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(Paul Gress erste Kieler hauptamtlicher SPD Stadtrat)
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'''Paul Gress''' (Greß), 9.11.1872 - 6.09.1936 in Kiel
'''Paul Gress''' (Greß), 9.11.1872 - 6.09.1936 in Kiel


Paul Gress der erste Kieler Stadtrat, der von der Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht gewählt wurde. Seine Wahl führte zum Rücktritt des damaligen Kieler Oberbürgermeisters Lindemann, weil dieser in einer Rede anlässlich seiner Amtseinführung dessen fachliche Legitimation angezweifelt hatte. Er war gelernter Buchdrucker, danach Arbeitersekretär und kurz vor der Wahl Beigeordneter der Provinzialregierung in Schleswig Außerdem war er auch in der Kieler Arbeitersportbewegung aktiv. Paul Gress war als Stadtrat für sozialen Angelegenheiten zuständig, wie z. B. die der kommunalen Arbeitslosenunterstützung und der Jugendhilfe. Seine Wiederwahl nach Ablauf der Amtszeit im Jahre 1931 scheiterte einer der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, die Teile der Volkswohlsgruppe bis hin zur NSDAP umfassten. Mit dieser Streichung, die die eines weiteren Magistratsposten miteinbezog, sollte eine Verkleinerung des Magistrats durchgesetzt werden, um somit Personkosten zu sparen.  
Paul Gress der erste Kieler Stadtrat, der von der Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht gewählt wurde. Seine Wahl führte zum Rücktritt des damaligen Kieler Oberbürgermeisters Lindemann, weil dieser in einer Rede anlässlich seiner Amtseinführung dessen fachliche Legitimation angezweifelt hatte. <ref>Wulf, Peter: Die Stadt auf der Suche nach ihrer neuen Bestimmung (1918 bis 1933), in Jensen, Jürgen, Wulf, Peter (Hrsg): Geschichte der Stadt Kiel), September 1991, S. 324)  </ref>Er war gelernter Buchdrucker, danach Arbeitersekretär und kurz vor der Wahl Beigeordneter der Provinzialregierung in Schleswig Außerdem war er auch in der Kieler Arbeitersportbewegung aktiv. Paul Gress war als Stadtrat für sozialen Angelegenheiten zuständig, wie z. B. die der kommunalen Arbeitslosenunterstützung und der Jugendhilfe. Seine Wiederwahl nach Ablauf der Amtszeit im Jahre 1931 scheiterte einer der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, die Teile der Volkswohlsgruppe bis hin zur NSDAP umfassten. Mit dieser Streichung, die die eines weiteren Magistratsposten miteinbezog, sollte eine Verkleinerung des Magistrats durchgesetzt werden, um somit Personkosten zu sparen <ref>Schleswig-Holsteinische Volkszeitung vom 31.10.1931</ref>.  


Den o.g. Vorwurf  des ehemaligen Oberbürgermeisters Paul Lindemann, Paul Gress hätte als ehemaligen Buchdrucker und Arbeitersekretär nicht die notwendige Qualifikation für das Amt eines besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrat gehabt und wäre nur mit Hilfe seiner Partei in das Amt gekommen, wurde von der bürgerlichen Rechten während der ganzen Zeit aufrecht erhalten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es Bestrebungen seitens der Kommunalverwaltung, Paul Gress seiner Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Stattdessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre 1918 nach der Novemberrevolution. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn hierfür den Zutritt zum Rathaus. Nach dem Krieg erreichte seine Witwe - Paul Gress starb 1936 - eine Wiedergutmachung in dieser Angelegenheit.
Den o.g. Vorwurf  des ehemaligen Oberbürgermeisters Paul Lindemann, Paul Gress hätte als ehemaligen Buchdrucker und Arbeitersekretär nicht die notwendige Qualifikation für das Amt eines besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrat gehabt und wäre nur mit Hilfe seiner Partei in das Amt gekommen, wurde von der bürgerlichen Rechten während der ganzen Zeit aufrecht erhalten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es Bestrebungen seitens der Kommunalverwaltung, Paul Gress seiner Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Stattdessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre 1918 nach der Novemberrevolution. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn hierfür den Zutritt zum Rathaus. Nach dem Krieg erreichte seine Witwe - Paul Gress starb 1936 - eine Wiedergutmachung in dieser Angelegenheit.<ref>Nachzulesen in: Personalakte über Paul Greß, Stadtarchiv Kiel, Signatur 45719 </ref>

Version vom 12. Oktober 2018, 11:58 Uhr

Paul Gress (Greß), 9.11.1872 - 6.09.1936 in Kiel

Paul Gress der erste Kieler Stadtrat, der von der Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht gewählt wurde. Seine Wahl führte zum Rücktritt des damaligen Kieler Oberbürgermeisters Lindemann, weil dieser in einer Rede anlässlich seiner Amtseinführung dessen fachliche Legitimation angezweifelt hatte. [1]Er war gelernter Buchdrucker, danach Arbeitersekretär und kurz vor der Wahl Beigeordneter der Provinzialregierung in Schleswig Außerdem war er auch in der Kieler Arbeitersportbewegung aktiv. Paul Gress war als Stadtrat für sozialen Angelegenheiten zuständig, wie z. B. die der kommunalen Arbeitslosenunterstützung und der Jugendhilfe. Seine Wiederwahl nach Ablauf der Amtszeit im Jahre 1931 scheiterte einer der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, die Teile der Volkswohlsgruppe bis hin zur NSDAP umfassten. Mit dieser Streichung, die die eines weiteren Magistratsposten miteinbezog, sollte eine Verkleinerung des Magistrats durchgesetzt werden, um somit Personkosten zu sparen [2].

Den o.g. Vorwurf des ehemaligen Oberbürgermeisters Paul Lindemann, Paul Gress hätte als ehemaligen Buchdrucker und Arbeitersekretär nicht die notwendige Qualifikation für das Amt eines besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrat gehabt und wäre nur mit Hilfe seiner Partei in das Amt gekommen, wurde von der bürgerlichen Rechten während der ganzen Zeit aufrecht erhalten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es Bestrebungen seitens der Kommunalverwaltung, Paul Gress seiner Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Stattdessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre 1918 nach der Novemberrevolution. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn hierfür den Zutritt zum Rathaus. Nach dem Krieg erreichte seine Witwe - Paul Gress starb 1936 - eine Wiedergutmachung in dieser Angelegenheit.[3]

  1. Wulf, Peter: Die Stadt auf der Suche nach ihrer neuen Bestimmung (1918 bis 1933), in Jensen, Jürgen, Wulf, Peter (Hrsg): Geschichte der Stadt Kiel), September 1991, S. 324)
  2. Schleswig-Holsteinische Volkszeitung vom 31.10.1931
  3. Nachzulesen in: Personalakte über Paul Greß, Stadtarchiv Kiel, Signatur 45719