Tobias Bergmann
Tobias Bergmann |
Tobias Bergmann, *11. Juli 1971 in München. Volkswirt, Berater. Gewählter Oberbürgermeister von Neumünster. Mitglied der SPD seit ca. 1990.
Leben & Beruf
Geboren ist Tobias Bergmann 1971 in München, aufgewachsen in Langquaid:
"Aufgewachsen bin ich in Langquaid, einem kleinen Ort in Niederbayern zwischen Regensburg und Landshut. Dort am Küchentisch meiner Familie habe ich gelernt, was es bedeutet, Kommunalpolitik zu machen. Mein Vater war Bürgermeister von Langquaid. Man ist Ansprechpartner für die großen und kleinen Sorgen der Menschen und man hat die Aufgabe, das Leben in der Stadt für die Menschen jeden Tag etwas besser zu machen."[1]
Nach dem Abitur am Abitur am Donau-Gymnasium in Kelheim/Niederbayern 1990 und direkt nach der Wiedervereinigung ging Tobias Bergmann nach Dresden an die Technische Universität Dresden: Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Sozial- und Finanzwirtschaft und Regionalplanung Sozialwirtschaft. 1990/91 baute er die Jugendverbandsstrukturen der Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken in Sachsen auf. 1991 als deren Landesvorsitzender. 1998 machte er seinen Abschluss.
Den Berufseinstieg machte er bei der Kommunalen Gemeinschaftsstelle (KGSt) in Köln als Berater. 2000 wechselte er zur Rambøll Management GmbH in Hamburg und arbeitete dort unter anderem 2007–2009 als stellvertretender Geschäftsführer. 2009 gründete er die Nordlicht Management Consultants GmbH in Hamburg. Das Startup war ökonomisch erfolgreich und so konnte Tobias Bergmann eine Anteile daran 2018 mit Gewinn verkaufen. 2017 gründete er die Tobias Bergmann Consulting GmbH in Hamburg. Er beriet in der ganzen Zeit Verwaltungen, Rathäuser und Landratsämter bei der Modernisierung.
Tobias Bergmann ist mit Nasanin Bergmann verheiratet, die als Journalistin aus dem Iran geflohen ist, ehe sie nach Hamburg kam, wo sie sich kennenlernten. Zusammen leben sie in Neumünster in der Feldstraße.
Partei & Politik
"Kammer-Rebell"
Ehrenamtlich war Tobias Bergmann seit 2014 Mitglied im Plenum der Handelskammer Hamburg und 2018/19 als Präses/Präsident der Handelskammer Hamburg. Dabei machte er sich einen Ruf als der "Kammer-Rebell". Die ZEIT umreißt die Bedeutung der Institution und des Amtes des Präses:
"Die Hamburger Handelskammer zählt seit mehr als 350 Jahren zu den mächtigsten Institutionen der Stadt und hat – mal mehr, mal weniger – bemerkbar großen Einfluss, nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auf das Leben aller Hamburgerinnen und Hamburger. Manche bezeichnen die Kammer sogar als Schattenregierung, weil die Verbindung zwischen Politik und Kammeroberen traditionell sehr eng ist. Symbolisiert wird dies nicht nur durch eine Verbindungstür zwischen Rathaus und Kammergebäude, sondern auch durch die alljährliche Silvesterrede des Kammerpräses anlässlich der Versammlung zum Ehrbaren Kaufmann, bei der er der Politik im Namen der Wirtschaft ein Zeugnis ausstellt. Stehen wichtige Entscheidungen für die Stadt an, mischt die Kammer meist mit: Die Olympia-Bewerbung war ihre Idee. Im Streit um Stadtbahn, Busbeschleunigung, Radverkehr oder die Frage, ob die Stadt die Energienetze zurückkaufen soll, vertrat sie stets einen klaren Standpunkt mit dem Anspruch, dies sei 'die Meinung der Wirtschaft.'"[2]
Tobias Bergmann erklärt seine Motivation auf seiner Website:
"Sie behauptete, meine Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft zu vertreten, ohne dass sie mich jemals um meine Meinung gefragt hat.
Als ich dann erklärte, dass ich als Unternehmer für den Mindestlohn bin, erntete ich nur Belehrungen und den Hinweis, dass meine Meinung falsch sei.
Das empfand ich als ungerecht und entschloss mich, mich zu engagieren. Schnell habe ich gemerkt, dass ich mit meiner Meinung zur Handelskammer in der Hamburger Wirtschaft nicht alleine bin. Ich handelte mir den Titel des 'Rebellen' ein und wurde 2018 von den Hamburger Unternehmer*innen zum Präses der Handelskammer Hamburg gewählt."[3]
Sein Bündnis "Wir sind die Kammer" holte bei der Kammerwahl 55 von 58 Sitzen im Kammerplenum. Tobias Bergmann wurde Kammerpräses. Präses der Handelskammer ist zwar formell ein Ehrenamt, in Wahrheit aber ein Vollzeitjob. Im Interview mit der WELT erklärte Tobias Bergmann seinen Verdienst: "Null Euro. Aber ich bekomme Kaffee, Wasser, Kekse und Croissants."[4] Er lebe von Rücklagen. Vom Ersparten. "Das werde ich nicht drei Jahre durchhalten. Ich muss dann auch wieder Geld verdienen. Das ist auch mein Vorteil. Als Berater kann ich das."[4]
Wegen fehlenden Rückhalts im Kammerparlament legte er überraschend und mit sofortiger Wirkung am 8. Dezember 2018 [5]sein Amt als Präses nieder. In der E-Mail, mit der er seinen Rücktritt erklärte, schrieb er: "Mein Ziel war eine transparente , demokratische und sparsame Handelskammer. Dafür habe ich acht Jahre lang gekämpft. Vieles ist uns, trotz Widerständen, gelungen […] Für diese Aufgabe fehlt mir jedoch der notwendige Rückhalt."[5]
Auf seiner Homepage zieht Tobias Bergmann ein Fazit seiner Arbeit:
"Eines meiner Wahlversprechen war es die Zwangsbeiträge abzuschaffen. Dieses konnte ich wegen finanzieller Altlasten und neuer gerichtlicher Urteile leider nicht einlösen. Daraus habe ich die Konsequenz gezogen und bin zurückgetreten. Aber wir habe die Handelskammer von Grund auf modernisiert: Die Selbstbedienungsmentalität der Führungskräfte gehört der Vergangenheit an, durch ein Solidarprinzip wurden über 90 Prozent der Mitglieder finanziell entlastet und die Kammer hat gelernt, erst den Mitgliedern zuzuhören bevor sie Position bezieht."[3]
Oberbürgermeister in Neumünster
2020 nominierte die SPD Neumünster Tobias Bergmann Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 9. Mai 2021. In der Wahl konkurrierte er mit einem Einzelbewerber und einem Kandidaten der Grünen. Die ursprüngliche Kandidatin der CDU war noch 2020 abgesprungen, so dass die CDU den Amtsinhaber Olaf Tauras überredete, noch einmal anzutreten. Olaf Tauras hatte vorher erklärt, er stünden nicht mehr für das Amt zur Verfügung und suche eine andere berufliche Herausforderung. Außerdem gab es noch einen Bewerber der NPD.
Unter der Leitung der Kreisvorsitzenden Kirsten Eickhoff-Weber hatte die SPD Neumünster unter Bedingungen der Corona-Pandemie einen entschlossenen Wahlkampf geführt, der sich letztlich auszahlte. Der zugezogene Kandidat mit dem bayerischen Dialekt, den ein Jahr zuvor praktisch niemand in der Stadt kannte, konnte sich in der Wahl gegen den Amtsinhaber durchsetzen.
Mit 26,9% der abgegebenen Stimmen setzte sich Tobias Bergmann gegen drei der Bewerber auf Platz 2 durch und kam damit am 30. Mai in die Stichwahl. Die konnte er mit 50,8 Prozent knapp für sich entscheiden konnte. Das sind 337 Stimmen Unterschied gewesen.[6]
Zitate
- "Macht ist für mich die Voraussetzung, gestalten zu können."[4]
Links
- Wikipedia: Tobias Bergmann
Einzelnachweise
- ↑ bergmann-neumuenster.de: "Über mich"
- ↑ Grabbe, Hanna: "Versteh einer diese Kaufleute" bei: ZEIT.de 8. Januar 2019, 19:51 Uhr Aktualisiert am 9. Januar 2019, 7:34 Uhr
- ↑ 3,0 3,1 bergmann-neumuenster.de: "Vom Rebellen zum Präses"
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Vojta, Norbert: „Das soll ein cooler Laden werden“ bei: welt.de 30.07.2017
- ↑ 5,0 5,1 Lauterbach, Jörn: Handelskammer Hamburg verliert ihren Präses, bei: welt.de 8.12.2018
- ↑ Geil, Thorsten: Neumünsters Rathaus ist wieder rot, Kieler Nachrichten, 30.5.2021