Paul Gress
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Paul Gress |
Paul Gress (auch: Greß), * 9. November 1872 in Kiel, † 6. September 1936 in Kiel. Buchdrucker und Arbeitersekretär, hauptamtlicher Stadtrat. Mitglied der SPD seit 1897.
Werdegang
Paul Gress war gelernter Buchdrucker (bzw. Schriftsetzer), seit 1907 dann einer von drei gewählten Arbeitersekretären des Kieler Gewerkschaftskartells.[1]
Privat war er in der Kieler Arbeitersportbewegung aktiv.
Partei & Politik
Paul Gress war der erste Sozialdemokrat, der von der SPD in der Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht 1919 zum besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrat gewählt wurde. Er war für soziale Angelegenheiten zuständig, u.a. für die kommunale Arbeitslosenunterstützung und die Jugendhilfe.
Kurz vorher war er zum Beigeordneten der Provinzialregierung in Schleswig ernannt worden.
Seine Wahl führte zum Rücktritt des Kieler Oberbürgermeisters Lindemann, der in seiner Rede anlässlich der Amtseinführung des neuen Stadtrats dessen fachliche Qualifikation angezweifelt hatte.[2] Lindemanns Rücktritt änderte nichts daran, dass der Vorwurf, Paul Gress sei durch seinen Werdegang nicht als Dezernent qualifiziert und nur aufgrund seiner Parteizugehörigkeit in das Amt gekommen, von der bürgerlichen Rechten während seiner ganzen Amtszeit erhoben wurde.
Seine Wiederwahl nach Ablauf der ersten Amtszeit scheiterte 1931 an der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, in der auch schon die NSDAP vertreten war. Sie setzte die Streichung zweier Stadtratsstellen durch. Mit dieser Verkleinerung des Magistrats sollten offiziell Personalkosten eingespart werden.[3]
NS-Herrschaft
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten gab es Bestrebungen, Paul Gress seine Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Statt dessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre 1918 nach der Novemberrevolution. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn den Zutritt zum Rathaus.
Nach Ende der NS-Herrschaft erreichte seine Witwe eine Wiedergutmachungszahlung.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Tages-Bericht: Kiel, Hamburger Echo, 9.2.1907, S. 6
- ↑ Wulf, Peter: Die Stadt auf der Suche nach ihrer neuen Bestimmung (1918 bis 1933), in: Jensen, Jürgen / Wulf, Peter (Hrsg.): Geschichte der Stadt Kiel (Neumünster 1991), S. 324
- ↑ Schleswig-Holsteinische Volkszeitung, 31.10.1931
- ↑ Vgl. Personalakte Paul Greß, Stadtarchiv Kiel, Signatur 45719