Cathy Kietzer
Cathy Kietzer |
Catherine 'Cathy' Kietzer, * 27. Januar 1943 in Hjørring/DK; Dolmetscherin, Finanzbuchhalterin. Mitglied der SPD seit 1974.
Werdegang
Aufgewachsen ist Cathy Kietzer ab ihrem 7. Lebensjahr in Ålborg/DK in einem ländlichen Umfeld. Sie hat eine Schwester, kommt jedoch aus einer großen Familie mit 21 Onkels und Tanten und zeitweise 73 Cousins und Cousinen und erinnert sich an große Familienfeiern. Neben "viel draußen sein" - sie war eine gute Läuferin und Schwimmerin - waren Kinobesuche eine weitere beliebte Beschäftigung. Nach der Schule machte sie eine duale kaufmännisch-sprachliche Ausbildung in einer Firma mit zwei Tagen Handelshochschule in der Woche.[1]
Nach Kiel zog sie aus Liebe zu ihrem Mann, dem wenige Monate älteren Rechtsanwalt Klaus Kietzer, den sie schon 1958 während einer Klassenreise in Hamburg kennenlernte. Sie blieben in Kontakt, besuchten sich in Ålborg und Mönchengladbach, wo er damals lebte, verlobten sich Weihnachten 1964 und heirateten 1966. Schon 1967 zogen sie nach Kiel - wie sie sagt, weil es auf halbem Weg zwischen den Verwandten im Rheinland und in Dänemark lag -, wo er eine Rechtsanwaltspraxis eröffnete, die bis 2013 bestand. In den ersten Jahren erledigte seine Frau Verwaltung, Organisation und Finanzen. Später war sie für Gerichte und Polizei als Dolmetscherin und Übersetzerin für Englisch und Dänisch tätig.[1] Das Ehepaar hat seit 1975 einen Sohn, Lars. Sie lebten von Anfang an in Kiel-Mettenhof, wo sie auch im Ortsverein aktiv ist.
Zu ihren Hobbies zählen Theaterbesuche; sie ist auch Anhängerin von THW und Holstein Kiel.[2] Kultur, vor allem Musik und Theater, sind ihr sehr wichtig; zudem tanzt und reist sie gern.[1]
Zeitweise gehörte sie dem Verwaltungsrat der Förde Sparkasse (von 1994 bis 2018[3]), dem Kultur- und Wissenschaftssenat der Landeshauptstadt Kiel, dem Aufsichtsrat der Kieler Bühnen und - als stellvertretendes Mitglied - der Synode der Nordelbischen Kirche an. Auch für interkulturelle Kontakte engagiert sie sich.
Sie ist oder war Mitglied in der AWO, im Verein Hof Akkerboom, im Verein zur Förderung der Kirchenmusik im Birgitta-Thomas-Haus, in der Fördergemeinschaft Ngelani Waisenkinder an der Ev. Thomasgemeinde, im Verein zur Förderung der Kriminalitätsverhütung der LHS Kiel, in der Gesellschaft der Freunde des Theaters in Kiel, in der Vereinigung zur Förderung der Forschung und Lehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, im Kulturforum Schleswig-Holstein e.V., beim Schleswig-Holstein Musik Festival, im Verein der Freunde der Festung Friedrichsort, in der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, in der Deutsch-Dänischen Gesellschaftund im Kieler Presse Klub. Sie gehört dem Vorstand des Landeskulturverbandes Schleswig-Holstein e. V. an, dessen Schriftführerin sie zeitweise war.[4]
Von Juni 2014 bis November 2020[5] war sie Vorsitzende des Hochschulrats der Hochschule Flensburg. Sie setzte unter anderem den Prozess der Umbenennung von "Fachhochschule" zu "Hochschule Flensburg" in Gang.
"Nach einer ersten Besichtigung der Hochschule empfand ich diesen Namen Fachhochschule als nicht ausreichend und nicht mehr richtig - für all das, was es hier gibt und wofür die FH heute steht".[6]
Partei & Politik
Cathy Kietzer brachte politisches Interesse schon aus dem Elternhaus mit; vor allem der Vater habe gern diskutiert. Aktiv wurde sie jedoch erst in Kiel. Sie trat der SPD - wegen Willy Brandt, den sie sehr bewunderte - zusammen mit ihrem Mann im Februar 1974 bei. Von 1985 bis 1998 war sie Vorsitzende des Ortsvereins Kiel-Hasseldieksdamm/Mettenhof.
Von 1989 bis 1991 gehörte sie auch als Beisitzerin dem Kieler Kreisvorstand an.
Kommunalpolitik
Cathy Kietzer engagierte sich zunächst im Ortsbeirat Mettenhof, dessen Vorsitzende sie auch zeitweise war.[2] Leider reichen die Inhalte des Infosystems Kommunalpolitik der Stadt nicht so weit zurück, dass dieses Engagement vermerkt wäre; die genauen Zeiten sind daher noch nicht ermittelt.
Die gebürtige Dänin konnte als erste Ausländerin ein kommunales Mandat in die Schleswig-Holstein erringen. Bereits 1989 hatte sie sich darum beworben, nachdem 1988 die Regierung Engholm ein Wahlrecht für EU-Bürger*innen "auf Gegenseitigkeit" eingeführt hatte. Dies war aber vom Bundesverfassungsgericht gestoppt worden, da ein Bundesland allein dazu nicht berechtigt sei.[1] Erst nach einer nationalen Änderung des Wahlrechts, die 1996 in Kraft trat, konnte sie gewählt werden.[2]
Sie war schon vor der 1998 vom Kreisvorsitzenden Rolf Fischer gefragt worden, ob sie sich - ohne Ratserfahrung - vorstellen könne, als Nachfolgerin von Silke Reyer Stadtpräsidentin zu werden.[1] Mettenhof war ein sicherer Wahlkreis; sie wurde gewählt und war bis 2013 Mitglied der Kieler Ratsversammlung. Zur Kommunalwahl 2013 trat sie nicht wieder an.
Zweimal wählte die Ratsversammlung sie zur Stadtpräsidentin (1. Amtszeit: 23. April 1998-10. April 2003, 2. Amtszeit: 12. Juni 2008-13. Juni 2013). Nach der Kommunalwahl 2003 übernahm sie in schwierigen Zeiten den Fraktionsvorsitz: Die vorangegangene Wahl hatte die SPD nach wachsenden Spannungen zwischen Oberbürgermeister Norbert Gansel und dem Kreisverband Kiel, bei denen die Fraktion zerrissen zwischen beiden stand, hoch verloren, ebenso die OB-Wahl.
"Sie sah es als Aufgabe an, die Fraktion zu befrieden und wieder wählbar zu machen. Das gelang: Nach dem Wahlsieg der SPD 2008 begann Kietzers zweite Amtsperiode als Stadtpräsidentin, in der sie die städtische 'Außenpolitik' mit der Pflege alter und neuer Städtepartnerschaften zu einem Herzensanliegen machte."[2]
Die neuen Städtepartnerschaften, die sie abschloss, waren mit türkischen und tansanischen Kommunen. Der andere große Bereich, der ihr am Herzen lag, war ein vielfältiges kulturelles Angebot in Kiel.[1]
Im Rahmen ihres Ratsmandats war sie u.a. Vorsitzende des Städtetags SH, gehörte auch dem Hauptausschuss des Deutschen Städtetages an sowie dem Aufsichtsrat von Kieler Woche-Marketing, dem Verwaltungsrat des Theaters Kiel, dem Verwaltungsrat der Förde Sparkasse, dem Kunstbeirat und dem Arbeitskreis Städtesolidarität.
Ehrungen
Am 14. Juni 2013 wurde sie mit einem großen Empfang der Stadt im Ratssaal verabschiedet.
"Die Stadtpräsidentin der Herzen, Kiels Botschafterin, eine ganz besondere Frau mit Charme – beim Abschiedsempfang der Stadt übertrafen sich am Freitag alle Redner mit Komplimenten und persönlichen Dankesworten an die Dänin, die nicht mehr als Stadtpräsidentin kandidierte. [...] Etwa 200 Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen strömten bereits ab 14 Uhr ins Rathaus, um sich in langen Schlangen vor dem Ratssaal persönlich von Cathy Kietzer zu verabschieden."
Ihr Nachfolger Hans-Werner Tovar bescheinigte ihr, sie habe sich immer "mit größtem Engagement und einer unbändigen Lust am politischen Diskurs für das Wohl ihrer Stadt" eingesetzt; auch Ministerpräsident Torsten Albig, CAU-Präsident Prof. Gerhard Fouquet, Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke und IHK-Präsident Klaus-Hinrich Vater sprachen Dankesworte. Auf ihren Wunsch hin hielt Rolf Fischer die zentrale Rede. Sie alle
"charakterisierten die 70-Jährige unter viel Beifall als besondere Persönlichkeit mit Lebens- und Kontaktfreude, Energie, Stil, Gespür für Menschen und mit einem unüberhörbaren Markenzeichen, ihrem dänischen Akzent."[2]
Am 5. Dezember 2014 wurde sie mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet.[7]
Videos
Lass mal schnacken (2015)
- oder ohne Youtube unter Lass mal schnacken! Folge 37
Links
- Stadtpräsidentin Cathy Kietzer
- Infosystem Kommunalpolitik derLH Kiel: Cathy Kietzer
- Wikipedia: Cathy Kietzer
- Drexler, Martina: Emotionaler Abschied: Cathy Kietzer tritt ab, Kieler Nachrichten, 15.6.2013
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Offener Kanal Kiel: Lass mal schnacken: Cathy Kietzer, 28.2.2015
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Drexler, Martina: Emotionaler Abschied: Cathy Kietzer tritt ab, Kieler Nachrichten, 15.6.2013
- ↑ Landeshauptstadt Kiel: Infosystem Kommunalpolitik, abgerufen 14.12.2023
- ↑ Kulturszene: Verband mit neuem Vorstand, Kieler Nachrichten, 14.12.2023
- ↑ Hochschule Flensburg: Neuer Hochschulrat und neue Vorsitzende gewählt, Presseinformation, 26.11.2020
- ↑ Hochschule Flensburg: „Wir sind jetzt Hochschule Flensburg!“, Presseinformation, 11.5.2016
- ↑ Drexler, Martina: Willy-Brandt-Medaille für Cathy Kietzer, Kieler Nachrichten, 5.12.2014
Fraktionsvorsitzende: Andreas Gayk (1945-1950) | Karl Langbehn (1950-1956) | Gustav Schatz (1956-1966) | Heinz Lüdemann (1966-1970) | Karl Heinz Luckhardt (1970-1971) | Fritz Quade (1971) | Siegfried Zimmermann (1971-1975) | Egon Müller (1975) | Claus Möller (1975-1981) | Holger Ipsen (1981-1988) | Waltraut Siebke (1988-1994) | Hans-Werner Tovar (1994-1996) | Eckehard Raupach (1996-1998) | Jürgen Fenske (1998-2000) | Cai-Uwe Lindner (2000) | Eckehard Raupach (2001-2003) | Cathy Kietzer (2003-2008) | Ralph Müller-Beck (2008-2009) | Gesa Langfeldt (2009-2013) | Hans-Friedrich Traulsen (2013-2018) | Gesa Langfeldt (2018-2023) | Christina Schubert (2023-)