Reichstagswahl 1912: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Reichstagswahl 1912''' fand am [[12. Januar]] [[1912]] statt. Sie war die dreizehnte Reichstagswahl im Deutschen Reich, die letzte Wahl des Reichstags vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte im Deutschen Kaiserreich überhaupt.
Die '''Reichstagswahl 1912''' fand am [[12. Januar]] [[1912]] statt. Zum ersten Mal wurde die SPD stärkste Kraft.
 
Die Wahl war die dreizehnte Reichstagswahl im Deutschen Reich, die letzte Wahl des Reichstags vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte im Deutschen Kaiserreich überhaupt.


In den Wahlkreisen wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt.
In den Wahlkreisen wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt.
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== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==
Die SPD forderte auf dem Parteitag in Magdeburg ([[18. September|18.]] bis [[24. September]] [[1910]]) im Hinblick auf die kommende Reichstagswahl von ihren Mitgliedern vollen Einsatz:
Die SPD forderte auf dem Parteitag in Magdeburg ([[18. September|18.]] bis [[24. September]] [[1910]]) im Hinblick auf die kommende Reichstagswahl von ihren Mitgliedern vollen Einsatz:
<blockquote>"[...] Von den Parteigenossen wird erwartet, daß sie den Wahlrechtskampf in Preußen und den anderen Bundesstaaten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln bis zur Erringung der vollen Gleichberechtigung weiterführen. [[Rosa Luxemburg]] reicht daraufhin einen mit 62 Stimmen versehenen Antrag ein, daß der Wahlrechtskampf in Preußen nur durch 'eine große, geschlossene Massenaktion des arbeitenden Volkes zum Siege geführt werden kann'. Daher solle die Erörterung und Propagierung des Massenstreiks in die Wege geleitet werden. Die anwesenden 34 Gewerkschaftsmitglieder, an ihrer Spitze [[Carl Severing|C. Severing]], sehen darin einen Versuch, die Rechte der Gewerkschaften an der Vorbereitung derartig großer Massenaktionen zu beseitigen. Die Differenz wird beigelegt, als die Antragsteller den Absatz ihres Antrages über den Massenstreik zurückziehen. Der Parteitag nimmt daraufhin die Parteivorstands-Resolution mit dem ersten Absatz des Antrages von [[Rosa Luxemburg]] an."<ref name=":0">Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: ''[http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/chronik/band1/e235e767.html Chronik der deutschen Sozialdemokratie.]'' Band 1: ''Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.'' 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001</ref></blockquote>
<blockquote>"[...] Von den Parteigenossen wird erwartet, daß sie den [[Wahlrecht bis 1918|Wahlrechtskampf in Preußen]] und den anderen Bundesstaaten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln bis zur Erringung der vollen Gleichberechtigung weiterführen. [[Rosa Luxemburg]] reicht daraufhin einen mit 62 Stimmen versehenen Antrag ein, daß der Wahlrechtskampf in Preußen nur durch 'eine große, geschlossene Massenaktion des arbeitenden Volkes zum Siege geführt werden kann'. Daher solle die Erörterung und Propagierung des Massenstreiks in die Wege geleitet werden. Die anwesenden 34 Gewerkschaftsmitglieder, an ihrer Spitze [[Carl Severing|C. Severing]], sehen darin einen Versuch, die Rechte der Gewerkschaften an der Vorbereitung derartig großer Massenaktionen zu beseitigen. Die Differenz wird beigelegt, als die Antragsteller den Absatz ihres Antrages über den Massenstreik zurückziehen. Der Parteitag nimmt daraufhin die Parteivorstands-Resolution mit dem ersten Absatz des Antrages von [[Rosa Luxemburg]] an."<ref name=":0">Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: ''[http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/chronik/band1/e235e767.html Chronik der deutschen Sozialdemokratie.]'' Band 1: ''Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.'' 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001</ref></blockquote>


== Ergebnis ==
== Ergebnis ==
Die SPD wurde mit 34,8% der Stimmen stärkste Fraktion; sie erreicht 110 Mandate. In Schleswig-Holstein setzten sich nur zwei Sozialdemokraten durch: Im Wahlkreis 7 (Kiel, Rendsburg) [[Carl Legien]] mit 52,8 %, im Wahlkreis 8 (Altona, Stormarn) [[Karl Frohme]].
Die SPD wurde mit 34,8 % der Stimmen stärkste Fraktion; sie erreichte 110 Mandate. In Schleswig-Holstein setzten sich nur zwei Sozialdemokraten durch: Im Wahlkreis 7 (Kiel, Rendsburg) [[Carl Legien]] mit 52,8 %, im Wahlkreis 8 (Altona, Stormarn) [[Karl Frohme]].  
 
Im Wahlkreis 6 (Pinneberg, Segeberg) lag [[Adolph von Elm]] am Wahltag mit 22.636 Stimmen weit vorn, verfehlte aber die absolute Mehrheit und ging in die Stichwahl gegen den Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei, der mit 13.752 an zweiter Stelle lag. Wieder versammelte sich das bürgerliche Lager hinter dem Nicht-Sozialdemokraten, der am [[20. Januar]] mit 25.072 Stimmen siegte. [[Adolph von Elm]] erhielt mit 23.396 nur wenig mehr Stimmen als im 1. Wahlgang. Immerhin scheint der siegreiche Kandidat manchen auch noch zu liberal gewesen zu sein, denn ein Stimmzettel trug den gereimten Vermerk:
<blockquote>"Die beiden roten Helden, die sind sehr nah verwandt, sie pfeifen alle beide auf Fürst und Vaterland."<ref>Berichte im ''Segeberger Kreis- und Tageblatt'' zu den Wahltagen, zit. in: Gemeinde Schmalensee: ''[http://www.gemeinde-schmalensee.de/seite/249073/1912-1913.html Jahreschronik 1912]''</ref></blockquote>


=== Einzelergebnisse ===
In [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] gewann [[Theodor Schwartz]].  
*In [[Ortsverein Büdelsdorf|Büdelsdorf]] verschlechterte sich der Stimmenanteil der SPD von 84,7 % auf 63,4 %, wohl infolge eines gescheiterten Streiks beim größten Arbeitgeber im Vorjahr.


==Links==
==Links==

Aktuelle Version vom 17. Juni 2024, 22:03 Uhr

Karte der Reichstagswahlen 1912
Karte der Reichstagswahlen 1912

Die Reichstagswahl 1912 fand am 12. Januar 1912 statt. Zum ersten Mal wurde die SPD stärkste Kraft.

Die Wahl war die dreizehnte Reichstagswahl im Deutschen Reich, die letzte Wahl des Reichstags vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte im Deutschen Kaiserreich überhaupt.

In den Wahlkreisen wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt.

Vorgeschichte

Die SPD forderte auf dem Parteitag in Magdeburg (18. bis 24. September 1910) im Hinblick auf die kommende Reichstagswahl von ihren Mitgliedern vollen Einsatz:

"[...] Von den Parteigenossen wird erwartet, daß sie den Wahlrechtskampf in Preußen und den anderen Bundesstaaten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln bis zur Erringung der vollen Gleichberechtigung weiterführen. Rosa Luxemburg reicht daraufhin einen mit 62 Stimmen versehenen Antrag ein, daß der Wahlrechtskampf in Preußen nur durch 'eine große, geschlossene Massenaktion des arbeitenden Volkes zum Siege geführt werden kann'. Daher solle die Erörterung und Propagierung des Massenstreiks in die Wege geleitet werden. Die anwesenden 34 Gewerkschaftsmitglieder, an ihrer Spitze C. Severing, sehen darin einen Versuch, die Rechte der Gewerkschaften an der Vorbereitung derartig großer Massenaktionen zu beseitigen. Die Differenz wird beigelegt, als die Antragsteller den Absatz ihres Antrages über den Massenstreik zurückziehen. Der Parteitag nimmt daraufhin die Parteivorstands-Resolution mit dem ersten Absatz des Antrages von Rosa Luxemburg an."[1]

Ergebnis

Die SPD wurde mit 34,8 % der Stimmen stärkste Fraktion; sie erreichte 110 Mandate. In Schleswig-Holstein setzten sich nur zwei Sozialdemokraten durch: Im Wahlkreis 7 (Kiel, Rendsburg) Carl Legien mit 52,8 %, im Wahlkreis 8 (Altona, Stormarn) Karl Frohme.

Im Wahlkreis 6 (Pinneberg, Segeberg) lag Adolph von Elm am Wahltag mit 22.636 Stimmen weit vorn, verfehlte aber die absolute Mehrheit und ging in die Stichwahl gegen den Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei, der mit 13.752 an zweiter Stelle lag. Wieder versammelte sich das bürgerliche Lager hinter dem Nicht-Sozialdemokraten, der am 20. Januar mit 25.072 Stimmen siegte. Adolph von Elm erhielt mit 23.396 nur wenig mehr Stimmen als im 1. Wahlgang. Immerhin scheint der siegreiche Kandidat manchen auch noch zu liberal gewesen zu sein, denn ein Stimmzettel trug den gereimten Vermerk:

"Die beiden roten Helden, die sind sehr nah verwandt, sie pfeifen alle beide auf Fürst und Vaterland."[2]

In Lübeck gewann Theodor Schwartz.

Links

Einzelnachweise

  1. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
  2. Berichte im Segeberger Kreis- und Tageblatt zu den Wahltagen, zit. in: Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1912