Richard Vosgerau: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Richard Georg Heinrich Vosgerau''', *[[28. Mai]] [[1889]] in Borby (heute Teil von [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]]) , † [[3. Mai]] [[1945]] Neustädter Bucht; Bäcker, Gewerkschaftssekretär; Mitglied der SPD sei [[1911]].  
'''Richard Georg Heinrich Vosgerau''', * [[28. Mai]] [[1889]] in Borby, † [[3. Mai]] [[1945]] in der Neustädter Bucht; Bäcker, Gewerkschaftssekretär. Mitglied der SPD seit [[1911]].  


== Leben & Beruf ==
==Leben & Beruf==
Richard Vosgerau wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Er besuchte die Volksschule, macht in Kiel eine Bäckerlehre und absolvierte den Wehrdienst in der Provinz Posen.
Richard Vosgerau kam in Borby (heute Teil von [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]]) zur Welt und wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Er besuchte die Volksschule, machte in Kiel eine Bäckerlehre und absolvierte seinen Dienst bei der kaiserlichen Armee in der Provinz Posen.


Nach dem Wehrdienst arbeitete Richard Vosgerau ein Jahr lang in der Schmiede der Kaiserlichen Werft in Kiel. Politisiert durch den Gesamtstreik auf allen Werften des Kaiserreichs und dessen Folgen, trat er [[1911]] der Gewerkschaft und der SPD bei. Nach der Rückkehr aus Kiel heiratete er [[1912]] Maria Soltau, die er während der Lehre in Kiel kennengelernt hatte.
Nach seiner Entlassung arbeitete er ein Jahr lang in der Schmiede der Kaiserlichen Werft in Kiel. Politisiert durch den Gesamtstreik auf allen Werften des Kaiserreichs und dessen Folgen, trat er [[1911]] der Gewerkschaft (vermutlich dem Metallarbeiter-Verband) und der SPD bei. Nach der Rückkehr nach Eckernförde heiratete er [[1912]] Maria Soltau, die er während der Lehre in Kiel kennengelernt hatte.


[[1921]] wurde Richard Vosgerau zum Gewerkschaftssekretär des [[ADGB]] Eckernförde gewählt. In dieser Rolle ist er an vielen Streiks und Arbeitskämpfen beteiligt und erwirbt sich seinen Ruf als respektierter Arbeiterführer.<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', 03. Mai 2010</ref> Er engagierte sich in der Arbeiterkulturbewegung und wurde Geschäftsführer der Kreisbaugenossenschaft.  
[[1921]] wurde Richard Vosgerau zum Gewerkschaftssekretär des [[ADGB]] Eckernförde gewählt. In dieser Rolle war er an vielen Streiks und Arbeitskämpfen beteiligt und erwarb sich Ansehen und Respekt als Arbeiterführer.<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010</ref> Er engagierte sich in der Arbeiterkulturbewegung und wurde Geschäftsführer der Kreisbaugenossenschaft.  


Nach der Machtübergabe an die Nazis nahmen sie ihn von April bis September [[1933]] in "Schutzhaft" in Schleswig und im Zuchthaus Rendsburg. Er soll angeblich Gewerkschaftsvermögen unterschlagen haben - ein Vorwand der Nazis, um das Vermögen selbst einzukassieren. Er verliert seinen Job und muss sich neu orientieren. Als Vertreter für Lebensversicherungen verdient er von nun an seinen Lebensunterhalt.<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', 03. Mai 2010</ref>
===NS-Diktatur===
Nach der Machtübergabe nahmen die Nazis ihn von April bis September [[1933]] in "Schutzhaft" in Schleswig und im Zuchthaus Rendsburg. Er sollte angeblich Gewerkschaftsvermögen unterschlagen haben - ein Vorwand der Nazis, um das Vermögen selbst einzukassieren. Er verlor seinen Job und musste sich neu orientieren. Als Vertreter für Lebensversicherungen verdiente er von nun an seinen Lebensunterhalt.<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010</ref>


Seinen Einfluss und seine Widerstandskraft verliert er offenbar nicht: "Ihm wird vorgeworfen, weiterhin die Bürger von der Treue zum Nationalsozialismus abzuhalten. Als bei einem Besuch Adolf Hitlers in Eckernförde der Jubel der Arbeiter nur verhalten ausfällt, soll Vosgerau verschwinden: Die Gestapo bietet ihm an, nach Kiel zu ziehen, was Vosgerau auch macht."<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', 03. Mai 2010</ref>
Seinen Einfluss und seine Widerstandskraft verlor er offenbar nicht: "Ihm wird vorgeworfen, weiterhin die Bürger von der Treue zum Nationalsozialismus abzuhalten. Als bei einem Besuch Adolf Hitlers in Eckernförde der Jubel der Arbeiter nur verhalten ausfällt, soll Vosgerau verschwinden: Die Gestapo bietet ihm an, nach Kiel zu ziehen, was Vosgerau auch macht."<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010</ref>


Nach dem Attentat auf Adolf Hitler [[1944]] wurde Richard Vosgerau wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] von den Nazis gefangen und verschleppt in das Konzentrationslager Neuengamme. In den letzten Kriegstagen wurde er mit ca. 7500 evakuierten KZ-Häftlingen am [[3. Mai]] [[1945]] Opfer eines irrtümlichen Fliegerangriffs der Briten auf die Schiffe Cap Arcona und Thielbeck in der Neustädter Bucht.<ref>Puvogel, Ulrike / Stankowski, Martin: ''[https://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/33973/gedenkstaetten-fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus-band-i Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band I]'' Bonn (1996)</ref>
Nach dem Attentat auf Hitler [[1944]] wurde Richard Vosgerau wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] von den Nazis verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt. Von dort gelangte er mit einem Konvoi von ca. 7500 evakuierten KZ-Häftlingen auf die Schiffe [[Cap Arcona|CAP ARCONA]] und THIELBEK in der Neustädter Bucht. Er starb am [[3. Mai]] [[1945]], als die Schiffe  Opfer eines irrtümlichen Fliegerangriffs der Briten wurden.<ref>Puvogel, Ulrike / Stankowski, Martin: ''[https://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/33973/gedenkstaetten-fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus-band-i Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band I]'' Bonn (1996)</ref>


== Partei & Politik ==
==Partei & Politik==
Bereits Richard Vosgeraus Vater [[Friedrich Vosgerau]] prägte die SPD in [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]]: Nachdem das [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetz]] nicht erneuert worden war, gehörte er am [[11. Oktober]] [[1891]] zu den Begründern des "Arbeiter-Bildungsvereins für Eckernförde, Borby und Umgebung".  
Bereits Richard Vosgeraus Vater [[Friedrich Vosgerau]] prägte die SPD in [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]]: Nachdem das [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetz]] nicht erneuert worden war, gehörte er am [[11. Oktober]] [[1891]] zu den Begründern des "Arbeiter-Bildungsvereins für Eckernförde, Borby und Umgebung".  


Im März [[1914]] wählte die [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförder SPD]] Richard Vosgerau zum Vorsitzenden. Ab [[1929]] war er Gemeindevorsteher der noch selbständigen Gemeinde Borby. In diesem Amt sorgt er für eine Verbesserung der Infrastruktur der Gemeinde, verschafft Arbeitslosen Arbeit, sorgt für günstigen Wohnraum und saniert den Haushalt der Gemeinde.<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', 03. Mai 2010</ref>
Im März [[1914]] wählte die [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförder SPD]] Richard Vosgerau zum Vorsitzenden. Ab [[1929]] war er Gemeindevorsteher der noch selbstständigen Gemeinde Borby. In diesem Amt sorgte er für eine Verbesserung der Infrastruktur, verschaffte Arbeitslosen Arbeit, sorgte für günstigen Wohnraum und sanierte den Haushalt der Gemeinde.<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010</ref>
== Literatur ==
* Green, Ulrich: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_22/Demokratische_Geschichte_Band_22_Essay_5.pdf Richard Vosgerau 1933-1945. Von Borby über Neuengamme bis zum Tod in der Neustädter Bucht]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 22(2011), S. 143-166
* Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', 03. Mai 2010


== Quellen ==
==Literatur==
 
*Green, Ulrich: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_22/Demokratische_Geschichte_Band_22_Essay_5.pdf Richard Vosgerau 1933-1945. Von Borby über Neuengamme bis zum Tod in der Neustädter Bucht]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 22(2011), S. 143-166
*Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010
*Schunck, Karl-Werner: ''Richard Vosgerau - ein politischer Lebensbericht'' in: [[Kurt Hamer|Hamer, Kurt]] / Schunck, Karl-Werner / Schwarz, Rolf (Hrsg.): ''Vergessen und verdrängt. Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus in den Kreisen Rendsburg und Eckernförde. Eine andere Heimatgeschichte'' (Eckernförde 1984)
 
==Quellen==
<references />
<references />


[[Kategorie:Kreisverband Rendsburg-Eckernförde|Vosgerau, Richard]]
[[Kategorie:Ortsverein Eckernförde|Vosgerau, Richard]]
[[Kategorie:Widerstand|Vosgerau, Richard]]
[[Kategorie:Widerstand|Vosgerau, Richard]]

Version vom 7. Juni 2020, 19:43 Uhr

Richard Vosgerau
Richard Vosgerau
Richard Vosgerau
Geboren: 28. Mai 1889
Gestorben: 3. Mai 1945

Richard Georg Heinrich Vosgerau, * 28. Mai 1889 in Borby, † 3. Mai 1945 in der Neustädter Bucht; Bäcker, Gewerkschaftssekretär. Mitglied der SPD seit 1911.

Leben & Beruf

Richard Vosgerau kam in Borby (heute Teil von Eckernförde) zur Welt und wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Er besuchte die Volksschule, machte in Kiel eine Bäckerlehre und absolvierte seinen Dienst bei der kaiserlichen Armee in der Provinz Posen.

Nach seiner Entlassung arbeitete er ein Jahr lang in der Schmiede der Kaiserlichen Werft in Kiel. Politisiert durch den Gesamtstreik auf allen Werften des Kaiserreichs und dessen Folgen, trat er 1911 der Gewerkschaft (vermutlich dem Metallarbeiter-Verband) und der SPD bei. Nach der Rückkehr nach Eckernförde heiratete er 1912 Maria Soltau, die er während der Lehre in Kiel kennengelernt hatte.

1921 wurde Richard Vosgerau zum Gewerkschaftssekretär des ADGB Eckernförde gewählt. In dieser Rolle war er an vielen Streiks und Arbeitskämpfen beteiligt und erwarb sich Ansehen und Respekt als Arbeiterführer.[1] Er engagierte sich in der Arbeiterkulturbewegung und wurde Geschäftsführer der Kreisbaugenossenschaft.

NS-Diktatur

Nach der Machtübergabe nahmen die Nazis ihn von April bis September 1933 in "Schutzhaft" in Schleswig und im Zuchthaus Rendsburg. Er sollte angeblich Gewerkschaftsvermögen unterschlagen haben - ein Vorwand der Nazis, um das Vermögen selbst einzukassieren. Er verlor seinen Job und musste sich neu orientieren. Als Vertreter für Lebensversicherungen verdiente er von nun an seinen Lebensunterhalt.[2]

Seinen Einfluss und seine Widerstandskraft verlor er offenbar nicht: "Ihm wird vorgeworfen, weiterhin die Bürger von der Treue zum Nationalsozialismus abzuhalten. Als bei einem Besuch Adolf Hitlers in Eckernförde der Jubel der Arbeiter nur verhalten ausfällt, soll Vosgerau verschwinden: Die Gestapo bietet ihm an, nach Kiel zu ziehen, was Vosgerau auch macht."[3]

Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurde Richard Vosgerau wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der Aktion Gewitter von den Nazis verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt. Von dort gelangte er mit einem Konvoi von ca. 7500 evakuierten KZ-Häftlingen auf die Schiffe CAP ARCONA und THIELBEK in der Neustädter Bucht. Er starb am 3. Mai 1945, als die Schiffe Opfer eines irrtümlichen Fliegerangriffs der Briten wurden.[4]

Partei & Politik

Bereits Richard Vosgeraus Vater Friedrich Vosgerau prägte die SPD in Eckernförde: Nachdem das Sozialistengesetz nicht erneuert worden war, gehörte er am 11. Oktober 1891 zu den Begründern des "Arbeiter-Bildungsvereins für Eckernförde, Borby und Umgebung".

Im März 1914 wählte die Eckernförder SPD Richard Vosgerau zum Vorsitzenden. Ab 1929 war er Gemeindevorsteher der noch selbstständigen Gemeinde Borby. In diesem Amt sorgte er für eine Verbesserung der Infrastruktur, verschaffte Arbeitslosen Arbeit, sorgte für günstigen Wohnraum und sanierte den Haushalt der Gemeinde.[5]

Literatur

Quellen