Heide Simonis: Märkte der Zukunft in Schleswig-Holstein: Unterschied zwischen den Versionen

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Wir haben seit [[1988]] die Hochschullandschaft deutlich ausgebaut und stetig weiterentwickelt. Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode trotz knapper Kassen den Bildungsetat von Kürzungen ausgenommen, ja sogar noch erhöht. In den Jahren [[2000]] bis [[2005]] werden wir 1200 neue Lehrerstellen geschaffen haben, und wir bekämpfen erfolgreich mit dem Programm "Jede Stunde zählt" den Unterrichtsausfall.  
Wir haben seit [[1988]] die Hochschullandschaft deutlich ausgebaut und stetig weiterentwickelt. Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode trotz knapper Kassen den Bildungsetat von Kürzungen ausgenommen, ja sogar noch erhöht. In den Jahren [[2000]] bis [[2005]] werden wir 1200 neue Lehrerstellen geschaffen haben, und wir bekämpfen erfolgreich mit dem Programm "Jede Stunde zählt" den Unterrichtsausfall.  


Wir haben konsequent nach den verheerenden PISA-Ergebnissen gegengesteuert. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland den Schul-TüV eingeführt, wir haben die Lehrerausbildung modernisiert und kommen auch Dank der Unterstützung der Bundesregierung beim Ausbau der [[Ganztagsschule|offenen Ganztagsschulen]] sehr gut voran. Wir haben uns bei den PISA-Sieger-Ländern in unserer
Wir haben konsequent nach den verheerenden PISA-Ergebnissen gegengesteuert. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland den Schul-TüV eingeführt, wir haben die Lehrerausbildung modernisiert und kommen auch Dank der Unterstützung der Bundesregierung beim Ausbau der [[Bildungspolitik|offenen Ganztagsschulen]] sehr gut voran. Wir haben uns bei den PISA-Sieger-Ländern in unserer
skandinavischen Nachbarschaft um- und vieles abgeschaut. Dort werden Kinder nicht so schnell aussortiert. Sie bleiben zusammen und bekommen dadurch mehr Chancen. Sie werden gefördert und gefordert. Deshalb wollen wir auch langfristig das gegliederte Schulsystem überwinden und die Schüler länger gemeinsam lernen lassen. Wir nennen das Konzept "Schule für alle". Ich halte dies nicht nur wegen des pädagogischen Ansatzes für richtig, sondern auch im Hinblick auf den demographischen Wandel. Lebenslange Weiterbildung wird immer bedeutsamer. Das Hochlohnland Deutschland kann sich im schärfer werdenden internationalen Wettbewerb nur behaupten, wenn hohe Kosten durch hohe Produktivität und damit durch Qualifizierung und Innovation aufgefangen werden.
skandinavischen Nachbarschaft um- und vieles abgeschaut. Dort werden Kinder nicht so schnell aussortiert. Sie bleiben zusammen und bekommen dadurch mehr Chancen. Sie werden gefördert und gefordert. Deshalb wollen wir auch langfristig das gegliederte Schulsystem überwinden und die Schüler länger gemeinsam lernen lassen. Wir nennen das Konzept "Schule für alle". Ich halte dies nicht nur wegen des pädagogischen Ansatzes für richtig, sondern auch im Hinblick auf den demographischen Wandel. Lebenslange Weiterbildung wird immer bedeutsamer. Das Hochlohnland Deutschland kann sich im schärfer werdenden internationalen Wettbewerb nur behaupten, wenn hohe Kosten durch hohe Produktivität und damit durch Qualifizierung und Innovation aufgefangen werden.


Die Stärkung der Qualifikation der Menschen über alle Ausbildungs- und Lebensphasen (Schule, duales System, Fach- und Hochschule, Zweitausbildung, Fort- und Weiterbildung) wird künftig immer mehr zur Schlüsselaufgabe. Bildung ist die zentrale Zugangsvoraussetzung zu den Märkten der Zukunft. Ein Zukunftsmarkt kann nur dann funktionieren, wenn er in einen funktionierenden Staat eingebunden ist. Daher müssen die Reformbemühungen auf Bundesebene unbedingt weitergeführt werden, um unsere sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest zu machen. Soziale Gerechtigkeit und Ausgewogenheit auch für künftige Generationen ist dabei für uns in Schleswig-Holstein der zentrale Maßstab.
Die Stärkung der Qualifikation der Menschen über alle Ausbildungs- und Lebensphasen (Schule, duales System, Fach- und Hochschule, Zweitausbildung, Fort- und Weiterbildung) wird künftig immer mehr zur Schlüsselaufgabe. Bildung ist die zentrale Zugangsvoraussetzung zu den Märkten der Zukunft. Ein Zukunftsmarkt kann nur dann funktionieren, wenn er in einen funktionierenden Staat eingebunden ist. Daher müssen die Reformbemühungen auf Bundesebene unbedingt weitergeführt werden, um unsere sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest zu machen. Soziale Gerechtigkeit und Ausgewogenheit auch für künftige Generationen ist dabei für uns in Schleswig-Holstein der zentrale Maßstab.


Unser Landesvorsitzender [[Claus Möller]] nennt dies immer den "[[Der rote Faden der sozialen Gerechtigkeit|Roten Faden der sozialen Gerechtigkeit]]". Wir stehen zu den Reformen, fordern aber auch bei weiteren Schritten eine stärkere Lastenbeteiligung von den Bessergestellten in dieser Gesellschaft.  
Unser Landesvorsitzender [[Claus Möller]] nennt dies immer den "Roten Faden der sozialen Gerechtigkeit". Wir stehen zu den Reformen, fordern aber auch bei weiteren Schritten eine stärkere Lastenbeteiligung von den Bessergestellten in dieser Gesellschaft.  


Sehr geehrte Damen und Herren, nun zu den konkreten Zukunftsmärkten in unserem Land.
Sehr geehrte Damen und Herren, nun zu den konkreten Zukunftsmärkten in unserem Land.
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[[Kategorie:Rede|Simonis, Heide: Märkte der Zukunft in Schleswig-Holstein]]
[[Kategorie:Rede|Simonis, Heide: Märkte der Zukunft in Schleswig-Holstein]]
[[Kategorie:Thema|Zukunftspolitik]]

Aktuelle Version vom 18. März 2017, 22:42 Uhr

Rede von Ministerpräsidentin Heide Simonis auf der Innovationskonferenz des SPD-Parteivorstandes "Märkte der Zukunft" am 19. November 2004 in den Media-Docks in Lübeck.

Märkte der Zukunft in Schleswig-Holstein

Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Franz Müntefering, sehr geehrter Herr Claassen, sehr geehrter Damen und Herren Abgeordnete des Landtages und des Bundestages, liebe Gäste,

herzlich Willkommen hier in Schleswig-Holstein. Vielen Dank dem Parteivorstand der SPD und Dir, lieber Franz Müntefering, dass Ihr die fünfte und damit letzte Innovationskonferenz dieser Reihe im Jahr 2004 hier in Lübeck, der Heimatstadt Willy Brandts, veranstaltet. Vielen Dank, meine Damen und Herren, für ihr Interesse an dem wichtigen Thema "Märkte der Zukunft". Hier in der wunderschönen Hansestadt Lübeck finden Sie zum einen viele historische Schätze, aber ebenso viele Innovationen, Unternehmen und Wissenschaftler, die von hier aus sich auf den Märkten der Zukunft bewegen.

Willy Brandt hat häufig in seinen Reden die Inschrift auf dem Holstentor zitiert: "Eintracht nach innen - Frieden nach außen". Mein Vorgänger und ebenfalls Lübecker, Björn Engholm, der sich heute noch sehr für seine Heimatstadt engagiert, hat schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs die Wiederbelebung des Mare Baltikum als strategische Zukunftsvision für unser Land angeschoben. Und 1988 nach der Regierungsübernahme hat er die Ostseekooperation ins Leben gerufen. Damals haben viele ihn und uns im Kabinett dafür belächelt. Heute ernten wir die Früchte.

Damit bin ich auch schon ganz beim Thema meines Vortrags: "Märkte der Zukunft in Schleswig-Holstein". Der Ostseeraum hat sich in den vergangenen Jahren mit ungeheurer Dynamik entwickelt. Und das noch mehr, seit Polen, Litauen, Lettland und Estland ab dem 1. Mai diesen Jahres Mitglieder der Europäischen Union geworden sind.

Die Ostsee ist zum EU-Binnenmeer, zum eigentlichen "Mittelmeer" geworden. Die Ostseeregion hat gute Chancen, eine der führenden Regionen der erweiterten Europäischen Union zu werden. Das Wirtschaftswachstum in der Region lässt Fachleute mittlerweile von der Boomregion Ostsee schwärmen.

  • Die Ostseeregion ist im Bereich Informationsgesellschaft unter allen europäischen Regionen führend.
  • Der Ausbildungsstand der Menschen ist hier höher als anderswo.
  • Das Bewusstsein für Solidarität ist nirgendwo in Europa ausgeprägter.
  • Die Rolle der Frau ist hier im Norden deutlich stärker als anderswo in Europa und
  • Umwelt- und Naturschutz sind ein entscheidender Wirtschaftsfaktor.

Die Zusammenarbeit in der Ostseeregion ist intensiv und erfolgreich. Die Verflechtung, insbesondere auf den Gebieten der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Politik, ist eng. Wir arbeiten daran, diese Netzwerke noch effektiver und intensiver zu gestalten. Sichtbarer Ausdruck unserer Kooperation im Ostseeraum sind die zahlreichen Partnerschaften mit Regionen rund um die Ostsee und das Netz der Schleswig-Holstein-Büros, die in Malmö, Danzig, Tallinn, Vilnius, Riga und Kaliningrad arbeiten.

Sehr geehrte Damen und Herren, noch weniger als andere Regionen in Deutschland hat Schleswig-Holstein kaum Bodenschätze, die wir nutzen können. Unser Pfund, mit dem wir wuchern können, sind gut ausgebildete Menschen. Deshalb kommt der Bildung bei uns im Land eine Top-Priorität zu.

Wir haben seit 1988 die Hochschullandschaft deutlich ausgebaut und stetig weiterentwickelt. Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode trotz knapper Kassen den Bildungsetat von Kürzungen ausgenommen, ja sogar noch erhöht. In den Jahren 2000 bis 2005 werden wir 1200 neue Lehrerstellen geschaffen haben, und wir bekämpfen erfolgreich mit dem Programm "Jede Stunde zählt" den Unterrichtsausfall.

Wir haben konsequent nach den verheerenden PISA-Ergebnissen gegengesteuert. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland den Schul-TüV eingeführt, wir haben die Lehrerausbildung modernisiert und kommen auch Dank der Unterstützung der Bundesregierung beim Ausbau der offenen Ganztagsschulen sehr gut voran. Wir haben uns bei den PISA-Sieger-Ländern in unserer skandinavischen Nachbarschaft um- und vieles abgeschaut. Dort werden Kinder nicht so schnell aussortiert. Sie bleiben zusammen und bekommen dadurch mehr Chancen. Sie werden gefördert und gefordert. Deshalb wollen wir auch langfristig das gegliederte Schulsystem überwinden und die Schüler länger gemeinsam lernen lassen. Wir nennen das Konzept "Schule für alle". Ich halte dies nicht nur wegen des pädagogischen Ansatzes für richtig, sondern auch im Hinblick auf den demographischen Wandel. Lebenslange Weiterbildung wird immer bedeutsamer. Das Hochlohnland Deutschland kann sich im schärfer werdenden internationalen Wettbewerb nur behaupten, wenn hohe Kosten durch hohe Produktivität und damit durch Qualifizierung und Innovation aufgefangen werden.

Die Stärkung der Qualifikation der Menschen über alle Ausbildungs- und Lebensphasen (Schule, duales System, Fach- und Hochschule, Zweitausbildung, Fort- und Weiterbildung) wird künftig immer mehr zur Schlüsselaufgabe. Bildung ist die zentrale Zugangsvoraussetzung zu den Märkten der Zukunft. Ein Zukunftsmarkt kann nur dann funktionieren, wenn er in einen funktionierenden Staat eingebunden ist. Daher müssen die Reformbemühungen auf Bundesebene unbedingt weitergeführt werden, um unsere sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest zu machen. Soziale Gerechtigkeit und Ausgewogenheit auch für künftige Generationen ist dabei für uns in Schleswig-Holstein der zentrale Maßstab.

Unser Landesvorsitzender Claus Möller nennt dies immer den "Roten Faden der sozialen Gerechtigkeit". Wir stehen zu den Reformen, fordern aber auch bei weiteren Schritten eine stärkere Lastenbeteiligung von den Bessergestellten in dieser Gesellschaft.

Sehr geehrte Damen und Herren, nun zu den konkreten Zukunftsmärkten in unserem Land.

Da eine Region wie Schleswig-Holstein auch mit seinen direkten Partnern wie Hamburg und in der Öresund-Region nicht alle Technologie- und Wirtschafts-Cluster gleich stark entwickeln kann, haben wir eine Cluster-Strategie entwickelt, in der IT und Medien eng vernetzt sind mit Medizintechnik, Mikrosystemtechnik, Ernährung, Chemie, Tourismus, der maritimen Wirtschaft und Windenergie.

Clusterpolitik

Solche Regionen entwickeln sich zunehmend positiv. Für einige Branchen- und Technologiefelder bedeutet Clusterbildung klare Vorteile. Cluster brauchen enge Zulieferer-, Dienstleistungs-, Innovations- und Kommunikationsnetze zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Dies zwingt insbesondere weniger zentrale und verdichtete Regionen - wie Schleswig-Holstein -, sich noch deutlicher auf die hier besonders starken und zukunftsfähigen Branchen und Technologien zu konzentrieren, die räumlich schon eine kritische Masse an Umfang und Vernetzung erreicht haben und auf zukunftsfähige Märkte zielen.

Zu den chancenreichsten Clustern in Schleswig-Holstein zählen

  • Medizintechnik und medizinische Biotechnologie,
  • die maritime Wirtschaft,
  • der Tourismus,
  • die Ernährungswirtschaft,
  • die Informations- und Telekommunikationstechnologie,
  • die Mikrosystemtechnik,
  • Windenenergie und erneuerbare Energien sowie
  • die Chemieindustrie.

Technologiepolitische Strategie

Die schleswig-holsteinische Landesregierung verfolgt seit Jahren – in engem Zusammenwirken mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen, der Wirtschaft und den Gewerkschaften – eine klare technologiepolitische Strategie. "Ideen werden Wirtschaft" - dieser Slogan unserer Standortkampagne gilt insbesondere für unsere technologiepolitischen Aktivitäten:

  • Wir haben mit der Innovationsstiftung (ISH), der Wirtschaftsförderung- und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) sowie unserem Netz von Transfer- und Kompetenzzentren eine besonders effiziente, auch bundesweit anerkannte Unterstützungs-Infrastruktur aufgebaut.
  • Wir entwickeln gezielt die Stärken unseres Landes – allen voran die Medizin- und Biotechnik, die Meerestechnik, die IuK-Technik und Mikroelektronik, die Energie- und Umwelttechnik.
  • Wir unterstützen den Technologietransfer zwischen Hochschulen bzw. Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft. Die Hochschulen sind – bundesweit einmalig – unmittelbar in die Wirtschafts- und Technologieförderung integriert.
  • In einem Technologie- und Innovationsrat stimmen wir die Grundausrichtung unserer Technologiepolitik mit Experten aus dem Land ab.
  • In wichtigen technologiepolitischen Feldern arbeiten wir eng mit Hamburg zusammen.

Und die Ergebnisse sprechen für sich:

  • Schleswig-Holstein liegt bundesweit an der Spitze der Unternehmensneugründungen.
  • Unsere Initiativen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik sind von der EU ausgezeichnet worden.
  • Neue Forschungs- und Anwendungsprojekte unserer Hochschulen – etwa im Bereich der Stammzellenforschung – sorgen für internationale Beachtung.
  • Erst in der vergangenen Woche sind Forscher aus Schleswig-Holstein vom Institut für Siliziumtechnik (ISIT) aus Itzehoe für Biochip-Technologie mit dem Zukunftspreis 2004 vom Bundespräsidenten ausgezeichnet worden.
  • Eine Analyse der Innovationsstiftungen von Hamburg und Schleswig-Holstein bestätigt, dass wir relevante Potentiale in der Nanotechnologie haben. Wir werden sie nutzen.
  • Es gibt in Schleswig-Holstein bereits eine kritische Masse von Unternehmen im Bereich Medizintechnik; wir haben hier landesweit rund 200 Unternehmen, dazu kommen rund 90 Unternehmen im Bereich Biotechnologie.
  • Hier im Raum Lübeck bildet sich bereits ein Cluster in der Medizintechnik; allein dort gibt es 50 Unternehmen, natürlich mit dem Innovationsmotor Dräger, aber auch mit besonders qualifiziertem Nachwuchs, zum Beispiel durch den gemeinsamen Master-Studiengang Medical Technology der FH Lübeck und der Universität Lübeck. Auch deshalb möchte ich heute nochmals an die Firma Dräger appellieren, ihren Standort hier in Lübeck zu stärken. Die Stadt und die Landesregierung haben die Voraussetzungen geschafft.

Sehr geehrte Damen und Herren, lassen sie mich nun etwas genauer zu den beiden zentralen Zukunftsmärkten in unserem Land kommen, die später auch im Mittelpunkt der beiden Foren stehen: Zukunft Meer und Zukunft Mensch. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle mitwirkenden Fachleute. Ich kenne die meisten aus unserer sehr guten Zusammenarbeit in den Arbeitsgremien der Projekte auf Landesebene und freue mich sehr, dass sie ihr Fachwissen auch heute hier bei dieser Konferenz mit einbringen. Ich verspreche allen Gästen interessante und spannende Diskussionen.

Zukunftsmarkt Meer

Ich will, dass wir Schleswig-Holstein zu einer europäischen Modellregion für alles Maritime weiterentwickeln. Wir wollen erreichen und unseren Beitrag dazu leisten, dass die Europäische Union die maritimen Chancen sehr viel stärker in den Blick nimmt. In der EU gibt es fast 40.000 Kilometer Küste, in den USA "nur" die Hälfte. Über neunzig Prozent des internationalen Warenverkehrs wird über die Meere abgewickelt – Tendenz steigend. Schleswig-Holstein ist schon heute maritimer Standort Nummer 1.

  • Die Landesregierung betreibt seit Jahren die Ostseekooperation, rund um die Ostsee existiert ein Netz von Partnerschaften, in das Akteure aus Gesellschaft und Wirtschaft eingebunden sind.
  • Das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel hat mit seinen Forschungen international eine Spitzenstellung und kann durch seine Grundlagenforschung der maritimen Wirtschaft viele Impulse geben.
  • Die Werftindustrie hat die Industriegeschichte Schleswig-Holsteins geprägt. Brennstoffzell-Technik bei HDW und Doppelhüllentanker bei Lindenau in Kiel sind nur zwei Belege von vielen, die für den erfolgreichen Strukturwandel stehen.
  • Für Werften, Häfen und Zulieferindustrien bietet die Offshore-Windnutzung ein hohes Zukunftspotenzial und kann bedeutende Investitionen auslösen.
  • Die Hafenwirtschaft bietet neue Chancen und könnte zu einer maritimen Verkehrspolitik weiter entwickelt werden.
  • Die Aquakultur ist lokal wie global von herausragender Bedeutung bei der Lösung der zukünftigen Ernährungsprobleme.
  • Tourismus ist bereits ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Schleswig-Holstein. Durch den gezielten Ausbau von wassertouristischen Angeboten kann das Land sein ohnehin vorhandenes Profil schärfen.
  • Segeln und surfen entwickeln sich immer mehr zum Markenzeichen (vom Volvo-Ocean-Race über Rosenregatta bis Kiel-Sailing-City) und passen zum natürlichen und lebensbejahenden Profil des Landes.

Schleswig-Holstein hat neben diesen entwickelten Standortvorteilen für eine maritime Wirtschaft und Kultur auch einen natürlichen Vorteil. Wir sind das einzige Bundesland, das zwischen zwei Meeren liegt. Wir schlagen damit gleichzeitig die Brücke nach Skandinavien und über die Ostsee auch nach Osteuropa. Inzwischen wird unsere Initiative "Zukunft Meer" auf dem internationalen Parkett diskutiert:

  • Unser Engagement für eine koordinierte Europäische Meerespolitik hat sich also ausgezahlt.
  • Bei der neuen EU-Kommission wurde im Sommer erstmals ein Kommissar für "Fischerei und maritime Angelegenheiten" berufen. Die Entscheidung in Brüssel kam nicht von ungefähr. Unser Projekt "Zukunft Meer" war in Brüssel bei meinem Besuch auf reges Interesse gestoßen. Inzwischen ist also Brüssel mit im Boot, die Ostseeanrainer und auch unser Nachbar Hamburg, der auch bei diesem Thema mit uns an einem Strang zieht.

Bereits Anfang des Jahres habe ich ein Grünbuch „Europäische Meerespolitik“ gefordert, um mit der Stärkung der Europäischen Kompetenzen auf dem Meeressektor Impulse für die Meereswirtschaft und Meereswissenschaft zu geben. Wir in Schleswig-Holstein werden unseren Beitrag leisten und den neuen Kommissar Borg unterstützen, damit das Grünbuch "Europäische Meerespolitik" - wie geplant - Ende 2005 verwirklicht wird. Seit Montag dieser Woche leitet Peter Herzig (50), der Direktor des Leibniz-Institutes für Meereswissenschaften an der Universität Kiel, die neue "Stabsstelle Zukunft Meer", die in der Staatskanzlei angesiedelt ist. Ich freue mich, dass Sie, lieber Herr Herzig, heute auch hier dabei sind. Die Landesregierung schafft mit der Stabsstelle die notwendigen Strukturen, um mit der Initiative "Zukunft Meer" dauerhaft erfolgreich zu sein. Peter Herzig und seine drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle sollen unter anderem die Initiative systematisch voranbringen, die meeresbezogenen Aktivitäten des Landes koordinieren, neue Projekte anschieben und Wirtschaft, Verwaltung, Schulen und Hochschulen beim Aufbau von internationalen Kontakten unterstützen.

Zukunftsmarkt Gesundheit

Unser Land ist ein starker und zukunftsfähiger Gesundheitsstandort. Er zeichnet sich aus durch:

  • ein leistungsfähiges und effizientes Gesundheitswesen,
  • eine starke und innovative medizintechnische, pharmazeutische und bio- bzw. gentechnologische Unternehmenslandschaft,
  • eine Tourismusbranche, die sich den wandelnden Anforderungen, insbesondere auf dem Wellness-Sektor, stellt,
  • Wissenschafts- und Forschungs-Einrichtungen, die gemeinsam mit Unternehmen und Einrichtungen des Gesundheitswesens praxisorientiert an Lösungen arbeiten,
  • ein herausragendes Klima der Kooperation und Aufgeschlossenheit für neue Wege.

Dazu einige Beispiele aus unserem Land:

  • Schleswig-Holsteins Krankenhäuser arbeiten erfolgreich und effizient: Pro Krankenhausbett werden in Schleswig-Holstein im Durchschnitt 32 Fälle behandelt - im Bundesdurchschnitt sind es 30. Die Liegedauer liegt mit 10,1 Tagen unter dem Bundesdurchschnitt von 10,5 Tagen und der Auslastungsgrad ist mit 84,6% höher als der Bundesschnitt mit 80,7%.
  • Unser Land verfügt über Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen mit hervorragendem Sachverstand auf dem Gebiet der Life Sciences. Besondere Kompetenzen sind dabei auf den Ebenen der Transplantationsmedizin, der Biotechnologe, der Onkologie/Tumorforschung oder dem Bereich Entzündung und Abwehr vorhanden. Die Fusion der beiden Universitätsklinika Kiel und Lübeck zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein bedeutete eine strategische Neuausrichtung in der Hochschulmedizin im Land. Ziel ist es, das UK S-H bundesweit am Gesundheitsmarkt zu positionieren. Wir wollen so exzellente Forschung und Lehre ermöglichen und die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten garantieren.

An der Kieler Universität entsteht ein "Kompetenzzentrum für molekulare Biowissenschaften", mit dem Medizin, Biologie sowie Agrar- und Ernährungswissenschaften eng miteinander verflochten werden. Das neue Zentrum soll sowohl für die Wissenschaft als auch für die Kooperation mit der Wirtschaft ideale Bedingungen schaffen. Dabei wird ein Ausstattungsniveau angestrebt, das in Norddeutschland einmalig ist.

Unsere Hochschulen in Kiel, Lübeck und Flensburg bieten eine Vielzahl von gesundheitsrelevanten Studiengängen.

  • Die Medizintechnik verfügt bei uns über eine lange Tradition und hohen Stellenwert. Weltweit tätige Unternehmen stehen für qualitativ hochwertige und anspruchsvolle Medizintechnik Made in Schleswig-Holstein. Derzeit existieren hier rund 200 Unternehmen mit etwa 9000 Beschäftigten, die Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich der Medizintechnik anbieten: Dies sind mehr Beschäftigte als im Bereich Schiffbau. Hier ist eine Vielzahl innovativer kleinerer Unternehmen prägend.
  • In Schleswig-Holstein werden zahlreiche Anwendungen der Telemedizin erfolgreich entwickelt und eingesetzt: beispielsweise Telekonsultationen zwischen Heide und Kiel, Teleradiologie zwischen Flensburg und Westerland, Niebüll und Schleswig oder Telemonitoring in Bad Segeberg. In Flensburg wird - bundesweit bislang noch einzigartig - der elektronische Patientenausweis bereits in der Praxis getestet. Sie wissen, dass die elektronische Gesundheitskarte ab dem Jahr 2006 bundesweit eingeführt werden soll. Dazu sind im Vorfeld umfangreiche Praxistests notwendig. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Region Flensburg eine dieser Testregionen sein wird. Die Beispiele zeigen, dass unser Land eine Spitzenadresse in Sachen Gesundheit ist. Dazu hat auch die Gesundheitsinitiative Schleswig-Holstein beigetragen, die wir im März 2001 gegründet haben. Dort arbeiten wir eng mit Akteuren aus dem Gesundheitswesen sowie aus Wirtschaft, Wissenschaft, Vereinen und Verbänden des Gesundheitsmarktes zusammen.

Unsere gemeinsamen Ziele sind:

  • Eine starke und leistungsfähige Gesundheitswirtschaft und ein leistungsfähiges Gesundheitswesen sollen Arbeitsplätze sichern und neue schaffen. Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit des Gesundheitsstandortes Schleswig-Holstein weiter stärken.
  • Entwicklung und Anwendung neuer Technologien und Kompetenzen im Gesundheitsbereich sollen die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger verbessern.
  • Innovationen sollen dazu beitragen, das Gesundheitswesen effizienter zu gestalten, auch um die Kosten in den Griff zu bekommen.
  • Gesunde Lebensweisen und eine intakte Umwelt sollen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen fördern.

Sehr geehrte Damen und Herren, manche Beobachter von außen haben immer noch ein Bild von Schleswig-Holstein als ein beschauliches, gesundes Urlaubsland, dessen Landschaft vor allem durch Kühe und Werften geprägt ist. Natürlich freuen wir uns über unsere landschaftlichen Reize, über die Millionen von Urlaubern, die sich hier bei uns an den Küsten und im Binnenland erholen und wohl fühlen.

Doch es gibt viel, viel mehr und vor allem: Wir blicken nach vorn und machen Zukunft! Deshalb ist es nur konsequent, dass der SPD-Parteivorstand seine Innovationskonferenz "Märkte der Zukunft" in unserem Bundesland veranstaltet. Wir sind nicht nur Fischköpfe, sondern auch Frischköpfe! Wir haben Ideen, Kreativität, ein offenen Blick über unsere Grenzen und sind neugierig auf Neues. Bei uns arbeiten Unternehmen, Gewerkschaften und Wissenschaft konstruktiv und kooperativ zusammen. Das ist uns von unserer Nachbarschaft zu Skandinavien nicht fremd.

Der Slogan der SPD in Schleswig-Holstein lautet "Stark im Norden". Das gilt für soziale Gerechtigkeit, für Bildung und eben genauso für Arbeit, Wirtschaft und Zukunft. Wir haben die Märkte der Zukunft für unser Land entdeckt. Wir wollen sie weiter gestalten und damit unser Land zukunftsfähig machen. Wir sind dabei auf das Engagement von allen Menschen angewiesen und freuen uns heute auf spannende Anregungen und Dialoge. Sie können sicher sein, wir machen was draus!