Ernst Schefe

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Ernst Schefe
Ernst Schefe
Ernst Schefe
Geboren: 2. September 1875
Gestorben: 26. September 1944

Johann Heinrich Ernst Schefe * 2. September 1875 in Schwarzenbek, † 26. September 1944 im KZ Neuengamme; Zimmermann und Kommunalpolitiker. Mitglied der SPD seit 1893.[1]

Ernst Schefe trat 1893 im Alter von 18 Jahren der SPD bei. Er engagierte sich jahrzehntelang in Schwarzenbek und wurde eine zentrale Figur der örtlichen Arbeiterbewegung. Von 1910 bis 1922 leitete Ernst Schefe als Vorsitzender den SPD-Ortsverein und war von 1915 bis zum Parteiverbot der SPD im Jahr 1933 Gemeindevertreter. Zwischen 1919 und 1933 war er zudem Mitglied des Kreistages und spielte eine führende Rolle in der kommunalen Politik.

Im Zuge der Novemberrevolution 1919 wurde Ernst Schefe in den örtlichen Arbeiterrat gewählt, ein Gremium, das in der revolutionären Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die Rechte der Arbeiter vertreten sollte. Bei den Wahlen im März 1919 errang die von Ernst Schefe geführte SPD-Liste sechs von 15 Sitzen in der Gemeindevertretung. Diese Unterstützung behielt die SPD bei den Kommunalwahlen in den folgenden Jahren, bis sie im Juni 1933 durch das Nazi-Regime verboten wurde.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 sprach sich Ernst Schefe öffentlich gegen die neuen Machthaber aus. Er machte sich einen Namen für seine scharfe Ironie und entschiedenen Widerstand. Bei einer Sitzung der Gemeindevertretung, zu der NSDAP-Mitglieder in Parteiuniformen erschienen, stellte Ernst Schefe den Antrag auf Vertagung mit der Bemerkung, die Einladung habe nicht erkennen lassen, dass man kostümiert erscheinen solle. Er protestierte auch gegen die geplante Umbenennung des "Jungfernstieges" in "Adolf-Hitler-Allee" und erklärte, die neue Bezeichnung sei vermutlich nur von kurzer Dauer. Diese provokanten Aussagen führten schließlich dazu, dass er für fünf Sitzungen aus der Gemeindevertretung ausgeschlossen wurde.

Mit dem Verbot der SPD 1933 endete Ernst Schefes offizielle politische Tätigkeit, doch seine kritische Haltung gegenüber dem Nazi-Regime blieb bestehen. Mehrfach wurde er von der Polizei verhört und überwacht. 1939 und 1940 denunzierten ihn Anwohner für abfällige Aussagen über Hitler und die nationalsozialistische Kriegsführung. In einem Verhörprotokoll vom 24. April 1940 gab Ernst Schefe an, er habe gesagt, Hitler sei ein "Verbrecher" und "Schuldiger am Krieg". Für diese Worte wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach seiner Haftentlassung kehrte Ernst Schefe nach Schwarzenbek zurück.

Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Ernst Schefe erneut denunziert. Er räumte ein, privat geäußert zu haben: "Hitler, dat verdammte Swien, makt Krieg un all unsere Jungs möt starven." Im Zuge der sogenannten "Aktion Gewitter" zur präventiven Verhaftung von Regimegegnern wurde Ernst Schefe in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert.

Im KZ Neuengamme starb Ernst Schefe nach wenigen Wochen am 26. September 1944 im Alter von 69 Jahren unter ungeklärten Umständen. Die offizielle Darstellung gab "Frühsport" als Todesursache an, doch in Wirklichkeit waren die Haftbedingungen im Lager, die Überbelegung und die unmenschlichen Umstände vermutlich die eigentliche Ursache seines Todes.

Ehrungen

Zum Gedenken an Ernst Schefe wurde am 20. Juli 2000 ein Gedenkstein nahe dem Amtsrichterhaus in Schwarzenbek eingeweiht. Dieser Mahnstein, gestaltet von Horst Gehrke, wurde auf Initiative der örtlichen SPD errichtet und erinnert an Ernst Schefes Mut und unermüdliches Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit. Im November 2021 beschloss die Stadt Schwarzenbek, den Gedenkstein in die Nähe des Rathauses am Ritter-Wulf-Platz zu versetzen, um sein Andenken stärker im Stadtbild zu verankern.

Im Jahr 2021 wurde eine Straße in Schwarzenbek in "Ernst-Schefe-Allee" umbenannt, um seine Verdienste für die Demokratie zu würdigen.

Einzelnachweise

  1. Basis dieses Eintrags ist der Artikel: Wiese, Reinhard: Zur Geschichte des Ortsvereins Schwarzenbek der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, in: Zeitschrift des Heimatbund und Geschichtsvereines Herzogtum Lauenburg e. V. "Lauenburgische Heimat", Heft 202