Ortsverein Dänischenhagen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Ortsverein Dänischenhagen''' wurde offiziell am [[24. Januar]] [[1892]] gegründet. Er gehört heute dem [[Kreisverband Rendsburg-Eckernförde]] an.
Der '''Ortsverein Dänischenhagen''' ist eine Gliederung im [[Kreisverband Rendsburg-Eckernförde]]. Als Gründungsdatum gilt der [[24. Januar]] [[1892]].
 
== Das Sozialistengesetz ==
Am [[21. Oktober]] [[1872]] erließ die Regierung Bismarck das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" ("Sozialistengesetz"). Damit war die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei", aus der die SPD entstanden ist, verboten. Ihre Funktionäre wurden, so man sie fassen konnte, ins Gefängnis geworfen. Die Parteigenossen und ihre Anhänger mußten, wenn sie für die Idee weiter arbeiten wollten, in den Untergrund gehen. Sie erduldeten Ausgrenzung, Unterdrückung und Gefängnis. Sie wurden als Spinner geächtet, erhielten keine Anstellung mehr, Nachbarn, Freunde und Verwandte durften und wollten nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Sie ertrugen das alles und mehr, damit es allen Menschen besser gehen sollte, auch denen, die ihnen das antaten. Ein Politikverständnis, das wir in unserem Wohlstand kaum noch nachvollziehen können.


== Eine Idee setzt sich durch ==
Auch in Dänischenhagen und Umgebung gewann über die Jahre die sozialdemokratische Idee an Einfluss. So berichtete der zuständige Amtsmann Pomnitz aus Postkamp in einem seiner vierteljährlichen Pflichtberichte an den königlichen Landrat in Eckernförde:
Auch in Dänischenhagen und Umgebung gewann über die Jahre die sozialdemokratische Idee an Einfluss. So berichtete der zuständige Amtsmann Pomnitz aus Postkamp in einem seiner vierteljährlichen Pflichtberichte an den königlichen Landrat in Eckernförde:
:"Ein Agitator (Aufklärer) namens Böheim aus Sachsen und Agenten aus Kiel und Altona haben mit ihren verderblichen Lehren der Sozialdemokratie erreicht, daß viele ländliche Bewohner bei der letzten Reichstagswahl ihre Stimme dem Sozialdemokraten Kluehs aus Elmshorn gegeben haben."
:"Ein Agitator (Aufklärer) namens Böheim aus Sachsen und Agenten aus Kiel und Altona haben mit ihren verderblichen Lehren der Sozialdemokratie erreicht, daß viele ländliche Bewohner bei der letzten Reichstagswahl ihre Stimme dem Sozialdemokraten [[Genosse Kluehs|Kluehs]] aus Elmshorn gegeben haben."<ref>?</ref>


Als einer der örtlichen Anführer wurde der Pantoffelmacher Weizensee in Scharnhagen denunziert, der schon bald darauf seinen Heimatort verlassen mußte. Trotz intensiver Schnüffelei gelang es dem Ortsgendarmen aber nicht, weitere Sozialdemokraten anzuzeigen. Lediglich durch Verhör der Postboten konnte festgestellt werden, daß einige Arbeiter, die auf dem Gut Knoop wohnten, Abonnenten der Zeitung ''[[Der Sozialdemokrat]]'' waren. Von Hausdurchsuchungen bei "verdächtigen" Personen habe man bisher Abstand genommen.
Als einer der örtlichen Anführer wurde der Pantoffelmacher [[Genosse Weizensee|Weizensee]] in Scharnhagen denunziert, der schon bald darauf seinen Heimatort verlassen mußte. Trotz intensiver Schnüffelei gelang es dem Ortsgendarmen aber nicht, weitere Sozialdemokraten anzuzeigen. Lediglich durch Verhör der Postboten konnte festgestellt werden, daß einige Arbeiter, die auf dem Gut Knoop wohnten, Abonnenten der Zeitung ''[[Der Sozialdemokrat]]'' waren. Von Hausdurchsuchungen bei "verdächtigen" Personen habe man bisher Abstand genommen.


== Eine Idee setzt sich durch ==
Nach Aufhebung des [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetzes]] mietete der "Gleichmacher" [[Genosse Kappel|Kappel]] aus Kiel trotz massiver Einschüchterung und Unterdrückung für den [[24. Januar]] [[1892]] den Saal der Witwe Soll (heute Gasthof "Zur Linde") für eine öffentliche Versammlung der SPD an. Aus Hamburg kam der [[Genosse Lafrenz]], um über das "Gesetz zur Kranken-, Invaliditäts- und Altersversicherung" zu sprechen. Außer Arbeitern aus Dänischenhagen und den umliegenden Orten besuchten auch Schlosser und Torpedoarbeiter aus [[Ortsverein Pries-Friedrichsort|Friedrichsort]] diesen Vortrag.
Das Sozialistengesetz wurde aufgehoben. Trotz massiver Einschüchterung und Unterdrückung mietete der "Gleichmacher" Kappel aus Kiel für den [[24. Januar]] [[1892]] den Saal der Witwe Soll (heute Gasthof "Zur Linde") für eine öffentliche Versammlung der SPD an. Aus Hamburg kam der Genosse Lafrenz, um über das "Gesetz zur Kranken-, Invaliditäts- und Altersversicherung" zu sprechen. Außer Arbeitern aus Dänischenhagen und den umliegenden Orten besuchten auch Schlosser und Torpedoarbeiter aus Friedrichsort diesen Vortrag.


Nach dem Referat von Lafrenz sollten Delegierte für den kommenden [[Provinzialparteitag 1892, Neumünster|Parteitag in Neumünster]] gewählt werden. Dies war ein nicht ungefährliches Unterfangen, da auch der Gutsbesitzer und Amtsvorsteher auf Uhlenhorst, Juan Clausen, in der Versammlung anwesend war. Umgehende Arbeitslosigkeit wäre das Mindeste gewesen, mit dem die Verwegenen, die sich hätten wählen lassen, bestraft worden wären. So kam man überein, dass Dänischenhagen auf dem Parteitag in Neumünster durch die Delegierten aus Friedrichsort vertreten werden sollte.
Nach dem Referat von Lafrenz sollten Delegierte für den kommenden [[Provinzialparteitag 1892, Neumünster|Parteitag in Neumünster]] gewählt werden. Dies war ein nicht ungefährliches Unterfangen, da auch der Gutsbesitzer und Amtsvorsteher auf Uhlenhorst, Juan Clausen, in der Versammlung anwesend war. Umgehende Arbeitslosigkeit wäre das Mindeste gewesen, mit dem die Verwegenen, die sich hätten wählen lassen, bestraft worden wären. So kam man überein, dass Dänischenhagen auf dem Parteitag in Neumünster durch die Delegierten aus Friedrichsort vertreten werden sollte.


== Die rote Fahne ==
Seitdem war die SPD in Dänischenhagen vertreten - nicht offiziell, aber in den Köpfen und Herzen der Menschen.
Seitdem war die SPD in Dänischenhagen vertreten - nicht offiziell, aber in den Köpfen und Herzen der Menschen.


=== Die rote Fahne ===
Ein Beispiel dafür bietet der Malermeister [[Carl Albrecht]] aus Dänischenhagen. Der schon erwähnte Amtsvorsteher Clausen berichtete an den königlichen Landrat die "empörende Tatsache", dass der Malermeister am [[1. Mai]] [[1892]] an seinem Haus eine rote Fahne gezeigt habe. Carl Albrecht wurde daraufhin wegen "Verübung gröbsten Unfugs" mit 15 Mark Ordnungsstrafe belegt.
Ein Beispiel dafür bietet der Malermeister [[Carl Albrecht]] aus Dänischenhagen. Der schon erwähnte Amtsvorsteher Clausen berichtete an den königlichen Landrat die "empörende Tatsache", dass der Malermeister am [[1. Mai]] [[1892]] an seinem Haus eine rote Fahne gezeigt habe. Carl Albrecht wurde daraufhin wegen "Verübung gröbsten Unfugs" mit 15 Mark Ordnungsstrafe belegt.


Da 15 Mark damals kein Pappenstiel waren, legte Albrecht Widerspruch ein. Der Ausgang der Verhandlung ist nicht bekannt. Wir können aber heute nur mit Mühe nachvollziehen, welche Überzeugung und Standfestigkeit und welchen Mut Albrecht für dieses Vorgehen aufgebracht haben muss.
Da 15 Mark damals kein Pappenstiel waren, legte er Widerspruch ein. Der Ausgang der Verhandlung ist nicht bekannt. Wir können aber heute nur mit Mühe nachvollziehen, welche Überzeugung und Standfestigkeit und welchen Mut Carl Albrecht für dieses Vorgehen aufgebracht haben muss.
 
== Gegenwart ==
Nach der [[Kommunalwahl 1998]] konnte zum ersten Mal in 40 Jahren ein SPD-Bürgermeister gewählt werden. Bis [[2003]] führte [[Horst Mattig]] die Amtsgeschäfte.<ref>Kerstin v. Schmidt-Phiseldeck: ''Das Ende einer Ära in Dänischenhagen'', ''Kieler Nachrichten'', 27.6.2017</ref> Danach wurde er stellvertretender Bürgermeister. Am [[6. Juli]] [[2017]] wurde er erneut zum Bürgermeister gewählt.


== Quelle ==  
== Literatur ==  
*Hans-Eberhard Bürger: ''[http://spd-net-sh.de/rdeck/index.php?mod=content&menu=560408&page_id=10305 Dänischenhagen]''. In: ''Kreis-Info Rendsburg-Eckernförde. Rückblick auf das 150jährige Parteijubiläum'' (Rendsburg, o. J.)
*Hans-Eberhard Bürger: ''[http://spd-net-sh.de/rdeck/index.php?mod=content&menu=560408&page_id=10305 Dänischenhagen]''. In: ''Kreis-Info Rendsburg-Eckernförde. Rückblick auf das 150jährige Parteijubiläum'' (Rendsburg, o. J.)
== Links ==
*[http://www.spd-daenischenhagen.de/ Homepage OV Dänischenhagen]
== Quellen ==
<references />




[[Kategorie:Ortsverein|Dänischenhagen]]
[[Kategorie:Ortsverein|Dänischenhagen]]
[[Kategorie:Kreisverband Rendsburg-Eckernförde|Dänischenhagen]]
[[Kategorie:Kreisverband Rendsburg-Eckernförde|Dänischenhagen]]

Version vom 11. Juli 2017, 02:27 Uhr

Der Ortsverein Dänischenhagen ist eine Gliederung im Kreisverband Rendsburg-Eckernförde. Als Gründungsdatum gilt der 24. Januar 1892.

Eine Idee setzt sich durch

Auch in Dänischenhagen und Umgebung gewann über die Jahre die sozialdemokratische Idee an Einfluss. So berichtete der zuständige Amtsmann Pomnitz aus Postkamp in einem seiner vierteljährlichen Pflichtberichte an den königlichen Landrat in Eckernförde:

"Ein Agitator (Aufklärer) namens Böheim aus Sachsen und Agenten aus Kiel und Altona haben mit ihren verderblichen Lehren der Sozialdemokratie erreicht, daß viele ländliche Bewohner bei der letzten Reichstagswahl ihre Stimme dem Sozialdemokraten Kluehs aus Elmshorn gegeben haben."[1]

Als einer der örtlichen Anführer wurde der Pantoffelmacher Weizensee in Scharnhagen denunziert, der schon bald darauf seinen Heimatort verlassen mußte. Trotz intensiver Schnüffelei gelang es dem Ortsgendarmen aber nicht, weitere Sozialdemokraten anzuzeigen. Lediglich durch Verhör der Postboten konnte festgestellt werden, daß einige Arbeiter, die auf dem Gut Knoop wohnten, Abonnenten der Zeitung Der Sozialdemokrat waren. Von Hausdurchsuchungen bei "verdächtigen" Personen habe man bisher Abstand genommen.

Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes mietete der "Gleichmacher" Kappel aus Kiel trotz massiver Einschüchterung und Unterdrückung für den 24. Januar 1892 den Saal der Witwe Soll (heute Gasthof "Zur Linde") für eine öffentliche Versammlung der SPD an. Aus Hamburg kam der Genosse Lafrenz, um über das "Gesetz zur Kranken-, Invaliditäts- und Altersversicherung" zu sprechen. Außer Arbeitern aus Dänischenhagen und den umliegenden Orten besuchten auch Schlosser und Torpedoarbeiter aus Friedrichsort diesen Vortrag.

Nach dem Referat von Lafrenz sollten Delegierte für den kommenden Parteitag in Neumünster gewählt werden. Dies war ein nicht ungefährliches Unterfangen, da auch der Gutsbesitzer und Amtsvorsteher auf Uhlenhorst, Juan Clausen, in der Versammlung anwesend war. Umgehende Arbeitslosigkeit wäre das Mindeste gewesen, mit dem die Verwegenen, die sich hätten wählen lassen, bestraft worden wären. So kam man überein, dass Dänischenhagen auf dem Parteitag in Neumünster durch die Delegierten aus Friedrichsort vertreten werden sollte.

Seitdem war die SPD in Dänischenhagen vertreten - nicht offiziell, aber in den Köpfen und Herzen der Menschen.

Die rote Fahne

Ein Beispiel dafür bietet der Malermeister Carl Albrecht aus Dänischenhagen. Der schon erwähnte Amtsvorsteher Clausen berichtete an den königlichen Landrat die "empörende Tatsache", dass der Malermeister am 1. Mai 1892 an seinem Haus eine rote Fahne gezeigt habe. Carl Albrecht wurde daraufhin wegen "Verübung gröbsten Unfugs" mit 15 Mark Ordnungsstrafe belegt.

Da 15 Mark damals kein Pappenstiel waren, legte er Widerspruch ein. Der Ausgang der Verhandlung ist nicht bekannt. Wir können aber heute nur mit Mühe nachvollziehen, welche Überzeugung und Standfestigkeit und welchen Mut Carl Albrecht für dieses Vorgehen aufgebracht haben muss.

Gegenwart

Nach der Kommunalwahl 1998 konnte zum ersten Mal in 40 Jahren ein SPD-Bürgermeister gewählt werden. Bis 2003 führte Horst Mattig die Amtsgeschäfte.[2] Danach wurde er stellvertretender Bürgermeister. Am 6. Juli 2017 wurde er erneut zum Bürgermeister gewählt.

Literatur

  • Hans-Eberhard Bürger: Dänischenhagen. In: Kreis-Info Rendsburg-Eckernförde. Rückblick auf das 150jährige Parteijubiläum (Rendsburg, o. J.)

Links

Quellen

  1. ?
  2. Kerstin v. Schmidt-Phiseldeck: Das Ende einer Ära in Dänischenhagen, Kieler Nachrichten, 27.6.2017