Gewerkschaftshaus Lübeck
Vereinshaus |
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Johannisstraße 50-52 |
23552 Lübeck |
Das Gewerkschaftshaus Lübeck gibt es seit 1896. Es steht heute am Holstentorplatz 1-5. Vorher dienten jedoch schon mehrere andere Gebäude demselben Zweck.
Vereinshaus
Ein erstes Haus in der Johannisstraße (heute: Dr.-Julius-Leber-Straße) 50 kaufte die Lübecker Vereinsbäckerei 1896, baute es seinem künftigen Verwendungszweck entsprechend um und eröffnete es als "Vereinshaus". 1899 wurde das Haus Johannisstraße 52 hinzugekauft und mit dem Nebenhaus verbunden. Leisten konnte sich die Lübecker Arbeiterbewegung dieses eigene Haus dank der erfolgreichen Vereinsbäckerei, die den Bau finanzierte.
Das Vereinshaus bildete die Zentrale der Lübecker Arbeiterbewegung. Es umfasste einen großen, neobarocken Fest- und Versammlungssaal mit Bühne und Galerie für 2000 Personen (seit 1900), eine Bibliothek, einen Kaffeegarten sowie verschiedenen Räumlichkeiten für Einrichtungen der Arbeiterbewegung wie Gewerkschaften, Arbeitersekretariat und SPD. Es beherbergte auch das Druck- und Verlagshaus des Lübecker Volksboten.
Die Verwaltung des Hauses ging 1910 in die Hand der Gewerkschaften über, die es in "Gewerkschaftshaus" umbenannten. 1922 verkaufte die Vereinsbäckerei das Haus an die Gewerkschaften.[1]
Das Gebäude wurde am 13. April 1938 durch einen Brand vernichtet und später abgebrochen. Auf dem Grundstück entstand 1942 ein Hochbunker, der bis heute existiert.
Gewerkschaftshaus 1930
Schon 1928 wurde nach Plänen von Alfred Runge und Wilhelm Lenschow in der Johannisstraße 48 (heute: Dr.-Julius-Leber-Straße 48) mit dem Bau eines neuen, größeren Gewerkschaftshauses neben dem alten begonnen. Es wurde 1930 fertiggestellt. Die Architekten hatten schon das Warenhaus am Klingenberg für den Konsumverein Lübeck gebaut. 1929 zogen Berta Wirthel und ihr Mann, der dort die Hausmeisterstelle übernahm, ins Gewerkschaftshaus - ob ins alte oder gleich ins neue Gebäude, ist nicht ermittelt.[2] Jedenfalls war dies noch 1954 ihre Adresse.
Wie überall im Reich besetzten die Nazis mit der SA am 2. Mai 1933 auch in Lübeck das Gewerkschaftshaus. Der Lübecker Volksbote beschrieb die Besetzung als "ruhigen Vorgang". Den Gewerkschaftssekretären seien "Kommissare" beigeordnet worden. Allerdings wird auch berichtet, das Ehepaar Wirthel sei "zunächst - teilweise unter Gewaltanwendung - festgehalten und schließlich aus dem Haus getrieben"[2] worden.
Max Sommerfeld war erst Anfang des Jahres nach Lübeck versetzt worden. Ihm teilte der Vorsitzende der Nazi-Betriebszellenorganisation (NSBO) einige Tage später mit, dass er nicht mehr gebraucht würde. Der 1. Bevollmächtigte der Ortsverwaltung der Gewerkschaft, Eduard Markert, war da schon von den Nazis verhaftet worden.[3]
Heute beherbergt dieses Gebäude das Lübecker Ordnungsamt.
Gewerkschaftshaus heute
Das heutige Gewerkschaftshaus befindet sich außerhalb der Altstadt neben dem Holstentor (Holstentorplatz 1-5). Es wurde 1957 eingeweiht und bot mehr Platz als das alte Gewerkschaftshaus.
Archive
- Neues Senatsarchiv Lübeck: Gewerkschaftshaus Lübeck GmbH 1932-1938. Signatur: NSA IV 1 K, 4d/12
Einzelnachweise
- ↑ Bickelmann, Hartmut: Konsumverein und Konsumgenossenschaft Lübeck. Vom Lebensmittelversorger der Arbeiterbewegung zur regionalen Einzelhandelskette, in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte, Band 98 (2018), S. ?
- ↑ 2,0 2,1 Jebens-Ibs, Sabine / Zachow-Ortmann, Maria: Schleswig-Holsteinische Politikerinnen der Nachkriegszeit. Lebensläufe (Kiel 1994), S. 56
- ↑ Antrag auf Grund Bundesergänzungsgesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung (BEG), 18.9.1953 (BGBl. I S. 1387) beim Kreisarchiv Stormarn Signatur: B 2 / 770