Kurt Engert: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Kurt Engert''', * [[1908]]in Schlesien; † [[30. November]] [[1984]] vermutlich in Kiel; Verwaltungswissenschaftler, verheiratet. Mitglied der SPD<ref>Kieler Nachrichten 30.5.1973</ref>.  
'''Kurt Engert''', * [[31. Mai]] [[1908]] im Kreis Waldenburg/Schlesien; † [[30. November]] [[1984]] auf einer Urlaubsreise in Jugoslawien; Verwaltungswissenschaftler, Sozialdezernent. Verheiratet. Mitglied der SPD<ref>''Er arbeitete für Kiel'', ''Kieler Nachrichten'', 30.5.1973</ref> - seit wann, ist noch nicht ermittelt.  


== Werdegang ==
Kurt Engert wuchs in Breslau auf, durchlief eine kaufmännische Lehre und eine Ausbildung zum Bankbeamten. [[1926]] trat er in den gehobenen Dienst der Stadtverwaltung Breslau ein. Sein nebenberufliches Studium musste er als engagierter Sozialdemokrat [[1933]] abbrechen. Von [[1940]] bis [[1945]] war er zum Kriegsdienst einberufen.
[[1946]] übernahm er bei der Stadtverwaltung Bayreuth die Leitung mehrerer Ämter; vorher soll er bereits in Darmstadt tätig gewesen sein. [[1950]] nahm er sein Studium wieder auf und legte an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer am [[25. November]] [[1952]] die große Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst mit dem bestmöglichen Prädikat ab.<ref>''40 Jahre im Dienst der Öffentlichkeit'', ''Kieler Nachrichten'', 26.7.1966</ref>. Danach wurde er vom Bundesinnenministerium in Bonn als Regierungsassessor angenommen. Diese Laufbahn brach er ab, als er im November [[1953]] zum Nachfolger des in den Ruhestand getretenen [[Kreisverband Kiel|Kieler]] Sozialdezernenten [[Friedrich Mandelkow]] gewählt wurde.<ref>''Neuer Sozial-Stadtrat gewählt'', ''Schleswig-Holsteinische Volkszeitung'', 20.11.1953</ref>.
== Persönliches ==
Sein Hobby war das Reiten, und er musste sich gelegentlich Scherze über sein "halbes" Reitpferd gefallen lassen<ref>''"Ich bin für Kiel geboren"'', ''Kieler Nachrichten'', 26.7.1966</ref> oder hinnehmen, dass der Oberbürgermeister seine Abschiedsrede mit einem populären Schlager aus seiner Jugendzeit beendete: "Reite, kleiner Reiter, reite weiter."<ref>Abschiedsrede von Oberbürgermeister Günther Bantzer, 4.1.1972, Stadtarchiv Kiel</ref> Da er über sehr viel Humor verfügte<ref>''Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor'', ''Kieler Nachrichten'', 5.12.1984</ref>, war das kein Problem.


== Werdegang ==
=== Stadtrat in Kiel ===
Als gelernter Bankbeamter trat Kurt Engert während der Zeit der Weimarer Republik in den gehobenen Dienst der Stadtverwaltung Breslau ein. Sein nebenberufliches Studium musste er als engagierter Sozialdemokrat [[1933]] abbrechen. Nach [[1945]] war er in Darmstadt, Bayreuth und im Bundesinnenministerium in Bonn tätig. An der Hochschule für Verwaltungswissenschaften studierte er und legte die große Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst ab<ref>Kieler Nachrichten 30.5.1973</ref>.
Das Amt des Kieler Sozialdezernenten bekleidete Kurt Engert bis Anfang [[1972]]. Am [[4. Januar]] [[1972]] wurde er in den Ruhestand verabschiedet.<ref>Vgl. Abschiedsrede von Oberbürgermeister Günther Bantzer, 4.1.1972, Stadtarchiv Kiel</ref> Dabei bewies er einmal mehr seine menschliche Grundhaltung, denn er wünschte sich statt Blumen und Geschenken Spenden für die Kieler Mütterschule.<ref>''Über 500 DM gesammelt'', ''Kieler Nachrichten'', 13.1.1972</ref> Seine Einstellung zu Kiel fasste er in dem Satz zusammen: "Ich bin zwar nicht in Kiel, aber für Kiel geboren."<ref>''Er arbeitete für Kiel'', ''Kieler Nachrichten'', 30.5.1973</ref>


== Stadtrat in Kiel ==
In seiner Amtszeit, die er nach der Einschätzung der ''Kieler Nachrichten'' "mit ungewöhnlichem Engagement"<ref>''Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor'', ''Kieler Nachrichten'', 5.12.1984</ref> ausfüllte, bewirkte er
An Stelle des aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand getretenen Stadtrats [[Mandelkow]] wählte die Ratsversammlung [[1953]] einstimmig Kurt Engert zum Stadtrat für die Sozialverwaltung. Er bekleidete dieses Amt bis [[1972]].
*die Errichtung zahlreicher moderner Alten- und Pflegeheime,
In seine Zeit als Sozialdezernet fielen
*den Ausbau des Jugendhofes Hammer und Ergänzung durch ein Kleinstkinderheim,
*die Errichtung von Alten- und Pflegeheimen,
*den Bau von Kindertagesheimen, Jugendheimen und Kinderspielplätzen
*der Ausbau des Jugendhofes Hammer,
*die Eröffnung von "Häusern der offenen Tür" in vielen Stadtteilen, vor allem in den noch vorhandenen Baracken- oder Obdachlosensiedlungen,  
*eine Reihe von Kindertages- und Jugendheimen in vielen Stadtteilen,
*die Einführung des psychologischen Dienstes beim Jugendamt und
*die Einführung des psychologischen Dienstes beim Jugendamt und
*die Arbeit für Menschen mit Behinderungen.
*die verstärkte Arbeit für Menschen, vor allem Kinder, mit Behinderung.<ref>''"Ich bin für Kiel geboren"'', ''Kieler Nachrichten'', 26.7.1966</ref>
Dazu könnte man den Kieler Altenkarneval nennen, bis heute eine beliebte Veranstaltung, die er Anfang der 1960er Jahre in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Kieler Karneval ins Leben rief<ref>''Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor'', ''Kieler Nachrichten'', 5.12.1984</ref> und an der jedesmal Hunderte von alten Menschen teilnahmen.
 
=== Ehrenamtliches Engagement ===
[[1954]] übernahm Kurt Engert ehrenamtlich die Leitung der Stiftung Kieler Stadtkloster. Seine Leistung fasste der Vorstand der Stiftung in seiner Traueranzeige zusammen:
: "[Damals] bestand sie nur aus dem Stammhaus Harmsstraße. Heute gehören zum "Kloster" zehn Heime, in denen sich alte und pflegebedürftige Menschen zu Hause fühlen. Sein Werk fand bundesweit Anerkennung und setzte beispielgebende soziale Maßstäbe."<ref>Traueranzeige der Stiftung Kieler Stadtkloster für Kurt Engert, Dezember [[1984]]</ref>
 
In seinem Ruhestand übernahm er zudem den Vorsitz im Verein zur Förderung geistig behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener und gab dort den Anstoß für die Gründung der Tagesbildungsstätte "Haus Schön" und der "Werkstatt am Drachensee"<ref>''Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor'', ''Kieler Nachrichten'', 5.12.1984</ref>, der Keimzelle der heutigen Stiftung Drachensee.


== Stiftung Kieler Stadtkloster ==
Kurt Engert vererbte sein gesamtes privates Vermögen einschließlich Grundbesitz dem Kieler Stadtkloster.<ref>''Kieler Nachrichten'', 20.2.1985</ref>.
Im Jahre [[1954]] übernahm er die Leitung der Stiftung Kieler Stadtkloster. Damals bestand die Stiftung nur aus dem Stammhaus in der Harmsstraße. Kurt Engert baute die Aktiviät der Stiftung während seiner Amtszeit erheblich aus. [[1984]] gehörten 10 Heime für alte und pflegebedürftige Menschen zum Stadtkloster<ref>Todesanzeige der Stiftung Kieler Stadtkloster für Kurt Engert</ref>.  


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
[[Datei:Kurt Engert Haus.jpg|260px|thumb|right|Alten- und Pflegeheim "Kurt-Engert-Haus" in Kiel Holtenau]]
[[Datei:Kurt Engert Haus.jpg|260px|thumb|right|Alten- und Pflegeheim "Kurt-Engert-Haus" in Kiel Holtenau]]
* [[1973]] wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen<ref>Kieler Nachrichten 2.6.1973</ref>
* Zu seinem 65. Geburtstag, dem [[31. Mai]] [[1973]], wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.<ref>''Ausgezeichnet'', ''Kieler Nachrichten'', 2.6.1973</ref>
* Die Stiftung Kieler Stadtkloster benannte das Alten- und Pflegeheim in Kiel-Holtenau nach ihm.
* Die Stiftung Kieler Stadtkloster benannte das nach seinen Vorstellungen konzipierte Alten- und Pflegeheim in [[Ortsverein Holtenau|Kiel-Holtenau]] nach ihm.


== Lebensmotto ==
== Stimmen ==
Kurt Engert: "Ich bin zwar nicht in Kiel, aber für Kiel geboren"<ref>Kieler Nachrichten 30.5.1973</ref>
Oberbürgermeister [[Günther Bantzer]] bescheinigte Kurt Engert in seiner Abschiedsrede [[1972]]<ref>Abschiedsrede von Oberbürgermeister Günther Bantzer, 4.1.1972, Stadtarchiv Kiel</ref>
: "eine humanitäre Lebensbilanz, die von der Idee und dem Inbegriff des Wortes "sozial" geprägt und innerlich erfüllt ist. Für Sie war das Wort "sozial" [...] Ausdruck einer tiefempfundenen Lebensauffassung, [...] engagierter, ungekünstelter Menschlichkeit, [...] eines von Herzlichkeit getragenen Gefühls für Gerechtigkeit, Ausdruck innerer Bereitschaft zu helfen [und] steten Bemühens, unermüdlicher Einsatzfreudigkeit und kämpferischen Elans, die Gesellschaft menschlicher zu gestalten. [...]
: Sie haben sich bis zur Grenze ihrer psychischen und physischen Leistungsfähigkeit für die Sozialpolitik in unserer Stadt eingesetzt [und] den gesellschaftlichen Auftrag mit viel Einfühlungsvermögen und Verständnis in den Gesamtzusammenhang städtischen Wirkungsgefüges eingeordnet. [...]
: Sie verkörperten die Nahtstelle zwischen öffentlicher und privater Fürsorge und harmonisierten öffentliche und private Sozialpolitik. [Wenn] es galt, im Magistrat und in der Ratsversammlugn Ziele durchzufechten, die Sie sich gesetzt hatten[,] entwickelten Sie ein persönliches Geschichk, Ihre Kollegen von der Richtigkeit Ihrer Entscheidungen zu überzeugen, das hin und wieder verblüffte. Es waren eigentlich immer Ihre Persönlichkeit und die damit verbundene Herzlichkeit, die Sie in die Waagschale warfen, wenn alle Sachargumente nicht ausreichten [...]. Wer Sie in den Magistratssitzungen beobachtete, konnte aber auch feststellen, daß Sie bereit waren, um die Verwirklichung Ihrer Vorstellungen zu kämpfen, ja sogar lautstark und manchmal mit Zorn [...]. Das waren ernstzunehmende, aber zugleich auch herzerfrischende Attacken, die niemals ins Polemische oder Demagogische ausglitten. Wer diese Höhepunkte erlebte, spürte jene gesunde Autorität, mit der Sie meisterlich zu fechten verstanden. Das war zwar immer von einem großen Ernst getragen, und doch mit einem Stich Humor gewürzt [...].
: Sie selbst sind in die Wohnungen der Bedrängten, der Hilfesuchenden, der Alten gegangen, haben dort mit den Bürgern gesprochen, und jeder hatte das Gefühl und fand später die Bestätigung, daß er mit einem Mann Kontakt gefunden hatte, der nicht nur Worte machte, sondern der auch bereit war, das, was er sagte, in die Tat umzusetzen. Manchmal mußten Sie sich auch zu unbequemen und unpopulären Äußerungen durchringen. Da diese aber immer getragen waren von der sozialpolitischen Verantwortung, vom Leitgedanken, Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren und Ihre Äußerungen stets verbindlich klangen, fanden sie auch dann Zustimmung und Anerkennung, wenn sie mit einem "Nein" verbunden waren."


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Engert, Kurt]]
[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Engert, Kurt]]

Aktuelle Version vom 30. September 2020, 21:53 Uhr

Kurt Engert
Kurt Engert
Kurt Engert
Geboren: 31. Mai 1908
Gestorben: 30. November 1984

Kurt Engert, * 31. Mai 1908 im Kreis Waldenburg/Schlesien; † 30. November 1984 auf einer Urlaubsreise in Jugoslawien; Verwaltungswissenschaftler, Sozialdezernent. Verheiratet. Mitglied der SPD[1] - seit wann, ist noch nicht ermittelt.

Werdegang

Kurt Engert wuchs in Breslau auf, durchlief eine kaufmännische Lehre und eine Ausbildung zum Bankbeamten. 1926 trat er in den gehobenen Dienst der Stadtverwaltung Breslau ein. Sein nebenberufliches Studium musste er als engagierter Sozialdemokrat 1933 abbrechen. Von 1940 bis 1945 war er zum Kriegsdienst einberufen.

1946 übernahm er bei der Stadtverwaltung Bayreuth die Leitung mehrerer Ämter; vorher soll er bereits in Darmstadt tätig gewesen sein. 1950 nahm er sein Studium wieder auf und legte an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer am 25. November 1952 die große Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst mit dem bestmöglichen Prädikat ab.[2]. Danach wurde er vom Bundesinnenministerium in Bonn als Regierungsassessor angenommen. Diese Laufbahn brach er ab, als er im November 1953 zum Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Kieler Sozialdezernenten Friedrich Mandelkow gewählt wurde.[3].

Persönliches

Sein Hobby war das Reiten, und er musste sich gelegentlich Scherze über sein "halbes" Reitpferd gefallen lassen[4] oder hinnehmen, dass der Oberbürgermeister seine Abschiedsrede mit einem populären Schlager aus seiner Jugendzeit beendete: "Reite, kleiner Reiter, reite weiter."[5] Da er über sehr viel Humor verfügte[6], war das kein Problem.

Stadtrat in Kiel

Das Amt des Kieler Sozialdezernenten bekleidete Kurt Engert bis Anfang 1972. Am 4. Januar 1972 wurde er in den Ruhestand verabschiedet.[7] Dabei bewies er einmal mehr seine menschliche Grundhaltung, denn er wünschte sich statt Blumen und Geschenken Spenden für die Kieler Mütterschule.[8] Seine Einstellung zu Kiel fasste er in dem Satz zusammen: "Ich bin zwar nicht in Kiel, aber für Kiel geboren."[9]

In seiner Amtszeit, die er nach der Einschätzung der Kieler Nachrichten "mit ungewöhnlichem Engagement"[10] ausfüllte, bewirkte er

  • die Errichtung zahlreicher moderner Alten- und Pflegeheime,
  • den Ausbau des Jugendhofes Hammer und Ergänzung durch ein Kleinstkinderheim,
  • den Bau von Kindertagesheimen, Jugendheimen und Kinderspielplätzen
  • die Eröffnung von "Häusern der offenen Tür" in vielen Stadtteilen, vor allem in den noch vorhandenen Baracken- oder Obdachlosensiedlungen,
  • die Einführung des psychologischen Dienstes beim Jugendamt und
  • die verstärkte Arbeit für Menschen, vor allem Kinder, mit Behinderung.[11]

Dazu könnte man den Kieler Altenkarneval nennen, bis heute eine beliebte Veranstaltung, die er Anfang der 1960er Jahre in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Kieler Karneval ins Leben rief[12] und an der jedesmal Hunderte von alten Menschen teilnahmen.

Ehrenamtliches Engagement

1954 übernahm Kurt Engert ehrenamtlich die Leitung der Stiftung Kieler Stadtkloster. Seine Leistung fasste der Vorstand der Stiftung in seiner Traueranzeige zusammen:

"[Damals] bestand sie nur aus dem Stammhaus Harmsstraße. Heute gehören zum "Kloster" zehn Heime, in denen sich alte und pflegebedürftige Menschen zu Hause fühlen. Sein Werk fand bundesweit Anerkennung und setzte beispielgebende soziale Maßstäbe."[13]

In seinem Ruhestand übernahm er zudem den Vorsitz im Verein zur Förderung geistig behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener und gab dort den Anstoß für die Gründung der Tagesbildungsstätte "Haus Schön" und der "Werkstatt am Drachensee"[14], der Keimzelle der heutigen Stiftung Drachensee.

Kurt Engert vererbte sein gesamtes privates Vermögen einschließlich Grundbesitz dem Kieler Stadtkloster.[15].

Ehrungen

Alten- und Pflegeheim "Kurt-Engert-Haus" in Kiel Holtenau
  • Zu seinem 65. Geburtstag, dem 31. Mai 1973, wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.[16]
  • Die Stiftung Kieler Stadtkloster benannte das nach seinen Vorstellungen konzipierte Alten- und Pflegeheim in Kiel-Holtenau nach ihm.

Stimmen

Oberbürgermeister Günther Bantzer bescheinigte Kurt Engert in seiner Abschiedsrede 1972[17]

"eine humanitäre Lebensbilanz, die von der Idee und dem Inbegriff des Wortes "sozial" geprägt und innerlich erfüllt ist. Für Sie war das Wort "sozial" [...] Ausdruck einer tiefempfundenen Lebensauffassung, [...] engagierter, ungekünstelter Menschlichkeit, [...] eines von Herzlichkeit getragenen Gefühls für Gerechtigkeit, Ausdruck innerer Bereitschaft zu helfen [und] steten Bemühens, unermüdlicher Einsatzfreudigkeit und kämpferischen Elans, die Gesellschaft menschlicher zu gestalten. [...]
Sie haben sich bis zur Grenze ihrer psychischen und physischen Leistungsfähigkeit für die Sozialpolitik in unserer Stadt eingesetzt [und] den gesellschaftlichen Auftrag mit viel Einfühlungsvermögen und Verständnis in den Gesamtzusammenhang städtischen Wirkungsgefüges eingeordnet. [...]
Sie verkörperten die Nahtstelle zwischen öffentlicher und privater Fürsorge und harmonisierten öffentliche und private Sozialpolitik. [Wenn] es galt, im Magistrat und in der Ratsversammlugn Ziele durchzufechten, die Sie sich gesetzt hatten[,] entwickelten Sie ein persönliches Geschichk, Ihre Kollegen von der Richtigkeit Ihrer Entscheidungen zu überzeugen, das hin und wieder verblüffte. Es waren eigentlich immer Ihre Persönlichkeit und die damit verbundene Herzlichkeit, die Sie in die Waagschale warfen, wenn alle Sachargumente nicht ausreichten [...]. Wer Sie in den Magistratssitzungen beobachtete, konnte aber auch feststellen, daß Sie bereit waren, um die Verwirklichung Ihrer Vorstellungen zu kämpfen, ja sogar lautstark und manchmal mit Zorn [...]. Das waren ernstzunehmende, aber zugleich auch herzerfrischende Attacken, die niemals ins Polemische oder Demagogische ausglitten. Wer diese Höhepunkte erlebte, spürte jene gesunde Autorität, mit der Sie meisterlich zu fechten verstanden. Das war zwar immer von einem großen Ernst getragen, und doch mit einem Stich Humor gewürzt [...].
Sie selbst sind in die Wohnungen der Bedrängten, der Hilfesuchenden, der Alten gegangen, haben dort mit den Bürgern gesprochen, und jeder hatte das Gefühl und fand später die Bestätigung, daß er mit einem Mann Kontakt gefunden hatte, der nicht nur Worte machte, sondern der auch bereit war, das, was er sagte, in die Tat umzusetzen. Manchmal mußten Sie sich auch zu unbequemen und unpopulären Äußerungen durchringen. Da diese aber immer getragen waren von der sozialpolitischen Verantwortung, vom Leitgedanken, Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren und Ihre Äußerungen stets verbindlich klangen, fanden sie auch dann Zustimmung und Anerkennung, wenn sie mit einem "Nein" verbunden waren."

Einzelnachweise

  1. Er arbeitete für Kiel, Kieler Nachrichten, 30.5.1973
  2. 40 Jahre im Dienst der Öffentlichkeit, Kieler Nachrichten, 26.7.1966
  3. Neuer Sozial-Stadtrat gewählt, Schleswig-Holsteinische Volkszeitung, 20.11.1953
  4. "Ich bin für Kiel geboren", Kieler Nachrichten, 26.7.1966
  5. Abschiedsrede von Oberbürgermeister Günther Bantzer, 4.1.1972, Stadtarchiv Kiel
  6. Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor, Kieler Nachrichten, 5.12.1984
  7. Vgl. Abschiedsrede von Oberbürgermeister Günther Bantzer, 4.1.1972, Stadtarchiv Kiel
  8. Über 500 DM gesammelt, Kieler Nachrichten, 13.1.1972
  9. Er arbeitete für Kiel, Kieler Nachrichten, 30.5.1973
  10. Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor, Kieler Nachrichten, 5.12.1984
  11. "Ich bin für Kiel geboren", Kieler Nachrichten, 26.7.1966
  12. Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor, Kieler Nachrichten, 5.12.1984
  13. Traueranzeige der Stiftung Kieler Stadtkloster für Kurt Engert, Dezember 1984
  14. Er war bekannt als Mann mit Herz, Tatkraft und Humor, Kieler Nachrichten, 5.12.1984
  15. Kieler Nachrichten, 20.2.1985
  16. Ausgezeichnet, Kieler Nachrichten, 2.6.1973
  17. Abschiedsrede von Oberbürgermeister Günther Bantzer, 4.1.1972, Stadtarchiv Kiel