Willi Neurath: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Willi Neurath''' * [[22. August]] [[1911]] in Erfurt, † [[13. April]] [[1961]] in Köln; Buchbinder. Mitglied der SPD nach [[1945]].<ref>Dieser Artikel basiert auf den [https://arolsen-archives.org/stories/cap-arcona/ Recherchen] des Arolsen Archives.</ref>
'''Willi Neurath''' * [[22. August]] [[1911]] in Erfurt, † [[13. April]] [[1961]] in Köln; Buchbinder. Mitglied der SPD nach [[1945]].<ref>Dieser Artikel basiert auf den [https://arolsen-archives.org/stories/cap-arcona/ Recherchen] des Arolsen Archives.</ref>

Version vom 29. Oktober 2024, 17:04 Uhr

Willi Neurath
Willi Neurath
Willi Neurath
Geboren: 22. August 1911
Gestorben: 13. April 1961

Willi Neurath * 22. August 1911 in Erfurt, † 13. April 1961 in Köln; Buchbinder. Mitglied der SPD nach 1945.[1]

Willi Neurath wuchs in Köln auf und engagierte sich schon in jungen Jahren in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Aufgrund innerparteilicher Differenzen wurde er jedoch aus der KPD ausgeschlossen und trat später einer Abspaltung der Partei bei. Dieses Engagement brachte ihn nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 in Konflikt mit dem Nazi-Regime.

Im November 1935 wurde Neurath im Alter von 24 Jahren von der Gestapo in Köln verhaftet und wegen „Hochverrats“ verurteilt. Er verbrachte die folgenden Jahre in verschiedenen Strafanstalten, darunter in Siegburg und Vechta, sowie im Konzentrationslager Esterwegen. Am 24. Dezember 1940 wurde er schließlich entlassen. Während seiner Zeit im Zuchthaus Vechta freundete er sich mit einem Kölner Mitgefangenen an, dessen Ehefrau er nach seiner Entlassung eine Nachricht überbrachte. Dabei lernte er die Stieftochter seines Freundes, Eva Pakullis, kennen. Sie verliebten sich und heirateten kurz darauf.

Am 23. April 1943 wurde Willi Neurath erneut verhaftet und begann eine jahrelange Odyssee durch verschiedene Haftstätten. Nach einer Zeit in Untersuchungshaft in Köln wurde er in die Konzentrationslager Buchenwald und später Sachsenhausen überführt. In Buchenwald gelang es seiner Ehefrau Eva, ihn ohne Voranmeldung zu besuchen, indem sie sich mit einem litauischen Wachposten in ihrer Muttersprache verständigte und so Zugang zu ihrem Mann erhielt. Sie konnte ihn für kurze Zeit sehen, was eine große moralische Unterstützung für beide darstellte.

Im Oktober 1944 wurde Neurath in das KZ Neuengamme verlegt. Im Mai 1945, kurz vor Kriegsende, wurde er zusammen mit anderen Häftlingen auf das Schiff CAP ARCONA gebracht, das in der Lübecker Bucht lag. Die britische Luftwaffe griff das Schiff an, wobei viele Häftlinge starben. Neurath, der nicht schwimmen konnte, blieb auf dem brennenden, gekenterten Schiff. Erst am Abend des Angriffs wurde er von den Briten gerettet und in Neustadt an Land gebracht.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich auch seine Frau Eva in Neustadt, wohin sie als Marinehelferin verlegt worden war, ohne zu wissen, dass ihr Mann auf der CAP ARCONA gefangen war. Am Tag nach dem Angriff trafen die beiden zufällig am Strand von Neustadt aufeinander und erkannten sich nach Jahren der Trennung wieder.

Nach Kriegsende blieben die Neuraths zunächst in Neustadt, wo ihre beiden Kinder geboren wurden. Willi Neurath fand Arbeit bei der Stadtverwaltung und engagierte sich in der SPD. Gemeinsam mit Kameraden wie Paul Stassek setzte er sich für die Bergung der Leichen der CAP ARCONA-Opfer ein und half bei der Einrichtung eines Gedenkfriedhofes. Zudem leitete er im schleswig-holsteinischen Innenministerium das Referat für "Politische Wiedergutmachung" und kümmerte sich um die Belange von Nazi-Opfern. Diese Arbeit und die schweren körperlichen und psychischen Folgen der Haftjahre belasteten ihn jedoch stark. Schließlich zog sich Neurath aus der aktiven politischen Arbeit zurück und zog mit seiner Familie nach Köln.

Willi Neurath starb am 13. April 1961 mit nur 49 Jahren in Köln. Sein Sohn Bruno Neurath-Wilson erinnert sich an seinen Vater als einen zurückhaltenden Menschen, der wenig über die Haftjahre sprach. Stattdessen prägten symbolische Darstellungen in Form von Radierungen, die Szenen von Leid und Solidarität im KZ darstellten, die Kindheit der Familie und gaben stumme Zeugnisse über die Erfahrungen des Vaters.

Franz Osterroth erwähnt Willi Neurath in seiner Geschichte der SPD in Schleswig-Holstein als Überlebenden der CAP-ARCONA-Katastrophe[2] - entsprechend bekannt muss er in der Nachkriegszeit gewesen sein.

Einzelnachweise

  1. Dieser Artikel basiert auf den Recherchen des Arolsen Archives.
  2. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 117