Klaus Buß

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Klaus Buß
Klaus Buß
Klaus Buß
Geboren: 15. März 1942

Klaus Buß, * 15. März 1942 in Schlawe/Pommern (heute Sławno/Polen); Rechtsanwalt und Notar, später Bürgermeister und Landesminister. 1963 trat er in die SPD ein.

Werdegang

Klaus Buß ist Kind einer Beamtenfamilie; sein Vater war Stadtrentmeister (=Stadtkämmerer) von Schlawe.[1] Mit drei Jahren musste er mit der Familie aus Pommern fliehen; sie kamen über Umwege nach Eckernförde, wo der Vater Leiter des Rechnungsprüfungsamtes beim Kreis Eckernförde wurde.[2]

"1952 kam er auf die Jungmannschule, machte Abitur. Das "Vater-Sohn-Verhältnis" war angespannt. Der 18-Jährige arbeitete bei Behn in der Schnapsherstellung, verschwand "bei Nacht und Nebel" Richtung Schweden. Sein Ziel: die Volksuniversität Lund und eine junge Schwedin. Buß blieb fünf Wochen, kehrte zurück und fuhr Brötchen in Reinbek aus. Später wurde der abenteuerlustige, junge Mann Hilfsbademeister im Hallenbad St. Pauli und erfüllte sich mit seinem nächsten Job einen Jugendtraum: uniformierter Liegewagenbetreuer im Expresszug nach La Spezia in Italien. "Eine tolle Zeit, das erste Mal raus!", schwärmt Buß. Als er wegen eines Führungszeugnisses zurück nach Eckernförde musste, "war die Flucht beendet". Das hatte aber auch sein Gutes: Vater und Sohn sprachen sich aus, "sehr lange und sehr bewegend". Seitdem stimmte es zwischen den beiden. Sohn Klaus erfüllte nun sogar den väterlichen Wunsch und wollte Studienrat werden."[2]

Das Lehramtsstudium - Fächer Deutsch und Geografie - gab er jedoch schnell wieder auf, ging statt dessen kurzfristig zum Kreis Eckernförde und rückte am 1. April 1962 als Zeitfreiwilliger für zwei Jahre zur Bundeswehr ein. Sein Stubenkamerad Kay Nehm, später Generalbundesanwalt, weckte sein Interesse für die Juristerei. Bei der Bundeswehr brachte er es später noch bis zum Oberstleutnant der Reserve; auch war er zeitweise Mitglied in der "Parlamentarischen Versammlung der NATO".

Ab 1964 absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau und Kiel. Von 1972 bis 1987 war er als Rechtsanwalt, ab 1974 auch als Notar in Eckernförde tätig. Nach dem Rückzug aus der Landespolitik übt er seit 2006 seinen Anwaltsberuf in einer Kieler Kanzlei aus, vorwiegend für Erb- und Immobiliarrecht.

Verheiratet ist er mit der Künstlerin Margit Buß[3]; das Ehepaar hat ein Kind.

Daneben füllte er Ehrenämter und Nebentätigkeiten aus. So war er von 2006 bis März 2010 Vorsitzender des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein[4], von 2008 bis 2012 Aufsichtsratsmitglied der Flug- und Industriesicherheit Service- und Beratungs GmbH, Kelsterbach, sowie zeitweise Vorsitzender des Ehrenrats des Segelclubs Eckernförde, dem er als begeisterter Motorbootfahrer angehört. Er ist Mitglied im Kuratorium "pro universitate" der Christian-Abrechts-Universität zu Kiel[5] und engagiert sich ehrenamtlich für die von ihm mitgegründete Elisabeth-Eifert-Stiftung.[2]

Zehn Jahre lang, von 1988 bis 1998, hatte er den Vorsitz im Aufsichtsrat des Gemeinnützigen (heute: Genossenschaftlichen) Wohnungsunternehmens (GWU) Eckernförde; am 6. November 2014[6] wurde er als Nachfolger von Jürgen Anbuhl nebenamtlicher Vorstandsvorsitzender. Am 12. März 2018 wurde der Vorstand nach einem Beschluss von 2016 neu strukturiert, Klaus Buß zog sich aus dem Unternehmen zurück.[7]

Politik

Von 1970 bis 1984 gehörte Klaus Buß, zunächst als jüngster Ratsherr, der Ratsversammlung von Eckernförde an, wo er von Kurt Schulz und Jürgen Anbuhl gefördert wurde. Ab 1978 war er Fraktionsvorsitzender (mit kurzer Unterbrechung) und ehrenamtlicher Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft und Verkehr (bis 1987). Am 25. Mai 1987 wählte ihn die Ratsversammlung mit einer hauchdünnen Mehrheit (14 von 27 Stimmen) als Nachfolger von Kurt Schulz zum hauptamtlichen Bürgermeister.[2] Vom 1. November 1987 bis zum Wechsel in die Landespolitik 1998 führte er die Geschäfte der Stadt.

"Unter seiner Regie hatte Eckernförde als steuerschwache Stadt mehr Rücklagen als Schulden, der ökologisch wertvolle Norden wurde geschont, die Stadt entwickelte sich durch Eingemeindungen gen Süden, er öffnete das Rathaus für die Menschen und förderte die Kunst."[2]

Man bescheinigte ihm:

"Eckernförde erwarb sich unter seiner Führung den Ruf einer ökologisch vorbildlichen Kommune."[1]

Von 1974 bis 1998 vertrat er die Stadt im Verwaltungsrat der Stadt- und Kreissparkasse Eckernförde.

Landtag & Landesregierung

Am 5. Mai 1998 wurde Klaus Buß von Ministerpräsidentin Heide Simonis als Nachfolger von Hans Wiesen zum Minister für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Tourismus ernannt. Auf seiner ersten "Norla" stellte jemand eine Frage zum Deichbau.

Da "antwortete Buß schlagfertig, dass er den Deichbau allenfalls aus Storms Schimmelreiter kenne – er hatte alle verblüfft, die Bauern akzeptierten seine entwaffnende Offenheit".[2]

Nach der Landtagswahl übernahm er am 28. März 2000 das Innenministerium. Diese Zeit nennt er "die fünf arbeitsreichsten Jahre seines Lebens".[2] Am 9. Oktober 2001 rückte er außerdem für die verstorbene Gudrun Kockmann-Schadendorf in den Landtag nach. 2003 war er Vertreter des Bundesrates in Brüssel und nahm dort auch an den internen Sitzungen der europäischen Justiz- und Innenminister teil.

Nach der konstituierenden Landtagssitzung vom 17. März 2005, in der die Wiederwahl von Heide Simonis an einer Nein-Stimme aus der Regierungskoalition scheiterte, blieb er als Innenminister in der geschäftsführenden Landesregierung, die bis zur Bildung einer Großen Koalition unter Ministerpräsident Carstensen [CDU) am 27. April 2005 amtierte. In der folgenden Großen Koalition hatte er kein Amt.

"Die Polizei bereitete ihm einen unvergesslichen Abschied: Die Bigband spielte für ihn den Marinemarsch „Anchors Away“. Buß kämpft noch heute mit den Tränen, wenn er darüber spricht. Und es kam noch besser: Klaus Buß bekam für seine letzte Dienstfahrt von Kiel nach Eckernförde als erster und bisher einziger Innenminister eine komplette Motorradeskorte. Ein Beweis für die Hochachtung der Landespolizei für ihren obersten Dienstherrn."[2]

Sonderermittler

Im Sommer 2017 wurde Klaus Buß vom amtierenden Innenminister Grote (CDU) als Sonderermittler in der sogenannten "Rocker-Affäre" eingesetzt. Er sollte Vorwürfe gegen die Landespolizei wegen Aktenmanipulation, Aussagenunterdrückung und Mobbing in einer Ermittlung im Rockermilieu von 2010 untersuchen. Buß, sagte Grote,

"sei ein erfahrener Jurist und langjähriger Kenner der Behörden- und Verwaltungsstrukturen im Norden [...]. Seine Aufgabe sei es, über die rechtliche Bewertung hinaus auch weitere Handlungsempfehlungen zu geben."[8]

Im Oktober erhielt er dafür weitreichende Vollmachten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft begrüßte seine Berufung, sah die Vollmachten zum Teil jedoch als nicht rechtskonform an. Der Sonderermittler könne einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss - wie die SPD ihn forderte - nicht ersetzen.[9] Das Gutachten bescheinigte der Landespolizeiführung gravierende Versäumnisse - eine Einschätzung, die Klaus Buß auch vor dem mittlerweile eingesetzten Untersuchungsausschuss aufrecht erhielt.[10]

Ehrungen

1998 erhielt Klaus Buß den Ehrenring der Stadt Eckernförde.

2005 wurde er für seine Verdienste um eine innenstadtfreundliche Ansiedlungspolitik zum Kustos des mittelständischen Unternehmertums ernannt.

2006 wurde er Ehrenmitglied des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein und erhielt die Graf-Landsberg-Medaille für besondere Verdienste.[11]

Der Segelclub Eckernförde (SCE) ernannte ihn am 8. März 2013 zu seinem Kommodore.[12]

Eine Würdigung zu seinem 75. Geburtstag beschreibt ihn als "schlagfertig, blitzgescheit, durchsetzungsfähig" und als "kantigen Realpolitiker".[2]

2023 wurde er mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet.<ref>

Literatur & Links

Videos

Lass mal schnacken (2017)

Lass mal schnacken (2016)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Munzinger Archiv online, abgerufen 22.10.2017
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Kühl, Gernot: "Ich bin ein hochzufriedener Mensch", Eckernförder Zeitung, 15.3.2017
  3. Kühl, Gernot: Engholm eröffnet Buß-Ausstellung, Eckernförder Zeitung, 1.12.2014
  4. Pferdesportverband wählt neuen Vorsitzenden, 18.3.2010, abgerufen 22.10.2017
  5. Siehe Wiegert Werner & Partner, abgerufen 22.10.2017
  6. Kühl, Gernot: Wechsel an der GWU-Spitze: Klaus Buß für Jürgen Anbuhl, Eckernförder Zeitung, 8.11.2014
  7. Kühl, Gernot: GWU-Doppelspitze und neuer Name, Eckernförder Zeitung, 18.6.2016
  8. dpa: Ex-Innenminister Klaus Buß soll Vorwürfe gegen Landespolizei aufklären, shz.de, 24.7.2017
  9. Modrow, Bastian: Sonderermittler bekommt Sonderrechte, Kieler Nachrichten, 21.10.2017
  10. Buß bekräftigt: Polizeiführung versagte, Kieler Nachrichten, 29.3.2021
  11. Pferdesportverband wählt neuen Vorsitzenden, 18.3.2010, abgerufen 22.10.2017
  12. Hallstein, Udo: Kommodore-Titel für Klaus Buß, Eckernförder Zeitung, 11.3.2013