Einheitspartei mit den Kommunisten?

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Otto Grotewohl. Er setzte sich in Berlin für eine Einheitspartei ein

Soll man eine Einheitspartei mit den Kommunisten gründen? Diese Frage stellten sich die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten 1945 nach dem Ende der Nazi-Diktatur.

Die Spaltung der Arbeiterbewegung in KPD und SPD in der Weimarer Republik empfanden die Genossen als schädlich. So kam schnell nach Ende des Krieges die Idee auf, eine gemeinsame Einheitsfront zu bilden oder sogar - wie in der sowjetischen Zone geplant - eine Einheitspartei zu gründen. Der Zentralausschuss der SPD in Berlin forderte dazu auf. In Schleswig-Holstein gab es Befürworter dieser Idee. So schrieb der Elmshorner Erich Arp:

"Ziel ist, daß die SP[Sozialdemokratische Partei] und die KP[Kommunistische Partei] zur ideologischen, organisatorischen und Aktionseinheit gelangen, die zur sozialistischen Einheitspartei hinführt. Beginn mit getrenntem Organisationsaufbau und gleichzeitiger kartellmäßiger Bildung von gemeinsamen paritätischen Arbeitsausschüssen der SP und KP für alle Organisationsstufen, von Ortsvereinen bis zum Bezirksverband, siehe Erklärung des Zentralauschusses der SPD Berlin vom 14.7.1945. Bildung von Anti-Nazi-Kommitees - Einheitsblock für demokratische Erneuerung mit allen geeigneten demokratischen Antifaschisten - christlich-demokratischen Parteien auf breiter Grundlage."[1]
Kurt Schumacher. Er setzte sich von Hannover aus für eine eigenständige SPD ein

Die Kieler hatten Gespräche mit kommunistischen Funktionären geführt, einige davon ehemalige Sozialdemokraten. Karl Ratz, Mitbegründer und Vorsitzender des Kreisvereins Kiel schrieb am 26. August 1945 an Kurt Schumacher:

"Nun hat sich bei uns in Kiel eine Einheitsbewegung aufgemacht, an der sich Freunde der KPD und auch von uns beteiligen. Es wird uns aber wohl doch noch gelingen, unseren Stamm bei uns zu halten. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß die Sehnsucht und das Verlangen der Arbeiterschaft nach einer Einheitsbewegung geht und wenn geschickte Leute sich an die Spitze stellen, wohl eine Gefahr bedeutet."[2]

Letztlich setzten Kurt Schumacher und Andreas Gayk den Bestrebungen ein Ende. Am 12. August fuhren Theodor Werner und Bruno Diekmann nach Hamburg, wo sie Kurt Schumacher trafen. Dieser riet vehement davon ab, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Zurück in Kiel, führten sie die Verhandlungen mit den Kommunisten weiter - wohl zum Schein, um die eigenen Leute bei der Stange zu halten.

Am 28. August 1945, hatte der provisorische Bezirksvorstand der SPD einen Antrag auf Zulassung der Partei beim Bezirks-Gouverneur der Britischen Militärregierung gestellt.[3]

Sozialdemokraten und Kommunisten gaben sogar noch am 1. September eine gemeinsame Erklärung ab. Aus den Aufzeichnungen über den Verlauf der Gespräche allerdings wird auch das gegenseitige Misstrauen deutlich.

Ab Dezember 1945 zogen die Kommunisten ihr Bereitschaft für eine Einheitsfront zurück. Die Sozialdemokraten warfen ihnen vor, dies auf "Befehl von oben" getan zu haben. Ab Beginn des Jahres 1946 wurde die Lage für die Sozialdemokratie in der sowjetisch besetzten Zone immer schwieriger. Die dortige Militärregierung drängte auf die Vereinigung zur Einheitspartei. Damit starb die Idee der Einheit für die Sozialdemokraten nicht nur in Schleswig-Holstein.[4]

Quellen

  1. zitiert nach: Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 53
  2. Schilf, Ulrich / Schulte, Rolf / Weber, Jürgen / Wilke, Uta: Der Wiederaufbau der SPD nach dem Krieg, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 537-558
  3. AdsD/S-H 1: Brief von Ratz an Schumacher v. 26.8.1945 zitiert nach: Schilf, Ulrich / Schulte, Rolf / Weber, Jürgen / Wilke, Uta: Der Wiederaufbau der SPD nach dem Krieg, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 537-558
  4. Schilf, Ulrich / Schulte, Rolf / Weber, Jürgen / Wilke, Uta: Der Wiederaufbau der SPD nach dem Krieg, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 537-558