Claus Riepen
Claus Riepen |
Claus Riepen (auch: Klaus), * 9. April 1803 in Tasdorf, † 1. Juli 1878 in Kiel; Zimmermeister, Gründer des Vaterlandsvereins in Neumünster, dem Vorläufer der SPD-Neumünster.
Leben & Wirken
Claus Riepen wurde 1803 in Tasdorf als Sohn eines Hufners geboren. Hufner waren Bauern, der als Grundbesitz eine, mehrere oder einen Teil einer Hufe Land bewirtschaftet. Eine Hufe war ein Acker. Claus Riepen lernte Zimmermann und wurde Meister.[1]
Er wurde ein angesehener Zimmermann und 1848 Vorsteher (Bürgermeister) des Fleckens Neumünster. Flecken waren damals Kommunen in der Größe zwischen Dörfern und Städten.[1]
Er beteiligte sich 1848 an der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und wurde Mitglied der Landesversammlung - dem Parlament, das bis 1851 bestand hatte. Als die Landesversammlung 1851 darüber abstimmte, ob Schleswig-Holstein, sich dem Deutschen Bund, Preußen und Österreich unterwerfen sollte, stimmte er dagegen. Trotzdem fand der Antrag eine Mehrheit.[2]
Weil sich Claus Riepen für Fortschritt, Freiheit und Gleichheit einsetzte, gründete er 1850 in Neumünster den Vaterlandsverein, um den armen Textilarbeitern der Stadt materiell und sittlich zu helfen. Der Verein wurde schnell mit 500 Mitgliedern der größte Arbeiterbildungsverein in Schleswig-Holstein. Er sorgte allerdings immer dafür, dass der Verein den Anschluss an das Bürgertum behielt.
Claus Riepen kümmerte sich in einer der lokalen "Insten-Commission" für die Rechte der Gutslandarbeiter ("Insten"), die allerdings zu seiner Frustration nicht mehr als beschriebenes Papier hervorbrachte.
Er beteiligte sich an der Gründung des "Schleswig-Holsteinischen Arbeitergesamtverein" - einer Art Dachverband für die Arbeitervereine. Dort kümmerte er sich um die "Zeitung für Arbeiter und für Arbeiterfreunde mit besonderer Berücksichtigung des Gewerbewesens". Auch hier war ihm die Anbindung an das Bürgertum wichtig.
Nachdem Theodor Olshausen als einer der Köpfe der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und Gründer des Arbeitergesamtvereins nach dem Sieg Dänemarks nach Amerika floh, wurde Claus Riepen zur treibenden Kraft in der sozialen Frage. In vielen Artikeln und öffentlichen Reden kritisierte er die Verhältnisse - allerdings auch gegen den Kommunismus, um anschlussfähig zu bleiben.[3]
1851 schrieb er sein Buch "Eine Alterversorgungs-Kasse für Jedermann" - im Vorwort sagte er:
"Die Arbeiterfrage ist eine so vielseitige, eine so tief in unser soziales Leben eingreifende, daß sie nicht oft genug wiederholt werden kann, bis endlich das Problem seine Lösung finden wird. Zu diesem Zweck sind umfangreiche Werke geschrieben, tausende von Vorschlägen gemacht, jedoch ohne zum Ziele zu führen […] So sehr es nun auch anerkannt zu werden verdient, daß die Arbeiter durch gegenseitige Unterstützungen sich gegen die Gefahren der Armuth zu schützen suchen, so können sie doch auf die Dauer, selbst beim unverdrossensten Streben, sich derselben nicht erwehren, namentlich dann nicht mehr, wenn sie alt und schwächlich werden und ihnen die Kräfte zur Arbeit ausgehen. Um den Arbeiter im Alter gegen Verarmung zu schützen, dazu fehlt ihm noch bis jetzt eine Institution. Es ist dies eine Altersversorgungskasse, an der sich alle Arbeiter betheiligen können."[2]
Er war davon überzeugt, dass die Arbeiter im Alter nicht von staatlichen Almosen abhängig sein sollten, sondern sich in so einer Altersversorgungskasse einen Rentenanspruch aufbauen sollte. In seinem Vaterlandsverein baute er entsprechende Unterstützungsangebote für Krankheit und Not auf. Mitglied konnten hier auch Frauen werden. 1861 wurde der Vaterlandsverein zum ersten Konsumverein im Dänischen Gesamtstaat.[4] Mit seiner sozialen Reformarbeit, die die Bedürfnisse der Arbeiterschaft mit denen einer modernen Bürgerschaft verband, war er der späteren SPD als Volkspartei intuitiv näher als der Arbeiter- und Klassenpartei, die zunächst entstehen sollte.[5]
Bei einer polizeilichen Vernehmung im Jahr 1852 berichtet ein I.G. Eggeling, er habe Claus Riepen sagen hören, dass er überall in Schleswig-Holstein unter dem Deckmantel von Arbeitervereinen, Sterbe- und Krankenkassen revolutionäre Vereine gründe wolle, um im Falle einer Revolution die Fäden in der Hand zu haben.[6]
Aus dem Vaterlandsverein heraus wurde 1867 eine Gemeinde des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) gegründet.[1]
In der sozialdemokratischen Presse dieser Zeit, wird er als "alter, treuer Klaus Riepen"[7] oder "Vater Riepen"[8] bezeichnet, wenngleich er kein Kommunist war, wie es damals noch hieß.[9] Im Regensburger Conversations-Blatt wird er zu seinem Tode als "schleswig-holsteinischer Freiheitskämpfer" gewürdigt.[10] 15 Jahre nach seinem Tod wurde im Deutschen Reich tatsächlich eine Invaliden- und Altersversicherung eingeführt.
Zitate
- "Drei Dinge sind's, wofür ich kämpfen will und ringen: Für Freiheit, Vaterland und Volkes Glück. Ob's zu erreichen, ob mir's jemals wird gelingen, das liegt in Gottes Hand. Ich trete nie zurück."[2]
Werke
- Riepen, Claus: Der Mühlenzwang - Seine Entstehung und Fortbildung, seine Wirkungen auf die Staatsbürger und dessen endliche Beseitigung, Schwers, (1850)
- Riepen, Claus: Woher stammen die Mutterrechte der Kirche über die Schule? und ist Letztere wirklich eine Tochter der Ersteren? Ein Versuch zur Beantwortung dieser Doppelfrage von einem Laien, Fränckel (1851)
- Riepen, Claus: Eine Alterversorgungs-Kasse für Jedermann, Verlag Carl Schröder & Comp. (Kiel 1858)
Literatur
- Rühmann, Detlev: Claus Riepen - Ein Vorkämpfer für die Invalidenversicherung, in: Die Heimat, Band 74.1967 (1967)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. [1992])
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Rühmann, Detlev: Claus Riepen - Ein Vorkämpfer für die Invalidenversicherung, in: Die Heimat, Band 74.1967 (1967)
- ↑ Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein, Wachholz Verlag (Neumünster 1965), Seite 85ff
- ↑ Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein, Wachholz Verlag (Neumünster 1965), Seite 86
- ↑ Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein, Wachholz Verlag (Neumünster 1965), Seite 87f
- ↑ Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein, Wachholz Verlag (Neumünster 1965), Seite 90
- ↑ Der Volksstaat, 25.02.1871
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 22.05.1870
- ↑ Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein, Wachholz Verlag (Neumünster 1965), Seite 91
- ↑ Regensburger Conversations-Blatt: 1879. Deutschland, Reitmayr, 1879.