Kapp-Lüttwitz-Putsch: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Kapp-Lüttwitz-Putsch''' (Auch ''Kapp-Putsch'') war im März [[1920]] der erste Versuch rechtsextremer Kräfte, die junge Weimarer Republik zu beseitigen. Die Hauptaktivitäten der Putschisten konzentrierten sich auf Berlin. Es gab aber gewalttätige Auseinandersetzungen im gesamten Reichsgebiet - so auch in Schleswig-Holstein. Der Putsch scheiterte nach wenigen Tagen unter anderem am Widerstand der Arbeiterbewegung und an einem Generalstreik.
Der '''Kapp-Lüttwitz-Putsch''' (Auch ''Kapp-Putsch'') war im März [[1920]] der erste Versuch rechtsextremer Kräfte, die junge Weimarer Republik zu beseitigen. Die Hauptaktivitäten der Putschisten konzentrierten sich auf Berlin. Es gab aber gewalttätige Auseinandersetzungen im gesamten Reichsgebiet - so auch in Schleswig-Holstein. Der Putsch scheiterte nach wenigen Tagen unter anderem am Widerstand der Arbeiterbewegung und an einem Generalstreik.


Aufgrund der Versailler Verträge lösten am [[13. März]] [[1920]] Nationalkonservative und vor allem Teile des Offizierkorps der Reichswehr einen Militärputsch aus. Als Reaktion darauf rief [[Carl Legien]], der Vorsitzende des [[Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund|Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB)]] alle in Berlin erreichbaren Funktionäre in das Gewerkschaftshaus. Die Gewerkschafter beschlossen einen Generalstreik als Reaktion auf den Kapp-Putsch. Die Arbeitsniederlegungen begannen am [[15. März]] [[1920]] und waren die größten in der deutschen Geschichte. Bereits am [[17. März]] endete den rechten Umsturzversuch.
Aufgrund der Versailler Verträge lösten am [[13. März]] [[1920]] Nationalkonservative und vor allem Teile des Offizierkorps der Reichswehr einen Militärputsch aus. Der Putschversuch brachte das republikanische Deutsche Reich an den Rand eines Bürgerkrieges und zwang die sozialdemokratischen Mitglieder der Reichsregierung zur Flucht aus Berlin. Die meisten Putschisten waren aktive Reichswehrangehörige oder ehemalige Angehörige der alten Armee und Marine, insbesondere der Marinebrigade Ehrhardt, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in reaktionären Freikorps organisierten, sowie Mitglieder der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).


Auch in Schleswig-Holstein führt der Kapp-Lüttwitz-Putsch zu Chaos und Blutvergießen, zieht sich hier sogar noch etwas länger hin als im übrigen Reich. Der Marinebefehlshaber Admiral von Levetzow sympathisiert mit dem Putsch; er lässt Oberpräsident [[Heinrich Kürbis]] verhaften und bis zum Zusammenbruch des Putsches gefangen halten sowie den Kieler Polizeipräsidenten [[Wilhelm Poller]] unter Hausarrest stellen. Daraufhin bilden [[Gustav Garbe]], [[Gustav Radbuch]] und [[E. Frenzel]] ([[USPD]]) in [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]] eine provisorische Regierung, unterstützt u.a. von [[Wilhelm Spiegel]] und [[Wilhelm Schweizer]]. In [[Kreisverband Kiel|Kiel]] gab es bei Auseinandersetzungen 63 Tote und 180 Verwundete. In [[Ortsverein Eckernförde]] wird [[Jürgen Jürgensen]] vorübergehend von Putschisten verhaftet. Soldaten der Marine erschossen die Gewerkschafter Langel und Allewelt. Auch in [[Ortsverein Schleswig]] kam es zu Gewalt.<ref>Schulte, Rolf: ''Der Kapp-Putsch in Eckernförde'', in: Hamer, Kurt/Schunck, Karl-Werner/Schwarz, Rolf (Hrsg.): ''Vergessen + Verdrängt - Eine andere Heimatgeschichte'', Druckhaus Schwensen Eckernförde (1984), Seite 22f</ref>
 
Als Reaktion rief [[Carl Legien]], der Vorsitzende des [[Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund|Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB)]], alle in Berlin erreichbaren Funktionäre in das Gewerkschaftshaus. Die Gewerkschafter beschlossen einen Generalstreik als Reaktion auf den Kapp-Putsch. Die Arbeitsniederlegungen begannen am [[15. März]] [[1920]] und waren die größten in der deutschen Geschichte. Bereits am [[17. März]] endete den rechten Umsturzversuch.
 
Auch in Schleswig-Holstein führt der Kapp-Lüttwitz-Putsch zu Chaos und Blutvergießen, zieht sich hier sogar noch etwas länger hin als im übrigen Reich. Der Marinebefehlshaber Admiral von Levetzow sympathisiert mit dem Putsch; er lässt Oberpräsident [[Heinrich Kürbis]] verhaften und bis zum Zusammenbruch des Putsches gefangen halten sowie den Kieler Polizeipräsidenten [[Wilhelm Poller]] unter Hausarrest stellen. Daraufhin bilden [[Gustav Garbe]], [[Gustav Radbuch]] und [[E. Frenzel]] ([[USPD]]) in [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]] eine provisorische Regierung, unterstützt u.a. von [[Wilhelm Spiegel]] und [[Wilhelm Schweizer]]. In [[Kreisverband Kiel|Kiel]] gab es bei Auseinandersetzungen 63 Tote und 180 Verwundete. In [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]] wurde [[Jürgen Jürgensen]] vorübergehend von Putschisten verhaftet. Soldaten der Marine erschossen die Gewerkschafter Langel und Allewelt. Auch in [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]] kam es zu Gewalt.<ref>Schulte, Rolf: ''Der Kapp-Putsch in Eckernförde'', in: Hamer, Kurt/Schunck, Karl-Werner/Schwarz, Rolf (Hrsg.): ''Vergessen + Verdrängt - Eine andere Heimatgeschichte'', Druckhaus Schwensen Eckernförde (1984), Seite 22f</ref>


Auf Sylt stellt sich [[Andreas Nielsen]] dem Putsch entgegen, in Rostock [[Albert Schulz]] als Organisator der Arbeiterwehr. An der deutschen Ostgrenze führt [[Julius Leber]] seine Einheit auf die Seite der rechtmäßigen Regierung; dafür wird er später von der Reichswehr entlassen.
Auf Sylt stellt sich [[Andreas Nielsen]] dem Putsch entgegen, in Rostock [[Albert Schulz]] als Organisator der Arbeiterwehr. An der deutschen Ostgrenze führt [[Julius Leber]] seine Einheit auf die Seite der rechtmäßigen Regierung; dafür wird er später von der Reichswehr entlassen.

Version vom 10. Dezember 2022, 19:35 Uhr

Der Kapp-Lüttwitz-Putsch (Auch Kapp-Putsch) war im März 1920 der erste Versuch rechtsextremer Kräfte, die junge Weimarer Republik zu beseitigen. Die Hauptaktivitäten der Putschisten konzentrierten sich auf Berlin. Es gab aber gewalttätige Auseinandersetzungen im gesamten Reichsgebiet - so auch in Schleswig-Holstein. Der Putsch scheiterte nach wenigen Tagen unter anderem am Widerstand der Arbeiterbewegung und an einem Generalstreik.

Aufgrund der Versailler Verträge lösten am 13. März 1920 Nationalkonservative und vor allem Teile des Offizierkorps der Reichswehr einen Militärputsch aus. Der Putschversuch brachte das republikanische Deutsche Reich an den Rand eines Bürgerkrieges und zwang die sozialdemokratischen Mitglieder der Reichsregierung zur Flucht aus Berlin. Die meisten Putschisten waren aktive Reichswehrangehörige oder ehemalige Angehörige der alten Armee und Marine, insbesondere der Marinebrigade Ehrhardt, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in reaktionären Freikorps organisierten, sowie Mitglieder der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).


Als Reaktion rief Carl Legien, der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), alle in Berlin erreichbaren Funktionäre in das Gewerkschaftshaus. Die Gewerkschafter beschlossen einen Generalstreik als Reaktion auf den Kapp-Putsch. Die Arbeitsniederlegungen begannen am 15. März 1920 und waren die größten in der deutschen Geschichte. Bereits am 17. März endete den rechten Umsturzversuch.

Auch in Schleswig-Holstein führt der Kapp-Lüttwitz-Putsch zu Chaos und Blutvergießen, zieht sich hier sogar noch etwas länger hin als im übrigen Reich. Der Marinebefehlshaber Admiral von Levetzow sympathisiert mit dem Putsch; er lässt Oberpräsident Heinrich Kürbis verhaften und bis zum Zusammenbruch des Putsches gefangen halten sowie den Kieler Polizeipräsidenten Wilhelm Poller unter Hausarrest stellen. Daraufhin bilden Gustav Garbe, Gustav Radbuch und E. Frenzel (USPD) in Kiel eine provisorische Regierung, unterstützt u.a. von Wilhelm Spiegel und Wilhelm Schweizer. In Kiel gab es bei Auseinandersetzungen 63 Tote und 180 Verwundete. In Eckernförde wurde Jürgen Jürgensen vorübergehend von Putschisten verhaftet. Soldaten der Marine erschossen die Gewerkschafter Langel und Allewelt. Auch in Schleswig kam es zu Gewalt.[1]

Auf Sylt stellt sich Andreas Nielsen dem Putsch entgegen, in Rostock Albert Schulz als Organisator der Arbeiterwehr. An der deutschen Ostgrenze führt Julius Leber seine Einheit auf die Seite der rechtmäßigen Regierung; dafür wird er später von der Reichswehr entlassen.

Literatur

Links

Einzelnachweise

  1. Schulte, Rolf: Der Kapp-Putsch in Eckernförde, in: Hamer, Kurt/Schunck, Karl-Werner/Schwarz, Rolf (Hrsg.): Vergessen + Verdrängt - Eine andere Heimatgeschichte, Druckhaus Schwensen Eckernförde (1984), Seite 22f