Kieler Bildungsverein für Frauen und Mädchen

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Kieler Bildungsverein für Frauen und Mädchen wurde im Oktober 1893 von politisch interessierte Arbeiterfrauen gründet.[1] Dieser Verein war trotz der Namensähnlichkeit nicht identisch mit dem Kieler Frauen-Bildungsverein, einem "mildtätigen" Verein der bürgerlichen Frauenbewegung, in dessen Mitgliederliste keine der führenden Proletarierinnen verzeichnet ist.

Wilhelmine Kähler hielt zur Gründung einen Vortrag über Die Rechtlosigkeit der Frau und ihre unwürdige Behandlung von seiten des Staates. Dies zielte auf das Verbot der politischen Betätigung für Frauen, das erst 1908 fiel.

Der Verein zählte sofort 200 Mitglieder. Er stand dem Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel nahe. Geleitet wurde er viele Jahre von Katharina Bode.[2] Ein weiteres Vorstandsmitglied war Helene Grünig, die zeitweise die Kasse verwaltete. Auch Emma Sorgenfrei scheint sich dort engagiert zu haben.[3]

Im weiteren Verlauf wurden unter anderem auch Vorträge über Clara Zetkins Zeitschrift Die Gleichheit angeboten. Teilweise fanden die Veranstaltungen im Lokal "Concordia" Am Brook statt. Der Einsatz der Frauen ging jedoch, wie Beteiligte berichteten, in dem Maße zurück, in dem sie für eigene Kinder zu sorgen hatten.

Der Polizeipräsident von Kiel versuchte den Verein zu verbieten, scheiterte damit aber vor dem Landgericht, weil er nicht nachweisen konnte, dass dort politische Gegenstände diskutiert würden.[4]

Einzelnachweise

  1. Kalweit, Susanne: Auf der Suche nach der weiblichen Intelligenz, in: Lang/Peters/Sönnichsen/Ziefuß (Hrsg.): Kiel zu Fuß. 17 Stadtteilrundgänge durch Geschichte und Gegenwart (Hamburg 1989), S. 124
  2. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 29
  3. Vgl. beide Kurzbiografien in Schultheiß, Nicole: Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte (Kiel 2007)
  4. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 49