Ingeborg Sommer

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Ingeborg Sommer
Ingeborg Sommer
Ingeborg Sommer
Geboren: 14. November 1923
Gestorben: 18. September 2001

Ingeborg Sommer, * 14. November 1923 in Stentsch/Niederschlesien (heute Szczaniec/Polen), † 18. September 2001 in Bad Saarow; Journalistin, Gewerkschaftssekretärin. Seit 1946 Mitglied der SPD.

Werdegang

Nach dem Abitur 1942 leistete Ingeborg Sommer zunächst das Pflichtjahr im NS-Reichsarbeitsdienst ab. 1943 begann sie ein Medizinstudium in Berlin, wurde aber schon 1944 als Sanitätshelferin der Luftwaffe zum Kriegsdienst verpflichtet.

Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel ordnet sie aufgrund ihres Alters unter den fünf möglichen Kategorien als "ns-sozialisiert" ein.[1]

Nach der NS-Herrschaft machte sie eine Ausbildung als Journalistin und Redakteurin, war ab 1950 Redakteurin bei der Lübecker Freien Presse. 1953 wechselte sie als Abteilungsleiterin Frauen zum DGB-Landesbezirk Nordmark, wo sie 1960 die Leitung der Abteilung Bildungswesen übernahm.

Obwohl sie hauptamtlich Frauenarbeit machte, lehnte sie Frauenpolitik und erst recht die Quote ab. Sie vertrat die Ansicht, Frauen müssten lediglich zu eigenverantwortlichem Handeln ermutigt werden, um alles zu erreichen, was Männer erreichten.[2] Diese Einstellung entsprach ihrer Erfahrung.

Sie füllte zahlreiche Ehrenämter aus. Unter anderem war sie - wie sie dem Landtag mitteilte - Geschäftsführer [sic!] der Landesarbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" in Schleswig-Holstein und gehörte zeitweise dem Vorstand des Bundesarbeitskreises "Arbeit und Leben" an.

1952 übernahm sie - bis 1967 - den Vorsitz der Deutschen Journalisten-Union in der IG Druck und Papier in Lübeck. Von 1955 bis 1966 war sie Deputierte der Arbeits- und Sozialbehörde in Hamburg, im selben Zeitraum Arbeitsrichterin und Landesarbeitsrichterin in Hamburg.

Auch veröffentlichte sie mehrere Aufsätze über die Situation der berufstätigen Frau.

Im Januar 1973 wurde sie DGB-Vorsitzende in Lübeck.[3]

Ingeborg Sommer war unverheiratet; als Konfession gab sie "evangelisch" an. Zur Zeit ihres Landtagsmandats wohnte sie in der Humboldtstraße 5 in Lübeck. Sie starb 2001 während einer Reise zu ihrem Geburtsort, der heute in Polen liegt.

Partei & Politik

Ingeborg Sommer war seit 1946 Mitglied der SPD. Von 1967 bis 1971 gehörte sie dem Landesvorstand an, von 1972 bis 1987 dem Lübecker Kreisvorstand.

Kommunalpolitik

In der Kommunalwahl 1974 wurde sie in die Lübecker Bürgerschaft gewählt, im selben Jahr zur stellvertretenden Stadtpräsidentin. 1986 wurde sie Stadtpräsidentin, 1990 schied sie aus der Bürgerschaft aus.

Dem Stadtpräsidenten stand es zu, die Stadt bei der Jahresversammlung des Amtes der Stecknitzfahrer zu repräsentieren. Da Frauen jedoch auch in den 1980er Jahren bei den Stecknitzfahrern nicht willkommen waren, wurde sie vom Ältermann der Gilde "schweren Herzens wieder nach Hause geschickt", wie ein Teilnehmer berichtete.[4]

Landtag

1967 und 1971 wurde sie Mitglied des Landtages über die Landesliste. Sie war aktiv im Volksbildungs-, Rechts- und Sozialausschuss, in den Ausschüssen für Heimatvertriebene und für Volksgesundheit bzw. Volkswohlfahrt sowie im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds und im NDR-Rundfunkrat. Sie vertrat den Landtag 1974 in der 6. Bundesversammlung.

Veröffentlichungen

  • Ein Leben für die Gewerkschaft. In: Peters-Hirt, Antje (Hg.): Vom Bewußtsein der weiblichen Würde (Lübeck 1997), S. 137-141
  • sowie weitere Aufsätze über die Situation der berufstätigen Frau

Ehrungen

Am 14. April 1975 wurde Ingeborg Sommer das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, 1987 auch das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. 1990 würdigte der Lübecker Senat sie mit seiner Ehrenplakette. Sie erhielt auch die Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein.

Literatur & Links

  • Danker, Uwe / Lehmann-Himmel, Sebastian: Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellen und strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive (Schleswig-Holsteinischer Landtag 2016) (Drucksache 18/4464)
  • Zachow-Ortmann, Maria: Ingeborg Sommer. In: Jebens-Ibs, Sabine / Zachow-Ortmann, Maria: Schleswig-Holsteinische Politikerinnen der Nachkriegszeit. Lebensläufe (Kiel 1994), S. 46-49
  • Landtagsinformationssystem: Ingeborg Sommer
  • Wikipedia: Ingeborg Sommer

Einzelnachweise

  1. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 173. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend/karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst/ambivalent" und "oppositionell/'gemeinschaftsfremd'". Grundlage ihrer Einordnung ist die Arbeit von Sabine Jebens-Ibs / Maria Zachow-Ortmann.
  2. Zachow-Ortmann, Maria: Ingeborg Sommer. In: Jebens-Ibs / Zachow-Ortmann: Schleswig-Holsteinische Politikerinnen der Nachkriegszeit. Lebensläufe(Kiel 1994), ISBN 3-88312-048-0, S. 46-49
  3. DGB-Kreis unter weiblichem Vorsitz, Kieler Nachrichten, 8.1.1973
  4. Karl H. Nissen: De Soltspieker