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Seinen Einfluss und seine Widerstandskraft verlor er offenbar nicht: "Ihm wird vorgeworfen, weiterhin die Bürger von der Treue zum Nationalsozialismus abzuhalten. Als bei einem Besuch Adolf Hitlers in Eckernförde der Jubel der Arbeiter nur verhalten ausfällt, soll Vosgerau verschwinden: Die Gestapo bietet ihm an, nach Kiel zu ziehen, was Vosgerau auch macht."<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010</ref> | Seinen Einfluss und seine Widerstandskraft verlor er offenbar nicht: "Ihm wird vorgeworfen, weiterhin die Bürger von der Treue zum Nationalsozialismus abzuhalten. Als bei einem Besuch Adolf Hitlers in Eckernförde der Jubel der Arbeiter nur verhalten ausfällt, soll Vosgerau verschwinden: Die Gestapo bietet ihm an, nach Kiel zu ziehen, was Vosgerau auch macht."<ref>Peters, Arne: ''[https://www.shz.de/2154861 Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie]'', ''shz'', 3.5.2010</ref> | ||
Nach dem Attentat auf Hitler [[1944]] wurde Richard Vosgerau wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] von den Nazis verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt. Von dort gelangte er mit einem Konvoi von ca. 7500 evakuierten KZ-Häftlingen auf die Schiffe [[Cap Arcona|CAP ARCONA]] und THIELBEK in der Neustädter Bucht. Er starb am [[3. Mai]] [[1945]], als die Schiffe Opfer eines irrtümlichen Fliegerangriffs der Briten wurden.<ref>Puvogel, Ulrike / Stankowski, Martin: ''[https://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/33973/gedenkstaetten-fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus-band-i Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band I]'' Bonn (1996)</ref> | Nach dem Attentat auf Hitler [[1944]] wurde Richard Vosgerau wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] von den Nazis verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt (Häftslingsnummer 43398<ref>[https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/3659840?s=Richard%20Vosgerau&t=1391&p=1 Arolsen Archive]</ref>). Von dort gelangte er mit einem Konvoi von ca. 7500 evakuierten KZ-Häftlingen auf die Schiffe [[Cap Arcona|CAP ARCONA]] und THIELBEK in der Neustädter Bucht. Er starb am [[3. Mai]] [[1945]], als die Schiffe Opfer eines irrtümlichen Fliegerangriffs der Briten wurden.<ref>Puvogel, Ulrike / Stankowski, Martin: ''[https://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/33973/gedenkstaetten-fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus-band-i Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band I]'' Bonn (1996)</ref> | ||
==Partei & Politik== | ==Partei & Politik== |
Version vom 21. Januar 2022, 13:34 Uhr
Richard Vosgerau |
Richard Georg Heinrich Vosgerau, * 28. Mai 1889 in Borby, † 3. Mai 1945 in der Neustädter Bucht; Bäcker, Gewerkschaftssekretär. Mitglied der SPD seit 1911.
Leben & Beruf
Richard Vosgerau kam in Borby (heute Teil von Eckernförde) zur Welt und wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Er besuchte die Volksschule, machte in Kiel eine Bäckerlehre und absolvierte seinen Dienst bei der kaiserlichen Armee in der Provinz Posen.
Nach seiner Entlassung arbeitete er ein Jahr lang in der Schmiede der Kaiserlichen Werft in Kiel. Politisiert durch den Gesamtstreik auf allen Werften des Kaiserreichs und dessen Folgen, trat er 1911 der Gewerkschaft (vermutlich dem Metallarbeiter-Verband) und der SPD bei. Nach der Rückkehr nach Eckernförde heiratete er 1912 Maria Soltau, die er während der Lehre in Kiel kennengelernt hatte.
1921 wurde Richard Vosgerau zum Gewerkschaftssekretär des ADGB Eckernförde gewählt. In dieser Rolle war er an vielen Streiks und Arbeitskämpfen beteiligt und erwarb sich Ansehen und Respekt als Arbeiterführer.[1] Er engagierte sich in der Arbeiterkulturbewegung und wurde Geschäftsführer der Kreisbaugenossenschaft.
NS-Diktatur
Nach der Machtübergabe nahmen die Nazis ihn von April bis September 1933 in "Schutzhaft" in Schleswig und im Zuchthaus Rendsburg. Er sollte angeblich Gewerkschaftsvermögen unterschlagen haben - ein Vorwand der Nazis, um das Vermögen selbst einzukassieren. Er verlor seinen Job und musste sich neu orientieren. Als Vertreter für Lebensversicherungen verdiente er von nun an seinen Lebensunterhalt.[2]
Seinen Einfluss und seine Widerstandskraft verlor er offenbar nicht: "Ihm wird vorgeworfen, weiterhin die Bürger von der Treue zum Nationalsozialismus abzuhalten. Als bei einem Besuch Adolf Hitlers in Eckernförde der Jubel der Arbeiter nur verhalten ausfällt, soll Vosgerau verschwinden: Die Gestapo bietet ihm an, nach Kiel zu ziehen, was Vosgerau auch macht."[3]
Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurde Richard Vosgerau wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der Aktion Gewitter von den Nazis verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt (Häftslingsnummer 43398[4]). Von dort gelangte er mit einem Konvoi von ca. 7500 evakuierten KZ-Häftlingen auf die Schiffe CAP ARCONA und THIELBEK in der Neustädter Bucht. Er starb am 3. Mai 1945, als die Schiffe Opfer eines irrtümlichen Fliegerangriffs der Briten wurden.[5]
Partei & Politik
Bereits Richard Vosgeraus Vater Friedrich Vosgerau prägte die SPD in Eckernförde: Nachdem das Sozialistengesetz nicht erneuert worden war, gehörte er am 11. Oktober 1891 zu den Begründern des "Arbeiter-Bildungsvereins für Eckernförde, Borby und Umgebung".
Im März 1914 wählte die Eckernförder SPD Richard Vosgerau zum Vorsitzenden. Ab 1929 war er Gemeindevorsteher der noch selbstständigen Gemeinde Borby. In diesem Amt sorgte er für eine Verbesserung der Infrastruktur, verschaffte Arbeitslosen Arbeit, sorgte für günstigen Wohnraum und sanierte den Haushalt der Gemeinde.[6]
Literatur
- Green, Ulrich: Richard Vosgerau 1933-1945. Von Borby über Neuengamme bis zum Tod in der Neustädter Bucht, in: Demokratische Geschichte 22(2011), S. 143-166
- Peters, Arne: Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie, shz, 3.5.2010
- Schunck, Karl-Werner: Richard Vosgerau - ein politischer Lebensbericht in: Hamer, Kurt / Schunck, Karl-Werner / Schwarz, Rolf (Hrsg.): Vergessen und verdrängt. Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus in den Kreisen Rendsburg und Eckernförde. Eine andere Heimatgeschichte (Eckernförde 1984)
Einzelnachweise
- ↑ Peters, Arne: Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie, shz, 3.5.2010
- ↑ Peters, Arne: Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie, shz, 3.5.2010
- ↑ Peters, Arne: Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie, shz, 3.5.2010
- ↑ Arolsen Archive
- ↑ Puvogel, Ulrike / Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band I Bonn (1996)
- ↑ Peters, Arne: Richard Vosgerau - ein Leben für die Sozialdemokratie, shz, 3.5.2010