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'''Marie Sophie Josephine''' '''Schmelzkopf''' (geb. Biß), * [[26. Februar]] [[1887]] in Neumünster, † [[11. November]] [[1966]] in Neumünster; Hausfrau. Verwitwet, vier Kinder. Mitglied der SPD seit [[1908]].
 
== Leben & Beruf ==
Der Vater von Marie Biß starb früh, die Mutter zog die vier Kinder allein groß. Wohl auch deswegen erhielt die Tochter keine Berufsausbildung - Geld und Zeit dürften der Familie gefehlt haben. Dagegen half auch nicht, dass die Mutter schon damals aktive Gewerkschafterin war.
 
Marie Biß blieb "Hausfrau", trat aber gleich [[1908]] in die SPD ein und war lange in der [[AWO|Arbeiterwohlfahrt]] aktiv, nicht zuletzt in den Nähstuben, in denen Kleidung für Not leidende Arbeiterfamilien gefertigt wurde. Außerdem übernahm sie mehrfach die Vormundschaft für elternlose Kinder.
 
Sie heiratete vor dem 1. Weltkrieg Herrn Schmelzkopf und bekam mit ihm drei Söhne und eine Tochter. Er kehrte verwundet aus dem Krieg zurück, starb nicht lange nach seiner Rückkehr und ließ sie alleinerziehend mit vier bestenfalls halbwüchsigen Kindern zurück - eine weitere Parallele zum Leben ihrer Mutter. Sie soll Schwierigkeiten gehabt haben, einen Rentenanspruch durchzusetzen - weswegen, ist nicht ermittelt; möglicherweise, weil ihr Mann bei seinem Tod bereits aus der Armee entlassen war. Auch von ihrer Mutter konnte sie keine praktische Unterstützung mehr erwarten, da diese nach Dänemark geheiratet hatte.
 
Um die Familie zu ernähren, suchte Marie Schmelzkopf sich eine Arbeitsstelle, zunächst in einer Lederwarenfabrik in Neumünster. Jetzt begann sie sich ebenfalls in der Gewerkschaftsbewegung zu engagieren. Später übernahm sie die Leitung der Küche bei den Aluminiumwerken Sörensen&Köster. Daneben fand sie Zeit für ihre politische Arbeit und für die Funktion als Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ortskrankenkasse Neumünster.
 
=== NS-Diktatur ===
Im April [[1933]] verlor sie nicht nur alle Ämter, sie wurde auch ausdrücklich wegen ihrer Tätigkeit als Stadtverordnete von der Gestapo verhaftet. "Nur durch intensive Recherchen" erfuhren die Kinder, was mit ihr geschehen war.<ref>Jebens-Ibs/Zachow-Ortmann: ''Politikerinnen'', S. 44</ref> Sie scheint allerdings bald wieder freigekommen zu sein und weiter bei Sörensen&Köster als Küchenleiterin gearbeitet zu haben.
 
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Marie Schmelzkopf war eigentlich zum Abtransport ins Konzentrationslager Ravensbrück vorgesehen. Dass sie entlassen wurde, war - so vermutet die Tochter - auf die Intervention der kriegswichtigen Aluminiumwerke zurückzuführen, die ihr bei ihrer Rückkehr einen zweiwöchigen Urlaub gewährten. Sie blieb über die NS-Zeit hinaus bei der Firma.
 
=== Neubeginn ===
Als die "tausend Jahre" mit dem Sieg der Alliierten beendet waren, nahm sie auch ihr soziales und politisches Engagement wieder auf, warb bei Neumünsteraner Firmen um Spenden für notleidende Familien und trat in den Reichsbund der Kriegsopfer und -hinterbliebenen ein.
 
[[1946]] wohnte sie in der Feldstraße 8 in Neumünster.<ref>Vgl. Landtagsinformationssystem, abgerufen 21.12.2019</ref> Ob sie danach noch umzog, ist nicht ermittelt.
 
Nach Ende ihrer politischen Ämter führte sie ihre soziale Arbeit in Neumünster weiter.
 
== Partei & Politik ==
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=== Kommunalpolitik ===
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Schon nach weniger als vier Jahren scheint sie sich aus der politischen Arbeit zurückgezogen zu haben. Weshalb, wird nicht wirklich klar; daß am 12.5.1950
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ist nicht nachvollziehbar und widerspräche den politischen Spielregeln. Was sich genau zutrug, muss also noch ermittelt werden.
 
=== Landtag ===
[[1946]] wurde Marie Schmelzkopf zum Mitglied des [[Ernannter Landtag vom 26.02.-11.11.1946|1. Landtages]] ernannt, der vom [[26. Februar]] bis [[11. November]] des Jahres bestand. Sie war aktiv in den Ausschüssen für Volkswohlfahrt und für Katastrophenabwehr.
 
Im [[Ernannter Landtag 1946-1947|2. ernannten Landtag]] war sie nicht mehr vertreten und bewarb sich auch nicht für die folgenden gewählten Landtage.
 
== Literatur & Links ==
*Jebens-Ibs, Sabine / Zachow-Ortmann, Maria: ''Schleswig-Holsteinische Politikerinnen der Nachkriegszeit. Lebensläufe'' (Kiel 1994). Auf der dortigen Kurzbiografie (S. 43-45) beruht im Wesentlichen dieser Eintrag.
*Landtagsinformationssystem: [http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=R%3D165&format=WEBVOLLLANG Marie Schmelzkopf]
*{{Wikipedia}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Kategorie:Kreisverband Neumünster]]

Aktuelle Version vom 20. März 2022, 21:42 Uhr

Marie Schmelzkopf
Marie Schmelzkopf
Marie Schmelzkopf
Geboren: 26. Februar 1887
Gestorben: 11. November 1966

Marie Sophie Josephine Schmelzkopf (geb. Biß), * 26. Februar 1887 in Neumünster, † 11. November 1966 in Neumünster; Hausfrau. Verwitwet, vier Kinder. Mitglied der SPD seit 1908.

Leben & Beruf

Der Vater von Marie Biß starb früh, die Mutter zog die vier Kinder allein groß. Wohl auch deswegen erhielt die Tochter keine Berufsausbildung - Geld und Zeit dürften der Familie gefehlt haben. Dagegen half auch nicht, dass die Mutter schon damals aktive Gewerkschafterin war.

Marie Biß blieb "Hausfrau", trat aber gleich 1908 in die SPD ein und war lange in der Arbeiterwohlfahrt aktiv, nicht zuletzt in den Nähstuben, in denen Kleidung für Not leidende Arbeiterfamilien gefertigt wurde. Außerdem übernahm sie mehrfach die Vormundschaft für elternlose Kinder.

Sie heiratete vor dem 1. Weltkrieg Herrn Schmelzkopf und bekam mit ihm drei Söhne und eine Tochter. Er kehrte verwundet aus dem Krieg zurück, starb nicht lange nach seiner Rückkehr und ließ sie alleinerziehend mit vier bestenfalls halbwüchsigen Kindern zurück - eine weitere Parallele zum Leben ihrer Mutter. Sie soll Schwierigkeiten gehabt haben, einen Rentenanspruch durchzusetzen - weswegen, ist nicht ermittelt; möglicherweise, weil ihr Mann bei seinem Tod bereits aus der Armee entlassen war. Auch von ihrer Mutter konnte sie keine praktische Unterstützung mehr erwarten, da diese nach Dänemark geheiratet hatte.

Um die Familie zu ernähren, suchte Marie Schmelzkopf sich eine Arbeitsstelle, zunächst in einer Lederwarenfabrik in Neumünster. Jetzt begann sie sich ebenfalls in der Gewerkschaftsbewegung zu engagieren. Später übernahm sie die Leitung der Küche bei den Aluminiumwerken Sörensen&Köster. Daneben fand sie Zeit für ihre politische Arbeit und für die Funktion als Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ortskrankenkasse Neumünster.

NS-Diktatur

Im April 1933 verlor sie nicht nur alle Ämter, sie wurde auch ausdrücklich wegen ihrer Tätigkeit als Stadtverordnete von der Gestapo verhaftet. "Nur durch intensive Recherchen" erfuhren die Kinder, was mit ihr geschehen war.[1] Sie scheint allerdings bald wieder freigekommen zu sein und weiter bei Sörensen&Köster als Küchenleiterin gearbeitet zu haben.

Im Zuge der Aktion Gewitter wurde sie 1944 erneut für etwa vier Wochen verhaftet und saß mit Frauen wie Gertrud Völcker im Kieler Polizeigefängnis, der "Blume", in der Blumenstraße. Überraschend wurde sie eines späten Abends entlassen, als es keine Busse oder Bahnen mehr nach Neumünster gab. In solcher Situation war Hans Völcker, der Mann von Gertrud Völcker, eine Anlaufstelle, wo Betroffene für die Nacht Aufnahme fanden. Dies war allen gefangenen Frauen bekannt.

Marie Schmelzkopf war eigentlich zum Abtransport ins Konzentrationslager Ravensbrück vorgesehen. Dass sie entlassen wurde, war - so vermutet die Tochter - auf die Intervention der kriegswichtigen Aluminiumwerke zurückzuführen, die ihr bei ihrer Rückkehr einen zweiwöchigen Urlaub gewährten. Sie blieb über die NS-Zeit hinaus bei der Firma.

Neubeginn

Als die "tausend Jahre" mit dem Sieg der Alliierten beendet waren, nahm sie auch ihr soziales und politisches Engagement wieder auf, warb bei Neumünsteraner Firmen um Spenden für notleidende Familien und trat in den Reichsbund der Kriegsopfer und -hinterbliebenen ein.

1946 wohnte sie in der Feldstraße 8 in Neumünster.[2] Ob sie danach noch umzog, ist nicht ermittelt.

Nach Ende ihrer politischen Ämter führte sie ihre soziale Arbeit in Neumünster weiter.

Partei & Politik

Marie Schmelzkopf war Mitglied im ersten Vorstand des wiedergegründeten Kreisvereins Neumünster.[3]

Kommunalpolitik

Sie gehörte von 1929 bis 1933 der Stadtverordnetenversammlung in Neumünster an.[4] Nach Ende der NS-Zeit wurde sie von den Besatzungsbehörden als Vertreterin der Hausfrauen in die ernannte erste Ratsversammlung der Stadt berufen, die sich am 13. Dezember 1945 konstituierte, und arbeitet dort im Wohlfahrts- und im Flüchtlingsausschuss.

In der Kommunalwahl 1946 kandidierte sie erfolgreich für den Wahlkreis Neumünster-Ost und gehörte der Ratsversammlung bis zum 12. Mai 1950 an.[5] Sie arbeitete im Ausschuss für Schulspeisung, Wohlfahrt und Fürsorge mit und vertrat die Interessen der Kriegshinterbliebenen im Beirat der Fürsorgestelle für Kriegsgeschädigte.

Schon nach weniger als vier Jahren scheint sie sich aus der politischen Arbeit zurückgezogen zu haben. Weshalb, wird nicht wirklich klar; daß am 12.5.1950

"mehrere Frauen offenbar im Zusammenhang mit der Niederlage der SPD bei der Landtagswahl zurücktreten und durch BHE/GB und CDU-Frauen ersetzt werden"[6],

ist nicht nachvollziehbar und widerspräche den politischen Spielregeln. Was sich genau zutrug, muss also noch ermittelt werden.

Landtag

1946 wurde Marie Schmelzkopf zum Mitglied des 1. Landtages ernannt, der vom 26. Februar bis 11. November des Jahres bestand. Sie war aktiv in den Ausschüssen für Volkswohlfahrt und für Katastrophenabwehr.

Im 2. ernannten Landtag war sie nicht mehr vertreten und bewarb sich auch nicht für die folgenden gewählten Landtage.

Literatur & Links

  • Jebens-Ibs, Sabine / Zachow-Ortmann, Maria: Schleswig-Holsteinische Politikerinnen der Nachkriegszeit. Lebensläufe (Kiel 1994). Auf der dortigen Kurzbiografie (S. 43-45) beruht im Wesentlichen dieser Eintrag.
  • Landtagsinformationssystem: Marie Schmelzkopf
  • Wikipedia: Marie Schmelzkopf

Einzelnachweise

  1. Jebens-Ibs/Zachow-Ortmann: Politikerinnen, S. 44
  2. Vgl. Landtagsinformationssystem, abgerufen 21.12.2019
  3. Sozialistische Mitteilungen, Nr. 82 (1946), S. 20
  4. Sozialistische Mitteilungen, Nr. 82 (1946), S. 20 u. Fußnote 20
  5. Hier erscheint die Recherche von Jebens-Ibs/Zachow-Ortmann, S. 45, verlässlicher als die Angabe aus den Sozialistischen Mitteilungen Nr. 82 (1946), Fußnote 20, sie sei bis 1958 Ratsmitglied gewesen.
  6. Jebens-Ibs/Zachow-Ortmann, S. 45