Walter Stams: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Walter Stams''', * [[29. März]] [[1898]] in Grätz/Posen (heute Poznań, Polen); † [[28. September]] [[1973]] verm. in Kiel. Evangelisch; verheiratet, 4 Kinder. Mitglied der SPD seit [[15. April]] [[1946]], zuletzt im [[Kreisverband Kiel]].
'''Walter Stams''', * [[29. März]] [[1898]] in Grätz/Posen (heute Poznań, Polen); † [[28. September]] [[1973]] in Kiel. Mitglied der SPD seit [[15. April]] [[1946]].


== Werdegang ==
== Leben & Beruf ==
Nach dem Abitur studierte Walter Stams vier Semester Maschinenbau an der Technischen Hochschule Breslau. Ab April [[1915]] diente er als Berufssoldat im 1. Weltkrieg und schlug die Offizierslaufbahn ein. Von November [[1919]] an war er als Bank- und Industriekaufmann tätig, wo er es bis zum Prokuristen brachte. [[1935]] wurde er als Offizier der Wehrmacht reaktiviert und kam als Hauptmann zur Luftwaffe; gegen Ende des Krieges befehligte er als Oberst seinen eigenen Flakkampfverband.<ref>Näheres vgl. Horst-Adalbert Koch: ''FLAK - Die Geschichte der Deutschen Flakartillerie und der Einsatz der Luftwaffenhelfer'' (Bad Nauheim 1965) bzw. Wikipedia, abgerufen 25.11.2016.</ref> Im April [[1945]] geriet er mit großen Teilen seines Verbandes bei Schwerin in englische Kriegsgefangenschaft. Er wurde zunächst in Ratzeburg, später im großen "Gefangenenreservat" Großenbrode bei Oldenburg/Holstein untergebracht. Wegen seiner recht guten englischen Sprachkenntnisse beauftragten ihn die Engländern mit der Leitung eines Entlassungslagers für aus Norwegen zurückkehrende deutsche Soldaten. Mit Hilfe englischer Pioniere entstand in kurzer Zeit das Entlassungslager Pöppendorf. In diesem Lager wurden zunächst innerhalb weniger Wochen 80.000 deutsche Soldaten aus Norwegen durchgeschleust, entlassen und in ihre Heimatorte abtransportiert. Daran anschließend wurden in dem Lager etwa eine halbe Million deutscher Flüchtlinge und Vertriebene betreut, versorgt und weitergeleitet. Als von den Besatzungsmächten Länderregierungen eingesetzt wurden, erhielt er den Auftrag, die bis dahin der britischen Besatzungsmacht unmittelbar unterstellten Einrichtungen der Flüchtlingsfürsorge in die zivile Verwaltung zu überführen. Er übte diese Tätigkeit bis Ende [[1946]] aus, dann wechselte er in das Kieler Sozialministerium, zunächst als Angestellter. Am [[1. Mai]] [[1950]] wurde er als Beamter in die Landesverwaltung übernommen, zuletzt als Oberregierungsrat. Er bearbeitete dort weiter das gesamte Spektrum der Flüchtlingsangelegenheiten. Seine Hauptarbeit und wichtitigster und produktivster Teil war die Wieder-Eingliederung der Flüchtlinge durch Umsiedlung.<ref>Familienchronik der Familie Stams, niedergeschrieben von Walter Stams, ohne Datum, befindet sich im Besitz von Klaus Stams, einem Sohn von Walter Stams</ref>. Um diese Zeit trat er auch in die SPD ein.
Nach dem Abitur studierte Walter Stams vier Semester Maschinenbau an der Technischen Hochschule Breslau. Ab April [[1915]] diente er als Berufssoldat im 1. Weltkrieg und schlug die Offizierslaufbahn ein. Von November [[1919]] an war er als Bank- und Industriekaufmann tätig, wo er es bis zum Prokuristen brachte. [[1935]] wurde er als ehemaliger Reichswehroffizier reaktiviert und kam als Hauptmann zur Luftwaffe; gegen Ende des Krieges befehligte er als Oberst seinen eigenen Flakkampfverband.<ref>Näheres vgl. Horst-Adalbert Koch: ''FLAK - Die Geschichte der Deutschen Flakartillerie und der Einsatz der Luftwaffenhelfer'' (Bad Nauheim 1965) bzw. Wikipedia, abgerufen 25.11.2016.</ref>  


In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter lebte er in der [[Ortsverein Wik]], Achterkamp 105.
Im April [[1945]] geriet er mit großen Teilen seines Verbandes bei Schwerin in englische Kriegsgefangenschaft. Er wurde zunächst in Ratzeburg, später im großen "Gefangenenreservat" Großenbrode bei Oldenburg/Holstein untergebracht. Wegen seiner recht guten englischen Sprachkenntnisse beauftragten ihn die Engländer mit der Leitung eines Entlassungslagers für aus Norwegen zurückkehrende deutsche Soldaten. Mit Hilfe englischer Pioniere entstand in kurzer Zeit das Entlassungslager Pöppendorf in Lübeck-Kücknitz. In diesem Lager wurden zunächst innerhalb weniger Wochen 80.000 deutsche Soldaten aus Norwegen durchgeschleust, entlassen und in ihre Heimatorte abtransportiert. Daran anschließend wurden in dem Lager etwa eine halbe Million deutscher Flüchtlinge und Vertriebene betreut, versorgt und weitergeleitet.  


== Politik ==
Als von den Besatzungsmächten Länderregierungen eingesetzt wurden, erhielt Walter Stams den Auftrag, die bis dahin der britischen Besatzungsmacht unmittelbar unterstellten Einrichtungen der Flüchtlingsfürsorge in die zivile Verwaltung zu überführen. Er übte diese Tätigkeit bis Ende [[1946]] aus, dann wechselte er ins Kieler Sozialministerium, zunächst als Angestellter. Am [[1. Mai]] [[1950]] wurde er als Beamter in die Landesverwaltung übernommen, zuletzt als Oberregierungsrat. Er bearbeitete dort weiter das gesamte Spektrum der Flüchtlingsangelegenheiten. Wichtigster und produktivster Teil seiner Arbeit war jedoch die Wiedereingliederung der Flüchtlinge durch Umsiedlung.<ref>Familienchronik der Familie Stams, niedergeschrieben von Walter Stams, ohne Datum. Sie befindet sich im Besitz von Klaus Stams, einem Sohn von Walter Stams.</ref>.
Von Mai [[1955]] bis [[1966]] gehörte Walter Stams der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Kieler Ratsversammlung]], ab [[1962]] als ehrenamtlicher Stadtrat auch dem Magistrat an. Er war außerdem Mitglied der Aufsichtsräte der Kleinbahnen Kiel-Bad Segeberg und Kiel-Schönberg.
 
Am [[25. Oktober]] [[1964]] trat er als Gastredner beim 10. Nordmarktreffen der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS" (HIAG) in [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]] auf.<ref>Neugebauer, Günter: ''Die regelmäßigen Treffen der Angehörigen der Waffen-SS in Rendsburg und ihre bundesweite Wirkung''. In: ''Rendsburger Jahrbuch 2020'', S. 165. Neugebauer schreibt "Stahms".</ref> Dabei hatte er der SS nicht angehört. Daran wird deutlich, wie unkritisch vor [[1968]] der Umgang mit der NS-Herrschaft noch war.
 
Walter Stams war verheiratet; das Ehepaar hatte vier Kinder. Er gehörte der evangelischen Kirche an. In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter lebte er in der [[Ortsverein Wik|Wik]], Achterkamp 105.
 
== Partei & Politik ==
Walter Stams gehörte der [[Kreisverband Kiel|Kieler SPD]] an.
 
Von Mai [[1955]] bis [[1966]] vertrat er die SPD in der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Kieler Ratsversammlung]], ab [[1962]] hatte er als ehrenamtlicher Stadtrat einen Sitz im Magistrat. Er war außerdem Mitglied der Aufsichtsräte der Kleinbahnen Kiel-Bad Segeberg und Kiel-Schönberg.


Am [[20. November]] [[1961]] rückte er für [[Detlev Haase]] in den Landtag nach. Seit der [[Landtagswahl 1962]] vertrat er als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis 24 (Kiel-Nord) für eine Legislaturperiode. Er war in den Ausschüssen für Arbeit und Aufbau, für Volkswohlfahrt und für Finanzen, einige Monate lang im Landeswahlausschuss, später auch in dem für Heimatvertriebene aktiv. Vom [[16. September]] [[1963]] bis zum [[14. Juni]] [[1966]] gehörte er dem Untersuchungsausschuss ''Situation im Polizeiwesen'' an.
Am [[20. November]] [[1961]] rückte er für [[Detlev Haase]] in den Landtag nach. Seit der [[Landtagswahl 1962]] vertrat er als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis 24 (Kiel-Nord) für eine Legislaturperiode. Er war in den Ausschüssen für Arbeit und Aufbau, für Volkswohlfahrt und für Finanzen, einige Monate lang im Landeswahlausschuss, später auch in dem für Heimatvertriebene aktiv. Vom [[16. September]] [[1963]] bis zum [[14. Juni]] [[1966]] gehörte er dem Untersuchungsausschuss ''Situation im Polizeiwesen'' an.
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== Links ==
== Links ==
* Landtagsinformationssystem: [http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=R=114&format=WEBVOLLLANG Walter Stams]
* {{LIS|114}}
* Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Stams Walter Stams]
* {{Wikipedia}}


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />




[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Stams, Walter]]
[[Kategorie:Kreisverband Kiel]]
[[Kategorie:4. Wahlperiode|Stams, Walter]]
[[Kategorie:5. Wahlperiode|Stams, Walter]]

Version vom 14. April 2021, 10:55 Uhr

Walter Stams
Walter Stams
Walter Stams
Geboren: 29. März 1898
Gestorben: 28. September 1973

Walter Stams, * 29. März 1898 in Grätz/Posen (heute Poznań, Polen); † 28. September 1973 in Kiel. Mitglied der SPD seit 15. April 1946.

Leben & Beruf

Nach dem Abitur studierte Walter Stams vier Semester Maschinenbau an der Technischen Hochschule Breslau. Ab April 1915 diente er als Berufssoldat im 1. Weltkrieg und schlug die Offizierslaufbahn ein. Von November 1919 an war er als Bank- und Industriekaufmann tätig, wo er es bis zum Prokuristen brachte. 1935 wurde er als ehemaliger Reichswehroffizier reaktiviert und kam als Hauptmann zur Luftwaffe; gegen Ende des Krieges befehligte er als Oberst seinen eigenen Flakkampfverband.[1]

Im April 1945 geriet er mit großen Teilen seines Verbandes bei Schwerin in englische Kriegsgefangenschaft. Er wurde zunächst in Ratzeburg, später im großen "Gefangenenreservat" Großenbrode bei Oldenburg/Holstein untergebracht. Wegen seiner recht guten englischen Sprachkenntnisse beauftragten ihn die Engländer mit der Leitung eines Entlassungslagers für aus Norwegen zurückkehrende deutsche Soldaten. Mit Hilfe englischer Pioniere entstand in kurzer Zeit das Entlassungslager Pöppendorf in Lübeck-Kücknitz. In diesem Lager wurden zunächst innerhalb weniger Wochen 80.000 deutsche Soldaten aus Norwegen durchgeschleust, entlassen und in ihre Heimatorte abtransportiert. Daran anschließend wurden in dem Lager etwa eine halbe Million deutscher Flüchtlinge und Vertriebene betreut, versorgt und weitergeleitet.

Als von den Besatzungsmächten Länderregierungen eingesetzt wurden, erhielt Walter Stams den Auftrag, die bis dahin der britischen Besatzungsmacht unmittelbar unterstellten Einrichtungen der Flüchtlingsfürsorge in die zivile Verwaltung zu überführen. Er übte diese Tätigkeit bis Ende 1946 aus, dann wechselte er ins Kieler Sozialministerium, zunächst als Angestellter. Am 1. Mai 1950 wurde er als Beamter in die Landesverwaltung übernommen, zuletzt als Oberregierungsrat. Er bearbeitete dort weiter das gesamte Spektrum der Flüchtlingsangelegenheiten. Wichtigster und produktivster Teil seiner Arbeit war jedoch die Wiedereingliederung der Flüchtlinge durch Umsiedlung.[2].

Am 25. Oktober 1964 trat er als Gastredner beim 10. Nordmarktreffen der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS" (HIAG) in Rendsburg auf.[3] Dabei hatte er der SS nicht angehört. Daran wird deutlich, wie unkritisch vor 1968 der Umgang mit der NS-Herrschaft noch war.

Walter Stams war verheiratet; das Ehepaar hatte vier Kinder. Er gehörte der evangelischen Kirche an. In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter lebte er in der Wik, Achterkamp 105.

Partei & Politik

Walter Stams gehörte der Kieler SPD an.

Von Mai 1955 bis 1966 vertrat er die SPD in der Kieler Ratsversammlung, ab 1962 hatte er als ehrenamtlicher Stadtrat einen Sitz im Magistrat. Er war außerdem Mitglied der Aufsichtsräte der Kleinbahnen Kiel-Bad Segeberg und Kiel-Schönberg.

Am 20. November 1961 rückte er für Detlev Haase in den Landtag nach. Seit der Landtagswahl 1962 vertrat er als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis 24 (Kiel-Nord) für eine Legislaturperiode. Er war in den Ausschüssen für Arbeit und Aufbau, für Volkswohlfahrt und für Finanzen, einige Monate lang im Landeswahlausschuss, später auch in dem für Heimatvertriebene aktiv. Vom 16. September 1963 bis zum 14. Juni 1966 gehörte er dem Untersuchungsausschuss Situation im Polizeiwesen an.

Zur Landtagswahl 1967 trat er nicht wieder an.

Links

Einzelnachweise

  1. Näheres vgl. Horst-Adalbert Koch: FLAK - Die Geschichte der Deutschen Flakartillerie und der Einsatz der Luftwaffenhelfer (Bad Nauheim 1965) bzw. Wikipedia, abgerufen 25.11.2016.
  2. Familienchronik der Familie Stams, niedergeschrieben von Walter Stams, ohne Datum. Sie befindet sich im Besitz von Klaus Stams, einem Sohn von Walter Stams.
  3. Neugebauer, Günter: Die regelmäßigen Treffen der Angehörigen der Waffen-SS in Rendsburg und ihre bundesweite Wirkung. In: Rendsburger Jahrbuch 2020, S. 165. Neugebauer schreibt "Stahms".