Deutsch-Dänischer Krieg
Der Deutsch-Dänische Krieg wurde vom 1. Februar bis zum 30. Oktober 1864 ausgetragen. In dem Konflikt standen sich auf der einen Seite das Königreich Dänemark, auf der anderen Seite Österreich und Preußen gegenüber, die über die Vorherrschaft über Schleswig-Holstein kämpften.
Christian IX. war nicht nur dänischer König, sondern auch Herzog von Schleswig, Holstein und Lauenburg. Die Letzteren waren zugleich Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes, Schleswig dagegen ein Lehen Dänemarks. Als Dänemark mit einer neuen Verfassung Holstein und Lauenburg wesentlich stärker als bisher in den dänischen Gesamtstaat einbinden wollte, kam es zu Widerstand in den Herzogtümern. Der Deutsche Bund entsandte Truppen dorthin.
Beteiligung der Arbeiterschaft
Die organisierte Arbeiterschaft beteiligte sich an der leidenschaftlichen Bewegung zur Befreiung Schleswig-Holsteins von Dänemark. In den betroffenen Herzogtümern war sie allerdings noch nicht besonders stark.
"Der Hamburger Lassalleaner August Perl, der seit Anfang 1863 monatlich 'Die Stimme für und aus Schleswig-Holstein' herausgab, 'um die gute Sache unserer Brüder in den Elbländern und den Grundsatz der unzerreißbaren Zusammengehörigkeit Schleswig-Holsteins zu verfechten', forderte jetzt sogar die Bewaffnung von Freiwilligen aus der Arbeiterschaft. Er wollte die nationale Bewegung in Schleswig-Holstein im Notfall durch selbstständige Aktionen beeinflussen können. Lassalle sah in Perls Vorhaben eine Gefahr, die zur Unterdrückung der jungen Arbeiterbewegung führen könnte. In einer Entschließung bezeichnete er es als Pflicht aller deutschen Regierungen, die Herzogtümer aus der Gewalt Dänemarks zu reißen, doch warnte er Perl, Freiwillige zu entsenden. 'Es sei weder demokratisch noch national' - meinte Lassalle in einem Schreiben an Perl - 'sich für das legitime Fürstenerbrecht des Herzogs von Augustenburg in Schleswig-Holstein einzusetzen, so wie es die Fortschrittspartei und der Nationalverein täten. Die Arbeiterbewegung dürfe sich unter keinen Umständen vom Kampf um die Einheit Deutschlands ablenken lassen, mit dem die Lösung der Schleswig-Holstein-Frage ohnehin verbunden wäre. Trotz Lassalles Warnung erreichte Perl die Unterstützung der Hamburger Gemeinde bei der Gründung militanter Arbeitergruppen. Sie kamen aber aus Hamburg nicht heraus. Ein 'Allgemeiner Arbeiterverein für schleswig-holsteinische Angelegenheiten', auch von Perl gegründet, verfiel der polizeilichen Auflösung."[1]
Unter Protest des Deutschen Bundes zogen am 1. Februar 1864 Preußen und Österreich ihre Truppe über die Grenze nach Schleswig.
Der Krieg endete mit einer Niederlage Dänemarks. Das Königreich musste Schleswig, Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen abtreten. Bis 1866 kontrollierte Preußen das Herzogtum Schleswig, Österreich Holstein und Lauenburg. Im Prager Frieden musste Österreich dann die beiden Landesteile an Preußen abtreten; Schleswig-Holstein wurde preußische Provinz.
Auswirkungen auf die Arbeiterschaft
Die "Schleswig-Holstein-Frage" wurde tatsächlich zu einem Streitpunkt in der Arbeiterbewegung. Gräfin Sophie von Hatzfeldt - die Freundin des 1864 gestorbenen ADAV-Gründers Ferdinand Lassalle - versuchte, sein Vermächtnis zu wahren und den ADAV weiterführen. Sie wollte den Ministerpräsidenten von Preußen, Otto von Bismarck, davon überzeugen, den österreichischen Teil von Schleswig-Holstein zu annektieren und versuchte Johann Baptist von Schweitzer, den Redakteur des "Socialdemokraten" dafür zu gewinnen. Obwohl der die Angelegenheit auch kritisch sah, schrieb er wohlwollende Artikel, die in der Arbeiterschaft eine Kontroverse auslöste. Wilhelm Liebknecht hielt den Norddeutschen Bund für ein reaktionäres Machwerk und lehnte die Annektion ab.[2]
Die Hamburger Arbeiterschaft war mehrheitlich gegen die Annektion. Das holsteinische Altona sah das anders, was eine wichtige Stimme für den Rest der Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein war. In Altona vertrat vor allem Karl von Bruhn die Position der Gräfin und der Lassalleaner. Er gründete im Umland ADAV Ortsvereine, die als "Bruhnsche Gemeinden" bezeichnet wurden.[2]
Literatur
- Faulenbach, Bernd: Probleme in der demokratischen Entwicklung in Deutschland seit dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg. In: Demokratische Geschichte, Band 5 (1990), S. 117-124
- Schultz Hansen, Hans: Ubi bene, ibi patria. Rational choice und nationale Identität in der deutsch-dänischen Grenzregion 1840-1848. In: Demokratische Geschichte, Band 20 (2009), S. 19-40
- Schultz Hansen, Hans: Der Weg in die Katastrophe. Die Vorgeschichte des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 aus dänischer Perspektive. In: Demokratische Geschichte, Band 25 (2014), S. 11-26
- Schulte, Rolf: Kriegsgräber und Kriegsdenkmäler aus dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 in Schleswig-Holstein - Bildanhang. In: Demokratische Geschichte, Band 5 (1990), S. 125-137
- Vogel, Barbara: Nationalismus und Arbeiterbewegung in Deutschland im 19. Jahrhundert. In: Demokratische Geschichte, Band 5 (1990), S. 105-115
- Wasmund, Ide: Die Erinnerung an den Deutsch-Dänischen Krieg im Wandel. 150 Jahre wechselvolle Gedenkkultur in der Region Sønderjylland/Schleswig. In: Demokratische Geschichte, Band 25 (2014)
Links
- Wikipedia: Deutsch-Dänischer Krieg
Einzelnachweise
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 6
- ↑ 2,0 2,1 Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein (Wachholtz Verlag, Neumünster 1965), Seite 110f