Christine Petersen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Christine Petersen
Christine Petersen
Christine Petersen
Geboren: 26. März 1888
Gestorben: 26. März 1981

Christine Petersen (geb. Tüchsen), * 1888 in Husum, † 1981 in Husum; Hausfrau. Mitglied der SPD ab 1908.

Leben & Beruf

Christine Petersen war die älteste Tochter des Bierkutschers Tüchsen. Ihr Vater starb früh, ihre Mutter musste acht Kinder durchbringen. In ihre Kindheit fiel 1895 ein Auftritt von Emma Ihrer in Husum, die sich nicht zuletzt für "das Recht der Frau, in der Politik mitzureden"[1], einsetzte. Es ist denkbar, dass die Siebenjährige durch ihre Eltern oder andere davon erfuhr, weil die Rede einer der ersten Politikerinnen diskutiert wurde und im Gedächtnis blieb.[2]

Nach dem Besuch der Bürgerschule wurde Christine Tüchsen Hausmädchen und unterstützte auch die Mutter, die mit der Versorgung von "Kostgängern" Geld verdiente.

Sie heiratete einen dieser Kostgänger, den Buchdrucker Hans Petersen; das Ehepaar hatte drei Kinder.[2]

Über den Arbeiterbauverein konnten sich die Petersens in den 1920er Jahren ein Haus bauen oder kaufen. Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verlor Hans Petersen 1933 seinen Arbeitsplatz als Krankenkassenangestellter. Die Familie vermietete möblierte Zimmer und kultivierte - wie viele Arbeiterfamilien - den eigenen Kleingarten.[2]

Am 14. August 1944 wurde Christine Petersen mit anderen Husumer Genossen im Rahmen der Aktion Gewitter verhaftet. Sie entkam dem Transport ins KZ nur, weil der Transportzug unter Tieffliegerbeschuss geriet und zurück nach Kiel fuhr, und wurde nach zehn Tagen wieder freigelassen.[3]

Partei & Politik

Christine Petersen war die erste bekannte Husumer Sozialdemokratin. Sie trat kurz nach ihrem Mann 1908 in die SPD ein und engagierte sich, wie für Frauen üblich, im sozialen Bereich.[2]

Zur Stadtverordnetenwahl im März 1919 zog sie als erste Frau für die SPD in die Husumer Stadtvertretung ein.[3] Auf Platz 8 der "Liste Klußmann" (von 8 SPD-Stadtverordneten) gewählt, arbeitete sie in der Armenkommission, der Kommission für Kriegshilfe, dem Ausschuss für die Mädchen-Fortbildungsschule und der Schuldeputation. Für die Armenkommission musste sie Hausbesuche zur Überprüfung der Bedürftigkeit machen; zu ihrem Bezirk gehörte eine Siedlung aus Eisenbahnwaggons, in denen Obdachlose untergebracht waren. Trotz einer Gehbehinderung erledigte sie diese Aufgabe konsequent.[2]

Zur Kommunalwahl 1924 hatte sich die politische Stimmung in Husum gedreht, deutschnationale und rechtsradikale Kräfte waren im Vormarsch. Zwar stand Christine Petersen wieder auf der SPD-Liste, doch sicher nicht viel weiter oben, und die Partei erreichte diesmal nur zwei Sitze.[4]

Über eine weitere politische Betätigung, auch nach Ende der NS-Diktatur, ist bisher nichts ermittelt.

Ehrungen

1983, zwei Jahre nach ihrem Tod, beschloss die Husumer Ratsversammlung, nach Christine Petersen eine Straße in einem Neubauviertel in Nordhusum zu benennen.[5]

Links

Einzelnachweise

  1. Husumer Wochenblatt, 16.10.1895, zit. in Carstensen, Siegfried: Emma und Ina Carstensen. Zwei starke Frauen in Nordfriesland (Husum 2021), S. 57
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Husumer Frauengeschichtswerkstatt: Die ersten Politikerinnen. Das erkämpfte Frauenwahlrecht (Husum 2020), S. 22 f.
  3. 3,0 3,1 Vgl. Festrede von Susanne Rignanese zur Feier zum 150-jährigen Bestehen des SPD Ortsvereins Husum am 10.8.2019
  4. Carstensen, Siegfried: Emma und Ina Carstensen. Zwei starke Frauen in Nordfriesland (Husum 2021), S. 113
  5. Carstensen, Siegfried: Emma und Ina Carstensen. Zwei starke Frauen in Nordfriesland (Husum 2021), S. 133 f.