Erich Arp
Erich Arp |
Erich Arp, * 21. Dezember 1909 in Horneburg; † 20. Dezember 1999 in Hamburg. Kaufmann, Mitglied der SPD von 1930 bis 1949 und wieder ab 1957.
Werdegang
Realgymnasium; Studium von Pädagogik, Jura und Volkswirtschaft in Hamburg und Berlin, Leiter der Berliner sozialistischen Studentengruppe und der "Akademischen Legion" im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.
1933 unter SA-Arrest[1] - dann emigriert er zeitweise in die Niederlande. Nach Rückkehr seiner Rückkehr wird er kaufmännischer Angestellter - ab 1938 Fabrikant. 1942 Gründung einer Widerstandsgruppe, die zum Beispiel von Wilhelm Gülich mit Auslandsinformationen versorgt wird. Auch Richard Schenck ist hier beteiligt. Zur Tarnung wird er 1942 NSDAP-Anwärter[1]. Die Gruppe verteilte Flugblätter mit der Aufforderung zur Kapitulation und versuchten sinnlose Zerstörungen zu verhindern.[2]
Am 4. Mai 1945 gründete sich in Elmshorn ein "Antifaschistischer Gewerkschaftsausschuss" aus Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und Kommunisten, der das Gewerkschaftshaus besetzte und einen bewaffneten "Antifaschistischen Ordnungsdienst" aufstellte. Erich Arp ist einer der beiden Gründer.
Einen Tag später erreichten britische Truppen die Stadt, setzten aber nicht wie üblich die Nazi-Amtsinhaber ab. Daraufhin beauftragte der Gewerkschaftsausschuss den Ordnungsdienst mit der Verhaftung der Nazi-Funktionäre. Am 6. Mai wurde der Bürgermeister abgesetzt und der ehemalige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Heinrich Hauschildt zu seinem Nachfolger ernannt.
Erst am 13. Mai griff die Besatzungsmacht ein und setzte Hauschildt wieder ab. Erich Arp und der zum Polizeichef ernannte Kommunist Arthur Geißler wurden wegen Amtsanmaßung und unerlaubten Waffenbesitzes zu drei Jahren Haft verurteilt und der Gewerkschaftsausschuss aufgelöst.[3]
Nach mehrere Wochen Haft in Hamburg, hilft er beim Wiederaufbau der SPD in Hamburg. Am 14. Juli 1945 wird Erich Arp als Verbindungsmann für Schleswig-Holstein in den vorläufigen Landesvorstand der SPD Hamburg gewählt. Mit dieser Erfahrung kehrt er zurück nach Elmshorn. Er beteiligt sich am "Antifaschistischen Ausschuss" aus Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftern. Er verfasst einen "Aufruf!". Der enthält einen 24-Punkte-Plan mit Sofortmaßnahmen zur Versorgung der Bevölkerung sowie zur Demokratisierung der Gesellschaft. Er begründet darin auch den Führungsanspruch der Arbeiterbewegung und orientiert sich am Hamburger Aktionsprogramm.[4]
Erich Arp macht sich Gedanken über den Wiederaufbau der SPD als "Einheitsfront" aus Sozialdemokraten und Kommunisten. Im August 1945 legt er einen Organisationsplan dafür vor. In ihm beschreibt er den Aufbau der Partei von den Ortsvereinen zu fünf Unterbezirken und regelt, wer Mitglied werden kann und wie viel Beitrag Mitglieder zu zahlen haben.[5]
"Ziel ist, daß die SP[Sozialdemokratische Partei] und die KP[Kommunistische Partei] zur ideologischen, organisatorischen und Aktionseinheit gelangen, die zur sozialistischen Einheitspartei hinführt. Beginn mit getrenntem Organisationsaufbau und gleichzeitiger kartellmäßiger Bildung von gemeinsamen paritätischen Arbeitsausschüssen der SP und KP für alle Organisationsstufen, von Ortsvereinen bis zum Bezirksverband, siehe Erklärung des Zentralauschusses der SPD Berlin vom 14.7. 1945. Bildung von Anti-Nazi-Kommitees - Einheitsblock für demokratische Erneuerung mit allen geeigneten demokratischen Antifaschisten - christlich-demokratischen Parteien auf breiter Grundlage."[6]
Im September 1945 wird er Mitglied des provisorischen Bezirksvorstands der SPD Schleswig-Holstein und Parteisekretär für den Unterbezirk IV (Kreisverein Steinburg/Kreisverein Pinneberg/Kreisverein Süderdithmarschen).
"Organisationstalent und Führungsqualitäten machen Arp zunächst im Elmshorner Raum und dann in seinem Unterbezirk zum unumstrittenen Parteiführer. Arp verfügte über die Überzeugungskraft, um die von ihm propagierte Neuorientierung in die Tat umzusetzen. So kann der Übertritt des KPD-Funktionärs Arthur Geißler zur SPD im Herbst 1945 als Erfolg seiner Integrationspolitik gewertet werden. Im Juni 1946 trat sogar der aus Ostpreußen stammende und mit Arp befreundete Hubert Hundt, der im Kreis Pinneberg die CDU mitgegründet hatte, in die SPD ein. Erich Arp wurde zum Hoffnungsträger der jüngeren Generation und der auf Erneuerung setzenden Parteimitglieder. Er galt als vielversprechendes politisches Talent, dem von britischen Beobachtern auch Führungsaufgaben über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus zugetraut wurden."[7]
1946-1950 ist er Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtages.
12. September - 25. November 1946 Landesminister für Ernährung und Landwirtschaft,
2. Dezember 1946 - 19. April 1947 für Aufbau und Arbeit,
29. April 1947 - 14. Januar 1948 Rücktritt als Minister für Ernährung und Landwirtschaft;
Nach seinem Rücktritt bewarb sich Erich Arp gegen Andreas Gayk als Bezirksvorsitzender. Er unterlag mit 33 zu 124 Stimmen.[8]
1949 Austritt aus der SPD, um einem Parteiausschluss wegen Kontakten zur SED zuvorzukommen; Gründer und Herausgeber der Zeitschrift "Sozialistische Union".
Mit dem "Fall Arp" hatte Herbert Wehner maßgeblich zu tun. Dieser hatte
"erfahren, dass [Erich Arp] im Frühjahr 1948 mit einem Abgesandten Walter Ulbrichts zusammengetroffen war. Nach der Unterredung stimmte Schumacher offenbar zu, dass Wehner in Hamburg ein Untersuchungsverfahren gegen Arp anstrengte. Am Tage nach seinem Besuch in Hannover brachte Wehner den "Fall Arp" in einer Vorstandssitzung der Hamburger SPD zur Sprache. Nach langer hitziger Debatte, in der Arp von seinen Anhängern entschlossen verteidigt wurde, fasste man den Beschluss, die schleswig-holsteinische SPD um die Einleitung eines Prüfungsverfahrens gegen ihr Mitglied zu bitten. Als Erich Arp daraufhin noch vor Beginn der Parteiuntersuchung aus der SPD austrat, wurde dies allgemein als Schuldeingeständnis gewertet."[9]
1957 Wiedereintritt in die SPD,
1961-1974 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft (SPD)[10]
Ehrungen
In Elmshorn wollte die SPD 2007 einen Platz nach Erich Arp benennen. Der Antrag wurde abgelehnt.
Literatur & Links
- Rolf Fischer: Hermann Lüdemann und die deutsche Demokratie (Neumünster 2006)
- Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8
- Varain, Heinz Josef: Parteien und Verbände - Eine Studie über ihren Aufbau, ihre Verflechtung und ihr Wirken in Schleswig-Holstein 1945–1958 (Verlag für Sozialwissenschaften 1964), ISBN 9783663008057
- Landtagsinformationssystem: Erich Arp
- Wikipedia: Erich Arp
- Nachlass Erich Arp im Archiv der sozialen Demokratie
- "Der stürmische Genosse", Der Spiegel, 17.1.1948 (oder hier)
Archive
- Archiv der Sozialen Demokratie: Signaturkürzel 1/EAAB. Kabinettsprotokolle Schleswig-Holstein 1946-1947, Unterlagen als Landwirtschaftsminister, Sozialistische Arbeitsgemeinschaft Hamburg
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 Seite 547
- ↑ Tormin, Walter: Die Geschichte der SPD in Hamburg 1945 bis 1950. Forum Zeitgeschichte Band 4 Hrsg.: Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg, Ergebnisse Verlag (1995) ISBN 3-87916-028-7
- ↑ Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 S. 29
- ↑ Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 S. 53
- ↑ Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 S. 53
- ↑ zitiert nach: Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 S. 53
- ↑ Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8 S. 64
- ↑ Varain: Parteien, S. ?
- ↑ Leugers-Scherzberg, August H.: Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition (Berlin 2006) ISBN 978 3 548 36854 2, S. 91
- ↑ Einleitung zum Nachlass im AdsD