Kurt Hamer

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Kurt Hamer
Kurt Hamer
Kurt Hamer
Geboren: 24. April 1926
Gestorben: 3. Januar 1991

Kurt Hamer, * 24. April 1926 in Neumünster, † 3. Januar 1991 in Nortorf; Lehrer. 1959 Eintritt in die SPD.

Leben & Beruf

Nach der Volksschule besuchte Kurt Hamer die Lehrerbildungsanstalt. Ab 1948 war er zunächst als Volksschullehrer, von 1957 bis zu seinem Eintritt in den Landtag 1967 dann als Realschullehrer, zuletzt als Konrektor (stellv. Schulleiter), tätig.

Seine Interessen erstreckten sich auch auf Geschichte. Er gehörte zu den Initiatoren des Beirates für Geschichte der Landes-SPD und war dessen erster Sprecher.[1] In dieser Funktion setzte er sich nicht zuletzt für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein ein.[2]

Er unterstützte auch in den 1980er Jahren die Bestrebungen, in Kiel ein Museum für Industrie- und Alltagskultur zu schaffen, und übernahm den Vorsitz des Fördervereins.[3]

Kurt Hamer war verheiratet; er und seine Frau hatten drei Kinder.

Partei & Politik

Kurt Hamer 1985 zur Weihnachtsfeier im OV Kronshagen, neben ihm Helga Flick und Karl Vonhoff.

Kurt Hamer hatte in den 32 Jahren, die er der SPD angehörte, abgesehen von den ersten beiden Jahren immer Führungsämter inne. Von 1961 bis 1971 und wieder von 1977 bis 1987 war er Vorsitzender des Ortsvereins Nortorf.

1962 wurde er Mitglied im Vorstand des Kreisverbandes Rendsburg, später Rendsburg-Eckernförde, und übernahm von 1970 bis 1976 dessen Vorsitz.

Von 1969 bis 1975 gehörte er auch dem Landesvorstand an und war von 1987 bis zu seinem Tod 1991 Landesschatzmeister.

Kommunalpolitik

Von der Kommunalwahl 1959 bis 1982 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung Nortorf an, von 1959 bis 1962 als Bürgervorsteher. 1964 rückte er auch in den Kreistag des Kreises Rendsburg, später Rendsburg-Eckernförde, nach und gehörte ihm bis 1974 an.

Landtag

Zur Landtagswahl 1967 kandidierte er mit 41 Jahren zum ersten Mal und zog - wie auch in den folgenden vier Wahlen - über die Landesliste in den Landtag ein. Von 1971 bis 1983 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, vom 26. Mai 1975 bis zu seinem Ausscheiden 1987 1. Vizepräsident des Landtages.

Er war aktiv in den Ausschüssen für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (später Agrarausschuss), für Verfassung und Geschäftsordnung, für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung, im Finanz- und im Landesplanungsausschuss, im Landeswahlausschuss, im Sonderausschuss "Anhörung der Jugend" (1968-1970), im Untersuchungsausschuss "Verfassungsschutz" (1976-1977), stellvertretend auch im Innen-, im Wirtschafts-, im Agrar- und Umweltschutzausschuss sowie im Ausschuss für Kultur, Jugend und Sport. Ab 1971 gehörte er dem Ältestenrat des Landtages an.

Sein Schwerpunkt war lange Zeit die Finanzpolitik, in der er über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung genoss. Er war für den Fall eines Wahlsieges als Finanzminister vorgesehen, entschied sich jedoch für seinen zweiten Schwerpunkt, die Minderheitenpolitik.[4]

Von 1971 bis 1979 war er Mitglied im "G-10-Gremium", vom 26. März 1975 bis zum Ende seines Landtagsmandats im Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag wurde er in die Enquete-Kommission "Verfassungs- und Parlamentsreform" berufen. Sie tagte vom 19. August 1988 bis 14. Februar 1989.

Minderheitenpolitik

In den Wahlprogrammen der Parteien kamen Minderheiten Anfang der 1970er Jahre nicht vor. 1979 entwickelte Kurt Hamer aufgrund seiner Erfahrungen in der Landespolitik mit der dänischen und der friesischen Minderheit auf deutscher Seite und der deutschen Minderheit auf dänischer Seite das Konzept der "geschützten Privilegierung": Minderheiten sollten vom Herbergsstaat stärker gefördert werden als die Mehrheit. Er berief sich dabei auf seine Auslegung der Bonn-Kopenhagener Erklärungen. Am 4. Februar 1975 riefen CDU- und SPD-Fraktion ein parlamentarisches Gremium - das Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig, kurz Nordschleswig-Gremium - ins Leben, dem er vom ersten Tag an angehörte. Es sollte mindestens zweimal jährlich tagen.

1988 wurde Kurt Hamer zum Grenzlandbeauftragen des Landes Schleswig-Holstein berufen, am 27. Februar 1989 dann in das Gremium für Fragen der friesischen Volksgruppe. Beide Funktionen übte er bis zu seinem Tod 1991 aus.

Ehrungen

Kurt Hamer war seit dem 20. Januar 1975 Träger des Verdienstkreuzes am Bande, seit dem 27. April 1981 des Verdienstkreuzes 1. Klasse und seit dem 28. Januar 1985 des Großen Verdienstkreuzes. Außerdem verlieh Dänemark ihm am 12. November 1984 das Ritterkreuz 1. Klasse des Danebrogordens.

Kurt-Hamer-Forum

Am 8. März 1996 gründete der KulturBeirat das Kurt-Hamer-Forum. Hauptredner auf der Gründungsveranstaltung waren Gert Börnsen und Peter Glotz.

"Dieses Forum will im Sinne von Kurt Hamer ein Ort offener Diskussion sein, der für mehr Toleranz in der Politik sorgt und der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen ihren Stellenwert sichert. Unsere unmittelbare Zielsetzung ist es deshalb, die Entwicklung von kulturellen Grundwerten, Perspektiven und Visionen für Politik und Gesellschaft mitzugestalten."[5]

Das Kurt-Hamer-Forum sollte zweimal jährlich zusammentreten.

Literatur & Links

  • Danker, Uwe / Nowottny, Eva (Hrsg.): Kurt Hamer - Landespolitiker und Grenzlandbeauftragter (Malente 2003) ISBN 3-933862-35-3
  • Korte, Detlef: Für Kurt Hamer. Nachruf, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte, Heft 21 (November) 1991, S. 102–103.
  • Steensen, Thomas (Hrsg.): Kurt Hamer und die Nordfriesen. Eine Dokumentation (Bredstedt 2006) ISBN 3-88007-332-5
  • Landtagsinformationssystem: Kurt Hamer
  • Wikipedia: Kurt Hamer
  • Nachlass im Archiv der Sozialen Demokratie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES)

Archive

  • Archiv der Sozialen Demokratie: Signaturkürzel 1/KHAI - Funktionen / Mitgliedschaften Kurt Hamers, Korrespondenz, Landtag Schleswig-Holstein, Personen-Dossiers / Lüder, Wahlkreisangelegenheiten / Schleswig-Holstein / Damp, Sozialdemokratische Partei Deutschlands, SPD-Ortsverein Nortorf / Kurt Hamer, Untersuchungsausschüsse Schmidt, Lodemann, Hamer, Matthiesen

Einzelnachweise

  1. Vgl. Homepage des Beirates für Geschichte, abgerufen 18.10.2020
  2. Jensen-Leier, Marlies: Holm - engHolm und zurück (Husum 2018), S. 381
  3. Jensen-Leier, Marlies: Holm - engHolm und zurück (Husum 2018), S. 381
  4. Jensen-Leier, Marlies: Holm - engHolm und zurück (Husum 2018), S. 381
  5. SPD Schleswig-Holstein: Bericht über die Arbeit der SPD Schleswig-Holstein von 1995 bis 1997, S. 38