Atomwaffenfreie Zone: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K Textersetzung - „{{#setmainimage:(.*)}}“ durch „$1“
 
(5 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Anfang der 1980er Jahren haben sich Schulen und Kommunen in reaktion auf den [[NATO-Doppelbeschluss]] in ganz Deutschland zu '''atomwaffenfreien Zonen''' erklärt. Auch in Schleswig-Holstein, stellte die SPD in verschiedenen Gemeindeversammlungen (zum Beispiel in Ahrensburg<ref>DER SPIEGEL 26/1983 "[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14018780.html Friedensbewegung: Eins, zwei, drei]"</ref> oder in Kiel<ref>DER SPIEGEL 8/1983 "[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14022489.html Friedensbewegung: Innere Dynamik]"</ref>) entsprechende Anträge. Der CDU-Innenminister stufte Anträge dieser Art als "rechtswidrig" ein:
[[Datei:Dirk atomwaffenfreie Zone.jpg|thumb|200px|right|Aufruf zu einer Unterschriftenaktion im Kreis Stormarn]]
Anfang der 1980er Jahre erklärten sich Schulen und Kommunen in ganz Deutschland als Reaktion auf den [https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Doppelbeschluss NATO-Doppelbeschluss] zu '''atomwaffenfreien Zonen'''. Auch in Schleswig-Holstein stellte die SPD in verschiedenen Gemeindeversammlungen (zum Beispiel in Ahrensburg<ref> ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14018780.html Friedensbewegung: Eins, zwei, drei]'', DER SPIEGEL, 27.6.1983</ref> oder in Kiel<ref>''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14022489.html Friedensbewegung: Innere Dynamik]'', DER SPIEGEL, 21.2.1983</ref>) entsprechende Anträge. Der CDU-Innenminister stufte Anträge dieser Art als "rechtswidrig" ein:
: "Die Bundesländer halten sich in ihrer Argumentation an ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von [[1958]], das damals eine von der SPD initiierte "Volksbefragung über die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik" stoppte. Die Ausrüstung der Bundeswehr, so das höchste Gericht, gehöre "nicht zu den Angelegenheiten des örtlichen Wirkungskreises". Die Juristen legten aber auch fest, wann eine Gemeinde Stellung nehmen darf: wenn die "konkrete Absicht besteht, auf ihrem Gemeindegebiet" etwa "eine militärische Anlage, z. B. eine Abschußbasis für Atomsprengkörper zu errichten".<ref>''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14022489.html Friedensbewegung: Innere Dynamik]'', DER SPIEGEL, 21.2.1983</ref>


: "Die Bundesländer halten sich in ihrer Argumentation an ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1958, das damals eine von der SPD initiierte "Volksbefragung über die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik" stoppte. Die Ausrüstung der Bundeswehr, so das höchste Gericht, gehöre "nicht zu den Angelegenheiten des örtlichen Wirkungskreises". Die Juristen legten aber auch fest, wann eine Gemeinde Stellung nehmen darf: wenn die "konkrete Absicht besteht, auf ihrem Gemeindegebiet" etwa "eine militärische Anlage, z. B. eine Abschußbasis für Atomsprengkörper zu errichten".<ref>DER SPIEGEL 8/1983 "[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14022489.html Friedensbewegung: Innere Dynamik]"</ref>
== Beispielantrag ==
Als Reaktion auf diese Gerichtsentscheidung veröffentlichte die [[Landesverband|SPD Schleswig-Holstein]] im August [[1983]] eine Informationssammlung für ihre Ortsvereine. In der sogenannten "Friedensmappe" fand sich auch eine "Checkliste" für Ortsvereine, die in ihrem Stadt- bzw. Gemeinderat einen Entschließungsantrag einbringen wollten, mit dem sich die Kommune zur Atomwaffenfreien Zone erklärte.


Die Checkliste empfahl der SPD vor Ort, als ersten Schritt einen innerparteilichen Beschluss darüber zu fassen, dann die Presse über diesen Beschluss zu informieren. Im dritten Schritt solle der Beschluss umgesetzt und ein Antrag an den Gemeinderat gestellt werden. Die vorgeschlagene Formulierung lautete:


== Quellen ==
: ''' Entschließung '''<br>
: ''Unter Wahrnehmung unserer verfassungsmäßigen Rechte als Gemeinwesen, in Ansehung der Lebensinteressen unserer Bürger, mit dem Willen, dem Frieden in der Welt zu dienen, und dem Ziel, dem menschenverachtenden und friedenstörenden atomaren Wettrüsten ein Ende zu bereiten, fordert der Rat der Gemeinde / Stadt:''
: 1. ''die Bundesregierung auf, das Gebiet der Gemeinde / Stadt bei ihrer zukünftigen Planung von der Lagerung, Stationierung und dem Transport von Atom- und sonstigen Massenvernichtungswaffen freizuhalten,''
: 2. ''den Kreistag, die Kreistagsabgeordneten sowie die Kreisverwaltung auf, diesen Willen der Gemeinde / Stadt bei Planung und Vollzug von Kreisaufgaben zu berücksichtigen,''
: 3. ''die Verwaltung auf, diesen Willen der Gemeinde bei allen konkreten Anliegen gegenüber den zuständigen Organen durchzusetzen,''
: 4. ''in dieser Angelegenheit Kontakte mit den Partnerstädten aufzunehmen.''
 
== Bilder ==
<gallery>
Datei:Checkliste Atomwaffenfreie Zone.jpg|Checkliste, 1983
Datei:Dirk atomwaffenfreie Zone.jpg|Plakat aus Stormarn
</gallery>
 
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Friedenspolitik]]
[[Kategorie:Friedenspolitik]]

Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 21:45 Uhr

Aufruf zu einer Unterschriftenaktion im Kreis Stormarn

Anfang der 1980er Jahre erklärten sich Schulen und Kommunen in ganz Deutschland als Reaktion auf den NATO-Doppelbeschluss zu atomwaffenfreien Zonen. Auch in Schleswig-Holstein stellte die SPD in verschiedenen Gemeindeversammlungen (zum Beispiel in Ahrensburg[1] oder in Kiel[2]) entsprechende Anträge. Der CDU-Innenminister stufte Anträge dieser Art als "rechtswidrig" ein:

"Die Bundesländer halten sich in ihrer Argumentation an ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1958, das damals eine von der SPD initiierte "Volksbefragung über die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik" stoppte. Die Ausrüstung der Bundeswehr, so das höchste Gericht, gehöre "nicht zu den Angelegenheiten des örtlichen Wirkungskreises". Die Juristen legten aber auch fest, wann eine Gemeinde Stellung nehmen darf: wenn die "konkrete Absicht besteht, auf ihrem Gemeindegebiet" etwa "eine militärische Anlage, z. B. eine Abschußbasis für Atomsprengkörper zu errichten".[3]

Beispielantrag

Als Reaktion auf diese Gerichtsentscheidung veröffentlichte die SPD Schleswig-Holstein im August 1983 eine Informationssammlung für ihre Ortsvereine. In der sogenannten "Friedensmappe" fand sich auch eine "Checkliste" für Ortsvereine, die in ihrem Stadt- bzw. Gemeinderat einen Entschließungsantrag einbringen wollten, mit dem sich die Kommune zur Atomwaffenfreien Zone erklärte.

Die Checkliste empfahl der SPD vor Ort, als ersten Schritt einen innerparteilichen Beschluss darüber zu fassen, dann die Presse über diesen Beschluss zu informieren. Im dritten Schritt solle der Beschluss umgesetzt und ein Antrag an den Gemeinderat gestellt werden. Die vorgeschlagene Formulierung lautete:

Entschließung
Unter Wahrnehmung unserer verfassungsmäßigen Rechte als Gemeinwesen, in Ansehung der Lebensinteressen unserer Bürger, mit dem Willen, dem Frieden in der Welt zu dienen, und dem Ziel, dem menschenverachtenden und friedenstörenden atomaren Wettrüsten ein Ende zu bereiten, fordert der Rat der Gemeinde / Stadt:
1. die Bundesregierung auf, das Gebiet der Gemeinde / Stadt bei ihrer zukünftigen Planung von der Lagerung, Stationierung und dem Transport von Atom- und sonstigen Massenvernichtungswaffen freizuhalten,
2. den Kreistag, die Kreistagsabgeordneten sowie die Kreisverwaltung auf, diesen Willen der Gemeinde / Stadt bei Planung und Vollzug von Kreisaufgaben zu berücksichtigen,
3. die Verwaltung auf, diesen Willen der Gemeinde bei allen konkreten Anliegen gegenüber den zuständigen Organen durchzusetzen,
4. in dieser Angelegenheit Kontakte mit den Partnerstädten aufzunehmen.

Bilder

Einzelnachweise

  1. Friedensbewegung: Eins, zwei, drei, DER SPIEGEL, 27.6.1983
  2. Friedensbewegung: Innere Dynamik, DER SPIEGEL, 21.2.1983
  3. Friedensbewegung: Innere Dynamik, DER SPIEGEL, 21.2.1983