosten deutlich überschritten. Der Bau eines 2-gruppigen Kindergartens mit einem geschätzten Investitionsvolumen von rund 1,2 Mio DM rückte damit in weite Ferne. Weil jedoch die Notwendigkeit eines Kindergartens unbestritten war, mussten neue Wege der Finanzierung beschritten werden.
Also schlug die SPD-Fraktion der Gemeindevertretung vor, den Kindergarten nicht durch die Gemeinde, sondern durch die Elterninitiative bauen zu lassen. Die Vorteile lagen auf der Hand: Als freier Träger war die Elterninitiative nicht an die Ausschreibungsrichtlinien der öffentlichen Hand gebunden und konnte somit hart verhandeln. Zudem wurde sie höher als die Gemeinde durch Land und Kreis bezuschusst und bekam die Zuschüsse, die die Gemeinde hätte 7 Jahre zwischenfinanzieren müssen, sofort.
Nachdem ich mich bereit erklärt hatte, die Planung, Finanzierung und Bauaufsicht zu übernehmen, wurden die notwendigen Modalitäten mit der Elterninitiative ausgehandelt. Der Kindergarten konnte im Mai 1997 nach nur 5-monatiger Bauzeit eingeweiht werden. Die Bausumme betrug 853.000 DM. Damit wurde der Finanzrahmen um 20.000 DM unterschritten, obwohl auch noch das Mobiliar daraus beschafft wurde, was so nicht geplant war.
Ich war rund 20 Jahre Gemeindevertreter. In dieser Zeit habe ich gelernt, Geduld zu haben, andere Meinungen zu akzeptieren, Kompromisse zu schließen, aber auch Niederlagen gelassen hinzunehmen. Ich habe auch gelernt, dass eine Gemeindevertretung als oberstes Gebot nicht Parteirichtlinien, sondern immer das Wohl der Gemeinde im Auge haben muss. Für Holtsee trifft das zu und das ist gut so."[4]

Malte Maßmann

"Ende der sechziger Jahre bin ich in die SPD eingetreten. Im Gemeinderat waren damals die SPD mit 2 Ratsmitgliedern, Heinrich Möller, Harfe, und Max Lipinski, Grünhorst, vertreten. Wir gründeten den Ortsverein neu und ich wurde Vorsitzender.
Der Grund für meinen Eintritt in die SPD war aber ein ganz lapidarer. Ich wollte über Einfluss im Gemeinderat unsägliche Zustände am und auf dem Sportplatz und in den Umkleidekabinen ändern, da ich ja auch im SV Holtsee als Vorstands‑ und Gründungsmitglied involviert war. Zu damaliger Zeit bestand die CDU‑Fraktion aus 6 Landwirten inkl. eines Gutsbesitzers und eines Malermeisters. Ich glaube, dass ich niemandem zu nahe trete mit der Behauptung, dass die damalige CDU‑Fraktion mit dem Sportverein nichts am Hut hatte. Feuerwehr, DRK, Gilde, Landjugend und irgendwann der Sportverein (seit 25 Jahren über 600 Mitglieder) ‑ das war damals die Rangfolge.
Nach der Wahl zum Gemeinderat 1970 habe ich nun als Gemeindevertreter mit Heinrich Möller versucht, eingefahrene Gleise aufzubrechen, um ein lebendiges Dorf zu erhalten und mit den Bürgern zu gestalten. Damals gab die Amtsverwaltung fast alles vor und das wurde oft ohne irgendeinen Einwand mit Punkt und Komma von der Mehrheit im Gemeinderat abgesegnet. Das musste geändert werden. Aber wie?
Die Zusammensetzung 1974 war 8 CDU, 3 SPD. Erstmalig 1978 war die Sitzverteilung 7:4, damit hatten wir als zweitstärkste Fraktion das Vorschlagsrecht für den 1. stellvertretenden Bürgermeister und nach neuester Gesetzeslage sollte auch so abgestimmt werden. So wurde Johannes Ströh wieder Bürgermeister und ich auf Vorschlag meiner Fraktion 1. Stellvertreter.
Zwischenzeitlich hatte sich die Meinung über den Sportverein, dessen Vorsitzender ich seit 1970 war, grundsätzlich geändert, sodass ein Antrag über Neugestaltung der Sportanlagen allgemeine Zustimmung fand: Einweihung 1977.
Johannes Ströh wollte immer gerne einstimmige Beschlüsse. So konnte ich einiges mit ihm regeln. Wir hatten ein gutes Verhältnis. Der Bürgermeister wollte ein (sein) Feuerwehrgerätehaus. Die Turnhalle sollte aufs Schulgelände. Begründung: Den Schulkindern ist es nicht zuzumuten, den Weg zum Sportplatz zu Fuß zu laufen!
Ich plädierte damals dafür, einen Gemeinschaftsbau auf dem Sportplatzgelände zu errichten mit Feuerwehrgerätehaus, Turnhalle, Jugend‑ u. Sportheim mit einer Art von Gastronomie, auch zum Feiern gemeinsamer Dorffeste. Das lehnte die CDU ab mit der Aussage: Wir müssen den Krug schonen. Dabei war der kaum noch existent. [...]
Wir wollten ein Sport‑ und Jugendheim, auch für die Landjugend, und da wir uns auf einen Gemeinschaftsbau nicht einigen konnten, habe ich zu Johannes Ströh gesagt: 'Wenn du einen einstimmigen Beschluss haben willst, machen wir das so: Die Turnhalle kommt an die Schule. Du kriegst das Feuerwehrgerätehaus in der Ecke und ich bekomme das Jugend‑ und Sportheim da unten.' Und so wurde es beschlossen - einstimmig!
1979 fanden die Einweihungen des Feuerwehrgerätehauses und der Turnhalle statt. Das Jugend‑ und Sportheim wurde 1982 dem SV, der Landjugend und dem AKJ (Arbeitskreis Jugendheim) übergeben. Stellvertretend für alle damaligen SPD‑Mandatsträger möchte ich mich an dieser Stelle bei Hartmut Trimpler für seine fachkompetente und engagierte Unterstützung (speziell beim Anzapfen von Finanztöpfen in Land und Bund) bedanken!
Wenn es auch nach außen oft im Gemeinderat nach viel Gemeinsamkeit aussah, so gab es doch erhebliche Meinungsverschiedenheiten gerade bei Schulpolitik und kirchlichem Kindergarten, bei der Nutzung des Sportheimes und der Turnhalle. Heute sieht alles etwas anders aus, weil die Vorbereitung und Aufarbeitung der Themen viel sorgfältiger erfolgt und das Amt eine Informationsquelle und keine bestimmende Institution ist. So hoffe ich doch. In den meisten Fällen erscheinen die einstimmigen Beschlüsse sinnvoll.
Hier passt ein Döntje: Haushaltsberatung und Beschluss im Gemeinderat der 70er Jahre: Es wurden von einigen Gemeinderatsvertretern (ich versichere, diese gehörten nicht zu unserer Zunft) die Einladungskuverts mit den Unterlagen erst auf der Sitzung geöffnet! Unser Abstimmungsverhalten, das der SPD, wurde stets in einer vorbereitenden Sitzung festgelegt, so mussten wir auch nicht in die Runde schauen, ob die Parteifreunde die Hände hoben oder nicht. So ein "Abgucken" wäre heute unmöglich, oder?!
Ich habe immer versucht, Leistung anzuerkennen. So habe ich es auch stets mit [Herrn] Ulfert als Bürgermeister gehalten, mit dem ich bis heute eine offene und freundschaftliche Beziehung habe. Das Einbringen seiner Person und Zeit ist anerkennenswert, allerdings weiß auch er von mir, dass ich einige Dinge gerne anders gesehen hätte.
Ich habe 1970 kandidiert mit dem Versprechen: Aufgaben lassen sich nur gemeinsam lösen, in Toleranz und Achtung der Meinung Andersdenkender. Unverzichtbar: Die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungsprozesse! Es ist lange her ‑ gilt aber immer noch."[5]

Vorsitz

Links

Einzelnachweise

  1. Querhammer, Sigrid: Haby hat eine neue Wählergemeinschaft, Kieler Nachrichten, Regionalausgabe Eckernförde, 23.8.2022
  2. Laut Karteikarte vom Juli 1949
  3. SPD Holtsee: Frank, erster SPD Bürgemeister in Holtsee
  4. Erinnerungen Hartmut Trimpler von ????
  5. Erinnerungen Malte Maßmann von ????