Wilhelm Marschner

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Wilhelm Marschner
Wilhelm Marschner
Wilhelm Marschner
Geboren: 5. November 1926
Gestorben: 2. September 2008

Wilhelm 'Willi' Marschner, * 5. November 1926 in Niederkreibitz/Tschechoslowakei (heute: Chřibská/Tschechien), † 31. August 2008 in Kiel; Lehrer. 1952 Eintritt in die SPD.

Werdegang

Nach Realschule und Abitur machte Willi Marschner eine Lehrerausbildung. Aufgrund seines Alters ist es wahrscheinlich, dass er vor 1945 auch noch zu irgendeiner Form des Kriegsdienstes eingezogen wurde; dies ist nicht ermittelt. Er gehörte jedoch zu den vielen Menschen, die nach dem Verlust der Gebiete, die Deutschland durch den von ihm ausgehenden Weltkrieg aufgeben musste, in Schleswig-Holstein eine neue Heimat fanden, an deren Wiederaufbau und politischer Gestaltung sie sich maßgeblich beteiligten.

1948 wurde er Lehrer in Kiel, zunächst an der Friedrich-Junge-Schule, und trat in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein. Von 1961 bis 1967 war er Vorstandsmitglied des DGB-Kreises Kiel-Plön sowie Vorsitzender des DGB-Beamtenausschusses.

Von 1962 bis 1975 leitete er als Rektor die Fröbelschule, eine Haupt- und Grundschule mit Vorschule und Schulkindergarten in Kiel-Gaarden.[1]

Er war verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Kinder.[2]

Er galt als "Organisationstalent ersten Ranges"[1], privat auch als Kenner trockenen Weines, war Finanzverwalter einer Wettgemeinschaft zum Mittwochslotto, zudem Hundeliebhaber; zur Zeit seines 65. Geburtstags besaß er einen tibetanischen Hirtenhund.[3]

Partei & Politik

1952 trat Willi Marschner in die SPD ein. Von 1958 bis 1964 leitete er den kommunalpolitischen Arbeitskreis der Kieler SPD.

1960 bis 1964 war er Vorsitzender der Kieler Jungsozialisten; spätestens 1964 wurde er als Beisitzer in den Kreisvorstand der Kieler SPD gewählt (bis 1969).

Von 1966 bis 1973 engagierte er sich als Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer (AsL) und gehörte ab 1968 auch dem Bundesvorstand der AsL an.

Kommunalpolitik

Wilhelm Marschner (stehend) beim Gespräch mit Kieler Sportjournalisten, 1972

Ab 1962 war er bürgerliches Mitglied im Kultur- und im Büchereiausschuss der Kieler Ratsversammlung.

In der Kommunalwahl 1970 wurde er zum Ratsherrn gewählt und vertrat seine Fraktion im Finanz-, Schul- und Kulturausschuss sowie als Vorsitzender des Kriegsopfer- und des Sportausschusses. 1971 wurde er ehrenamtlicher Stadtrat und Mitglied des Ältestenrats, zur selben Zeit für ein Jahr ehrenamtlicher Dezernent für die Kriegsopferfürsorge.

Vom 18. Februar 1972 bis Mai 1974 übernahm er als Nachfolger von Siegfried Zimmermann ehrenamtlich das Sportdezernat[1]; in dieser Funktion wurde er Mitglied im Sportausschuss des Deutschen Städtetages. Für sein Amt als Sportdezernent, das er kurz vor der Segelolympiade antrat, die in Kiel stattfand, brachte er klare Vorstellungen mit:

"Die Sportvereine wollen einfach [...] sehen, ob man bei [mir] Verständnis für ihre Situation erwarten kann. Ich habe meine Arbeit so eingeteilt, daß ich theoretisch zwei volle Tage dem Sportamt zur Verfügung stehe. [Das Amt soll] eine fördernde und beratende Funktion im Kieler Sport ausüben."[1]

Landtag

Flyer zur Landtagswahl 1983
Flyer zur Landtagswahl 1979

Von 1975 bis 1992 war Wilhelm Marschner Mitglied des Landtages, immer direkt gewählt im Wahlkreis 29 (Kiel-Ost); er trat die Nachfolge von Jochen Steffen an und wurde seinerseits abgelöst von Heide Simonis. Er war aktiv im Ausschuss für Jugendfragen, im Eingaben-, Finanz- und Sozialausschuss, im Landeswahlausschuss und im Ständigen Beirat beim Bundesausgleichsamt. 1984 entsandte seine Partei ihn in die 8. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

"Bei jeder Landtagswahl erreichte er in seinem Wahlkreis die höchsten Stimmergebnisse für die SPD in Schleswig-Holstein. 1988 kam er im Zusammenhang mit der Neuwahl nach der "Barschel-Affäre" auf sensationelle 72,2 % der Wählerstimmen (in Dietrichsdorf sogar auf 76,8 %!)"[4]

Ehrungen

Wilhelm Marschner war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (seit 10. August 1982) und des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse (seit 12. Dezember 1989).

Stimmen

"Wenn sein Name fällt, sind drei Schlagworte nicht fern: Trockener Humor, persönliche Integrität und traumhafte Wahlergebnisse. [...] 'Einer, der gewissenhaft und mit Gewissen arbeitet,' sagt man auf dem Ostufer über ihn. In einem Tonfall, als handle es sich um das Exemplar einer aussterbenden Art."[3]

Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 BP: Sportdezernent ist kein Amt wo man sich ausruhen kann, Kieler Nachrichten, 2.3.1972
  2. Die Neuen in der SPD-Landtagsfraktion, Wir - Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein, Heft 4/1975, Seite 9
  3. 3,0 3,1 stü[Heike Stüben]: Wilhelm Marschner wird heute 65 Jahre alt, Kieler Nachrichten, 5.11.1991
  4. Nachruf seines Ortsvereins im Poggendörper (nicht mehr abrufbar)