Kieler Rundschau

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Aufkleber: Kieler Rundschau

Die Kieler Rundschau war eine sozial-liberale Wochenzeitung, die in Kiel von 1980 bis 1988 immer donnerstags erschien. Sie sollte nach dem Wegfall der VZ ein Gegengewicht zu den konservativen Kieler Nachrichten bieten.

Finanzierung

Die Gründung der neuen "unabhängigen Wochenzeitung für Schleswig-Holstein" wurde von einer Gruppe unzufriedener Leserinnen und Leser um den Kieler Soziologen Werner Knobbe getragen. "Geld und Wissen hatten sie zuvor bei rund hundert Leuten eingesammelt"; Oberbürgermeister Günther Bantzer "stiftete ebenso ein paar Tausender wie die SPD-Bundestagsabgeordneten Norbert Gansel, Horst Jungmann und Heide Simonis"; auch Hans-Peter Bartels war an der Gründung beteiligt. In ihrer Begeisterung übersahen die "journalistischen Laien" um Knobbe, dass ein Startkapital von 70.000 DM nicht ausreichen würde. Von Beginn an war die Zeitung immer wieder von wirtschaftlichen Krisen bedroht[1]. Bereits im ersten Quartal seines Erscheinens schlitterte das Blatt nahezu in die Pleite; ein öffentlicher Hilferuf brachte innerhalb kurzer Zeit 100.000 DM neues Geld - man konnte weitermachen.[2]

Geschichte

Die Kieler Rundschau startete am 23. Oktober 1980 mit einer Auflage von 10.000 Stück. Herausgegeben wurde sie von der 1979 gegründeten "Initiative für Pressevielfalt"[3]. Die erste Chefredaktion bestand aus Jens Reimer Prüß, Jürgen Bischoff und Harald Breuer, dazu kamen 20 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.[4] Werner Boldt war politischer Redakteur, Petra Bauer Geschäftsführerin.[5] Nach der anfänglichen Krise stabilisierte sich die Auflage zunächst bei ca. 6.000 Exemplaren. Auf einem undatierten Werbeblatt, das anführt, die KR gehe "bald in ihr viertes Erscheinungsjahr", also etwa von Ende 1984 stammen muss, zeichnete als Geschäftsführer der "Kieler Rundschau GmbH" Jürgen Helm, die Unternehmensadresse lautete Hamburger Chaussee 38.

Der weitere Verlauf ist auf Wikipedia zusammengefasst:

"Ab Mitte Januar 1981 übernahm die am 3. Dezember 1980 gegründete[6] Kieler Rundschau GmbH (später Kieler Rundschau GmbH & Co KG) die Herausgabe der Zeitung. [...] Nach wiederkehrenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde die Kieler Rundschau im Sommer 1986 zu 80 Prozent an den Hamburger Privatmann Matthew J. MacDonald sowie den Kieler Winfried Bartnick, Chef des Semmel-Verlachs, verkauft, deren neuer Verlag Neue Kieler Rundschau Verlagsgesellschaft mbH fortan die Herausgabe des Blattes übernahm.[7]
Ab 1987 wurde acht Monate lang – wieder mit einem neuen Anteilseigner und dem Chefredakteur Tom Janssen – versucht, 'der einst sozial-liberal ausgerichteten KR ein neues Image zu geben. Aber auch eine 'rot-grüne' KR mit Boulevard-Outfit wurde von den schleswig-holsteinischen LeserInnen nicht angenommen.'[8] Die Konkursmasse übernahm ein Lübecker Werbekaufmann, unter dessen Regie die KR dann noch einige Monate als Anzeigenblatt erschien."[9]

In dieser Schlussphase erklärte der Kreisverband Kiel, "an einer Weiterführung unseres Abonnements 'Kieler Rundschau', bzw. Nachfolgeabonnement" nicht interessiert zu sein.[10]

Im letzten Jahr war Hans-Peter Bartels vorübergehend als Redakteur bei der Kieler Rundschau tätig.

Wirkung

Die Kieler Initiative bildete ein Vorbild für Gründungen etwa in Hamburg (Hamburger Rundschau) und Wuppertal, die bei der Finanzierung ähnlich vorgingen.[11]

Einzelnachweise

  1. Rettung in letzter Minute, DIE ZEIT, 26.2.1982
  2. Dieser Abschnitt beruht weitgehend auf dem Artikel Ding mit Schub. Engagierte Bürger gründen regionale Wochenzeitungen - bescheidene Ansätze einer neuen Pressevielfalt, DER SPIEGEL, 4.5.1981. Auch alle Zitate stammen von dort.
  3. Roggenkamp, Viola: Liberal bis links, DIE ZEIT, 7.11.1980
  4. Ding mit Schub. Engagierte Bürger gründen regionale Wochenzeitungen - bescheidene Ansätze einer neuen Pressevielfalt, DER SPIEGEL, 4.5.1981.
  5. Rettung in letzter Minute, DIE ZEIT, 26.2.1982
  6. Kieler Rundschau, 11.12.1980
  7. Feldner, Jörg: Kieler Rundschau: Die Kapitaldecke war immer lebensgefährlich dünn. Das Blatt gehört nun nicht mehr den Lesern. In: die feder, August 1986
  8. Oetting, Jürgen: Kieler Medien-Spektakel. In: taz Hamburg, 18.3.1988
  9. Wikipedia: Kieler Rundschau, abgerufen 2.1.2021
  10. Schreiben des Schatzmeisters Bernd Löwner vom 12.8.1988, Bestand Kreisgeschäftsstelle Kiel
  11. Ding mit Schub. Engagierte Bürger gründen regionale Wochenzeitungen - bescheidene Ansätze einer neuen Pressevielfalt, DER SPIEGEL, 4.5.1981