Provinzialparteitag 1905, Elmshorn
Provinzialparteitag Elmshorn 1905 |
15. Oktober - 16. Oktober 1905 |
Elmshorn |
Siehe auch: Beschlussdatenbank |
Der Provinzialparteitag 1905 hat in Elmshorn stattgefunden. Auf dem Parteitag wurde der Beschluss gefasst, dass Hamburg und Schleswig-Holstein sich organisatorisch trennen und eigene Bezirksorganiationen gründen. Ein Organisationsstatut wurde beschlossen. Zum ersten Mal wurde ein Etat für das kommende Jahr vorgelegt und behandelt.[1]
Im Vorfeld des Parteitag berichtet der "Vorwärts":
"Die Agitationskommission für die Provinz Schleswig-Holstein veröffentlicht ihren Bericht für den Zeitraum vom 1. Juli 1904 bis 31. Juni 1905, der dem zum 15. und 16. Oktober in Elmshorn tagenden Provinzialparteitag als Grundlage für seine geschäftlichen Beratungen dienen soll. Den Beschluß des vorjährigen Provinzialparteitags auf Anstellung eines besoldeten Agitationsleiters für die Provinz, das Fürstentum Lübeck und das Herzogtum Lauenburg ist durch Anstellung des Genossen E. Saalfeld aus Hamburg Rechnung getragen worden, der sei Amt als Vorsitzender der Agitationskommission Anfang Januar diesen Jahres antrat. Um den Arbeiten der Kommission eine sichere finanzielle Grundlage zu geben, wird ein Etat über die voraussichtlichen Ausgaben und die notwendigen Einnahmen aufgestellt, den der Provinzialparteitagg zu prüfen hat. In den beiden letzten Quartalen des vergangenen Geschäftsjahres erhob die Kommission von den ihr unterstellten Wahlkreisen 20 Proz. der eingegangenen Mitgliederbeiträge; den Prozentsatz für das kommende Geschäftsjahr wir der Provinzialparteitag nach dem Etat festsetzen. Eine von der Kommission veranstaltete Agitation für die 'Schleswig-Holsteinische Volkszeitung' hatte nur teilweise Erfolg, die Auflage des Provinzialorgans ist jetzt 16000. Die Zahl der Abonnenten der 'Gleichheit' ist von 228 auf 1415 in die Höhe geschnellt. Für Agitation auf dem Landgebiet wurde eine Flugschrift in Zeitungsformat, der 'Rote Landbote', herausgegeben und bis jetzt in drei Nummern in dänischer und und deutscher Sprache verbreitet. Von der ersten Nummer wurden 155000 Exemplare in deutscher Sprache und 12000 Exemplate als dänischer 'Röde Postbud' verteilt. Die zweite Nummer wurde in kleinerer Auflage durch die Post verschickt, mit der dritten Nummer wurd zurzeit wieder eine allgemeine Verbreitung vorgenommen. Außerdem wurde in der Mehrzahl der Kreise die Broschüre 'Grundsätze und Forderungen' verbreitet. Das wirkungsvollste Agitationsmaterial ist der 'Norddeutsche Volkskalender', der in deutscher Sprache in 150000 Exemplaren, als dänischer 'Sozialdemokratiets nordslesvigske Folke-Almanak' in 10000 Exemplaren seinen Weg bis in die entlegensten Dörfer und Gehöfte der Provinz fand. Ferner wurden noch 305000 Flugblätter, 20000 Maizeitungen und sonstiges Schriftenmaterial verbreitet. Der Maifeiergedanke hat in der Provinz weitere Fortschritte gemacht. Von 55 Orten, in denen der Weltfeiertag der Arbeit festlich begangen wurde, demonstrierten 42 durch Arbeitsruhe. Sogar in so keinen Orten wie Sonderburg auf der Insel Alsen und Hadersleben wurden 200 bezw. 800 Feiernde gezählt."[2]
Der "Vorwärts" berichtete am 12. Dezember 1905:
"Loslösung der Hamburg Parteiorganisation von der Organisation der Provinz Schleswig-Holstein. Bislang bildeten Hamburg und Schleswig-Holstein ein Organisations- und Agitationsgebiet, erst in loser, dann in fester Form. Von Jahre 1891 bis 1904 unterstützte Hamburg die provinzielle Agitation in jeder Weise. Auf dem vorjährigen Parteitage in Neumünster wurde unter hervorragender Mitwirkung der Hamburger Delegierten eine Parteiorganisation geschaffen und die Anstellung eines Parteisekretärs beschlossen, für welchen Posten der Genosse Saalfeld-Hamburg gewonnen wurde. Kurz vor dem diesjährigen Provinzialparteitag in Elmshorn faßte eine kombinierte Parteiversammlung in Hamburg den Beschluß, aus dem Gebiet auszuscheiden. Begründet wurde dieser Antrag damit, daß Hamburg mit seinen besonderen Landes- und Kommunalgesetzen nicht in das Agitationsgebilde hineinpasse, daß auf Grund des allgemeinen Organisationsstatuts neben dem Parteivorstand in Berlin keine Nebenregierung Existenzberechtigung habe und daß sämtliche Gelder an die Hauptkasse abzuführen seien, von wo die schlechter gestellten Landesteile in finanzieller Hinsicht unterstützt werden müßten. Auf Grund dieses Beschlusses hat die Hamburger Parteiversammlung eine Urabstimmung über das Organisationsverhältnis zur Provinz stattgefunden und es wurde mit 1610 zu 640 Stimmen beschlossen, aus der Provinzorganisation auszutreten."[3]
Quellen
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 35
- ↑ Vorwärts: Nummer 237, Jahrgang: 22, 10.10.1905
- ↑ Vorwärts: Nummer 290, Jahrgang 22, 12.12.1905