Claus Möller
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Claus Möller |
Claus Möller, *19. März 1942 in Bornhöved; Bundesbahnbeamter, städt. Dezernent, Staatssekretär und Landesminister. Seit 1963 Mitglied der SPD.
Leben & Beruf
Beruflich schlug Claus Möller zunächst die Beamtenlaufbahn bei der Deutschen Bundesbahn ein. Spätestens seit er 1980 zum hauptamtlichen Dezernenten in Kiel gewählt wurde[1], gingen bei ihm jedoch Berufsleben und politisches Engagement ineinander über. 1988 wechselte er als Staatssekretär zur Landesregierung und wurde später Minister.
Nach seiner Konfirmation war er in der evangelischen Jugend aktiv gewesen, gemeinsam u.a. mit Bruno Levtzow. Gemeinsam traten sie dann in die SPD ein. Das kirchliche Engagement setzte sich später in seiner langjährigen Mitarbeit im Kirchenvorstand der Gemeinde Suchsdorf, in seiner Tätigkeit als Synodaler der Nordelbischen evangelisch-lutherischen Kirche sowie in seinem Einsatz für die Aufnahme eines Gottesbezugs in die Präambel der Landesverfassung fort.
Die Tätigkeit im Vorstand des Kieler Stadtklosters war dagegen mehr seinem sozialen Engagement geschuldet.
Er lebt mit seiner Frau Heidi in Suchsdorf. Sie haben zwei Kinder. In Suchsdorf pflegten sie über Jahrzehnte Freundschaften mit den sozialdemokratischen Familien Baade, Luckhardt, Ratz. Alle wirkten im Ortsverein und Ortsbeirat zusammen, auch als sie später in höhere Ämter gelangt waren, und unterstützten sich gegenseitig auch praktisch, zum Beispiel beim Hausbau.[2]
Partei & Politik

In die SPD trat Claus Möller 1963 ein. Noch im selben Jahr wurde er im Ortsverein Gaarden Hauskassierer für die Stoschstraße und Heischstraße. 1966 zogen er und seine Frau in eine Neubauwohnung der Neuen Heimat im Sylter Bogen, später in ein Reihenhaus im Sukoring in Suchsdorf. 1970 übernahm Claus den Ortsvereinsvorsitz und auch Heidi wurde Parteimitglied.
Im Kieler Kreisvorstand war er von 1971 bis 1975 Schatzmeister, dann zwei Jahre 1. Vorsitzender, von 1981 bis 1983 Beisitzer und danach wieder vier Jahre 1. Vorsitzender.
Am 13. April 2003 stellte er sich zur Wahl für den Landesvorsitz, nachdem sein Vorgänger Franz Thönnes im ersten Wahlgang nicht wiedergewählt worden war und seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Am 23. April 2005 wurde er auf dem Landesparteitag im Casino der Stadtwerke Kiel als Landesvorsitzender bestätigt. 2007 trat er nicht wieder an. Sein Nachfolger wurde Ralf Stegner.
Amin Hamadmad, zu Claus Möllers Zeit Mitarbeiter im Landesverband, berichtet:
"Ich erinnere mich gut an seinen mit diversen Vorgängen bepackten Schreibtisch - und an die Ausweitung dessen in der näheren Umgebung. Aber: Er wusste immer, wo er was abgelegt hatte. Es war beeindruckend!"[3]
Von 2003 bis 2011 hatte er den Vorsitz des Bundesparteirates inne, bis dieser auf Grund der Parteireform durch den Parteikonvent ersetzt wurde.
Auf Landesebene engagierte er sich auch im Arbeitskreis SPD und Kirchen/Religionsgemeinschaften. 2020 wurde er in den Sprecherkreis gewählt. Ob er eine solche Funktion schon vor 1999 ausgeübt hatte, ist bisher nicht ermittelt. Über Jahre hinweg trat er für die Aufnahme eines Gottesbezugs in die Präambel der Landesverfassung ein, die sich aber 2016 als nicht mehrheitsfähig erwies.[4]
Im politischen Ruhestand entsandte ihn die SPD Schleswig-Holstein zweimal als Mitglied in die Bundesversammlung, die 12. und die 13.. Beide wählten Horst Köhler zum Bundespräsidenten.
2021 hat sich Claus Möller noch einmal zum Kassenwart seines Ortsvereins Suchsdorf wählen lassen.
Kommunalpolitik

In der Kommunalwahl 1974 wurde Claus Möller zum Mitglied der Kieler Ratsversammlung gewählt, ab 1975 als SPD-Fraktionsvorsitzender. Nach einer Periode der Uneinigkeit gelang es ihm, die Geschlossenheit der Ratsfraktion wieder herzustellen und bei der Kommunalwahl 1978 die SPD wieder zur absoluten Mehrheit in der Ratsversammlung zu führen.
Als 1980 Günther Bantzer wissen ließ, dass er nicht wieder als Oberbürgermeister antreten werde, kamen Mutmaßungen auf, Claus Möller wolle sich um die Nachfolge bewerben.[5] Er lehnte dies jedoch ab.
1981 wechselte er vom Rat in die Kieler Stadtverwaltung, als er zum hauptamtlichen Dezernenten für Personal, Ordnung und Stadtreinigung gewählt wurde; 1986 übernahm er auch das Sachgebiet Umweltschutz. In dieser Funktion hatte er mit der Hausbesetzerszene[6] in Kiel zu tun. Vor dem Bau der Einkaufspassage "Sophienhof" wurden die Wohnhäuser, die dafür abgerissen werden sollten, aus Protest gegen die Vernichtung günstigen Wohnraums besetzt.[7] In einem Rückblick anlässlich des 25. Jahrestages der Hausbesetzungen wurde Claus Möller neben Hans Mehrens, dem damaligen Leiter des Liegenschaftsamtes, als "größte Reizfigur für die Szene" bezeichnet.[8]
Landesregierung
1988 berief ihn Björn Engholm als Staatssekretär ins Ministerium für Soziales, Gesundheit und Energie. Am 24. März 1993 übernahm er nach dem Rücktritt von Günther Jansen das neu geschnittene Ministerium für Arbeit, Soziales, Jugend, Gesundheit und Energie. Schon am 19. Mai des Jahres wechselte er, als auch Björn Engholm zurückgetreten war, unter der neuen Ministerpräsidentin Heide Simonis als Ressortchef ins Ministerium für Finanzen und Energie. Bis 1996 war er außerdem stellvertretender Ministerpräsident. 2003 schied er aus der Landesregierung aus.
An Claus Möller als Finanzminister erinnert sich sein ehemaliger Mitarbeiter Swen Wacker:
"Es gibt Menschen, die haben einen Blick für Dinge, der ihre Mitarbeiter in den schieren Wahnsinn treiben kann. Claus Möller ist so einer. Ich wurde, als er 1993 zum Minister für Finanzen und Energie ernannt wurde, der Leiter seines Ministerbüros, später eine Zeitlang sein Pressesprecher. Zahlen sind nicht so mein Ding. Ich fühle sie eher, als dass ich mit ihnen rechne. Claus aber konnte einen ebenso komplexen wie seitenlangen Vorgang in die Hand nehmen, scheinbar planlos durchblättern und dann unvermittelt den Pressesprecher oder den Haushaltsreferenten anschauen und mit gespielter Empörung sagen: 'Das kann nicht sein, das müssen 14,7 sein. Frag mal Jochen. Das kann nicht stimmen. Das werde ich Heide so nicht sagen.' Dann bekam man den Vorgang wieder in die Hand gedrückt und wenn man Glück hatte, war der Haushaltsreferent schon am Rechnen und sagte nach 2 Minuten: 'Mist. Ja. Stimmt: 14,7.' Claus Möller konnte mit Zahlen umgehen."[9]
Ehrungen

Am 18. Januar 2013 wurde Claus Möller mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet, der höchsten Ehrung, die die SPD an Mitglieder vergibt. In der Laudatio würdigte Kreisvorsitzender Rolf Fischer die "Verdienste um die Wahrung von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit" seines Vorgängers und charakterisierte ihn als "bodenständig und bürgernah, gleichzeitig bebel- und bibelfest".[10]
Links
- Landtagsinformationssystem: Claus Möller
- Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ Gerschewski, Horst u.a.: Luckhardt vereidigt - Möller gewählt, Kieler Nachrichten, 7.11.1980
- ↑ So Claus Möller 2019 in der Trauerrede für Karl Heinz Luckhardt
- ↑ Facebook, 3.2.2022, 18:32
- ↑ Plenarprotokoll (neu) 125. Sitzung, 22. Juli 2016, S. 10480-10498
- ↑ Philipp, Gottfried H.: Günther Bantzer wird nicht wieder als Oberbürgermeister kandidieren, Kieler Nachrichten, ??.7.1979
- ↑ Geckeler, Christa: Kieler Erinnerungstag: 3. Dezember 1980 - Besetzung des Sophienhofes
- ↑ Filmgruppe Chaos: Der Häuserfilm (1983), 168 Min
- ↑ Geist, Martin: Vor 25 Jahren wurde das erste Kieler Haus im Sophienblatt besetzt, Kieler Nachrichten, 3.12.2005
- ↑ Wacker, Swen: Über das Verwenden von Zahlen in der politischen Argumentation, Landesblog, 17.2.2012
- ↑ Kieler Nachrichten, 26.1.2013
Landesvorsitzende: Heinrich Lienau (1891 - 1904) | E. Saalfeld (1905) | Friedrich Bartels (1906 - 1913) | Heinrich Kürbis (1913 - 1919) | Carl F. Alps (1919) | Rudolf Hackelberg (1919 - 1921) | Willy Verdieck (1921 - 1933) | Theodor Werner (1945 - 1946) | Wilhelm Kuklinski (1945 - 1947) | Heinrich Fischer (1947 - 1948) | Andreas Gayk (1948 - 1954) | Walter Damm (1955 - 1965) | Jochen Steffen (1965 - 1975) | Günther Jansen (1975 - 1987) | Gerd Walter (1987 - 1991) | Willi Piecyk (1991 - 1999) | Franz Thönnes (1999 - 2003) | Claus Möller (2003 - 2007) | Ralf Stegner (2007 - 2019) | Serpil Midyatli (Seit 2019)
Vorsitzende: Karl Ratz (1945-1958) | Hans Schröder (1958-1963) | Hermann Köster (1963-1969) | Karl Heinz Luckhardt (1969-1975) | Claus Möller (1975-1977) | Hartmut Lippe (1977-1981) | Norbert Gansel (1981-1983) | Claus Möller (1983-1987) | Peter Andersen (1987-1991) | Rolf Selzer (1991-1995) | Rolf Fischer (1995-2000) | Andy Mitterer (2000-2004) | Rolf Fischer (2004-2013) | Jürgen Weber (2013-2018) | Gesine Stück (seit 2018)
Fraktionsvorsitzende: Andreas Gayk (1945-1950) | Karl Langbehn (1950-1956) | Gustav Schatz (1956-1966) | Heinz Lüdemann (1966-1970) | Karl Heinz Luckhardt (1970-1971) | Fritz Quade (1971) | Siegfried Zimmermann (1971-1975) | Egon Müller (1975) | Claus Möller (1975-1981) | Holger Ipsen (1981-1988) | Waltraut Siebke (1988-1994) | Hans-Werner Tovar (1994-1996) | Eckehard Raupach (1996-1998) | Jürgen Fenske (1998-2000) | Cai-Uwe Lindner (2000) | Eckehard Raupach (2001-2003) | Cathy Kietzer (2003-2008) | Ralph Müller-Beck (2008-2009) | Gesa Langfeldt (2009-2013) | Hans-Friedrich Traulsen (2013-2018) | Gesa Langfeldt (2018-2023) | Christina Schubert (2023-)