Christian Haß
Christian Haß |
Christian Haß, * 24. September 1873 in Kiel, † 18. Oktober 1949 in Kiel; Tischler, Verwaltungsdirektor. Mitglied der SPD seit 1897.
Leben & Beruf
Christian Haß machte zunächst eine Tischlerlehre. Wie damals üblich, ging er mehrere Jahre auf Wanderschaft, "die ihn weit herumführten"[1], kehrte aber 1897 nach Kiel zurück. Vermutlich arbeitete er zunächst wieder als Tischler, wurde aber gleichzeitig politisch aktiv.
1907 wurde er, als Nachfolger von Hermann Adam, zum Vorsitzenden des Kieler Gewerkschaftskartells bestimmt.[2]
Vielleicht gehörte er auch zu denjenigen, die aufgrund ihrer politischen Einstellung ihre Arbeit verloren, denn von 1919 bis 1921 wurde er bei der VZ als Buchhalter beschäftigt.
Am 1. April 1922 übernahm er die Geschäftsführung der Ortskrankenkasse Kiel, deren ehrenamtlicher Vorsitzender er vorher "lange Jahre" gewesen war[3], und wurde 1929 zum Verwaltungsdirektor befördert. Auf seine Initiative erfolgte die Schaffung der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen, die entscheidend zur Gestaltung des schleswig-holsteinischen Krankenkassenwesens beitrug.[4]
"Die Einführung der Genesendenfürsorge durch den Aufbau des Genesungsheimes Kiebitzhörn war sein Werk. [...] Seinen Angestellten und Mitarbeitern war er ein gütiger Freund, dessen kluger Rat gern in Anspruch genommen wurde."[5]
Im Nachruf wird ihm auch bescheinigt:
"Ein vielseitiges Wissen zeichnete ihn aus, und mit feiner Herzensbildung konnte er als ruhiger und besonnener Mann oft Gegensätze ausgleichen. [...] Gleich beliebt bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern hatte er bei allen hohe Achtung erworben."[6]
1933 wurde er von den Nationalsozialisten seines Postens enthoben. Über sein Leben unter der NS-Herrschaft ist bisher nichts bekannt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass man ihm - wie auch anderen, etwa Wilhelm Poller oder Ferdinand Tönnies - wegen seiner politischen Überzeugung jegliche rechtmäßig erworbenen Bezüge aus seiner Berufstätigkeit verweigerte.
Wo und wie er sein Wissen und seine Fähigkeiten erwarb, ist bisher nicht ermittelt, auch sehr wenig über seine persönlichen Verhältnisse. Er war offenbar verheiratet gewesen, vermutlich verwitwet, und hatte zumindest einen Sohn, Erwin, der beim Tod des "innigstgeliebten" Vaters in Hannover lebte.[7]
Christian Haß starb "nach schwerer Krankheit" mit 76 Jahren und wurde auf eigenen Wunsch in aller Stille eingeäschert.[8] Wo er beigesetzt wurde, ist bisher nicht ermittelt.
Partei & Politik
1897 trat Christian Haß, wohl nach seiner Rückkehr nach Kiel, in die SPD ein und wurde im Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel aktiv. 1908 wurde er in die Stadtverordnetenversammlung gewählt und war von 1926 bis 1933 Kiels letzter Stadtverordnetenvorsteher. In seiner Politik setzte er sich besonders für die sozial Schwachen ein; "der Armenfürsorge und dem Gesundheitswesen widmete er seine ganze Kraft"[9].
Ehrungen
Im März 1953 wurde ein vom Kieler Maler Heinrich Basedow 1952 postum ausgeführtes Ölgemälde von Christian Haß in die Galerie verdienter Stadtpolitiker im Wandelgang des Rathauses aufgenommen.[10]
Literatur & Links
- Geckeler, Christa: Biografie Stadtverordnetenvorsteher Christian Haß, abgerufen 29.12.2021
Einzelnachweise
- ↑ Christian Haß †, VZ, 20.10.1949
- ↑ Hamburger Echo 09.02.1907, S. 6
- ↑ Traueranzeige der Ortskrankenkasse Kiel, VZ, 19.10.1949
- ↑ Christian Haß †, VZ, 20.10.1949
- ↑ Traueranzeige der Ortskrankenkasse Kiel, VZ, 19.10.1949
- ↑ Christian Haß †, VZ, 20.10.1949
- ↑ Traueranzeige des Sohnes, VZ, 19.10.1949
- ↑ Traueranzeige des Sohnes, VZ, 19.10.1949
- ↑ Christian Haß †, VZ, 20.10.1949
- ↑ Mitteilungen des Presseamtes der Stadt Kiel, 10.3.1953, Akte StAK Sig. 39297