Ralf Stegner
Ralf Stegner |
Dr. Ralf Stegner, * 2. Oktober 1959 in Bad Dürkheim; Politikwissenschaftler. Seit 1982 ist er Mitglied der SPD.
Leben & Beruf
Ralf Stegner wurde 1959 in eine eher konservative Familie geboren. Seine Eltern betrieben die Wirtschaft "Goldener Pflug" in Maxdorf. Er hat zwei ältere und zwei jüngere Geschwister.[1] Die Auseinandersetzung mit dem Großvater habe ihn dabei politisch geprägt:
"Meine Familie war nicht politisch und schon gar nicht sozialdemokratisch. Meine Großeltern waren eher das Gegenteil davon. Mein Großvater und ich haben manche Auseinandersetzung über Geschichte und Politik gehabt, gerade hierdurch wurde aber mein Interesse und meine Begeisterung verstärkt. Deshalb habe ich später auch Politik studiert. Auch wenn wir in der Sache uneins waren, haben die lebhaften Diskussionen mein politisches Denken geschult."[2]
Nach der Grundschule wechselte Ralf Stegner 1969 auf das Goethe-Gymnasium nach Mannheim - auf die andere Rheinseite nach Baden-Württemberg. In Rheinland-Pfalz gab es damals noch keine Lehrmittelfreiheit.
Er ist verheiratet mit Sibylle Stegner, das Ehepaar hat drei Söhne. Die Familie lebt in Bordesholm.
- 1978 Abitur
- 1980-87 Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Deutsch an der Universität Freiburg, ab 1983 mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung
- 1984/85 Auslandssemester an der University of Oregon in Eugene/Oregon (USA)
- 1987-89 McCloy-Scholar der Stiftung Volkswagenwerk und der Studienstiftung des deutschen Volkes an der Harvard-Universität in Cambridge, MA. (USA)
- 1989 Master of Public Administration der Kennedy School of Government der Harvard Universität
- 1990-94 Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Ministerium für Arbeit und Soziales, Jugend, Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein unter Minister Günther Jansen
- 1992 Promotion an der Universität Hamburg. Das Thema der Dissertation lautete Theatralische Politik made in USA: das Präsidentenamt im Spannungsfeld von moderner Fernsehdemokratie und kommerzialisierter PR-Show[3]
- 1994-96 Leiter des Stabsbereichs bei der Ministerin Heide Moser
- 1996 Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Jugend und Gesundheit
- 1998-2003 Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein
Partei & Politik
"Links-Sein bedeutet, für Emanzipation, Freiheit, Gerechtigkeit – gegen Gewalt, Krieg, Hunger, Armut und Unterdrückung zu streiten."[4]
- Verschiedene kommunalpolitische Funktionen in den Kreisen Pinneberg und Rendsburg-Eckernförde
- 1993 wollte der langjährige Bundestagsabgeordnete Norbert Gansel in Kiel wieder für den Bundestag nominiert werden. In seiner Rede zog er über diejenigen her, die nur von der Politik lebten - Pressesprecher, Referenten usw. Ralf Stegner meldete sich als Delegierter des Ortsvereins Hassee zu Wort und fragte, ob Norbert Gansel nicht selbst damals ohne abgeschlossenes Studium in die Politik gegangen sei und seither davon lebe.[5] Susanne Gaschke schrieb später in der ZEIT: "Auf dem Höhepunkt der "Schubladenaffäre" 1993 trat er im Wahlkreis spontan gegen den populären Kieler Bundestagsabgeordneten Norbert Gansel an, der das parteiinterne Lager der Aufklärer anführte. Ein ganzer Saal voller Gansel-Anhänger hasste ihn dafür."[6]
- 1998–2002: stellvertretender Kreisvorsitzender Rendsburg-Eckernförde
- Von April 2005 bis März 2019 Mitglied im Vorstand, von 2007 bis 2019 Landesvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein
- Von Oktober 2007 bis 2010 und wieder von 2013 bis 2019 Mitglied im Parteivorstand der SPD, verantwortlich für den Bereich Innenpolitik. So nahm er am 7. September 2008 an der Parteivorstandklausur am Schwielowsee teil, auf der Frank-Walter Steinmeier zum Kanzlerkandidaten gekürt wurde und Kurt Beck als SPD-Vorsitzender spontan zurücktrat.[7] Andrea Ypsilanti und Ralf Stegner waren die einzigen, die seinen Nachfolger Franz Müntefering nicht wählten - Stegner enthielt sich. SPIEGEL Online zitierte ihn mit den Worten, er habe sich immer mit Kurt Beck gut verstanden.[8]
- Februar 2011 Bewerbung um die Spitzenkadidatur für die Landtagswahl 2012 im Mitgliederentscheid, den er gegen Torsten Albig mit 32 % gegen 5 7% verlor. (Brigitte Fronzek und Mathias Stein waren weitere Bewerber)
- Seit dem 26. Januar 2014 stellvertretender Bundesvorsitzender, gewählt mit 78 % der Stimmen. Extra für ihn wurde die Position eines 6. stellvertretenden Vorsitzenden geschaffen. Ralf Stegner hatte sich vor der Bundestagswahl 2013 und während der Koalitionsverhandlungen einen Ruf als geborener Nachfolger von Andrea Nahles als Generalsekretär der SPD erarbeitet. Mit Verweis auf die Quotierung der Spitzenposten hatte Sigmar Gabriel dann stattdessen Yasmin Fahimi als Generalsekretärin vorgeschlagen. Auf dem Bundesparteitag am 6. Dezember 2019 trat Ralf Stegner nicht wieder für den stellvertretenden Parteivorsitz an. Am 7. Dezember wurde er im ersten Wahlgang nicht als Beisitzer gewählt und zog für den zweiten Wahlgang zurück.
- Seit dem 15. November 2014 einer der Sprecher der neu gegründeten "Magdeburger Plattform" des linken Flügels der SPD[9]
- Auf dem Landesparteitag vom 30./31. März 2019 trat er nicht wieder für den Landesvorsitz an. Zu seiner Nachfolgerin wurde Serpil Midyatli gewählt.
- Am 16. August 2019 kündigte Ralf Stegner an, sich gemeinsam mit Gesine Schwan um den Parteivorsitz zu bewerben.[10] Zum 17. August wurden alle Bewerberinnen und Bewerber eingeladen, ihre Bewerbung beim Landesvorstand vorzustellen.[11] Die erforderliche Unterstützung erhielt das Duo u.a. von den Kreisverbänden Pinneberg und Rendsburg-Eckernförde.[12]
- Im ersten Wahlgang des Mitgliederentscheids, dessen Ergebnis am 26. Oktober feststand, erhielten Ralf Stegner und Gesine Schwan nicht genügend Stimmen, um an der Stichwahl teilzunehmen; sie erreichten den 7. Platz.
- Am 5. Dezember 2020 wurde Ralf Stegner von der Wahlkreiskonferenz als Kandidat für die Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis Pinneberg in Nachfolge von Ernst Dieter Rossmann nominiert. Er setzte sich mit 64 Stimmen gegen Mats Hansen aus Elmshorn (28 Stimmen) durch.[13]
- Bei der Bundestagswahl 2021 gewann Ralf Stegner den Wahlkreis 7 (Pinneberg) mit 31,2 % der Erst- und 29,3 % der Zweitstimmen direkt. Am 25. Oktober 2021 schied er aus dem Landtag aus. Seit dem 26. Oktober 2021 ist er Bundestagsabgeordneter für Pinneberg.
- Er bleibt jedoch Mitglied in seinem Ortsverein Bordesholm.[14]
Öffentliche Ämter
- 2003-05 Finanzminister des Landes Schleswig-Holstein
- 2005-08 Innenminister des Landes Schleswig-Holstein
- seit Januar 2008-Juli 2021 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion
Links
- Landtagsinformationssystem: Ralf Stegner
- Wikipedia: Ralf Stegner
- Homepage: ralf-stegner.de
Einzelnachweise
- ↑ Schulte, Ulrich "Der Antreiber", in: taz, 25.4.14
- ↑ ralf-stegner.de "Mein Weg, abgerufen: 13.8.2014, 21:22 Uhr"
- ↑ Stegner, Ralf: Theatralische Politik made in USA: das Präsidentenamt im Spannungsfeld von moderner Fernsehdemokratie und kommerzialisierter PR-Show, Münster u.a. 1992, zugl. Universität Hamburg, Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften, Dissertation 1992, 457 Seiten, ISBN 3-89473-375-6
- ↑ Stegner, Ralf: Gewalt ist nicht links, Gastbeitrag bei der Frankfurter Rundschau, 17.7.2017 - am 7.12.2020 nicht mehr abrufbar
- ↑ Eigene Mitteilung von Ralf Stegner, 22.2.2019
- ↑ Gaschke, Susanne: Ein Gerücht und seine zerstörerische Wirkung, DIE ZEIT, 23.3.2005
- ↑ Lohre, Matthias/Reinecke, Stefan: Becks Scheitern am Schwielowsee - Ins letzte Gefecht., taz.de, 7.9.2008
- ↑ Teevs, Christian: Müntefering und Stegner beschwören Einigkeit der Genossen., SPIEGEL Online, 31.7.2009
- ↑ Knaup, Horand: Linke in der SPD: Ende der Kuschelzeit, DER SPIEGEL, 15.11.2014
- ↑ Stegner, Ralf: Wir bewerben uns: Leidenschaftlich – echt sozialdemokratisch, 16.8.2019
- ↑ SPD Schleswig-Holstein: Wir freuen uns auf spannende Debatten, 17.8.2019
- ↑ Post, Tilmann: Kreis-SPD nominiert Stegner und Schwan, Kieler Nachrichten, 22.8.2019
- ↑ Stegners Wechsel in den Bundestag so gut wie sicher, Kieler Nachrichten, 7.12.2020
- ↑ Jahresrückblick 2021 - Teil III, Flintbeker & Molfseer Rundschau, 12.1.2022
Landesvorsitzende: Heinrich Lienau (1891 - 1904) | E. Saalfeld (1905) | Friedrich Bartels (1906 - 1913) | Heinrich Kürbis (1913 - 1919) | Carl F. Alps (1919) | Rudolf Hackelberg (1919 - 1921) | Willy Verdieck (1921 - 1933) | Theodor Werner (1945 - 1946) | Wilhelm Kuklinski (1945 - 1947) | Heinrich Fischer (1947 - 1948) | Andreas Gayk (1948 - 1954) | Walter Damm (1955 - 1965) | Jochen Steffen (1965 - 1975) | Günther Jansen (1975 - 1987) | Gerd Walter (1987 - 1991) | Willi Piecyk (1991 - 1999) | Franz Thönnes (1999 - 2003) | Claus Möller (2003 - 2007) | Ralf Stegner (2007 - 2019) | Serpil Midyatli (Seit 2019)
Fraktionsvorsitzende: Wilhelm Kuklinski (1946 - 1946) | Andreas Gayk (1946 - 1950) | Bruno Diekmann (1950 - 1953) | Wilhelm Käber (1953 - 1966) | Jochen Steffen (1966 - 1973) | Klaus Matthiesen (1973 - 1983) | Björn Engholm (1983 - 1988) | Gert Börnsen (1988 - 1996) | Ute Erdsiek-Rave (1996 - 1998) | Lothar Hay (1998 - 2008) | Ralf Stegner (2008-2021) | Serpil Midyatli (2021-2022) | Thomas Losse-Müller (2022-2023);| Serpil Midyatli (2023-heute)