Ortsverein Kiel-Hassee

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Der Ortsverein Kiel-Hassee ist eine Gliederung im Kreisverband Kiel. Der genaue Zeitpunkt seiner Gründung ist bisher nicht ermittelt. Er besteht mindestens seit 1895, als er im Sommer 47 Mitglieder hatte[1], wahrscheinlich aber schon rund vier Jahre länger.

Mit den Ortsvereinen Südwest und Russee-Hammer hat er sich für ortsvereinsübergreifende Themen zur "Südwest-Runde" zusammengeschlossen.

Vorgeschichte und Gründung

Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Menschen aus dem späteren Vereinsgebiet für die sozialdemokratische Sache. So ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai 1888 aus Winterbeck (sic!) 10 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt wurden.[2] Bereits fünf Jahre zuvor, zur Reichstagswahl 1883, verteilte der bei der Polizei als Sozialdemokrat bekannte Maurer Boldt Flugblätter in Winterbek.[3]

1892 wurde Winterbek auf dem Provinzialparteitag von Hans Ehlers vertreten.[4]

Am 15. März 1893 fand eine Volksversammlung im Lokal von Lindstedt statt. Dort referierte Carl Legien in einem einstündigen Vortrag zur Militärvorlage im Reichstag, anschließend fünfundvierzig Minuten zur Landgemeindeordnung. Es sollen 400 Personen teilgenommen haben. Die Sitzungsleitung übernahmen ein Kieler und zwei Winterbeker Genossen[5], also bestand wahrscheinlich schon ein Ortsverein.[6] Der damalige Vorsitzende (der Begriff könnte auch bloß den Versammlungsleiter bezeichnet haben) hieß Adler (nicht zu verwechseln mit Eduard Adler); er berichtete auch von der Konferenz der Vertrauensleute des Wahlkreises.

Wilhelm Brecour datiert die Gründung des „Arbeitervereins Winterbek-Hassee“, der wohl als unmittelbarer Vorgänger aufzufassen ist, „in den folgenden Jahren“ nach 1890.[7]

1894 wurde im Ort eine „Lassallefeier“ ausgerichtet.[8] Im nächsten Jahr gab es 47 örtliche Genossen.[9]

1897 war Genosse Arlt Vorsitzender oder Kassierer und Vertrauensperson zur Wahlkreiskonferenz.[10] Er nahm im August aber offenbar nicht teil.[11]

1898 hatte der Verein 55 Mitglieder, außerdem gab es etwa doppelt so viele Abonnenten der Volkszeitung. [12]

1902 beteiligten sich Sozialdemokraten an den örtlichen Gemeinderatswahlen.[13] Der Verein hatte 78 Mitglieder.[14]

Für den Januar 1904 ist die Zahlung von insgesamt 30 Mark an Parteibeiträgen im „Sozialdemokratischen Verein Winterbeck-Hasse“ (sic!) belegt.[15] Da der Provinzialparteitag von 1904 einen Mindestbeitrag von 30 Pfennig beschloss, dürfte der Verein zu diesem Zeitpunkt schon rund 100 Mitglieder gehabt haben.

Schon 1905 schloss sich der Ortsverein Winterbek-Hassee (im bis 1910 selbstständigen Dorf Hassee) dem Sozialdemokratischen Zentralverein für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis an; er entstand demnach wohl zwischen 1894, vier Jahre nach dem Ende des Sozialistengesetzes, und 1904. Damit war er vermutlich die erste SPD-Gliederung im Amt Kronshagen.

1906 hatte er 345 Mitglieder.[16]

Ab 1911: Distrikt Winterbek-Hassee

Ab 1911 war er einer der 7 Distrikte des neu gebildeten Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 983 Mitglieder.[14]

1915 wurde Fritz Buttmann, der seit 1911 auch Stadtverordneter war, als Distriktvorsitzender wiedergewählt.[17] Er übernahm das Amt also nicht neu. Weitere Vorstandsmitglieder waren 1914-15 die Genossin Ehlers sowie die Genossen Mumm und Otto Eggerstedt[17], im Folgejahr wieder Genossin Ehlers, dazu neu die Genossen Frahm und Ehlers für die beiden an der Front leidenden Genossen.

Im Bericht von den Verhandlungen des Bezirkstages der Sozialdemokratischen Partei für Schleswig-Holstein und Provinz Lübeck am 13./14. Juli 1919 in Kiel heißt es, dort sei über die künftige Gestaltung der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung diskutiert worden. Der Ortsverein Hassee habe eine wöchentliche vierseitige Frauenbeilage gefordert, "um die Frauen mehr im sozialistischen Sinne zu bilden".[18]

Nach 1945

Da der Ortsverein nach der Wiedergründung 1945 "Hassee-Hammer" hieß, läßt sich vermuten, dass er den Ortsteil Hammer einschloss; belegt ist dies noch nicht. Jedenfalls war das der Name, bis sich der Ortsverein aufgrund der starken Zunahme an Mitgliedern im März 1972 dreiteilte. Es bildeten sich die Ortsvereine Hassee-Nord, Hassee-Süd und Hammer.[19] Am 1. Januar 2007[20] vereinigten sich Hassee-Nord und -Süd aufgrund der wieder geschrumpften Mitgliederzahl wieder zum Ortsverein Hassee. Hammer schloss sich 2007 dem Ortsverein Russee an.

Fahne des Reichsbanners Kiel-Hassee

Im Juni 2019 organisierte der Ortsverein zusammen mit der Kieler ASF eine kleine Feier zum 85. Geburtstag des langjährigen Vorstandsmitglieds Ingrid Voß.[21]

Traditionsfahne

Eine Traditionsfahne des Ortsvereins existiert nicht mehr; jedoch überreichte Kreisvorsitzender Jürgen Weber dem Ortsverein auf der Mitgliederversammlung im November 2014 die traditionsreiche Fahne des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Hassee. Die Fahne war durch die Nazizeit gerettet worden, zeitweilig verschollen, aber vor einigen Jahren wieder aufgefunden worden.

Ortsbeirat Hassee-Vieburg

Seit September 2023 vertreten Christian Jopen und Oliver Vongehr für die SPD alle Bürgerinnen und Bürger im Ortsbeirat. Christian Jopen gehört dem Gremium schon seit 2018 an.

Sein Vorgänger war bis Mitte 2018, als er zur Stadtverwaltung wechselte, Philip Schüller.

Links

Einzelnachweise

  1. Hamburger Echo 22.08.1895, S. 3
  2. Berliner Volksblatt, 15.7.1888, S. 5
  3. Klatt, Inge: Sozialdemokratie und Obrigkeit vor dem ersten Weltkrieg in Schleswig-Holstein. Aktion und Reaktion. In: Demokratische Geschichte, Band 3(1988), S. 105
  4. Parteitag der Sozialdemokraten der Provinz Schleswig-Holstein, des Herzogthums Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und der Freien und Hansestadt Hamburg, Hamburger Echo, 14.12.1892
  5. Hamburger Echo, 18.3.1893
  6. Wilhelm Brecour hatte rund 35 Jahre später möglicherweise Schwierigkeiten, die Reihenfolge der Gründungen im Kieler Umland korrekt zu rekonstruieren. Denkbar ist aber auch, dass die Genossen nach Wohnort, nicht nach Ortsverein so bezeichnet wurden.
  7. Brecour, Wilhelm: Die Sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel o. J. [1932]), S. ?
  8. Hamburger Echo, 5.9.1894
  9. Hamburger Echo, 22.8.1895
  10. Hamburger Echo, 30.1.1897
  11. Bericht über die Wahlkreiskonferenz Hamburger Echo 17.08.1897, S. 3
  12. Vorwärts, 26.4.1898, S. 3
  13. Vorwärts, 3.9.1902, S.3
  14. 14,0 14,1 Paetau, Rainer: Konfrontation oder Kooperation. Arbeiterbewegung und bürgerliche Gesellschaft im ländlichen Schleswig-Holstein und in der Industriestadt Kiel zwischen 1900 und 1925 (Neumünster 1988), S. 501
  15. Vorwärts, 11.2.1904, S.1
  16. Hamburger Echo, 21.8.1906
  17. 17,0 17,1 Fischer, Rolf: "Mit uns die neue Zeit!" Kiels Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Revolution (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie, Band 2: 1900 - 1920) (Kiel 2013), S. 99
  18. Bigga, Regine / Danker, Uwe: Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte. In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 431 f.
  19. Drei neue SPD-Ortsvereine, Kieler Nachrichten, 8.3.1972
  20. Protokoll Kreisvorstand vom 7.11.2006, Akten KV
  21. SPD Kiel: Auf Ingrid Voß ist immer Verlass – Glückwünsche zum 85. Geburtstag, 10.6.2019